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wie immer, der Laugavegur.

      Da die Bürgersteige schon in der Nichtweihnachtszeit zu schmal für die vielen Einkaufswilligen waren, wurden die Weihnachtsbäume kurzerhand über den Schaufenstern an die Häuserwände genagelt, aus denen sie wie Geschwüre herauszuwachsen schienen. Da ich in Hamburg-Veddel wohnte und Fußgängerzonen sowie Supermärkte mied, war es mir gelungen, durch den November zu kommen, ohne daran erinnert zu werden, dass Weihnachten immer näher rückte. Den Beginn der Adventszeit hatte ich genauso verdrängt wie die Tatsache, dass ich dieses Weihnachten wohl ohne Milan feiern musste.

      Die Bäume hier waren mit Lichterketten umwickelt und zitterten über den Köpfen der Menschen im Sturm wie erleuchtete Damoklesschwerter. Wenn sogar die sich bis Weihnachten hier halten konnten, konnte ich das erst recht. Mir war klar geworden, wo ich Weihnachten feiern würde: hier. Feiern! Feiern, und nicht an Milan denken. Milan, der seit drei Jahren mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen und der erste nach dem Aufwachen gewesen war. Ab jetzt würde ich so lange nicht mehr an ihn denken, bis ich ihn vergessen hatte.

      Wenig später standen wir im kaffi gógó und erlebten einen dieser Abende. Maggi Frímannsson wartete auf seine kleine Freundin und überredete mich, Kaffeeschnäpse zu trinken, deren oberste Lage man anzünden musste. Er fand das weihnachtlich. In der anderen Ecke des Raums entdeckte ich eine Frau, die in ihrem hochgeschlossenen schwarzen Kleid an der ebenfalls schwarzen Wand fast verschwand, wäre nicht ihr blasser Kopf gewesen, der vor der Wand zu schweben schien. Es war die Schweizerin, die ich gestern um diese Zeit noch für eine Performancekünstlerin gehalten hatte. Auch sie sah mich und kam herüber. Schon auf dem Weg holte sie eine Art Werbepostkarte aus ihrer Tasche, die sie mir hinhielt, sobald wir uns begrüßt hatten. Darauf war ein Tortendiagramm, das eine Vierphasentheorie des Liebeskummers darstellte. Die vier Tortenstücke, aus denen sich der Liebeskummer zusammensetzte, hießen: Schmerz, Zorn, Reue und Vorbei. Darunter stand: »es ist keine schande schwach zu sein, es ist keine schande verletzt zu sein, es ist keine schande verlassen zu sein, es ist keine schande traurig zu sein, es ist keine schande wütend zu sein, es ist keine schande verwirrt zu sein, es ist keine schande kompliziert zu sein, es ist keine schande romantisch zu sein, es ist keine schande unproduktiv zu sein, es ist keine schande reich zu sein, es ist keine schande großzügig zu sein, es ist keine schande nett zu sein …« Ich drehte die Karte um: »Schreiben Sie uns. Wir verwahren Ihre Erinnerungen für Sie, sicher und diskret. Gesellschaft der Liebeskranken, Graue Gasse, Zürich.«

      »Was soll ich damit?«

      »Erinnerungen müssen weg. Es hilft. Ich weiß es«, sagte die Schweizerin.

      »Ich bin nicht der Typ, der sich viel erinnert. Ich bin eher der Typ, der vergisst.«

      »Man kann nicht vergessen, nur verdrängen«, sagte sie, doch ich erklärte ihr, dass ich es vergessen nannte und dass es bis jetzt immer geholfen hatte. Dann wieder Kaffeeschnäpse. Maggi Frímannssons Freundin kam nicht. Kaffeeschnäpse. Irgendwann wurde uns das Anzünden lästig, und wir stiegen auf Bier um.

      Dann waren wir plötzlich woanders. In einer hellen, unpersönlichen Wohnung mit einer riesigen Küche aus Aluminium. Menschen küssten sich, Matilda saß auf einem weißen Sofa, ich umarmte eine große schlanke Vase und wiegte mich im Takt der Musik. Dann war da ein dünner, faltiger Mann in einem Anzug namens Hjálmar. Oder ein dünner Mann in einem faltigen Anzug namens Hilmar. Auf jeden Fall hatte er eine Cognacflasche, in deren Nähe ich mich länger aufhielt. Dann legte ich meine Wange an den Aluminiumkühlschrank. Ich hatte beschlossen, ein bisschen in dieser Aluminiumwelt zu ruhen, und schloss die Augen. So musste es wohl aussehen, das Nichts, im modernen Zuhause: Kühles Aluminium – das Nichts, vor dem ich stand, an das ich meine Wange lehnte, das Nichts, an dem ich langsam abwärts glitt.

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