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denkt ihr, warum die Banden Eure Höfe heimsuchen?!“

      Die Männer schauten sich wieder an, und Albrecht antwortete, „weil sie ihr Recht an der Gesellschaft verwirkt haben und sich in den Wäldern das übelste Volk gefunden hat.“

      „

      Ich denke vielmehr“, gab Friedrich zurück, „dass diese Menschen nicht genug hatten, um über den Winter zu kommen und ihre Familien nicht mehr ernähren können.“

      Entsetzen rührte sich, „Herr, das sind Mörder, wie könnt Ihr sie schützen?!“

      „

      Nicht schützen, verstehen. Ihr seid von der Sorge um Euer Hab und Gut erfüllt und ringt nach einer Lösung, deren Findung Euch Pein und Arg bereitet.“

      Gespannt erwarteten die Männer eine Lösung durch ihren Herrn, aber das, was Friedrich äußerte, trieb ängstliches Staunen in ihre Gesichter.

      „

      Bringt mir Brief und Siegelzeug…, wenn Ihr sie nicht ergreifen könnt, muss ein anderer Weg gefunden werden.“ Die Männer schauten sich fragend an.

      „

      Ich werde den Anführern anbieten, das Vieh, aber nicht mehr, zu holen, das sie Euch sonst nehmen…“

      „

      Um Gottes Willen, Herr, das könnt Ihr nicht tun!“, entrüstete sich Dietrich, während die anderen in lautes Raunen verfielen. Doch Friedrich hob die Hand und rief mit fester Stimme, „lasst mich ausreden, Ihr Herren von Berchem, Hœrde und Garenfeld. Denn es soll kein einseitiger Handel daraus werden. Als Gegenleistung müssen sie euch bei der Feld- und Vieharbeit ihren Dienst leisten.“

      „

      Wir wollen dieses Volk nicht auf unserem Land haben.“

      „

      Was wollt Ihr stattdessen tun?“

      Wiederum schauten sich die Angesprochenen an, während Friedrichs Gefolgsleute anerkennend die Brauen hoben.

      „

      Beratet Euch eine kurze Zeit und bringt uns währenddessen Speis und Trank.“

      Augenblicklich bedeutete Dietrich einem Knecht Essen zu holen, wie der Herr geheißen.

      An Friedrich gewandt verbeugte er sich und sagte, „gut, Herr, wir wollen es besprechen und werden uns kurz zurückziehen.“

      Das Feuer in der Mitte der großen Halle wurde entzündet. Eine Magd kam mit einem Krug herbei und schenkte Wasser in tönernen Trinkbechern aus. Steven gefiel das Mädchen, gab ihm eines mit der Hand auf den Hintern und wollte etwas sagen. Doch dazu kam er nicht. Zornig fuhr die Magd herum und augenblicklich landete ihre Hand auf Steven Wange. Erstaunt fasste Steven an die rote Stelle in seinem Gesicht, während die anderen in lautes Gelächter ausbrachen. Der Knecht kam mit einem Korb voll Brot herein. Kurzangebunden stellte er den Korb auf die gemauerte Feuerstelle und durchdrang Steven mit einem drohenden Blick.

      „

      Oh, die Stute scheint ihren Hengst gefunden zu haben“, rief Gundalf.

      „

      Es reicht!“, stoppte Cedric die Männer, als er merkte, dass der Knecht, das Haupt ärgerlich gesenkt, den Raum verließ.

      Nach einer kurzen Weile kamen Albert und die anderen zurück.

      „

      Und, wie ist euer Entschluss?“

      „

      Nun, es fällt uns nicht leicht, Herr, doch wir werden uns Euerem Entschluss beugen.“

      „

      Meinem Entschluss beugen?! Ihr sollt euch nicht beugen. Überlegt doch mal. Einen Feind, den ich schwer besiegen kann, dem biete ich zunächst ein Bündnis an. Wenn das nicht standhält, kann ich ihm immer noch ans Leder. Ihr sollt selbst daran glauben, denn wenn Ihr es nicht tut, wird mein Angebot nicht erfolgreich sein und Ihr werdet die erste Gelegenheit nutzen, dem Waldvolk – unabhängig ob Wolfsmensch oder nicht – den Garaus zu machen. Doch dann setzt Ihr Euch ins Unrecht, weil Ihr Unschuldige mordet. Und Eure Absicht eilt euch Meilen voraus.“

      „

      Und woher wissen wir, dass wir dem Gesindel vertrauen können.“

      „

      Wenn Ihr das Dokument übergebt, verlangt danach, Rydenkasten zu sprechen. Wenn ein Mann mit diesem Namen unter ihnen ist, habt Ihr nichts zu fürchten.“

      Die Lehnsleute schauten sich abermals an. Dann ergriff Albert erneut das Wort.

      „

      Gut, Herr Graf, wir werden den Brief überbringen und nicht gegen die Waldläufer handeln, solange sie sich nichts Weiteres zu Schulden kommen lassen.“

      „

      Sie haben den Vater meiner Frau erschlagen. Ich habe Vergeltung geschworen“, rief Richard.

      „

      Den Vater eurer Frau könnt ihr nicht zum Leben erwecken, aber ihr könnt weiteres Leid verhindern. Sagt das eurer Frau und euren Leuten“, sprach Friedrich, „ich werde für Recht sorgen und diejenigen zur Verantwortung ziehen, die es waren. Doch wird nicht Mord mit Mord vergolten! Sagt auch das den Waldmenschen. Und nehmt zum Zeichen des guten Willens ein Stück Vieh mit, wenn ihr meinen Erlass überreicht.“

      „

      Aber, Herr, wer soll den Gang auf sich nehmen?“ fragte Dietrich von Berchem.

      „

      Ich werde gehen!“ Albrecht trat hervor.

      „

      Albrecht, der Jäger. Also gut.“

      Friedrich nahm Platz und fertigte das Schreiben aus. Die Männer unterhielten sich aufgeregt, während Friedrich schrieb. Dann drückte er sein Reitersiegel in den Siegellack und übergab den Brief an Albrecht, „ich wünsche euch viel Erfolg, Albrecht von Hœrde“, und an die anderen gewandt, „wenn es Schwierigkeiten geben sollte, kommt ihr zur Isenburg und ich werde sehen, was weiter zu tun ist. Doch nun danken wir für eure Gastfreundschaft und empfehlen uns bis Pfingsten auf der Isenburg.“

      Friedrich war mit seinem Tagewerk zufrieden, als sie den Berchemer Hang zur Lenne hinabstiegen. Die Luft war frisch und der Schnee taute unter der ersten Frühlingssonne.

      Bei seiner Rückkehr sah auch er Sophie an, dass sie schwanger war. Sie stand auf dem Wehrgang und schaute den Burgmannen bei den Übungen mit der Burgbesatzung zu und sah ihrem Gemahl zu, wie Rinkerod und er sich mit Übungswaffen und einem gepolsterten, ledernen Wanst im Zweikampf übten. Nach den Übungen kam Friedrich herauf zu ihr. „Sophie, geh an den Ofen, wo es warm ist. Hier erkältest du dich“, sprach er voll Sorge.

      „

      Ach, Friedrich, wie kann ich mit dir zusammen sein, wenn ich rein gehe und du draußen bist?!“

      Er nahm sie in den Arm.

      „

      Oh, dann werde ich eben mit dir zusammen rein gehen“

      Er blickte sie an und wusste in dem er es tat, dass er in den nächsten Monaten einen Großteil seiner Freiheiten gegen einen warmen Platz am Kamin eintauschen würde – ein bitter süßer Handel.

      Die Menschen atmeten auf, als der Schnee die Wiesen wieder frei gab. Reisende zogen wieder durch die Grafschaft und brachten Nachrichten. Doch ähnlich wie das letzte Jahr geendet war, lief das Führjahr schleppend an. Die Menschen dachten schon, der Stillstand nach Bouvines würde anhalten. Der Bevölkerung war dieser Zustand nicht unrecht, denn sie konnten ungestörter als sonst der Aussaat und Bestellung der Landwirtschaft nachgehen. Die Lehnsherren hatten keinen Bedarf, die Eintreiber durchs Land zu schicken, weil sie keine Kriege führten. Nur der Handel hatte nachgelassen und weniger Kaufleute kamen durch die Lande auf dem Weg nach Westfalen. Außer, dass weniger Nachrichten in die Provinz

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