Скачать книгу

macht ihr nichts aus. Die Eltern sind vor einem Jahr aus dem Iran geflohen, weil der Vater für eine Zeitung gearbeitet hat, kritische Kommentare über diese äh … Agatollas, oder wie das heißt, geschrieben hat. Mit der ganzen Familie sind sie geflohen, Hals über Kopf bei Nacht und Nebel. Sie sind eigentlich nicht besonders gläubig, nur die Tochter. Sie wollte ihr Kopftuch nicht ablegen, sie betet dauernd und sagt, Allah habe sie auserwählt.“

      Sie brach ihre Rede ab, Tränen standen in ihren Augen. Ihre Finger fuhren fahrig über das Kleid. Sie trank hastig weiter und das Wasser rann aus ihrem Mundwinkel.

      „Samira war ständig mit meiner Tochter zusammen und sie hat meiner Anne Flausen in den Kopf gesetzt. Auf einmal bestand Anne darauf, auch ein Kopftuch zu tragen und hat uns gesagt, sie wolle zum Islam konvertieren. Sie wolle einen Gebetsteppich und weigert sich in die Kirche zu gehen. Sie hat sich einen Koran gekauft, in dem sie dauernd blättert und uns Sachen vorlesen will. Sie lernt sogar Sachen auswendig. Uns nennt sie Ungläubige, die Allah strafen werde. Stellen Sie sich das vor. Vor zwei Jahren konfirmiert und jetzt zum Islam. Im Ramadan hat sie gefastet und vier Kilo abgenommen, und sie ist doch ehe schon nur Haut und Knochen. Mein Mann hat getobt und ihr den Umgang verboten, aber es hat nichts genutzt. Ständig hingen die Mädchen zusammen und haben getuschelt.

      Und wenn sie nicht zusammen waren, hingen sie am Handy. Sie hat kaum noch für die Schule gelernt, keine anderen Freundinnen getroffen, Jungs spielten überhaupt keine Rolle.“

      Sie seufzte laut auf.

      „Dabei hat sie doch vorher für den Mark von nebenan geschwärmt, obwohl mein Mann das verboten hat. „Ist doch erst 16“, hat er gesagt, „mein kleines Mädchen.“

      Schließlich hat mein Mann ihr das Handy weggenommen. Anne hat geweint, gefleht, getobt, dann hat sie es geschluckt. Ich habe aber den Verdacht, dass sie sich heimlich ein neues besorgt hat.“

      „Ihr Mann ist wohl recht streng zu ihr?“

      „Mein Mann? Er ist seit fünf Monaten arbeitslos. Sie haben ihn entlassen. Seitdem ist er … anders. Er ist nur noch zu Hause und er trinkt zu viel. Ja, er ist streng, aber er meint es nur gut mit Anne. Sie ist …“, sie stockte kurz, „sie war immer seine kleine Prinzessin!“

      Es entstand eine kurze Pause, während Doris Bassler ihre Besucherin nachdenklich betrachtete.

      „Und jetzt?“

      „Jetzt ist sie weg!“

      „Wer ist weg?“

      „Samira! Seit einer Woche kommt sie nicht zur Schule und die Eltern haben keine Ahnung, wo sie ist. Sie waren bei der Schule, bei der Polizei, haben überall gefragt, aber keiner weiß was. Und ich habe Angst, dass Anne auch so was macht. Man kann doch dabei nicht zusehen, oder? Vielleicht kann Ihr Mann mit ihr sprechen. Den hat sie doch damals im Konfirmandenunterricht so toll gefunden. Cool sei er gewesen, hat sie damals gesagt, richtig cool. Aber das war, bevor sie mit dieser … Samira zusammen war!“

      Sie schluchzte laut auf, griff nach ihrem Taschentuch und schnäuzte sich vernehmlich.

      Bevor Doris Bassler antworten konnte, hörte sie, wie ein Schlüssel im Türschloss gedreht wurde.

       Markus, Gott sei Dank!

      Sie fühlte sich mit dieser Situation doch leicht überfordert und war froh, dass ihr Mann kam. Der würde eher wissen, was zu tun war.

       5. Kapitel

       Langley/Virgina CIA-Zentrale

      Ein Spion am rechten Ort ersetzt 20.000 Mann an der Front. (Napoleon)

      Langley/Virginia ist nicht nur ein Vorort von Washington D.C., sondern auch Sitz des wenig bekannten Turner-Fairbank Highway Research Centers, eines Forschungsinstituts der US-Straßenverkehrsbehörde und der noch weniger bekannten Claude Moore Colonial Farm, eines von privater Hand betriebenen Landschaftsparks der US-Nationalparkverwaltung. Außer diesen beiden Institutionen, die der amerikanischen Öffentlichkeit in etwa so bekannt sein dürften wie die Fortpflanzungsgewohnheiten südamerikanischer Faultiere, gibt es in Langley nichts, fast nichts.

      Nichts? Ja gut, da wäre noch der Stamm- und Ausbildungssitz der Central Intelligence Agency, kurz CIA genannt, des berühmten, mitunter auch berüchtigten, wohl aber mächtigsten Auslandsgeheimdienstes der Welt, auch wenn er durch die Maßnahmen einiger Präsidenten der Vergangenheit zum Teil herbe Einbußen in seiner Machtausübung hinnehmen musste. Wenn man aber vor den ausladenden Gebäuden der Agency steht und genau hinsieht, kann man vielleicht immer noch den Schleier sehen, der die Gebäude zu umgeben scheint und den Insider gerne als die Aura der Macht bezeichnen.

      Ihre häufig recht rigorosen Mitarbeiter werden wegen des besonderen Abhängigkeitsverhältnisses vom Präsidenten auch schon einmal die Bluthunde des Präsidenten genannt. Mit einem Etat von rund fünfzehn Milliarden Dollar jährlich, etwa zwanzigtausend Mitarbeitern intern und möglicherweise hunderttausend Mitarbeitern weltweit darf der Dienst dieses Attribut exklusiv für sich in Anspruch nehmen.

      Der Dienst wird von Ausschüssen des Senats und des Repräsentantenhauses kontrolliert, aber es scheint nicht schwierig, pikante Aufträge vor diesen beiden Kontrollgremien zu verbergen, zumal die Agency im Gegensatz zu anderen staatlichen Behörden ihren Haushalt nicht veröffentlichen muss. Auf Weisung des US-Präsidenten, und nur auf dessen Weisung, darf die Agency durch geheime Operationen politischen und militärischen Einfluss in ausländischen Staaten ausüben, was der Öffentlichkeit freilich meist verborgen bleibt.

      Der Sturz des iranischen Premierministers Mossadegh im Jahre 1953 darf dafür ebenso als Beispiel gelten wie der Sturz des Präsidenten Guzman von Guatemala im darauf folgenden Jahr oder die Ermordung Che Guevaras in Bolivien 1967.

      In die Geschichtsbücher eingegangen ist auch die misslungene, desaströse Invasion in der Schweinebucht, die 1961 unter Präsident Kennedy die Revolutionsregierung Castros auf Kuba stürzen sollte und auch diverse misslungene Attentate auf den Revolutionsführer dürften auf ihr Konto gehen. Die CIA hat sich von solchen Rückschlägen in ihrer Aktivität nicht zurückhalten lassen, sondern mischt in aller Welt munter mit, und nur böse Gerüchte sagen, dass es mitunter auch ohne Weisung des Präsidenten geht. Allerdings besagte Erlass Nr. 12033 von Präsident Ford aus dem Jahre 1976, dass der Dienst keine Morde mehr begehen dürfe.

      So what?

      Daraus kann man zum einen schließen, dass dies vorher der Fall war, zum anderen wird von denen, die glauben, dass der Dienst sich daran hält, auch vermutet, dass sie die Erde für eine Scheibe halten.

      Aber in manchen Fällen steht selbst die mächtige Agency vor einem Rätsel, einem Rätsel, das sie allerdings mit allen Mitteln zu lösen versucht.

      DCI Francis D. Lead, der mächtige Direktor of Central Intelligence, der Chef der noch mächtigeren CIA war ein imposanter Mann. Er maß fast 190 Zentimeter, seine mächtigen Schultern zeugten von einer sportlichen Vergangenheit, sein markantes, glattes Gesicht wies am Kinn ein Grübchen auf, das in früheren Zeiten seine Wirkung auf das andere Geschlecht nicht verfehlt hatte. Sein Haar war voll und an den Seiten ergraut, er trug es jetzt etwas länger als früher und achtete auf einen akkuraten Seitenscheitel. Und da er auch jetzt noch regelmäßig Sport trieb, hatte er jede Gewichtszunahme vermeiden können und das Gewicht behalten, das er einst gehabt hatte, als er noch Zweisternegeneral im United States Marine Corps war. Als Major General hatte er im Irak an der Operation Desert Storm teilgenommen und die Mutter aller Schlachten mitgemacht. Nicht in der Etappe am Schreibtisch, sondern in vorderster Front, was seine Soldaten mit hohem Respekt quittierten.

      Er wurde mit dem Silver Star und der Iraq Campaign Medal ausgezeichnet und kam unverletzt in die Heimat zurück.

      Von da bis zum Chefposten bei der CIA war ein kurzer Weg gewesen, worum ihn einige der Sesselfurzer in Washington, die nie eine Waffe in der Hand gehabt hatten, sehr beneideten. Seine hübsche Frau Lorraine

Скачать книгу