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muss er auf den Kreuzzug gehen. Sonst wird der Papst die Kaiserkrone nicht herausrücken.“

      Heinrich und Friedrich wollten abwarteten, was die nächsten Tage bringen mochten. Nach all dem Glanz der letzten Tage erwarteten sie nichts Gutes. Und richtig. Der König residierte im erzbischöflichen Palast, ließ sich huldigen und verlautbarte sein Recht. Er forderte die höheren und niederen Parteien auf, das im Umlauf befindliche alte Geld zu verbieten, das ungerechte Einziehen von Steuern zu unterlassen und den sicheren Frieden zu bewahren. Der gesamte Adel, der mit Cölln Handel trieb, war betroffen. So auch Limbourgh und Isenberghe.

      „

      Verdammt“, schlug Friedrich mit der Faust auf den Wirtshaustisch.

      „

      Er verbietet unsere Münze in Cölln. Was erlaubt sich der Kerl?!“

      Als Heinrich und Friedrich ihre Unterkunft erreicht hatten, wartete bereits ein Diener aus Monjoi auf Heinrich.

      „

      Herr, ich habe Euch eine traurige Botschaft zu überbringen.“

      Heinrich stand wie angewurzelt da.

      „

      Was ist es?! Sprich, Mann!“

      „

      Der alte Graf von Limbourgh hat uns verlassen.“

      Friedrich sah Heinrich an, dass er mit einer schlimmeren Botschaft gerechnet hatte. Dennoch stimmte ihn der Tod des Großvaters traurig. Friedrich biss sich auf die Lippe. Verflucht, gerade jetzt will ich Sophie eine solche Botschaft nicht überbringen. Friedrich dachte nach. Wie es Sophie wohl jetzt geht? Er wurde unruhig, denn ihn zog es zu ihr. Er beschloss, so schnell wie möglich abzureisen. Auch Heinrich wollte fort. Bereits am nächsten Morgen ritten sie gemeinsam durch die Ehrenpforte. Heinrich nach Limbourgh und Friedrich mit schnellen Pferden über den Helinkiweg in die Heimat.

      Auch der Stauferkönig verließ Cölln und ward dort lange nicht mehr gesehen. Einzig ließ er die bairischen Truppen zurück. Friedrich ritt wie der Teufel. Vorbei an den Besatzern, die links und rechts der Wege lagerten. Ein ungutes Gefühl, etwas könne daheim im Argen liegen, beschlich ihn. Als Friedrich am fünfzehnten August die Isenburg erreichte, war jedoch nichts passiert. Sophie ruhte und nahm Friedrich glücklich in den Arm, als er zu ihr an die Bettstatt trat. Friedrich wartete bis zum Abend, um ihr die Nachricht vom Tod des Großvaters zu überbringen. Voller Trauer und Tränen zog sich Sophie mit Isabel in ihre Kammer zurück.

      In der Nacht klopfte es an Friedrichs Tür. Es war Cedric. „Herr, schnell kommt. Eure Frau.“ Friedrich sprang auf und als er die Tür zu Sophies Gemach erreichte, öffnete ihm Isabel. „Was…“, doch bevor er weitersprechen konnte, legte sie schnell den Finger auf ihren Mund, „Sch, Herr. Kommt herein. Die Wehen. Die Wehen haben begonnen.“

      Sophie schrie und presste die ganze Nacht, während Friedrich im Vorraum des Gemaches ausharren musste. Doch am Morgen hatte Sophie den Kampf gewonnen. Friedrich schreckte aus leichtem Schlaf auf, als er das leise, heisere, aber kräftige Schreien eines kleinen Jungen vernahm. Er stürmte herein, vorbei an Zofen und Ammen. Und dort in der Bettstatt lag Sophie mit dem kleinen Theoderich – glücklich und erschöpft – nunmehr voll Gedanken an das Leben.

      50. Kapitel

      Am November des Jahres zwölfhundertfünfzehn forderte der Papst die Prioren der Cöllner Kirche auf, einen neuen Erzbischof zu wählen. Zugleich forderte er durch seinen Legaten im Deutschen Reich, Leo von San Croce, Erzbischof Adolf von Altena und seinen Buhlen Dietrich von Heimbach zur Resignation gegen eine Leibrente von dreihundert Mark auf.

      Noch im Winter sickerte durch, dass der Papst nicht Dietrich von Heimbach als Elekt für den Erzbischofssitz erkoren hatte, sondern einen anderen: Engelbert von Berghe, Domprobst von Sankt Gereon, Friedrichs Großonkel!

      Ein Aufschrei ging durch den Rheinischen Adel, denn der Hauptpropst war durch allerlei Gewaltanwendungen im Rheinland bekannt, war zwischenzeitlich vom Papst exkommuniziert, dann wieder begnadigt worden und hatte sich durch Raubzüge seiner Leibgarde nach Limbourgh, Cleve und andere Grafschaften die Gegnerschaft von Waleran, Dietrich und anderer Herren zugezogen.

      Nichtsdestotrotz wurde Engelbert von Berghe, wie es der Papst ersonnen hatte, am Tag des heiligen Oswald zum Erzbischof von Cölln gewählt.

      Die Limbourgher und Dietrich von Cleve hatten bereits vor der Wahl Engelberts vor den Toren Cöllns Stellung bezogen. Und sobald Engelbert gewählt war, zog das erzbischöfliche Heer durch das Westtor auf die Felder vor der Stadt. Zwei Wochen lang standen sich die Heere am Rhein gegenüber. Doch es kam zu keiner offenen Feldschlacht. Stattdessen zerstörte Engelbert eine Burg Walerans, durch die er die erzbischöflichen Lande bedroht sah.

      Die Limbourgher zogen sich grollend zurück. Denn noch war die Zeit für die Revanche nicht gekommen.

      Engelbert hingegen wertete den Limbourgher Rückzug als Sieg. Ein Irrtum.

      Er nutzte die vermeintliche Sicherheit, um seinem Kreuzzugsversprechen, das er bei seiner Wahl zum Erzbischof gegeben hatte, nachzukommen. Eine gute Gelegenheit, um sich im andauernden Kreuzzug gegen die Albiginser erneut reinzuwaschen von den Untaten, die er als Propst im Kampf gegen Limbourgh, Brabant, Cleve und Jülich begangen hatte.

      Die schlauen Zünfte der Stadt nutzten die Abwesenheit Engelberts; und wählten ohne Wissen des erzbischöflichen Stadtherrn einen neuen Stadtrat.

      Ebenso erinnerten sich viele Opfer der heiligen Albiginserfeldzüge, während Engelbert ins Midi zog, daran, dass Kaiser Otto ihrem Herrn Rainald von Toulouse versprochen hatte, sie bei sich aufzunehmen. Einige hatten gehört, dass die Welfen in Cölln noch viele Anhänger hatten und reisten direkt dorthin, wo Graf Heinrich von Sayn auf seinem Grund und Boden zu Cölln einer Bruderschaft aus dem Midi die Gründung eines Konvents erlaubt hatte. Ein gelobtes Land in all dem Schrecken, in Mitten der Stadt und unter dem Schatten des Erzbischofs.

      Engelbert blieb nur einen Monat im Languedoc. Er wollte so schnell wie möglich wieder im Cölln sein. Allerdings konnte er nicht umhin, in den ersten Tagen im Mai zwölfhundertsechzehn am Hoftag in Würzbourgh teilzunehmen, um dort dem Reich vorgestellt zu werden. Trotz ihrer Ablehnung Engelberts waren Waleran, Heinrich, Dietrich und auch Friedrich nach Würzbourgh gereist, um das Geschen zu verfolgen.

      Endlich zurück in Cölln, schnaubte Engelbert vor Wut über die jüngsten Entwicklungen. Die frechen Cöllner Zünfte, wie er sie nannte, belegte er mit einer überzogenen Geldbuße von viertausend Mark. Er wollte ein Exempel seiner Macht statuieren. Doch Engelbert saß im Jahr nach seiner Einsetzung alles andere als fest im Sattel. Über diese unvorstellbar hohe Strafe, entbrannte sodann ein heftiger Streit der Zünfte mit den Schöffen der Stadtgerichtsbarkeit. Diese unterstanden dem Stadtherrn und hatten für die Begleichung – oder besser für das Füllen der Erzbischöflichen Kassen – Sorge zu tragen. In Cölln brodelte es wieder einmal.

      ~

      Wenn er auf Reisen ging, ließ Friedrich Sophie ungern auf der Isenburg zurück. Obwohl Mathilde Sophie sehr mochte, litt die junge Gräfin unter der Strenge ihrer Schwiegermutter. Wie ausgehungert nach menschlicher Wärme umklammerte Sophie Friedrich bei seiner Rückkehr vom Hoftag und wich ihm nicht von der Seite, als er sich der staubigen Kleider entledigte und wusch. Friedrich liebte es zu bemerken, wenn sie ihn mit lüsternen Blicken auf seinen nackten Körper begehrte. Er lachte sie an, zog sie zu sich her und küsste sie.

      Als sie in den Schafgemächern angelangt waren, warf sie sich aufs Bett, beobachtete ihn, während er sich anzog und erzählte, was sich in der Zwischenzeit zugetragen hatte und wie es mit dem kleinen Theoderich ging. Als er fertig angezogen war, holten sie Theo aus seiner Wiege und suchten Mathilde in ihren Gemächern auf.

      Mathilde hielt sich eine Weile mit ihrem Enkel auf und Friedrich bemerkte froh, dass die beiden Frauen über den Umgang des Kindes Übereinstimmung hatten. Zumindest hatten die beiden hier ein Thema, über das sie sich nahe sein konnten.

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