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Das Friedrich-Lied - 2. Buch. Henning Isenberg
Читать онлайн.Название Das Friedrich-Lied - 2. Buch
Год выпуска 0
isbn 9783847612025
Автор произведения Henning Isenberg
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Er hat Krieg gegen den rechtmäßig gewählten König Friedrich von Staufen geführt, der anders als er selbst ein untadliges Mitglied unserer Gemeinschaft ist. Um die Wahl Friedrichs von Staufen zu verhindern, hat er sogar Eueren Legaten in deutschen Landen, den Bischof von Münster, gefangen genommen und ihn so schlecht behandelt, dass dieser zu Tode erkrankt ist.“
Montferrat machte eine Pause, um das laute Applaudieren seiner Anhänger Wirkung entfalten zu lassen.
„
Er hat Kirchengüter geschändet, indem er das Frauenkloster Quedlinburg besetzt, die Nonnen vertrieben und dort eine Burg errichtet hat…“, Montferrat schaute immerzu nickend und mit ausgiebig viel Zeit in die Menge, um wiederum von Neuem auf die Welfen einzuprügeln.
„
Er hat den von Euch exkommunizierten Erzbischof Waldemar von Bremen gefördert und diesem die Regalien verliehen, als Ihr, Exzellenz, sie ihm nicht gabt. Er hat sich mehrfach über Euch stellen wollen, was ihm freilich nicht gelingen konnte. Aber er hat in seiner grenzlosen Arroganz den von den Reichsfürsten zum Kaiser erwählten Friedrich als Pfaffenkönig bezeichnet. Das ist unsere große Zahl von Anschuldigungen und wir kennen niemanden, der sie entkräften könnte. Deshalb darf dem Übeltäter nicht die Absolution erteilt werden, geschweige denn, dass er das Reich noch einmal in seinen teuflischen Bann ziehen darf.“
Großer Lärm brandete auf und aus dem Gestühl des Kapitels erhob sich nun Stephan Longchamps, der englische Kardinal, und trat vor.
„
Doch, Euer Gnaden. … Ich kann die Worte des Grafen von Montferrat widerlegen!“
Wie vom Donner gerührt fuhren der Papst und Montferrat herum und blickten missbilligend auf den Kardinal, der sich in ihrem Rücken erhoben hatte.
„
Schuldige und Unschuldige, arm und reich sind gleichermaßen zu hören, ja, der Teufel selbst, sofern er zu Reue imstande ist. So schwer die Vorwürfe gegen sie auch sein mögen. Die Welfen sollen sprechen. Aber Kardinal…, achtet die Heiligkeit des Ortes!“, mahnte ihn Innozenz.
Longchamps entrollte ein Pergament aus einer kaiserlichen Goldbulle und hielt es vor sich hin.
„
Bevor wir die Anschuldigungen besprechen wollen, werde ich die Appellation des Kaisers verlesen. ….“
„
Er ist nicht unser Kaiser“, rief Montferrat; doch Innozenz hob die Hand.
„…
Denn sie enthält sein Versprechen über seinen Gehorsam gegen die Kirche.“
Longchamps begann die Urkunde zu verlesen und ein jeder wartete auf die Passage, in der die Entschuldigung des Kaisers zu hören war. Doch sie blieb aus. Schlimmer noch, machte er weder Abstriche von der weltlichen Gewalt, noch ordnete er sich der päpstlichen Heiligkeit unter.
Als Longchamps geendet hatte, breitete sich in der Basilika erwartungsvolles Schweigen aus.
„
Das,… das entspricht“, brach der Papst das Schweigen süffisant, „aber ganz und gar nicht unseren Erwartungen an einen Reueschwur, Longchamps. Seine eidliche Versicherung zum Frieden reicht uns da nicht, Kardinal.“
Wieder breitete sich ein Schweigen aus, so dass man eine Nadel zu Boden fallen hätte hören können. Doch noch waren die welfischen Gesandten am Zuge.
„
Wir wollen etwas gegen die Vorwürfe Montferrats vorbringen”, rief schnell der Mailänder Hofrichter, Monacho de Villa.
„
Welchen Eid hat Otto von Braunschweig geleistet und könnt Ihr hier und jetzt den Beweis für die Eidbrüchigkeit vorlegen, Montferrat?! Zum Vorwurf der Behausung von Ketzern. Wie wollt Ihr ausschließen, dass Ketzer in eine Stadt kommen und könnt Ihr Beweise vorbringen, die unzweifelhaft die Förderung durch unsere Stadt belegen!?”
Während Monacho sprach, stellte sich Montferrat demonstrativ vor die Menge und zuckte, als sei er arglos, mit den Schultern und Armen.
„
Montferrat, ihr selbst geltet als exkommuniziert – nach eurer eigenen Anschuldigung…. Denn ihr selbst seid mit exkommunizierten Städten im Bunde.”
Und wie zum Beleg trat Caccia Previdus aus Piacenza vor.
Unter zunehmendem Lärm, begannen Monacho und Caccia nun auf die Otto vorgeworfenen Anschuldigungen einzugehen, indem sie sich direkt an den Papst wandten.
„
Heiliger Vater, Kaiser Otto hat in den Jahren zwölfhundertneun und danach die Klärung der Häretikerfrage eigenständig und ohne Weisung der Kirche in Gang gesetzt. Ich frage Euch, Exzellenz, kann er also einer Verbrüderung mit den Ketzern bezichtigt werden?“
„
Zugegeben“, sprach der Papst, „auch wenn mir keine zählbaren Resultate der Ketzerkommissionen berichtet wurden, können wir ihm diesen Punkt nicht guten Gewissens zur Last legen.”
„
Euere Heiligkeit“, sprach nun Caccia wieder, „lasst uns bitte sprechen, denn wir, die wir die Interessen des Kaisers zu vertreten haben, sind diesem Zeitpunkt von seinem obersten Hirten in den Schoß der heiligen römischen Kirche aufgenommene Schäflein.”
Einen Moment verharrte er, um dann, sich der Aufmerksamkeit aller Zuhörer, selbst der im hintersten Winkel der Kirche, gewiss zu sein. Wie auf ein vereinbartes Zeichen nutzte Monacho die stille Aufmerksamkeit.
„
Wenn der Kaiser also, mit dem Bann belegt, hier nicht sprechen darf, weil es ja genau um die Lösung von diesem geht – um wieder vor seine Heiligkeit treten zu dürfen – wer anders, als seine Parteigänger, die seine Interessen verstehen, soll dann für ihn sprechen oder wünscht Ihr, dass ein Gegner oder gar niemand für ihn spricht?!”
Monacho hatte mit einer bewusst übertriebenen Heftigkeit geendet und erwartete nun die Antwort, die ihn allein aufgrund seiner gelungen Schauspielkunst nur bestätigen konnte.
„
Nein, sicherlich, Ihr Herren“, gab sich der Papst überparteilich, „er soll seine Fürsprecher schicken dürfen, schließlich soll ein gerechter Prozess betrieben werden.”
„
Vielen Dank, Eure Eminenz”, ergriff Caccia wieder das Wort, um mit der letzten Anklage, die die Form betraf, fortzufahren, „während seiner Zeit in den italienischen Ländern hat der Kaiser nicht in dem Patrimonium Petri und Sizilien zweifelsfrei zustehende Gebiete eingegriffen.”
Die Miene des Papstes verschärfte sich und er richtete sich in seinem Thron auf.
„
Ist er also eidbrüchig?!” donnerte er nun.
Caccia hatte diese letzte und entscheidende Frage gestellt, ohne sich der Haltung und Stimmung des Papstes zu vergewissern und so schleuderte ihm der Papst, während er sich die ganze Zeit ruhig und besonnen gegeben hatte, nun erregt und sich aus dem Thron den Verteidigern Ottos hinzugebeugend, entgegen, „ja, das ist er, seit er sich nicht an die Speyrer Verträge gehalten hat, das Patrimonium unbehelligt zulassen!”
Doch unbeeindruckt Caccia lenkte ein, „dann, Heiliger Vater, prüft, wie es sich verhält. Wenn wir, das heißt die Städte Mailand, Piacenza und ihre Verbündeten, falsch liegen, dann bitten wir an dieser Stelle und im Namen des Kaisers um Verzeihung und bieten Wiedergutmachung des Schadens am Heiligtum an.”
Das beruhigte den Papst ein wenig.
„
Ihr