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er jeden Schlag in Gedanken an das Bild, das er im Geist geschaffen und im Modell nach seinen Gedanken gebildet hat. So müssen auch wir es machen, wenn wir unsern Charakter bilden, unsre Umgebung formen und unser Leben gestalten. Wir müssen wissen, was wir wollen und wie wir’s zu machen haben, und dann an die Arbeit gehen, ohne zu ermatten und nachzulassen.

      Was unser Denken von einem gewöhnlichen Werkzeug unterscheidet, ist die Tatsache, dass wir mit ihm arbeiten müssen: wir können es nicht beiseite legen und sagen, wir wollen keinen Schlag mehr tun. Wir müssen denken, und jeder Gedanke ist ein Schlag, der ein Stück von unserm Leben schmiedet. Darum müssen wir uns energisch entschließen, das Denken möglichst nutzbringend für uns zu machen und dann den Entschluss auch mit festem Willen durchführen.

      Aber auch wenn wir diese wichtige Aufgabe mit allem Ernst angreifen, so wird sie für Erwachsene durch lebenslange Gewohnheiten und festgebahnte Gedankenwege stark erschwert. Das richtige Arbeitsfeld in dieser Frage der Gedankenbeherrschung ist die neu heranwachsende Jugend. M. E. Carter sagt: „Wenn Eltern und Erzieher ihre ganze Energie darauf verwenden wollten, der ihnen anvertrauten Jugend diese Gedankenbeherrschung zu lehren, statt dass sie so viel Mühe und Zwang darauf verwenden, ihnen ein von außen kommendes Gebot vorzuhalten, dem sie gehorchen müssen, dann würde die Aufgabe der Erziehung des kommenden Geschlechtes äußerst vereinfacht und eine sehr viel höhere Klasse von menschlichen Wesen würde auf unserer Erde erscheinen.

      Das Kind, das man gelehrt hat, die rechten Gedanken zu denken und die falschen durch die Herrschaft über seinen eigenen Geist zu vertreiben, braucht immer weniger äußere Gebote und wird rein und aufrichtig aufwachsen, weil es nichts zu verbergen und nichts zu unterdrücken hat. Herrschaft über den Geist ist die einzige Form der Herrschaft über sich selbst, und wer diese früh lernt, der entgeht vielem Unglück und vielen harten Erfahrungen, die das Leben andrer verdüstern, weil sie diese größte aller Lebenswahrheiten nicht gelernt haben.“

      So wollen wir um unsrer selbst und um unsrer Kinder willen den großen Segen recht bedenken, der aus dem richtigen Verständnis der Kräfte unsres Lebens und aus ihrer richtigen Beherrschung fließt.

      2. Wie der Geist den Leib beherrscht.

      Es ist wunderbar, welche Macht unser Geist über unsern Leib besitzt. Deshalb soll der Geist immer Herr sein.

       Goethe.

      Ehe man etwas tun kann, um zur Gedankenbeherrschung zu kommen, muss man ihre Macht und Wichtigkeit vollkommen einsehen und nicht bloß die Behauptung, dass es so sei, gläubig hinnehmen. Du musst selbst fühlen und überzeugt sein, dass ein schlechter Gedanke dir schadet, ein guter dir hilft. Du darfst nicht mit dem Feuer spielen oder sorglos denken, es komme nicht darauf an, wenn du einmal eine Zeitlang nicht achtsam bist. Du musst in deinem innersten Bewusstsein wissen, dass der Gedanke allein das Ewige ist, dass er der Herr deines Schicksals ist und dass der Gedanke jedes Augenblicks an der Entscheidung über dein Schicksal mitwirkt. Du musst empfinden, dass die richtige Herrschaft über deine Gedanken alles Gute von selbst zu dir kommen lässt, gerade wie das Üble kommt, wenn du deine gottgegebenen Kräfte missbrauchst. Diese Erkenntnis muss dir erwachsen aus der Beobachtung erwiesener Tatsachen.

      Immer mehr erkennt man heute die wirkliche Macht des Gedankens in der stofflichen und in der sittlichen Welt. Leute, deren Anschauungen im Einzelnen weit auseinander gehen, halten den Gedanken für fast allmächtig in allen menschlichen Angelegenheiten; tatsächliche Vorführungen scheinbar wunderbarer Erfolge überzeugen auch gedankenlose und am Stofflichen klebende Menschen; wissenschaftliche Erklärung der Tatsachen.

      Dem Professor W. G. Anderson an der Yale-Hochschule ist es gelungen, einen Gedanken oder doch den Erfolg einer Gedankentätigkeit tatsächlich zu wägen. Ein Schüler wurde auf eine Waage so gelegt, dass sein Schwerpunkt genau über dem Ausschlag der Waage lag. Wenn er sich daran machte, mathematische Aufgaben im Kopf zu rechnen, so verlegte das seinem Kopf zuströmende Blut den Schwerpunkt seines Körpers zum Kopf und die Waage schlug in diese Richtung aus. Das Rechnen des Einmaleins mit neun ließ den Schwerpunkt weiter zum Kopf rücken, als das mit fünf, und dies nahm zu, je größer die Gedankenanstrengung war. Bei einer Fortsetzung des Versuchs musste der Schüler sich vorstellen, dass er Bewegungsübungen mit einem Bein mache. Wenn er nun im Geist durch die einzelnen Übungen ging, so strömte das Blut so stark zu den Beinen, dass die Waage in diese Richtung ausschlug. Diese Versuche wurden mit immer gleichem Erfolg an einer großen Zahl von Schülern wiederholt.

      Um weiter den beherrschenden Einfluss des Geistes auf die Muskeln zu erforschen, wurde bei elf jungen Männern zunächst die Stärke des rechten und des linken Armes festgestellt. Im Durchschnitt betrug sie für den rechten Arm zweiundsechzig Kilogramm, für den linken dreiundvierzig Kilogramm. Dann mussten die Leute eine Woche lang Übungen mit dem rechten Arm machen und die Stärke der Arme wurde aufs neue festgestellt: beim rechten hatte sie durchschnittlich um dreieindrittel Kilogramm zugenommen, bei dem linken, mit dem keine Übungen gemacht worden waren, um vier! Dies zeigte deutlich, dass die mit diesen Körperübungen verknüpfte Gehirntätigkeit nicht bloß die Muskeln zunehmen ließ, die in Tätigkeit waren, sondern auch andere, die unter der Leistung desselben Hirnteils standen. Das konnte nur geschehen, indem durch die bloße geistige Tätigkeit Blut und Nervenkraft zu den Körperteilen hingeführt wurde. Dr. Anderson beschreibt noch andere Versuche: „Ich kann durch mein ‚Muskelbett‘ beweisen, dass bei allen körperlichen Übungen das Wesentliche die damit verknüpfte geistige Anstrengung ist. Wenn ich mich auf dieses Muskelbett lege und mir vorstelle, dass ich tanze, so senkt es sich unter meinen Beinen, obwohl ich mich tatsächlich nicht bewege und die Muskeln gar nicht in Tätigkeit treten. Dies zeigt, dass ein Blutstrom zu den Muskeln hinfloss, und dass, auch wenn ich wirklich getanzt hätte, die Versorgung der Muskeln mit Blut durch die Tätigkeit des Geistes erfolgt wäre.“

      Sandow hat uns schon lange gelehrt, dass körperliche Übungen ohne die richtigen Gedanken sehr wenig zur Entwicklung der Muskeln leisten, und dass eine sehr leichte Übung, wenn sie nur durchaus vom Geist geleitet und begleitet wird, tatsächlich den ganzen Körper umschaffen kann. Manche Lehrer für körperliche Übungen lassen sich diese Kenntnis teuer bezahlen. Professor Andersons Versuche beweisen die Wahrheit dieser Lehre und sie zeigen weiter, dass solche körperliche Übungen, die mit Wettkämpfen und lebhafter Anteilnahme am Spiel verbunden sind, viel besseren Erfolg haben als bloße einfache Bewegungen, wie man sie in Anstalten ohne innere Teilnahme mitmacht. Er sagt, dass das Gehen für Kopfarbeiter eine Bewegung sei, die nur wenig Nutzen bringt, weil es so selbsttätig geschieht, dass es das Blut von den Hirnmittelpunkten nicht ablenkt, in denen es sich bei der Lösung geistiger Aufgaben zu stark angesammelt hat. Ein Lauf oder ein schneller Gang, der mit einer bestimmten Absicht verbunden ist, die ihrerseits dann den Gedanken an die notwendige Schnelligkeit immer lebendig erhält, lässt das Blut zu den Beinen fließen und diese umbilden. Übungen vor einem Spiegel, wobei man das Schwellen der Muskeln bei den verschiedenen Bewegungen beobachtet, unterstützen nachweislich die Entwicklung dieser Muskeln.

      Schon vor diesen Versuchen hat Professor Elmer Gates in Washington gezeigt, dass, wenn er seine Hand in ein bis zum Rand gefülltes Wassergefäß steckte und mit der Absicht, Blut in sie einströmen zu lassen, seine Gedanken gespannt auf sie richtete, das Wasser überfloss. So konnte sogar die Menge des der Hand zugeströmten Blutes gemessen werden, da sie offenbar der Menge des überfließenden Wassers gleich war. Den meisten wird das nicht beim ersten Versuch gelingen, vielleicht nicht beim hundertsten, aber man kann den Geist zu solcher Herrschaft über den Körper erziehen.

      Vor Jahren hatten die Ärzte Gelegenheit, durch Versuche an dem bekannten Beaumont, bei dem eine Wunde im Magen eine Öffnung hinterlassen hatte, die starke Wirkung niederdrückender oder erhebender Gemütsbewegungen auf die Verdauung und ähnliche Tätigkeiten zu erforschen. Eine Drahtbotschaft, die ein Unglück anzeigte, ließ die Magensaft ausscheidende Zellen zusammenfallen und fieberisch werden und verzögerte die Verdauung um Stunden.

      Versuche, die der russische Forscher Professor Iwan Pawlow an Hunden anstellte, haben überzeugend gezeigt, dass die Absonderung des Magensaftes nicht, wie man bisher angenommen hat, selbsttätig vor sich geht, wenn Speichel erzeugt wird oder Speise in den Magen eintritt. Der Magensaft wird im Gegenteil dann

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