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Verflixt und ausgesperrt!. Mira Bergen
Читать онлайн.Название Verflixt und ausgesperrt!
Год выпуска 0
isbn 9783746730066
Автор произведения Mira Bergen
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Was ist das?« erkundigte sich Erwin misstrauisch.
Constantin kannte derartige Päckchen bereits. Sie enthielten meistens eine Überraschung, die man rauchen konnte.
»Was Neues?«
»Ich sag mal, Verschiedenes. Je nach Laune.«
»Ah.« Constantin schwieg einen Moment lang und dachte nach. Schließlich wandte er sich an Erwin. »Meinst du, wir könnten ihn mitnehmen?«
»Und wenn ihn jemand sieht?« fragte Erwin skeptisch.
Constantin wandte sich an den Zwerg. »Hör mal. Niemand darf dich sehen, klar? Ich habe kein Ahnung, was mit dir passiert, wenn dich jemand erwischt. Und ich weiß nicht, ob ich dir dann helfen kann. Also wirst du die ganze Zeit über im Zimmer bleiben müssen.«
»Oder Koffer«, ergänzte ihn Erwin.
»Wie bitte?«
»Unterwegs. Da haben wir kein Zimmer.«
»Also, was meinst du?« fragte Constantin Erwin.
»Na gut. Was soll’s«, seufzte Erwin.
Er hatte erwartet, mit seinem Freund ganz allein zu verreisen und dabei mit diesem seine zahlreichen neufamiliären Schwierigkeiten besprechen zu können. Nun musste er erkennen, dass sich seine Reisebegleitung nicht nur auf einen Kobold, sondern auch auf einen widerspenstigen Zwerg erstreckte.
Die Probleme lauerten hinter allen Ecken. Doch zumindest würde er seine anderen, häuslichen Probleme für eine Weile hinter sich lassen können.
»Also, du hast es gehört«, wandte sich Constantin wieder an Lauritz. »Du bist vorsichtig. Und den anderen Zwergen geben wir morgen früh Bescheid.«
»Wie denn?«
»Humbert hat mir so ein komisches rosa Muscheldings gegeben und behauptet, das funktioniere wie ein Telefon. Ich schätze, wir werden in Kürze herausfinden, ob das stimmt.«
Constantin ging zum Schlitten und flüsterte einem der Rentiere etwas ins Ohr. Sofort setzten sich die Tiere in Bewegung und verschwanden mitsamt dem Schlitten.
Constantin verfolgte sie mit seinen Blicken, bis sie der Nachthimmel verschluckte.
»Stimmt es, dass sie Namen haben?« fragte Emily.
»Ich glaube schon. Lauritz?«
Lauritz kam herbeigehopst. »Klar. Das ganz vorne links heißt Linksvorn. Und das daneben…«
»Willst du mich veräppeln?«
»Nein, wirklich. So kommt es nicht zu Verwechslungen. Bevor der alte Weihnachtsmann diese Idee hatte, wurden einmal Rechtsvorn und Linksmitte vertauscht. Da war was los. Zum Glück waren die Geschenke festgebunden und der alte Weihnachtsmann dick genug und zwischen den Geschenken eingeklemmt. Seitdem gibt es das Gerücht, dass der Weihnachtsschlitten Saltos fliegt.«
Erwin, der schon vorausgegangen war, rief: »Kommt ihr endlich? Das Auto steht da drüben.«
Constantin nahm seinen Koffer, setzte den Kobold auf seine Schulter und lief los. Emily und Lauritz folgten eilig.
Kurze Zeit später leuchtete Emilys Taschenlampe auf einen alten VW Golf. Constantin vermutete, dass das Licht der Taschenlampe etwas Seltsames mit der Wirklichkeit anstellte, da er glaubte, violette Flecken zu sehen, die von Rost zusammengehalten wurden.
»Ist das dein Auto?« fragte er zweifelnd.
»Äh, nein. Das von Phoebe. Ich habe keins.«
»Echt nicht?«
»Nö. Brauchte nie eins. Zu Hause konnte ich immer das von Mama nehmen«, erwiderte Erwin zerstreut und zog mit aller Kraft an der Tür. Phoebe hatte irgendetwas gesagt, dass man da und dort gegendrücken sollte. Aber Erwin war zu aufgeregt gewesen, um zuzuhören. Und jetzt bekam er diese verdammte Tür nicht auf.
»Irgendwie muss das doch…« In diesem Moment gab die Tür endlich nach und Erwin ging beinahe zu Boden.
»Äh, Moment noch. Muss nur noch das Zeug hier wegräumen«, murmelte er und begann hastig, Dinge vom Beifahrersitz nach hinten zu werfen.
»Lass dir ruhig Zeit«, meinte Constantin und beäugte Phoebes Auto argwöhnisch. »Bist du dir sicher, dass wir damit heil ankommen?«
»Wenn es solange gehalten hat, wie es aussieht, wird es bestimmt nicht ausgerechnet jetzt auseinanderfallen«, sagte Lauritz. Ja! Endlich würde er in einem Auto mitfahren.
Das Innere des Wagens kam einer Müllhalde gleich. Erwin räumte diverse Kleidungsstücke, Tüten, leere Verpackungen, Kekse, Flaschen und Kosmetika um.
»Sollten wir das nicht lieber in den Kofferraum werfen? Dahinten müssen auch noch Emily und Lauritz Platz haben«, gab Constantin zu bedenken.
Erwin kam wieder zum Vorschein. »Hast vermutlich recht. Den Koffer müssen wir sowieso hinten reinpacken.«
Der Kofferraum ließ sich unerwartet leicht öffnen.
Anschließend starrten fünf verblüffte Augenpaare dorthin, wo sich für gewöhnlich Stauraum befinden sollte.
»Meine Güte«, brachte Constantin hervor. Ihm waren schon Gerüchte zu Ohren gekommen, dass selbst ordnungsliebende Frauen dazu neigten, ihre Autos als Kleiderschrank und Tütenendlager zu missbrauchen. Aber das hier übertraf alles, was er bis dahin für möglich gehalten hatte.
»Äh…«, begann Erwin und verstummte wieder.
»Habt ihr eigentlich Kleiderschränke zu Hause?« erkundigte sich Manfred.
»Oder einen Mülleimer?« fügte Lauritz ehrfürchtig hinzu. Er war ein Meister des Chaos. Aber das hier überstieg selbst seine Fähigkeiten.
»Kannst du das nicht irgendwie… zusammenschieben?« fragte Constantin.
»Versuchen kann man’s ja«, erwiderte Erwin hilflos und drückte zaghaft gegen eine Kiste mit Schuhen.
»So wird das nie was«, meinte Constantin. »Ihr holt mal das Zeug von vorne«, wies er die drei kleineren Anwesenden an. Dann schob er mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, gegen die Tüten- und Stoffberge.
»Was hat diese Frau nur alles gesammelt«, keuchte er. Doch das Schieben zeigte Erfolg und es entstand genug Platz für Constantins kleinen Koffer.
»Den Müll von vorne werfen wir dort in die Schuhkiste.« Constantin rieb sich zufrieden die Hände. »Na also. Geht doch.«
Erwin war sich da nicht so sicher. Für den Moment mochte das Problem gelöst sein. Zumindest für die anderen. Aber irgendwann würde Phoebe sehen, was sie getan hatten. Und dann würde er leiden müssen. Schon wieder.
Constantin saß bereits im Auto und musterte mit hochgezogenen Augenbrauen die um ihn herum baumelnden Plüschtiere, Duftbäume und anderen seltsamen Dinge, die vermutlich Glück bringen sollten. Constantin bezweifelte, dass das funktionierte. Allenfalls konnten sie, nachdem sie einem die Sicht beim Fahren versperrten und so diverse Zusammenstöße verursachten, den Aufprall ein wenig mildern. Zumindest galt das für die plüschigen Dinge. Alles andere sorgte einfach nur dafür, dass man den Einsatz erhöhte und sein Glück herausforderte.
Resigniert rutschte er tiefer in seinen Sitz.
»Auf was sitze ich hier eig…« Constantin holte unter seinem Hintern einen kleinen, in Folie verpackten, weißen, länglichen Gegenstand hervor. Ein blauer Faden gab letzte Gewissheit, worum es sich dabei handelte.
Constantin hatte so etwas bisher nur in der Fernsehwerbung oder in Badezimmerschränken gesehen, die er umgehend wieder verschlossen und aus seinem Bewusstsein verdrängt hatte. Auf keinen Fall hatte er das schon mal in der Hand gehalten.
Erwin wurde rot und nahm seinem erstarrten Freund den Gegenstand aus der Hand.