Скачать книгу

Küche. Wir sind Köchinnen, keine Priesterinnen, um das gleich klarzustellen, und ich leite die Küche. Setzt Euch, Kleine, während ich Euch Eure Milch heiß mache.“

      „Meine … Ich habe doch gar keine Milch verlangt“, wunderte sich Mara.

      Malin verließ grinsend zusammen mit Tane die Küche, während Bes Mara zur Sitzbank am Fenster schob. „Nein, verlangt nicht. Aber Ihr seht wirklich aus, als könntet Ihr eine heiße Milch mit Honig vertragen.“

      „Danke. Aber ich möchte Euch keine Umstände bereiten, ich kann das auch selbst … nicht?“ Mara zögerte.

      Bes lachte schallend. „Hast du das gehört, Pola? Die Kleine will mir keine Umstände machen. Kindchen, es ist meine Aufgabe, für das leibliche Wohl anderer Menschen zu sorgen.“

      „Ich wollte nur behilflich sein“, erwiderte Mara entschuldigend. „Ihr versorgt zusammen mit Tane und Pola die Frauen im Tempelbezirk. Ist das nicht furchtbar viel Arbeit?“

      „Alles eine Frage der Organisation“, stellte Bes nüchtern fest. „Außerdem helfen uns ja die Priesterschülerinnen bei den einfacheren Arbeiten. Manchmal ist gerade das die Arbeit.“

      „Dann sehen wir uns bestimmt bald wieder. Hoffentlich bin ich dann nicht die Arbeit“, versicherte Mara.

      „Das hoffe ich auch. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass Ihr in der Küche helfen werdet. Schließlich seid Ihr nicht irgendein Mädchen, das Priesterin werden will.“

      „Schon möglich“, stimmte Mara der Köchin zu. „Aber falls ich einmal nichts anderes zu tun habe, darf ich dann zu Euch kommen?“

      „Natürlich dürft Ihr das, Kindchen, jederzeit, ich würde mich sehr über Euren Besuch freuen. Vielleicht erzählt Ihr mir dann ja, was man im Süden kocht?“

      „Nichts lieber als das. Ich bin wirklich gerne in Küchen.“

      „Ach ja? Warum?“, fragte Bes amüsiert nach.

      „Es ist fast immer warm dort, und meistens duftet es ganz köstlich.“

      Wieder lachte Bes. „Das ist wohl wahr. Und wenn Ihr jetzt in den Speisesaal geht, werdet Ihr eine ganz köstliche Hühnersuppe und gutes, frisches Brot essen können. Hinterher gibt es Gewürzkuchen. Vergesst Eure Milch nicht, Kindchen.“

      „Nein. Vielen Dank auch, und auf bald.“

      Noch immer hungrig, aber gut gelaunt verließ Mara die Küche durch die Tür, die direkt in den Speisesaal führte. Sie gesellte sich zu Malin an den Tisch, an dem auch schon Milla und Nadka saßen.

      Milla lächelte sie freundlich an, sie war ihr wohl wirklich nicht böse. „Ausgeschlafen? Du warst unglaublich müde, was?“

      Verlegen zuckte Mara die Schultern. Musste wohl so sein.

      „Konntest du denn trotz des Gewitters schlafen?“, wollte Milla wissen.

      „Welches Gewitter?“

      „Vorhin, es hat ganz schrecklich geblitzt und gedonnert, es …“ Milla schien verblüfft. „Du hast nichts gehört?“ Ungläubig sah sie Mara an.

      Nadka fing an zu lachen und wollte gar nicht mehr aufhören. „Das nenne ich einen gesunden Schlaf.“

      Milla fiel in ihr Lachen ein, und sogar Malin grinste. Dann senkte sich Schweigen über den Tisch. Jede löffelte genüsslich die köstliche Suppe.

      Gerade als Mara zu Ende gegessen hatte und mit Milla den Speisesaal verlassen wollte – für einen kurzen Rundgang sei immer noch genügend Zeit, wie Milla erklärte, und den Regen würde man schon ertragen –, betraten Réa und Sina den Saal. Réa nickte Mara freundlich zu, Sina jedoch blickte betont an ihr vorbei.

      Seufzend bat Mara Milla, einen Moment zu warten, und eilte hinter Sina her, griff zaghaft nach ihrem Ellenbogen. „Sina, ich …“

      „Was?“, blaffte die hochgewachsene Frau.

      „Ich würde gern mit Euch reden.“

      „So, du möchtest mit mir reden. Das passt mir leider überhaupt nicht, ich habe bis Mitternacht Dienst am Nordeingang. Und wie ich hörte, hast Du einen tiefen …“, begann die Tempelwächterin.

      „Ich werde wach sein“, versprach Mara hastig. „Ihr wisst, wo meine Zimmer sind?“

      Sina nickte knapp. „Ich werde es mir überlegen.“

      Mara eilte zurück zu Milla. Diese führte sie zu den wichtigsten Stätten im Tempelbezirk: die Unterrichtsräume der Heilerinnen, den großen Kräutergarten, die Unterkünfte der Priesterinnen und die Gebäude der Tempelwache mitsamt den Übungsräumen für die Ausbildung der Wächterinnen. Am besten gefiel Mara allerdings das Badehaus, ein rundes Gebäude mit gepflastertem Boden, großen Wasserbecken, hölzernen Badewannen, Ruhebänken und Liegen; es duftete würzig nach Holz. Meist gingen alle, die Unterricht im Schwertkampf hatten, anschließend gemeinsam ins Badehaus, wo es dann sehr lustig und oft auch sehr spät wurde, wie Milla berichtete.

      Nach dem Rundgang führte Milla sie in einen Trakt nahe der Küche und bepackte Mara mit Kleidung und Wäsche. „In deinem Zimmer war nicht sehr viel für Dich vorbereitet, oder?“

      „Bis auf ein Nachthemd und die Bettwäsche eigentlich nichts“, bestätigte Mara.

      „Das dachte ich mir. Mal sehen, hier sind Handtücher, eine warme Decke, ein Nachthemd zum Wechseln, zwei Röcke, ein Unterkleid, ein Hemd, eine Bluse“, zählte Milla auf. „Noch etwas gefällig?“

      „Eine Bürste oder ein Kamm?“, schlug Mara vor.

      „Klar, das brauchst du ganz sicher.“ Milla lachte sie frech an. „Unbedingt. Schuhe sind allerdings ein Problem, dazu müssen wir in die Stadt.“

      „Ich habe Stiefel“, wandte Mara ein.

      „Du kannst nicht immer in Stiefeln herumlaufen. Wenn sonst noch etwas fehlt, sagst du es mir einfach. Die Sachen für das Kraft- und Beweglichkeitstraining bekommst du von Sina. Du nimmst doch daran teil?“, fragte Milla nach.

      „Ich denke doch. Macht das nicht jede hier?“

      „Nein, bestimmt nicht jede. Die meisten Priesterinnen haben keine Lust, sich neben ihren täglichen Pflichten abends auch noch anzustrengen. Wenn sie Unterricht im Schwertkampf haben, ist die Teilnahme allerdings verpflichtend.“

      „Verstehe. Und du?“, wollte Mara wissen. Sie waren in ihre Räume zurückgekehrt, verstauten die Wäsche und Kleidung in den Truhen.

      „Ich mache beides, Sina besteht darauf.“

      Mara runzelte verwundert die Stirn. „Sie besteht darauf?“

      Milla errötete und schaute verlegen zu Boden. „Ja, sie … sie sagt, es wäre gut für mich.“

      „Wirklich? Versteh mich bitte nicht falsch, aber ich finde, das ist ein seltsamer Grund, etwas zu tun. Nur weil jemand darauf besteht.“

      „Sie meint, ich wäre zu … ängstlich, und damit sie hat wohl Recht.“

      „Dann passen wir gut zusammen, ich bin nämlich furchtbar leichtsinnig, das sagt jeder“, bemerkte Mara leichthin. „Und nun schau nicht so zerknirscht. Ist etwas?“

      „Nein, nur … Ich mag dich, du bist … Jedenfalls mag ich dich, sehr sogar. Aber ich habe auch Sina gern und …“

      „Und wir streiten“, setzte Mara Millas Satz fort.

      „Eben. Darf ich mich zu dir aufs Bett setzen?“

      Mara hatte nichts dagegen, im Gegenteil. Bereitwillig rutschte sie ein Stück zu Seite. „Gern, mach es dir bequem.“

      „Danke. Jetzt fällt mir auch ein, was wir vergessen haben“, sagte Milla: „Kerzen. Na ja, das muss Zeit bis morgen haben. Im Dunklen lässt sich sowieso besser über gewisse Dinge reden.“ Sie beugte

Скачать книгу