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mir leid“, sagte ich aus irgendeinem Grund.

      Hell sah ihn vom Sofa aus finster an. „Nein, das tut es ihr nicht.“ Der liebe Wikinger drehte sich zu mir und sagte: „Das tut es dir nicht.“

      Na prima. Ich merkte, wie meine Nerven zusammenschrumpften.

      Lee lächelte sanft. „Bist du schon aufgeregt?“ Seine Frage verwirrte mich und sein Gesichtsausdruck verlor jegliche Emotionen. „Wegen der Tour?“

      Oh, das. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass ich sagte, was ich sagte. „Das wird sicher gut.“

      Noah grinste.

      Hell sah mich eine Sekunde an, bevor er den Kopf in den Nacken legte und herzhaft loslachte. Er lachte eine ganze Weile und es sah nicht so aus, als würde er irgendwann damit aufhören. Als sein Gelächter etwas sanfter wurde, sagte er: „Das wird sicher gut.“ Und dann legte er wieder los. „Ich glaube, ich mag dich, Emily.“

      Noah, der Verräter, entschied sich, sie alle über meine Torheit aufzuklären. „Emily hat noch nie von Left Turn gehört.“

      Die Ruhe, die im Raum entstand, war zäh und erstickend. Meine Brust tat mir weh und als sie mich weiterhin alle so ansahen, formte sich in meinem Hals ein Kloß. Ich sah sie der Reihe nach an. „Tut mir leid.“

      Der Gemeine, Connor, starrte mich skeptisch an. Lee sprach zuerst und sagte leise: „Und es ergibt alles einen Sinn.“

      „Das sagt nichts über euch aus, ehrlich. Ich … ich habe nur kein Radio und lese keine Klatschblätter, ich sehe noch nicht einmal viel fern“, beeilte ich mich zu sagen und kam ins Schwitzen. Und begann zu hyperventilieren. „Ich bin mir sicher, ihr seid großartig.“ Ich bekam eine Panikattacke. „Einfach großartig.“

      „Das sind wir“, sagte Connor.

      „Ach, mach dir keinen Kopf, kleines Vögelchen“, sagte Hell. „Alles gut.“

      „Das ist irgendwie erfrischend, finde ich“, sagte Lee.

      Okay? Sie waren also nicht wütend? Ich betrachtete mir jeden einzelnen. Okay. Sie waren nicht sauer. Mein Herzschlag beruhigte sich wieder. Was für eine Erleichterung. Ich versuchte, meine Atmung in den Griff zu bekommen, und als ich die silberne Schallplatte an der Wand sah, schob ich mir den Rucksack von den Schultern.

      „Ist das eure?“, fragte ich und trat langsam näher an die Auszeichnung.

      „Ja“, sagte Lee.

      Ich las laut vor. „Left Turn. Black Death.“ Aber dann las ich weiter. „Platin Album. Für über eine Million Verkäufe.“ Ich riss die Augen auf und drehte mich dann blinzelnd zu ihnen um. „Eine Million?“

      Sie grinsten. Außer Connor.

      „Wow“, sagte ich zittrig. „Das ist ganz außerordentlich.“

      Oh nein. Diese Jungs waren eine Riesensache. Diese Tournee war eine Riesensache. Nicht nur, dass sie schöne Menschen waren, sie waren auch noch prominente schöne Menschen. Mein Herz schlug wieder heftiger, in einem Jazz-Rhythmus, den nur ich zu hören schien. Ich betrachtete das Foto neben der Schallplatte an der Wand und mein Magen machte einen Satz. Es zeigte die Band von hinten auf der Bühne und das Publikum, vor dem sie spielten. „Das sind eine Menge Menschen“, sagte ich kleinlaut.

      „Wembley Stadium“, erklärte Hell. „Das erste Konzert war so schnell ausverkauft, dass wir noch ein zweites geben mussten.“

      Es lag so viel Stolz in seinem Tonfall, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, innerlich auszuflippen, um darauf einzugehen. Mein Bauch schmerzte und ich merkte, wie ich blass wurde. „Das ist sehr cool“, sagte ich und meine Stimme wackelte. Meine Atmung wurde schwerer. Ich hob den Finger zu einem anderen Foto. „Noah?“, fragte ich atemlos. „Das bist du.“ Ich spürte Schweißperlen auf der Stirn und an den Schläfen.

      „Hey.“ Er stand sofort neben mir. „Geht es dir gut?“

      Meine Hände zitterten, als ich wisperte. „Ich glaube, ich muss mich kurz hinsetzen.“

      Er führte mich zum Sofa und ich setzte mich, versuchte meine Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Ein Glas Wasser wurde mir in die Hände gedrückt. Ich trank es in einem Zug aus, wobei mir ein paar Tropfen das Kinn hinabliefen. Als ich da saß und auf den glänzend weißen Couchtisch blickte, sagte ich leise: „Ihr seid eine große Sache. Also, berühmt.“

      Und dann wurde mir schlagartig einiges klar. Ich stöhnte auf und legte die Hände vors Gesicht. „Oh mein Gott. Ihr müsst denken, dass ich die größte aller Idiotinnen bin.“

      Noah setzte sich neben mich und rieb mir über den Rücken. „Ach was.“

      Connor lachte auf. „Doch.“ Ich sah zu ihm. „Du hast es eben erst begriffen, oder? Du befindest dich in prominenter Gesellschaft und jetzt weißt du nicht, wie du dich fühlen sollst.“

      Es war mir peinlich und weil ich nicht mochte, wie ich mich fühlte, sah ich Noah zornig an. „Du hast mich angeschwindelt.“

      Er sah mir direkt in Augen. „Genau wie du uns im Bewerbungsgespräch?“

      Mein Gesichtsausdruck verriet mich, bevor ich etwas sagen konnte. „Woher wusstest du das?“

      „Eine simple Nachfrage ergab, dass du von keiner Agentur kamst, die mit uns zusammenarbeitet.“ Sein Blick forderte mich heraus, zu widersprechen, aber als ich es nicht tat, lächelte er. „Du hättest eigentlich gar nicht da sein sollen.“

      „Aber …“ Scham breitete sich in meiner Brust aus und saß dort wie ein Stein. „Warum hast du dann das Gespräch mit mir geführt?“ Und noch wichtiger. „Warum hast du mich eingestellt?“

      „Weil du nicht nur besser geeignet bist, als alle anderen.“ Er hielt inne und grinste dann. „Sondern weil es mutig war, zu tun, was du getan hast. Ich dachte mir, dass du verzweifelt genug warst, in die Party reinzuplatzen und ein Einstellungsgespräch für einen Job zu führen, ohne etwas darüber zu wissen. Du brauchst Arbeit.“

      Ehrlich gesagt war ich froh, dass die Wahrheit ans Licht gekommen war. Dennoch fühlte ich mich nicht besser über das, was ich getan hatte. Es lag nicht in meiner Natur, unehrlich zu sein. Mein innerer Rückzug überraschte mich selbst. Ich knetete meine Finger und entschuldigte mich. „Ich wollte das gar nicht. Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass du mich einstellst.“

      „Möchtest du den Job noch haben?“

      Noah wartete geduldig auf meine Antwort. Gott, ich wollte den Job nicht. Aber ich brauchte ihn. So sehr. Ich sah zu ihm hoch und nickte. „Ja“, sagte ich leise.

      „Großartig“, sagte Noah und half mir aufzustehen. „Dann lass uns oben die Papiere fertig machen. Amber wird dir erklären, was alles zu deinem Aufgabengebiet als Assistentin gehört. Klingt das gut?“

      Tat es das? Ich zwang mich, zu lächeln. „Das klingt gut.“

      Noah bot mir seinen Arm an und ich nahm die Stütze gern. Ich wollte mich nach meinem Rucksack bücken, aber er sagte: „Lass ihn einfach liegen, der kommt hier nicht weg.“

      Als ich den Raum verließ, rief Helmer: „Bis dann, Emily.“

      Ich lachte überrascht auf. „Bis dann, Helmer. Bis dann, Lee.“

      „Wir sehen uns“, sagte Lee.

      Und das erste Mal in meinem Leben hatte ich nach einer Lüge kein schlechtes Gewissen. Denn dieses Mal hatte sie mir einen Job eingebracht.

       Connor

      Die kleine Frau verließ das Zimmer und mein finsterer Blick folgte ihr. Sowie sie auf der Treppe waren, drehte ich mich zu Lee um.

      „Alter, was zum Geier? Haben wir jetzt echt die ganze Tour über das da dabei?“

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