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die Zimmer der königlichen Berater, die Räume der Königin und ihrer Hofdamen, die große Halle sowie der Festsaal“, erläuterte Reik. „Hier im ersten Stock liegen die privaten Räume des Königs und der Königin, Gästezimmer für wichtige Besucher, der Thronsaal und, ganz wichtig, die Beratungszimmer des Thronrates. Ach ja, und das Archiv und die Ahnengalerie.“

      „Wo genau liegt sie denn?“, fragte Gènaija nach.

      „Im Ostflügel, ich zeige sie dir später einmal.“

      „Na gut. Dann bin ich wohl kein sehr wichtiger Besuch?“

      Reik grinste schelmisch. „Du bist sogar ein ganz besonderer Gast, deshalb …“ Er deutete auf eine weitere Treppe.

      „Noch höher?“

      „Ja, oben hast du den schönsten Blick über die Stadt. Tessas Zimmer liegen nach Südosten hinaus, sie liebt die Morgensonne, meine nach Südwesten, im Eckturm. Vor einigen Jahren noch hatte auch Leif seine Zimmer hier, jetzt ist er mit Ondra und Mia in der ersten Etage untergebracht. Habe ich etwas vergessen?“

      Gènaija musste nicht lange überlegen. „Was befindet sich im Keller?“

      „Die Küchen, Vorratsräume, der Weinkeller, Wäschezimmer und die Waschküche“, zählte Reik auf. „Wirtschaftsräume eben.“

      „Keine Kerker?“, hakte sie nach.

      „Nein, nicht im eigentlichen Palast. Wenn du möchtest, führe ich dich morgen herum.“

      „Hast du denn überhaupt Zeit?“

      Wieder grinste er, öffnete eine Tür und schob sie zielstrebig in das Zimmer. „Ich nehme sie mir. Ist es dir warm genug, sonst lasse ich noch Holz nachlegen?“

      Gènaija nickte und sah sich um. Das große Gästezimmer war sehr großzügig, beinah herrschaftlich ausgestattet. Dicke, weiche Teppiche ersetzten fast ein Bett, während das eigentliche Bett mit den vielen Decken, Unmengen an Kissen und einem Himmel mit Vorhängen sehr behaglich aussah.

      „Und wo soll ich baden?“, erkundigte sie sich.

      „Hinter dem Sichtschutz steht eine Sitzwanne. Wenn du noch etwas brauchst, ruf einfach. Du wirst dich schon zurechtfinden.“

      Allein in seinen Räumen zerrte sich Reik widerwillig die verdreckten Stiefel von den Füßen und warf sie achtlos zu Boden. Was für ein Abend!

      Er hatte nicht damit gerechnet, im Palast so völlig unvermittelt auf Gènaija zu stoßen. Mehr als einen Monat hatte er sie nicht gesehen, nur von ihr gehört. Und Réa erzählte bei ihren gelegentlichen Palastbesuchen natürlich auch von ihr. So hatte er – gerüchteweise – von ihren wiederholten Treffen mit Jula erfahren, und er wusste auch von der Einladung bei seiner Mutter. Gènaija allerdings bei einem vertraulichen, beinah intim anmutenden Gespräch mit seinem Vater zu erleben, war äußerst irritierend.

      Sandars dumme Bemerkung, wer denn wen verführte, kam ihm in den Sinn. Aber das war bloßer Unsinn gewesen. Und dass sie mit so vielen Leuten, eben auch mit dem König, auf vertrautem Fuß stand, bedeutete noch lange nicht … Es hatte gar nichts zu bedeuten! Statt sich in Eifersucht zu verzehren, sollte er sich freuen, dass sie sich so gut eingelebt hatte. Fast hatte er ein schlechtes Gewissen, zumindest ein beklommenes Gefühl, weil sie Zeugin des heftigen Streits mit seinem Vater geworden war.

      Er lachte bitter und stemmte sich aus dem Sessel hoch. Er sollte die dreckigen, feuchten Sachen ausziehen, gleichfalls baden. Das würde ihm gut tun.

      Reik hörte mit pochendem Herzen von nebenan Gènaijas Gesang. Noch kurz zuvor war er mit ihr zusammen gewesen, so vertraut … Es wurde ein recht kurzes Bad, dann stand er bereits wieder vor ihrer Tür, klopfte an.

      Reik musste ein Lächeln unterdrücken, als er Gènaija sah. Mit untergeschlagenen Beinen auf dem dicken Teppich vor dem Kamin hockend, nur in ein großes Tuch gehüllt und völlig vertieft in die Betrachtung ihrer Locken; ganz und gar bei sich. „Du hast hoffentlich nicht vor, dir schon wieder die Haare kurz zu schneiden?“

      Überrascht blickte Gènaija sich zu ihm um. Sie wurde rot und drückte das Handtuch fester an sich, fauchte ihn wie eine wütende kleine Waldkatze an. „Was machst du hier? Ich bin noch nicht angezogen!“

      „Genau deswegen bin ich hier.“

      „Wie?“

      Er schmunzelte. „Du solltest deinen Blick sehen, misstrauisch ist gar kein Ausdruck. Ich habe angeklopft“, betonte er.

      „Aber ich habe nicht mit dir gerechnet. Also, was willst du?“

      „Ich habe dir etwas zum Anziehen gebracht, oder gedachtest du, in deinen feuchten Sachen zu schlafen?“

      „Nein, eigentlich nicht. Danke.“ Würdevoll erhob sie sich, krampfhaft das Tuch festhaltend, schnappte sich die Kleider vom Bett und verschwand hinter dem Wandschirm. „Du bist ja bestens vorbereitet. Hast du häufig besondere Gäste?“

      „Hier? Nein. Und den Morgenmantel habe ich von Tessa ausgeliehen. Das Hemd gehört mir.“

      „Deswegen ist es so groß. Na ja, du sagtest ja, du gehst lieber zu ihnen. Und bleibst selten bis zum Morgen.“ Verschmitzt lächelnd nahm sie ihm gegenüber in dem Sessel Platz, schonte offensichtlich ihr Bein.

      „So ungefähr. Ich dachte, es interessiert dich nicht?“

      „Tut es auch nicht, aber offenbar andere umso mehr. Es wird viel gemunkelt.“

      Das war nichts Neues für ihn. „Genau wie über dich, liebste Gènaija.“

      Sie runzelte die Stirn, zuckte dann aber die Achseln. „Dein Vater deutete so etwas an. Seltsam, ich höre sehr viele Gerüchte über sehr viele Leute, die ich oftmals nicht einmal kenne, aber was über mich geredet wird, wird mir verschwiegen.“

      „Du würdest dich nur aufregen“, wich er aus.

      „Oh, so schlimm? Dann sollte ich vielleicht wissen, was über mich geredet wird?“, meinte sie und klang ein wenig altklug.

      „Das Gerede ist eigentlich recht harmlos, und besonders überraschend ist es schon gar nicht: Dir werden eben unterschiedliche Liebhaber angedichtet. Ohne dass dabei konkrete Namen fallen. Doch, einer: Jula. Außerdem heißt es, du unterhältst … enge Beziehungen zu der einen oder anderen Tempelwächterin.“

      „Und natürlich fallen auch hier keine Namen.“

      Reik grinste. „Das würde niemand wagen. Sina reagiert auf Tratsch ausgesprochen empfindlich.“

      „So ein Unsinn. Ich habe keine Liebhaber, und Sina …“ Bedrückt sah Gènaija ihn an, biss sich auf die Lippen. „Was habe ich ihr getan, dass sie sich mir gegenüber so seltsam verhält? Ich habe die Nacht bei ihr verbracht, eigentlich nur, weil ich mich einsam fühlte. Ich weiß natürlich, was sie von mir will, dass sie mich begehrt ... Aber ursprünglich wollte ich nur nicht allein sein. Doch dann haben wir … Wir redeten und redeten, und dann muss ich wohl irgendwas gesagt haben ...“ Sie lächelte zärtlich. Offensichtlich war die Erinnerung sehr schön.

      „Am nächsten Tag gab Réa mir in Loranas Auftrag die Schlüssel zum Gewölbe, wo ich die Reste des Tempelarchivs vermutete. Und die Sachen waren ja auch da. Wir gingen hinunter, Sina, Réa und ich, und sie hat so … Sina hat mir Vorwürfe gemacht: Dass ich einen Hang zur Grausamkeit hätte, allzu begeistert von Blut und Tod reden würde, und, und … Wer weiß, was sie Réa noch alles gesagt hat, als ich mich umgesehen habe. Im Kerker …“

      Sie schüttelte sich. „Es ist scheußlich da unten. Sina hat gelacht, als ich sie bat, die Tür zum Kerker aufzuschließen, sie sagte, ich könne sie doch dazu zwingen, es ihr befehlen. Als ob mir das Spaß macht! Und … ich nehme an, Réa hat dir erzählt, was noch passiert ist, sie war ja gestern hier. Seitdem verhält sich Sina mir gegenüber so reserviert, kommt nicht einmal in meine Nähe. Wenn die anderen Frauen sich so seltsam verhalten, macht mir das nichts aus, aber Sina?“

      Nachdenklich musterte

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