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alt«, füg­te sie mit ei­nem tri­um­phie­ren­den Blick auf Ka­rim hin­zu.

      »Drei­tau­send?«, stieß Sa­rah un­ter ei­nem Keu­chen her­vor.

      Ohne dar­auf ein­zu­ge­hen, ant­wor­te­te Al-Kis­met­bahr:

      »Um ge­nau zu sein, 3188 Jah­re.«

      Die­se ge­naue Zeit­an­ga­be lös­te meh­re­re Re­ak­tio­nen auf ein­mal aus. Die Grup­pe der Ar­chäo­lo­gen riss die Au­gen auf und war für einen Mo­ment sprach­los. Za­rif nick­te be­stä­ti­gend mit ei­nem schmerz­li­chen Zug um den Mund, und die Be­am­ten tausch­ten er­staun­te Bli­cke. Doch Sa­rah sorg­te kurz für Auf­re­gung. Sie stöhn­te lei­se auf, und ihre Knie wur­den weich. Mit ver­dreh­ten Au­gen sack­te sie zu­sam­men.

      Geis­tes­ge­gen­wär­tig war Safi, der schräg hin­ter ihr stand, her­bei­ge­sprun­gen und fing sie auf. Dok­tor Wal­lert eil­te in eins der Zel­te und kam mit ei­nem Klapp­stuhl zu­rück. Vor­sich­tig setz­ten die bei­den Sa­rah auf den Stuhl, und die Ar­chäo­lo­gin tät­schel­te ihr zart die Wan­ge.

      »Hal­lo, was ist mit Ih­nen?«

      Sa­rah at­me­te flach, und zit­ternd ho­ben sich ihre Li­der. Safi rann­te los, um eine Fla­sche Was­ser aus dem Auto zu ho­len. Als er zu­rück­kam, hat­te sich Sa­rahs Atem wie­der be­ru­higt, doch ihr ver­wirr­ter Blick hing an Ka­rim. Er er­wi­der­te ihn, und sie konn­te die Be­stä­ti­gung ih­rer Ge­dan­ken dar­in le­sen. Ver­nehm­lich schlu­ckend, griff sie dank­bar nach dem Be­cher in Sa­fis Hand. Als wol­le sie sich dar­an fest­hal­ten, um­klam­mer­te sie ihn mit bei­den Hän­den. Ohne Al-Kis­met­bahr aus den Au­gen zu las­sen, führ­te sie ihn an die Lip­pen und trank in has­ti­gen Zü­gen. Dann riss sie ihre Au­gen von Ka­rim los und hielt Safi den Be­cher ent­ge­gen.

      »Bit­te ... noch mal.«

      Safi füll­te ihn zum zwei­ten Mal und wie­der trank sie ihn, ohne ab­zu­set­zen, aus.

      »Dan­ke, jetzt geht es wie­der«, sag­te sie mit fes­ter Stim­me. »Die gest­ri­ge Rei­se, die Auf­re­gung und die Hit­ze wa­ren ver­mut­lich zu viel für mich. Ent­schul­di­gung ...«

      Dok­tor Wal­lert un­ter­brach sie:

      »Kein Pro­blem. Haupt­sa­che, es geht Ih­nen wie­der bes­ser.«

      An die an­de­ren ge­wandt, setz­te sie hin­zu:

      »Wir soll­ten viel­leicht un­ter die Zelt­bahn ge­hen, wo wir sonst die Fund­stücke rei­ni­gen.«

      Kei­ner hat­te et­was da­ge­gen, und schnell wa­ren aus den Zel­ten ge­nü­gend Sitz­ge­le­gen­hei­ten ge­holt, dar­un­ter in Er­man­ge­lung aus­rei­chen­der Stüh­le, ei­ni­ge Kis­ten und Ei­mer, was nie­man­den stör­te.

      Die Auf­re­gung hat­te sich ge­legt, und Sil­via Wal­lert er­griff das Wort.

      »Wie kom­men Sie auf die­se Jah­res­zahl? Es klang so si­cher, dass es mich selbst ver­blüff­te.«

      »Ich sag­te ih­nen be­reits, dass in dem Grab eine Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge liegt.«

      »Eine? Eine Frau also? Und wie kön­nen Sie sich bei der Jah­res­zahl so si­cher sein?«

      Za­rif über­nahm die Ant­wort.

      »Weil er ein di­rek­ter Nach­fah­re ist. Und weil alle Kennt­nis­se über die­ses Grab von ei­ner Ge­ne­ra­ti­on zur nächs­ten wei­ter­ge­ge­ben wer­den. Bei den Kis­met­bahr und den Me­schwesch.«

      »Über so vie­le Jah­re? Das ist doch un­glaub­lich.«

      »Sie ken­nen sich doch mit der alt­ägyp­ti­schen Ge­schich­te gut aus«, er­griff Ka­rim wie­der das Wort.

      »Ich den­ke schon. Warum?«

      »Dann wis­sen Sie auch, dass Ram­ses III mehr­fach ge­gen die ly­bi­schen Stäm­me an­tre­ten muss­te. Bei die­sem Kampf im elf­ten Re­gie­rungs­jahr des Pha­ra­os, spiel­te das Volk der Me­schwesch eine be­deu­ten­de Rol­le. Za­rif Al-Me­schwesch stammt aus die­sem Volk und ist ein di­rek­ter Nach­fah­re von Pha­rao Sche­schonq I.«

      Alle, selbst Safi, starr­ten Za­rif un­gläu­big an.

      »Ti­tel. Phha. Ich bin nicht stolz auf mei­ne Ab­stam­mung«, stieß Za­rif zwi­schen den Zäh­nen her­vor.

      Ka­rim woll­te dar­auf ein­ge­hen, doch ein Blick in die Au­gen sei­nes Freun­des ließ ihn ver­stum­men.

      Dok­tor Wal­lert fass­te sich als Ers­te wie­der.

      »Wol­len Sie be­haup­ten, dass es Ih­nen mög­lich ist, Ihre Her­kunft von die­sem Kö­nig lücken­los nach­zu­wei­sen?«

      Za­rif lach­te lei­se auf.

      »Nicht so, wie Sie das jetzt mei­nen. Mit Ge­burts­ur­kun­de oder Ähn­li­chem. Je­der erst­ge­bo­re­ne Sohn in mei­ner Ah­nen­li­nie wur­de, wenn sein Va­ter«, Za­rif such­te kurz den Blick­kon­takt zu Safi, »ihn für reif ge­nug hielt, in die Fa­mi­li­en­ge­schich­te ein­ge­führt.«

      Kei­nem war die An­spie­lung ent­gan­gen, und Safi starr­te be­schämt auf sei­ne Hän­de. Ohne den an­de­ren Zeit zu ge­ben, dar­auf ein­zu­ge­hen, fuhr Za­rif fort:

      »Ein Teil der In­for­ma­tio­nen, die wei­ter­ge­ge­ben wer­den, be­trifft die Ah­nen­fol­ge. Ein an­de­re hängt mit die­sem Grab zu­sam­men.«

      Alle folg­ten sei­nem Blick und be­trach­te­ten den ge­öff­ne­ten Schacht. Za­rif Al-Me­schwesch sprach nicht wei­ter. Sei­ne Au­gen ruh­ten auf der Gra­bungs­stel­le, und sein Ge­sicht war schmerz­lich ver­zo­gen.

      In Sil­via Wal­lert sieg­te der nüch­ter­ne For­scher­geist. Mit ei­nem spöt­ti­schen Un­ter­ton wand­te sie sich an Ka­rim.

      »Und Sie? Sie kön­nen ihre Ah­nen­li­nie auch lücken­los her­be­ten?«

      »Nicht so wie er. Sei­ne Stamm­vä­ter ha­ben das Nil­del­ta und die west­li­che Wüs­te nie­mals ver­las­sen. Mei­ne schon. Der Name Al-Kis­met­bahr wur­de erst im sieb­zehn­ten Jahr­hun­dert von den Me­schwesch ge­prägt. Mei­ne Vor­fah­ren hie­ßen an­ders, und es ist noch nicht so lan­ge her, dass sie nach Ägyp­ten zu­rück­ge­kehrt sind.«

      Den ägyp­ti­schen Ar­chäo­lo­gen Ka­mal ver­ließ die Ge­duld.

      »Und mit die­ser haar­sträu­ben­den Ge­schich­te wol­len Sie An­sprü­che auf das Grab an­mel­den?« Er lach­te ge­zwun­gen auf und wand­te sich an die Re­gie­rungs­ver­tre­ter. »Ich hof­fe nicht, dass Sie in Er­wä­gung zie­hen, auf­grund sol­cher Aus­sa­gen un­se­re Gra­bung wei­ter zu ver­zö­gern.«

      Die Be­am­ten sa­hen ein we­nig rat­los von ei­nem zum an­de­ren, als Ka­rim die In­itia­ti­ve er­griff.

      »Hö­ren Sie«, er strich sich kurz mit der lin­ken Hand über Stirn und Au­gen, »der Ent­decker­ruhm oder ir­gend­wel­che an­de­re Din­ge, die da­mit zu­sam­men­hän­gen, in­ter­es­sie­ren mich über­haupt nicht. Ein­zig die To­ten­ru­he der Frau und ein Bün­del aus ei­ner spä­te­ren Pe­ri­ode, das im Grab liegt, sind mir wich­tig.«

      Ka­mal setz­te zu ei­ner Ent­geg­nung an, doch Al-Kis­met­bahr stopp­te ihn mit ei­ner Hand­be­we­gung und fuhr fort.

      »Za­rif und ich kön­nen Sie ohne großen Auf­wand ins Grab brin­gen und al­les be­wei­sen, was bis jetzt ge­sagt

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