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5a – Thron Ludovisi, Front

      Sammler Carl Jacobsen auf dieses Werk aufmerksam, für das sich Jacobsen aber nicht interessierte, weil die Skulptur schwierig auszustellen wäre, da sie Licht aus drei Seiten braucht.57 Sogar Reinhard von Kekulé, Direktor der königlichen Museen in Berlin, lehnte ein Angebot der Familie Boncompagni-Ludovisi ab, weil er die Skulptur für archaistisch und nicht wichtig hielt. Aber auch die Besitzer wussten nicht viel mit dem Objekt anzufangen: 1891 diente es dazu, leere Weinflaschen zu lagern.58 Wer möchte nicht in seinem Keller einen Thron aus den Horti Sallustiani beherbergen, um darin seine besten Flaschen aufzubewahren! Was aber war die ursprüngliche Funktion des Throns? Die diesbezügliche Kontroverse

      Abb. 5b – Thron Ludovisi, linke Seite Abb. 5c – Thron Ludovisi, rechte Seite

      dauert noch an. Wegen der Dimensionen seiner Basis könnte das Werk genau über die Opfergrube passen, die sich im Tempel der Aphrodite (der griechischen Venus) in Lokri (Kalabrien) befindet. Die Hypothese, dass diese Brüstung aus einem anderen Venustempel in den der Venus Erycina gebracht wurde ist verlockend.59

      Im Jahr 1901 erwarb der Staat von den Boncompagni-Ludovisis die 104 wichtigsten Stücke der Kollektion, darunter auch den Thron Ludovisi; wie oben bereits angesprochen, befindet sich die Collezione Ludovisi heute im Palazzo Altemps.

      Eine weitere ähnliche Skulptur wurde in derselben Gegend im Bereich Via Sicilia/Via Puglie gefunden, der sogenannte Thron von Boston. Das Stück landete zunächst in England und ist seit 1909 im Museum of Fine Arts in Boston ausgestellt. Anders als beim Thron Ludovisi herrscht, was die Echtheit des Throns von Boston anbelangt, keine allgemeine Übereinstimmung. Vielmehr gibt es Stimmen, die dieses Werk der Fälschungskunst der Gruppe Helbig/Martinetti/Jandolo zuschreiben. Mehr dazu später.

      Auch wenn der Tempel der Venus Erycina verschwunden ist, lebt die Göttin im heutigen Rom noch weiter: Ihr Spiegel schmückt das Wappen der Rione Sallustiano, einer der 22 rioni (regiones) des historischen Stadtkerns von Rom. (Augustus hatte ursprünglich die Stadt in 14 „Regiones“ eingeteilt).60

      In der Gegend um die Via Sicilia/Via Puglie wurden Anfang des 20. Jahrhunderts mehrere Schulen errichtet. Im Bereich, wo sich die Schulen befinden, wurden schon im Jahr 1710 wichtige Werke gefunden: ägyptische Statuen – heute in den Musei Vaticani (61) – und Reste von Gebäuden mit Mosaikfußböden. In der Via Puglie befindet sich noch immer die Grundschule, in deren Hof wir Kinder in den ersten Jahren des Krieges im Kreis marschierten und faschistische Lieder zu Ehren Mussolinis sangen. In der Via Sicilia ist das Gymnasium Torquato Tasso zu finden, wo ich, direkt nach dem Krieg, zum ersten Mal mit der lateinischen und der deutschen Sprache in Kontakt trat. Auf dem Areal der Schule befand sich der Besitz Vacca, auf dem der vermeintliche Tempel der Venus Erycina ans Licht kam.62

      Im Gymnasium war der Schulbetrieb aufgrund des herrschenden Platzmangels in Schichten organisiert: Eine Woche lang hatten wir vormittags, die darauf folgende Woche nachmittags Unterricht. Gelehrt wurden drei Fremdsprachen: Französisch, Deutsch und Englisch. Wir Schüler wurden nach einem mir unerfindlichen Kriterium in die drei Sektionen A, B und C eingeteilt, wobei ich in Sektion B, Deutsch, kam. Nicht wenige Eltern der „Eingedeutschten“ rannten zur Schulleitung und verlangten, dass ihre Kinder in eine andere Sektion, vor allem zum Englischen, wechseln sollten. Man wird verstehen, dass Deutschland nach dem Krieg nicht gerade beliebt war. Meine Eltern haben sich darum nicht gekümmert, und mich selbst interessierte die Angelegenheit auch nicht allzu sehr. Man braucht wohl kaum zu erwähnen, dass die Sektion B (Deutsch) die kleinste war.

      Unsere Deutschlehrerin war eine burschikose 50-Jährige, die dem Bild entsprach, das wir von den deutschen Frauen hatten. Wir hatten im Krieg nur deutsche Soldaten kennengelernt und hatten uns in unseren Köpfen eine entsprechende Vorstellung von ihren Frauen gebildet. Die Dame war vor dem Krieg in Deutschland gewesen und von den Errungenschaften der deutschen Gesellschaft überaus angetan. Besonders oft mussten wir ihre Begeisterung für das Transportsystem irgendeiner deutschen Großstadt (Hamburg? Berlin?) teilen, das neben einem unterirdischen System und einer normalen Straßenbahn, wie sie es auch bei uns gab, zusätzlich eine Bahn umfasste, die über dem Straßenniveau fuhr. Das Interessanteste daran war für uns ihre Beschreibung der häuslichen Szenen, die man aus den Fenstern dieser Bahn erspähen konnte, da die Waggons ganz nah an den Fenstern der deutschen Wohnungen entlangfuhren.

      Wir haben untereinander darüber getuschelt, dass die gute Frau mit Sicherheit eine Verehrerin Hitlers gewesen sein muss. Ob es so war, hat sie nie durchblicken lassen. Es wäre für sie auch nicht ratsam gewesen.

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