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Kinder dann mit solchen verglichen hat, die zu keiner Zeit Auszeiten oder andere Formen der Bestrafung erleben mussten. Und ja, es gibt mittlerweile Hunderttausende Kinder, die unter liebevoller Führung statt mit Bestrafung aufwachsen konnten dank Haim Ginott (dem Vater der Positiven-Disziplin-Bewegung), Jane Nelson (Gründerin der Positiven-Disziplin-Bewegung) sowie vielen anderen Menschen, die sich für Kinder einsetzen.

      Ich kann verstehen, wenn Sie jetzt ein wenig beunruhigt sind. Wenn Sie keine Auszeiten anwenden können, wie bringen Sie Ihre Kinder dazu, nicht völlig aus dem Ruder zu laufen? Die Antwort lautet, dass Auszeiten Ihrem Kind nicht helfen, sich besser zu verhalten. Stattdessen schwächen sie seine Verbindung zu Ihnen und bewirken weiteres Ausflippen. Ich habe Tausende von Familien erlebt, die zum Gelassene-Elternschaft-Ansatz übergehen, bei dem sie sich darauf konzentrieren, ihre Gefühle zu regulieren, sich mit ihren Kindern zu verbinden und empathisch Grenzen setzen – und die Kinder flippen weniger aus. Gelassene Elternschaft bringt Kinder hervor, die die Familienregeln befolgen wollen, sodass es für Sie immer seltener notwendig ist, zu bestrafen wie auch Auszeiten anzuwenden, und diese allmählich der Vergangenheit angehören werden.

      Belohnungen überdenken

      Mit Sicherheit ist es eine gute Sache, einen positiven Weg einzuschlagen. Warum also nicht Belohnungen statt Bestrafung einsetzen? Machen Belohnungen schließlich nicht das gewünschte Verhalten wahrscheinlicher?

      Das andere Problem, das entsteht, wenn man das Verhalten von Kindern mittels Belohnungen steuern will, ist, dass wenn sich Menschen von außen kontrolliert fühlen, ganz gleich ob durch Belohnung oder Bestrafung, sie von Natur aus rebellieren. Geht es Ihnen nicht auch so? Eine Mutter erzählte mir, dass ihre willensstarke Tochter sich endlich gut genug »benahm«, um sich im Laden eine Barbie aussuchen zu dürfen. Als sie aus dem Laden kam, riss sie der Barbie den Kopf ab und warf sie auf den Boden. Wenn sich Menschen manipuliert fühlen, entwickeln sie Widerstand.

      Bitte beachten Sie, dass ich nicht damit meine, dass Sie Ihr Kind nicht ermutigen sollen. Kinder blühen, wie wir alle, bei Anerkennung und ermutigenden Worten auf. Aber Belohnungen geben ihnen nicht die Chance, zu entdecken, dass das Verhalten, das wir befürworten, Sinn für sie ergiebt, nicht nur wegen der Belohnung, sondern aufgrund von tieferen, erfreulicheren Gründen – diese beginnen bei dem begeisterten Gesicht der Mutter, entwickeln sich dann aber dahingehend, dass das Kind mehr Spaß mit der Schwester hat und sich gut fühlt, so wie es ist.

      Der Unterschied zwischen Konsequenzen und Grenzen

      Viele Eltern verwirrt der Unterschied zwischen Grenzen und Konsequenzen.

      »Natürliche« Konsequenzen sind das Ergebnis des Verhaltens des Kindes und Sie haben mit ihrer Entstehung nichts zu tun. Wenn das Kind zum Beispiel seine Brüder immer im Gesicht nass spritzt, wenn sie sich im Garten Wasserschlachten liefern, wollen die Brüder vielleicht keine Wasserschlachten mehr mit dem Kind veranstalten. Oftmals lernen die Kinder viel effektiver aus diesen natürlichen Konsequenzen, als Sie es je leisten könnten – wenn Sie es schaffen, nicht einzuschreiten, um Ihr Kind vor der Konsequenz »retten« zu wollen.

      »Grenzen« sind eine Form von Rahmen, die Sie festlegen, in Bezug auf welches Verhalten in Ihrer Familie erlaubt ist. Wenn Ihr Kind diesen Rahmen nicht einhält, lenken Sie es liebevoll in die richtige Richtung. Wenn es die Grenze nicht einhalten kann, nehmen Sie es aus der Situation heraus. Das ist keine Bestrafung, Sie halten lediglich an Ihrer Grenze fest. Wenn also eine Ihrer Regeln lautet, dass Wasserschlachten in Ordnung sind, aber nicht »Wasser ins Gesicht spritzen«, und Ihr Kind zum wiederholten Mal die Regel bricht, obwohl Ihre anderen Kinder dies auch nicht wünschen, dann ist es Ihre Aufgabe, diese Grenze zu wahren.

       »Daniel, die Regel lautet, dass wir kein Wasser ins Gesicht spritzen. Deine Brüder sagen NEIN! Kannst du damit aufhören, Wasser in ihr Gesicht zu spritzen oder brauchst du meine Hilfe?«

      Wenn Daniel sagt: »Okay, ich höre auf«, wird er dies vermutlich auch tun. Warum? Weil er sich dazu bewusst entscheidet. Doch was ist, wenn er das nicht tut? Dann braucht er Ihre Hilfe.

       »Daniel, deine Brüder sagen ‚›Hör auf, uns Wasser ins Gesicht zu spritzen!‹ und du machst trotzdem weiter. Komm rüber zu mir und lass uns zusammen etwas atmen und uns etwas beruhigen, damit du dich bremsen kannst, wenn dich etwas mitreißt.«

      Grenzen setzen bedeutet, dass Sie konsequent bleiben müssen, und manchmal werden Sie Ihre physische Überlegenheit zum Einsatz bringen und Ihr Kind aus einer Situation wegbewegen. Beachten Sie jedoch, dass dies weder einer Strafe gleichkommt noch sind Sie gemein. Ja, Sie wahren die Grenze, aber anstatt dies zu »erzwingen«, coachen Sie eher Ihr Kind und unterstützen es, damit es Ihren Erwartungen gerecht werden kann.

      Bevor Daniel wieder am Spiel teilnehmen darf, müssen Sie ihn fragen, ob er meint, sich regulieren zu können, helfen ihm dabei, einen Plan zu machen und fordern von ihm eine Zusage. »Daniel, warum gibt es die Regel, dass wir kein Wasser ins Gesicht spritzen? Wie wirst du dich daran erinnern? Was ist, wenn du dich nicht bremsen kannst? Super, somit lautet der Plan … Hand drauf!«

      Sie sollten auch die natürliche Konsequenz seines vorangegangenen Verhaltens deutlich machen und ihm helfen, es wieder gutzumachen. »Deine Brüder befürchten, dass du ihnen wieder Wasser ins Gesicht spritzt. Wie kannst du ihnen dabei helfen, sich sicher zu fühlen, wenn sie mit dir jetzt spielen? … Super, du sagst ihnen also, dass du ihnen kein Wasser ins Gesicht spritzen wirst und dass du dich regulieren kannst?«

      Was, wenn Daniel dies in fünf Minuten »vergisst« und einfach nicht widerstehen kann, seinem Bruder ins Gesicht zu spritzen? Dann nehmen Sie ihn aus dem Spiel. »Es war für dich heute einfach zu schwer … Wir versuchen es morgen noch einmal … Du wächst jeden Tag und kannst dich immer besser selbst regulieren, damit du ein verantwortungsvoller Spielgefährte sein kannst.« Was, wenn er weint? Es gibt schlimmere Dinge als zu weinen, und diese Trauer ist Teil dessen, was ihm helfen wird, sich beim nächsten Mal zu regulieren.

      Haben Sie bemerkt, dass ich »Konsequenzen«, die vom Vater für das Verfehlen des Kindes durchgesetzt werden, nicht erwähnt habe, wie z. B. Auszeiten oder Verlust von Privilegien? Diese Methoden sind aus den gleichen Gründen wie andere Formen der Bestrafung nicht sehr effektiv, wenn es darum geht, das Verhalten

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