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Traum oder wahres Leben. Joachim R. Steudel
Читать онлайн.Название Traum oder wahres Leben
Год выпуска 0
isbn 9783738079319
Автор произведения Joachim R. Steudel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Dreitausend?«, stieß Sarah unter einem Keuchen hervor.
Ohne darauf einzugehen, antwortete Al-Kismetbahr:
»Um genau zu sein, 3188 Jahre.«
Diese genaue Zeitangabe löste mehrere Reaktionen auf einmal aus. Die Gruppe der Archäologen riss die Augen auf und war für einen Moment sprachlos. Zarif nickte bestätigend mit einem schmerzlichen Zug um den Mund, und die Beamten tauschten erstaunte Blicke. Doch Sarah sorgte kurz für Aufregung. Sie stöhnte leise auf, und ihre Knie wurden weich. Mit verdrehten Augen sackte sie zusammen.
Geistesgegenwärtig war Safi, der schräg hinter ihr stand, herbeigesprungen und fing sie auf. Doktor Wallert eilte in eins der Zelte und kam mit einem Klappstuhl zurück. Vorsichtig setzten die beiden Sarah auf den Stuhl, und die Archäologin tätschelte ihr zart die Wange.
»Hallo, was ist mit Ihnen?«
Sarah atmete flach, und zitternd hoben sich ihre Lider. Safi rannte los, um eine Flasche Wasser aus dem Auto zu holen. Als er zurückkam, hatte sich Sarahs Atem wieder beruhigt, doch ihr verwirrter Blick hing an Karim. Er erwiderte ihn, und sie konnte die Bestätigung ihrer Gedanken darin lesen. Vernehmlich schluckend, griff sie dankbar nach dem Becher in Safis Hand. Als wolle sie sich daran festhalten, umklammerte sie ihn mit beiden Händen. Ohne Al-Kismetbahr aus den Augen zu lassen, führte sie ihn an die Lippen und trank in hastigen Zügen. Dann riss sie ihre Augen von Karim los und hielt Safi den Becher entgegen.
»Bitte ... noch mal.«
Safi füllte ihn zum zweiten Mal und wieder trank sie ihn, ohne abzusetzen, aus.
»Danke, jetzt geht es wieder«, sagte sie mit fester Stimme. »Die gestrige Reise, die Aufregung und die Hitze waren vermutlich zu viel für mich. Entschuldigung ...«
Doktor Wallert unterbrach sie:
»Kein Problem. Hauptsache, es geht Ihnen wieder besser.«
An die anderen gewandt, setzte sie hinzu:
»Wir sollten vielleicht unter die Zeltbahn gehen, wo wir sonst die Fundstücke reinigen.«
Keiner hatte etwas dagegen, und schnell waren aus den Zelten genügend Sitzgelegenheiten geholt, darunter in Ermangelung ausreichender Stühle, einige Kisten und Eimer, was niemanden störte.
Die Aufregung hatte sich gelegt, und Silvia Wallert ergriff das Wort.
»Wie kommen Sie auf diese Jahreszahl? Es klang so sicher, dass es mich selbst verblüffte.«
»Ich sagte ihnen bereits, dass in dem Grab eine Familienangehörige liegt.«
»Eine? Eine Frau also? Und wie können Sie sich bei der Jahreszahl so sicher sein?«
Zarif übernahm die Antwort.
»Weil er ein direkter Nachfahre ist. Und weil alle Kenntnisse über dieses Grab von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Bei den Kismetbahr und den Meschwesch.«
»Über so viele Jahre? Das ist doch unglaublich.«
»Sie kennen sich doch mit der altägyptischen Geschichte gut aus«, ergriff Karim wieder das Wort.
»Ich denke schon. Warum?«
»Dann wissen Sie auch, dass Ramses III mehrfach gegen die lybischen Stämme antreten musste. Bei diesem Kampf im elften Regierungsjahr des Pharaos, spielte das Volk der Meschwesch eine bedeutende Rolle. Zarif Al-Meschwesch stammt aus diesem Volk und ist ein direkter Nachfahre von Pharao Scheschonq I.«
Alle, selbst Safi, starrten Zarif ungläubig an.
»Titel. Phha. Ich bin nicht stolz auf meine Abstammung«, stieß Zarif zwischen den Zähnen hervor.
Karim wollte darauf eingehen, doch ein Blick in die Augen seines Freundes ließ ihn verstummen.
Doktor Wallert fasste sich als Erste wieder.
»Wollen Sie behaupten, dass es Ihnen möglich ist, Ihre Herkunft von diesem König lückenlos nachzuweisen?«
Zarif lachte leise auf.
»Nicht so, wie Sie das jetzt meinen. Mit Geburtsurkunde oder Ähnlichem. Jeder erstgeborene Sohn in meiner Ahnenlinie wurde, wenn sein Vater«, Zarif suchte kurz den Blickkontakt zu Safi, »ihn für reif genug hielt, in die Familiengeschichte eingeführt.«
Keinem war die Anspielung entgangen, und Safi starrte beschämt auf seine Hände. Ohne den anderen Zeit zu geben, darauf einzugehen, fuhr Zarif fort:
»Ein Teil der Informationen, die weitergegeben werden, betrifft die Ahnenfolge. Ein andere hängt mit diesem Grab zusammen.«
Alle folgten seinem Blick und betrachteten den geöffneten Schacht. Zarif Al-Meschwesch sprach nicht weiter. Seine Augen ruhten auf der Grabungsstelle, und sein Gesicht war schmerzlich verzogen.
In Silvia Wallert siegte der nüchterne Forschergeist. Mit einem spöttischen Unterton wandte sie sich an Karim.
»Und Sie? Sie können ihre Ahnenlinie auch lückenlos herbeten?«
»Nicht so wie er. Seine Stammväter haben das Nildelta und die westliche Wüste niemals verlassen. Meine schon. Der Name Al-Kismetbahr wurde erst im siebzehnten Jahrhundert von den Meschwesch geprägt. Meine Vorfahren hießen anders, und es ist noch nicht so lange her, dass sie nach Ägypten zurückgekehrt sind.«
Den ägyptischen Archäologen Kamal verließ die Geduld.
»Und mit dieser haarsträubenden Geschichte wollen Sie Ansprüche auf das Grab anmelden?« Er lachte gezwungen auf und wandte sich an die Regierungsvertreter. »Ich hoffe nicht, dass Sie in Erwägung ziehen, aufgrund solcher Aussagen unsere Grabung weiter zu verzögern.«
Die Beamten sahen ein wenig ratlos von einem zum anderen, als Karim die Initiative ergriff.
»Hören Sie«, er strich sich kurz mit der linken Hand über Stirn und Augen, »der Entdeckerruhm oder irgendwelche andere Dinge, die damit zusammenhängen, interessieren mich überhaupt nicht. Einzig die Totenruhe der Frau und ein Bündel aus einer späteren Periode, das im Grab liegt, sind mir wichtig.«
Kamal setzte zu einer Entgegnung an, doch Al-Kismetbahr stoppte ihn mit einer Handbewegung und fuhr fort.
»Zarif und ich können Sie ohne großen Aufwand ins Grab bringen und alles beweisen, was bis jetzt gesagt