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Es war ein großes Spektakel.“

      „

      Wie sah er aus, dein Onkel? Hat er Eindruck gemacht?“

      Verbittert und voller Trotz dachte Sophie: An diesem Tag wird ihn wohl kein anderer an Glanz übertroffen haben. Damit lag sie richtig.

      „

      Und ob“, antwortete Friedrich, „er stellte alles in den Schatten. Er war mit solchem Ornat und Gepränge behängt, dass alle Anwesenden – außer dem König natürlich, denn der versteht es, sich mit noch größerem Aufwand zu präsentieren – sich Engelbert an Ruhm, Ehre und Schaffenskraft unterlegen fühlen mussten. Dem König gefiel es. Und darauf kam es Engelbert an.“

      Über Sophies Antlitz huschte ein trauriger Schatten. Doch sie versuchte, jegliche Regung gegenüber Friedrich und seiner Mutter zu verbergen. Doch zu sehr waren die beiden in das Gespräch vertieft, als dass sie Sophies Trauer hätten bemerken können.

      „

      Du denkst nicht gut von deinem Onkel. Doch mit ihm wird zu rechnen sein, Friedrich.“

      „

      Ja, da hast du recht, Mutter. Der König gab ihm vor allen Edlen und Geistlichen im Reich auf, für Ruhe und Ordnung im Cöllner Sprengel zu sorgen.

      „

      Zuerst wird er die Schulden im Erzbistum abtragen müssen, der Arme.“

      „

      Ordnung und Tilgung werden Hand in Hand gehen und zwar zu Lasten von uns Vögten, Mutter.“

      „

      Aber du wirst dir unsere Vogteien und kirchlichen Lehen von deinem Onkel Engelbert bestätigen lassen.“

      „

      Die Verliehenen werde ich der Kirche übergeben und als Vogt wieder empfangen. Aber die erblichen Lehen brauche ich mir nicht bestätigen zu lassen. Sie gehören uns.“

      „

      Es wäre ein Zeichen, Friedrich. Gerade in dieser Zeit machen es alle Herrschaften so.“

      „

      Doch dann hängt unser Besitz vom Gutdünken Engelberts ab, Mutter.“

      „

      Das höchste Glück, Friedrich, liegt in einem gottgefälligen und kirchentreuen Leben.“

      „

      Nein, Mutter, es tut mir leid. Der Weg zum Glück ist nicht durch die Kirchenmoral begründbar. Glück liegt in jedermanns Ansehen. Sollten mir irgendwelche Dogmen der Kirche den Weg, das Richtige für unser Land und mein Volk zu tun, verstellen, werde ich nach meinem Gewissen urteilen. Denn die Apostelgeschichte lehrt: Gott ist in uns und wir sind Gott.“

      Mathilde starrte ihren Sohn an und rief entsetzt: „Du überhöhst dich, mein Sohn.“

      Sie bekreuzigte sich ob Friedrichs Worten und sprach ein Stoßgebet: „Gebenedeit seiest du, heilige Mutter voller Gnaden. Vergib diesem armen Sünder und lass ihn nicht im Fegefeuer verglühen.“

      Dann hielt sie den Blick zu Boden gesenkt, gefolgt von einem beredten Schweigen, bis sich der Raum mit einer erstickenden Spannung gefüllt hatte.

      Friedrich wurde es zu eng. Er kochte. Wutentbrannt und mit gequältem Gewissen verließ er das mütterliche Gemach. Die Selbstferne wird überwunden, wenn der Mensch durch sein Tun mit seinem Sein eins ist. Ich hänge mein Schicksal nicht an diesen Wolf im Schafspelz.

      Sophie schaute sich verdutzt um. Zögerlich erhob sie sich, mit dem kleinen Theo auf dem Arm, und folgte ihrem Mann.

      Den Nachmittag verbrachte sie allein mit Theo in ihren Gemächern. Als Friedrich nach ihr schaute, sagte sie, es ginge ihr nicht gut. Doch in Wirklichkeit war die alte Trauer wieder aufgebrochen. Der alte Schmerz, die alte Wut, die in der Zeit nach Engelbert in ihr entstanden war.

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