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sehnsüchtig auf mich gewartet, Süße.“

      „Ungeduldig, nicht sehnsüchtig“, korrigierte Mara. „Aber gewartet habe ich. Wollt Ihr nicht hereinkommen?“

      „Nur wenn du endlich auf dieses ‚Ihr‘ verzichtest.“

      Mara nickte. „Abgemacht. Komm doch rein.“

      Sina grinste, trat ein und schloss die Tür hinter sich. „Nett hier, wahrscheinlich wie bei Réa, nur seitenverkehrt. Und der Ausblick! Darf ich?“

      Ohne auf eine Antwort zu warten trat Sina auf den Balkon, stützte sich auf die Brüstung und betrachtete die nächtliche Stadt. Mara folgte ihr zögernd, die Luft war kühl und sie fröstelte in ihrem dünnen Unterkleid. „Sie ist so groß.“

      „Das ist sie, groß, laut und voller Menschen. Und ziemlich aufregend.“

      Mara lachte. „Ja, das hat Len auch gesagt.“

      „Wer ist Len?“

      „Ein Soldat, er war mit … im Süden. Er kommt aus Dalgena, hat eine gebrochene Nase, eine Narbe am Hals und kann hervorragend tanzen.“

      „Sagt mir nichts“, erwiderte Sina. „Na ja, ich kenne zwar viele Soldaten, aber natürlich längst nicht alle.“

      „Aber Jula kennst du?“, fragte Mara nach.

      „Ziemlich gut sogar. Ist dir nicht kalt, Süße?“

      „Geht so, ein bisschen“, gab Mara zu.

      Sina schob sie kurzerhand ins Zimmer zurück und zum Bett. „Deck dir die Füße zu, du holst dir ja sonst was. Hast du irgendwo Kerzen?“

      Mit untergeschlagenen Beinen setzte sich Mara. „Leider nicht.“

      „Macht nichts. Was dagegen, wenn ich den ganzen Kram hier ablege? Es gibt bequemeres als ein Kettenhemd.“

      „Nein.“ Interessiert sah sie zu, wie Sina den Schwertgürtel ablegte, sich aus dem Kettenhemd wand und zuletzt die Tunika und die hohen Stiefel auszog. Die Frau war gar nicht so hager, aber sehr groß und knochig. Das helle Haar trug sie kurz geschnitten. Im Grunde war Sina das genaue Gegenteil von Milla und mindestens fünf Jahre älter als diese, oder sie selbst.

      Die Tempelwächterin machte es sich neben ihr bequem. „Hätte nicht gedacht, dass ich so schnell mit dir im Bett lande, Süße.“

      „Du willst mir doch nicht erzählen, dass das alles Absicht war?“

      „Nein, bestimmt nicht. Trotzdem bin ich hier, oder?“, stellte Sina fest.

      „Und?“ Sie war irritiert.

      „Mara, ist es denn wirklich zu viel verlangt, wenn du mir gegenüber etwas weniger reserviert wärst? Was soll ich tun, vor dir auf die Knie fallen und dich um Verzeihung anflehen?“

      „Das ist nicht notwendig, eine einfache Entschuldigung reicht.“

      Abrupt setzte sich Sina auf, und selbst in der Dunkelheit des Zimmers konnte Mara erkennen, wie wütend sie war. „Ich soll mich bei dir entschuldigen? Wofür?“

      „Du hast mich beleidigt, Sina.“ Aber eigentlich wollte sie sich ja bei ihr entschuldigen.

      „Das war ein Scherz! Vielleicht etwas geschmacklos, das gebe ich gern zu, aber …“

      „Du hast mich mit Absicht beleidigt, nur um mich zu provozieren.“

      „Ist mir gelungen, stimmt's?“ Sina grinste sie an, aber ihre Stimme klang verunsichert. Mara wurde nicht schlau aus ihrem Verhalten, was wollte Sina eigentlich erreichen?

      „Mara, es tut mir leid, ich bin zu weit gegangen, ich … Du siehst so harmlos aus, und das ist nicht beleidigend gemeint. Ich habe nicht geglaubt, dass …“

      „Habe ich dir wehgetan?“, fragte Mara hastig.

      „Nicht wirklich, nein. Es war … seltsam und beunruhigend, gleichzeitig unwiderstehlich und zugleich sehr sanft. Aber es tat nicht weh.“

      „Das freut mich.“ Sacht ergriff Mara ihre Hand und blickte Sina tief in die Augen. „Ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt möglich ist … dir zu befehlen, meine ich.“

      „Also war ich so etwas wie ein Versuch? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich davon halten soll, jemand wie du ist mir noch nicht begegnet. Und dabei bist du so unglaublich süß …“ Verwundert schüttelte Sina den Kopf, legte sich auf die Seite und betrachtete sie nachdenklich. „Soll ich dir von Jula erzählen?“

      „Ja, bitte.“

      „Gut. Seit Bro und die Soldaten vor sechs, eigentlich jetzt schon sieben Tagen angekommen sind, erzählt man sich überall in der Stadt Geschichten über diesen Ritt in den Süden und darüber was sich so alles zugetragen hat. Und man hört Geschichten über dich. Wenn auch nur die Hälfte von dem, was erzählt wird, stimmt, war es wohl … eine aufregende Reise.“ Sina räusperte sich. „Vor drei Tagen wollte ich die Dinge einmal von jemandem hören, der selbst dabei gewesen ist. Also zog ich durch ein paar Kneipen, von denen ich wusste, dass sich dort Soldaten aufhalten. Und wirklich: in der dritten Spelunke traf ich einige von Bros Männern beim Bier. Auch Jula war dort, aber längst nicht so redselig wie die anderen. Wie gesagt, wir kennen uns ziemlich gut, und nachdem ich ihm zwei, drei Krüge Bier spendiert hatte, wurde er schließlich doch etwas redseliger und schwärmte mir von dir vor, um es treffend auszudrücken. Scheint ihn ganz schön erwischt zu haben, Süße.“

      „Wie bitte?“ Mara schüttelte den Kopf.

      „Er ist verliebt.“

      „Ach so, ja … ich weiß.“ Sie lächelte verlegen, froh darüber, dass es so dunkel war, denn sie wurde rot.

      „So, das weißt du? Von Jula?“

      „Hm, er deutete so etwas an. Woher kennst du ihn?“

      „Wir stammen aus dem gleichen Dorf, Beita. Ich verließ es, als Jula noch ein kleiner Junge war“, berichtete Sina. „Vor vier, fünf Jahren ist er dann hier in Samala Elis aufgetaucht, ohne Geld, ohne irgendjemanden in der Stadt zu kennen. Wollte Soldat werden, wie alle kleinen Jungen in Mandura, am liebsten in der Garde des Königs. Obwohl er wohl noch andere Gründe hatte herzukommen, aber danach fragst du ihn besser selbst.“

      „Und warum bist du weggegangen?“

      Sina schien über die Frage überrascht. „Ich wollte schon immer Schwertkämpferin werden, und da Frauen keine Soldaten werden können, bin ich schließlich Tempelwächterin geworden. Außerdem hat man es in dem kleinen Dorf nicht gern gesehen, dass ich mich mehr für Frauen als für Männer interessiere. In Städten ist es … einfacher.“

      Ob sich Sina dessen bewusst war, wie verletzlich sie klang, so angreifbar, dass Mara kaum zu atmen wagte und erst recht nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte? Ihr war in letzter Zeit etwas zu oft vorgeworfen worden, sie wäre grausam und hätte kein Mitgefühl.

      Also schwieg sie, genau wie Sina, bis diese irgendwann die Hand hob und sacht über ihre Wange streichelte. „Was für ein bezauberndes Wesen du bist. Weißt du eigentlich, dass ich dich …“

      „Ja, ich weiß.“

      „Das weißt du also auch.“ Sina fuhr mit den Fingerspitzen über Maras Lippen. „Was für ein hinreißender Mund, du würdest … nein, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Es ist unglaublich, du bringst mich vollkommen durcheinander, Süße, ich … Jetzt sag endlich was, bevor ich mich noch gänzlich lächerlich mache!“

      „Gut“, erwiderte sie und überlegte kurz. „Wenn ich jemandem einen Brief schreiben möchte, was muss ich tun, damit der Brief auch bei der richtigen Person ankommt?“

      „Wohin soll der Brief denn gehen, nach Süden, in deine Heimat?“, fragte Sina nach. „Das wäre allerdings ein Problem.“

      Verhalten lachte Mara und schüttelte den Kopf. „Wem sollte ich dort schon schreiben? Nein, nach Kirjat.“

      „Nichts

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