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Nähe von Gakuen. Also, zufällig ...“

      Mark starrte mich misstrauisch an, ich wich seinem Blick aus. Hoffentlich kauften mir alle diese Geschichte ab.

      „Und du hast ihn nicht festgenommen?“, fragte mein ehemaliger Mitschüler.

      „Nein, Mark, aber viel Glück, wenn du ihn mal treffen solltest. Vielleicht schaffst du es ja, ihn dingfest zu machen“, entgegnete ich schnippisch.

      „Der Kerl ist kaum zu fassen“, erinnerte sich Lasse. Ausnahmsweise wirkte er nicht unbedingt fröhlich. „Ulrich und ich hatten ihn fast mal, aber er ist zu gut ...“

      „Wie dem auch sei“, wechselte der Stationsleiter schnell das Thema. „Wir haben bereits gestern Abend Nachforschungen betrieben. Melodia, Haru, euer Einsatz.“

      Die Technikerinnen nickten. „Wir haben nach Firmen gesucht, die vom Plan der Schattenbringer profitieren könnten“, berichtete Haru. „Technik, Pharmazie, Energie, so was eben. Danach haben wir deren Finanzen überprüft. Vier der Unternehmen haben auffällige Überweisungen getätigt. Sie transferierten große Summen auf Konten, die auf den Namen von bereits Verstorbenen laufen.“

      Anerkennend sah ich die beiden an. Die Spur war gut. Und dieses perfide Vorgehen passte zu meinem Vater.

      „Das klingt vielversprechend. Welche Unternehmen sind es?“, lispelte Riku.

      „Ashton Energie, Pharmadrake, Mills Systems und Lux Stanton“, zählte Melodia auf. „Ashton kennt wohl jeder, das ist der größte Stromlieferant in ganz Fioria. Drake produziert Medikamente, unter anderem Vitaminpräparate. Mills ist ein Technikunternehmen und Stanton stellt Beleuchtungssysteme her, darunter auch UV-Lampen.“

      Damit hätten alle vier Firmen etwas von der Verdunklung des Himmels. Sie hatten offenbar tatsächlich die Organisation meines Vaters unterstützt. Obwohl diese Konzerne angesehen und erfolgreich waren. Als könnten sie nie genug Profit bekommen. Diese Einstellung machte mich krank.

      „Dann nehmen wir sie hoch, oder?“, fragte Benjiro begeistert in die Runde.

      „Was für eine Frage!“, lachte Lasse.

      „Können wir auf dich zählen, Mark?“, erkundigte sich Ulrich.

      Mein ehemaliger Mitschüler nickte. „Klar.“

      „Dann fangen wir an.“

      Ich atmete tief ein und aus, während ich meine Zimmerdecke anstarrte. Ich konnte mich nicht mehr rühren, weil ich dermaßen erschöpft war. Dieser Tag hatte es wirklich in sich gehabt.

      Nur das Licht der Straßenlaternen fiel durchs offene Fenster herein. Draußen hörte ich Leute auf der Straße, auch einige Animalia, aber ich konzentrierte mich bloß auf meinen regelmäßigen Atem, die feuchten Spitzen meiner frisch gewaschenen Haare und das weiche Kissen unter meinem Kopf. Ich musste mich von den stechenden Schmerzen im Magenbereich ablenken.

      Die Festnahme der verbrecherischen Geschäftsführer war erfolgreich gewesen. Sowohl Ashton und Drake als auch Mills und Stanton befanden sich nun hinter Gittern, mitsamt einigen Angestellten, die ebenfalls an den krummen Geschäften beteiligt gewesen waren. Der werte Herr Stanton und seine Chefsekretärin hatten es Jakob, Lasse und mir allerdings nicht leicht gemacht. Als wir sie mit den Vorwürfen und dem Haftbefehl konfrontiert hatten, war die Sekretärin weggelaufen. Lasse hatte sie sofort verfolgt, während sich der durchaus kräftige Stanton auf uns gestürzt hatte. Sein Schlag in meine Magengrube hatte gesessen. Im Gegenzug hatte ich ihm die Schulter ausgekugelt und Jakob hatte ihn festgenommen. Alles war gut ausgegangen, aber mein Rumpf tat trotzdem weh.

      Natürlich war Mark deswegen ziemlich schadenfroh gewesen, doch Melodia hatte ihm sogleich das breite Grinsen aus dem Gesicht gewischt, indem sie mir einen Kuss auf die Wange gehaucht und mich in mein Zimmer gebracht hatte.

      Ich wollte schlafen, konnte allerdings keine bequeme Position finden. Immerhin hatten wir einige wichtige Sponsoren festgenommen, auch wenn wir weitersuchen mussten. Diese vier hatten die Taten der Schattenbringer sicherlich nicht allein finanziert. Aber es war ein Anfang. Ein guter Anfang. Und vielleicht ergaben die Verhöre etwas. Vielleicht kam nun offiziell heraus, dass mein Vater der Boss dieser Verbrecher war. Dann mussten Ulrich, Jakob, Melodia und Haru kein Stillschweigen mehr bewahren und allein mein Elternhaus observieren.

      Ein leises Brummen riss mich aus meinen Gedanken. Jemand rief mich an. Ich griff zum Nachtschrank, um nach meinem Handy zu angeln. Ungläubig starrte ich aufs Display. Es war mein Vater, der versuchte, mich zu erreichen!

      Schnell schüttelte ich den Kopf und drückte den Anruf weg. Ich würde für kein Geld der Welt mit diesem Mistkerl sprechen. Er hatte meine Mutter und mich jahrelang belogen. Er hatte mir eine Falle gestellt, um mir Shadow zu entreißen. Er war nichts weiter als ein bösartiger Verbrecher.

      Gleich darauf vibrierte mein Handy erneut. Genervt sah ich aufs Display, bereit, den Anruf wieder abzuweisen. Diesmal war es jedoch nicht mein Vater.

      „Lloyd, hallo“, meldete ich mich überrascht.

      „Hi Mia“, antwortete er. „Wie geht’s dir?“

      „Ganz okay, hatte heute einen harten Einsatz und hab einen Schlag in den Magen abbekommen“, erzählte ich. „Und wie geht’s dir?“

      Er seufzte. „Verdammt, du warst bei Stanton, oder? Ich hab gehört, dass ihr einige unserer alten Sponsoren festgenommen habt. Stanton hatte schon immer einen Hang zur Gewalt.“

      „Du weißt davon?“, staunte ich. „Das hat sich ja schnell herumgesprochen.“

      „Wenn so was passiert, verbreitet es sich wie ein Lauffeuer. Waren ja alles ziemlich bekannte Firmenbosse“, entgegnete er. „Tut dein Magen sehr weh?“

      „Nein, ich halte es schon aus“, beruhigte ich ihn. „Der Erfolg ist die Schmerzen wert.“

      „Klar, dass ihr Ranger begeistert seid.“ Lloyd zögerte, danach sprach er mit leiser Stimme weiter. „Uns habt ihr damit auch einen Gefallen getan. Ashton, Mills, Stanton und Drake waren echt wütend, weil wir unsere Pläne nach dem Fehlschlag geändert haben.“

      „Hm. Helfen wollten wir euch eigentlich nicht damit“, lachte ich. „Egal. Ihr habt jetzt also andere Sponsoren für euren neuen Plan?“

      „Dazu darf ich nichts sagen“, wimmelte er mich ab. „Aber ich soll dir etwas ausrichten.“

      „Was denn? Von wem?“

      „Von deinem Vater. Er ...“

      „Vergiss es!“, unterbrach ich ihn sofort. „Ich will nichts von ihm hören.“

      „Das hat er schon gemerkt, als du seinen Anruf abgewiesen hast. Er steht gerade neben mir.“ Lloyd räusperte sich. „Und es ist wirklich wichtig, was er dir zu sagen hat. Also, hör mir bitte zu.“

      „Was soll denn bitte so wichtig sein?“, schnaubte ich.

      „Dass du ab jetzt vorsichtig sein musst. Sehr vorsichtig. Genau wie deine Kollegen“, antwortete er. „Mit der Aktion heute habt ihr euch ... in gewissen Kreisen sehr unbeliebt gemacht. Die Festnahmen werden nicht ohne Folgen bleiben.“

      „Was soll das heißen?“, fragte ich alarmiert.

      „Dass ihr euch mit Leuten anlegt, die ihr euch besser nicht zum Feind machen solltet“, meldete sich mein Vater aus dem Hintergrund zu Wort. „Passt bloß auf! Und denkt das nächste Mal nach, bevor ihr so etwas durchzieht.“

      „Wir haben Verbrecher bestraft, genau wie wir dich irgendwann einsperren werden!“, zischte ich. „Wir haben keine Angst vor solchen Widerlingen!“

      „Das solltet ihr aber!“ Die Stimme meines Vaters klang so scharf, dass ich unwillkürlich zusammenzuckte. Doch ich nahm nicht nur Wut darin wahr. Sondern auch Sorge und Angst.

      Das gefiel mir gar nicht. Fürchtete sich mein Vater etwa vor seinen eigenen Sponsoren? Vor irgendwelchen

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