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leid.“

      Micah lächelte seine Frau an, als er näher kam. „Okay, Liebling. Ich glaube, das Baby muss sich jetzt ausruhen.“

      Sie funkelte ihn an. „Dem Baby geht’s prima.“

      „Und du musst Emily loslassen.“

      „Ich will Emily aber nicht loslassen.“

      Micah versuchte, mich von ihr loszueisen. „Lass Emily los, Liebling.“

      Nach etwas Gezerre ließ sie mit einem Seufzen von mir ab. „Na gut.“ Sie sah mich an. „Wir sehen uns nachher, um den Job genauer zu besprechen, okay?“

      „Okay“, sagte ich leise. Bei all meiner Unbeholfenheit gelang es mir, zurückzulächeln. Obwohl sie ein wenig eigenartig war, war Amber super herzlich und das berührte mich. Ich sehnte mich nach Zuneigung und mochte sie auf Anhieb. Ich hatte den Eindruck, man könnte viel Spaß mit ihr haben. Micah warf mir einen entschuldigenden Blick zu, als er seine Frau fort führte. Ich zeigte ihm mit meinem Blick, dass alles gut war. Dann sagte Noah die gruseligsten Worte, die ich jemals gehört hatte.

      „Möchtest du die Jungs kennenlernen?“

      „Die Jungs?“ Ich schluckte. „Die Band?“ Mein Mund war trocken und ich hatte Atemschwierigkeiten. „Sie sind hier?“ Oh nein. Mein Magen verknotete sich.

      „Moment mal.“ Noah verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich fassungslos an. „Willst du mir etwa sagen, dass du keine Recherche betrieben hast, wer Left Turn ist?“

      Mein Schulterzucken war schwach. „Ich wollte schon, aber …“ Ich gab zu viel preis. „Ich habe kein Internet.“

      Noahs Augenbrauen hoben sich. „Du hast kein Internet?“ Er klang entrüstet.

      Ich wusste, dass das eigenartig war in unserer Zeit. „Nein.“

      Ich konnte mir kein Internet leisten. Das war der Grund, warum ich alle paar Tage in die Bibliothek ging, um meine E-Mails abzurufen. Manchmal, wenn ich wirklich verzweifelt war, was in letzter Zeit öfter vorkam, benutzte ich Jims Computer.

      „Okay.“ Noah zog das Wort in die Länge. „Warum nicht jetzt. Ich denke, es ist wichtig, zu sehen, ob ihr harmoniert. Schließlich ist diese Tour ein großes Ding für die Jungs.“

      Tour.

      Hatte er gerade Tour gesagt? Mein Körper wurde ganz steif. Das Blut gefror mir in den Adern. Herrje, worauf hatte ich mich bloß eingelassen? Mein Herz pochte so sehr, dass ich mich fragte, ob Noah es aus meiner Brust springen sah. Oh nein. Oh nein. Oh nein. „Klar“, krächzte ich. „Ich würde mich sehr freuen, sie kennenzulernen.“

      „Na, dann komm.“

      Noah führte mich den langen Flur entlang und sowie ich die männlichen Stimmen hörte, verkrampfte ich mich innerlich.

      „Was?“ Einer der Männer lachte. „Du willst mich wohl verarschen, Lee. Nie im Leben.“

      „Wenn ich’s doch sage“, sagte ein anderer.

      Ein Dritter schaltete sich ein. „Und dann? Sie hat ihren Verlobten einfach mit eingeladen?“

      „Ich schwöre, ehrlich, Mann. Der Typ war total durchtrainiert. So sehr, dass ich fast schon schiss hatte abzulehnen. Was aber noch schlimmer ist …“ Er machte eine kleine Pause. „Mein Schwanz war irgendwie total begeistert davon.“

      Oh mein Gott. Ich weitete die Augen. Das hätte ich wahrscheinlich nicht mit anhören sollen.

      Noah trat in den Türrahmen und rief: „Yo. Benehmt euch. Eine Dame ist anwesend.“

      Ich versteckte mich hinter Noah, beruhigte meinen Herzschlag und beleckte mir die Lippen. Noah ging hinein und ließ mich hier allein stehen. Mein Mund öffnete sich, aber nichts kam heraus. Stattdessen formte ich dümmlich mit den Lippen ein stummes Hallo. Noah betrachtete mich genau und um seine Augen bildeten sich Lachfältchen. Als ob er genau sah, wie gern ich mich mit einem Fingerschnippen weggezaubert hätte.

      „Das ist Emily. Ich hab euch von ihr erzählt.“ In seinen Worten lag Humor. „Sie ist schüchtern.“

      Ich konnte den Puls an meinem Hals spüren und das Blut rauschte in meinen Ohren. Der Druck wurde immer stärker. Ich versuchte es noch mal, räusperte mich und betrat den Raum.

      „Hallo“, sagte ich leise, dicht gefolgt von einem ungelenken, robotermäßigen Winken.

      Der Mann, der am nächsten war, stand auf. Er war groß, schlank und hatte die Figur eines Schwimmers. Sein hellbraunes Haar war durcheinander. Ich sah, dass er sich nicht rasiert hatte. Seine sanften braunen Augen waren gütig und als er mir die Hand entgegenstreckte, wusste ich seine Bemühung zu schätzen.

      „Hi, ich bin Lee.“

      „Lee“, wiederholte ich mit einem dankbaren Lächeln. Wir schüttelten uns die Hände. Ich betete im Stillen, dass er nicht bemerkte, wie feucht meine Handfläche war. Ich war mir sicher, dass er es bemerkte. Er war nur zu höflich, um etwas zu sagen.

      Ein anderer Mann stand auf und dieser war ziemlich muskulös. Das lange, aschblonde Haar trug er zu einem Man-Bun geknotet auf dem Kopf und mit dem langen Bart sah er aus wie ein Wikinger. Und weil ich so seltsam war, entschloss ich mich, ihm genau das zu sagen.

      „Du siehst aus, wie ein Wikinger.“

      Er grinste und seine grünen Augen strahlten. „Nett. Ich bin Helmer, aber du kannst mich Hell nennen. Das macht jeder.“

      Mein Mund klappte auf und ich keuchte ein wenig. „Das passt aber gut, ich bin mir fast sicher, Helmer bedeutet tatsächlich Zorn des Kriegers.“

      Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. „Ohne Scheiß?“

      „Ohne …“ Meine Stimme wurde zu einem Wispern. „Scheiß.“ Fluchen war nicht damenhaft, das hatte mir meine Nanna jedenfalls so beigebracht.

      Der Letzte in der Runde stand nicht auf, sondern nickte mir mit dem Kinn zu. „Was geht?“

      Das war unhöflich. Die Art, wie er auf dem Sessel saß, sein Desinteresse und seine knappe Begrüßung sprachen Bände. Ihm war egal, wer ich war. Und das war für mich völlig in Ordnung. Unsichtbar zu sein fiel mir leicht. Aber er sah unheimlich gut aus und das machte seltsame Dinge mit meinem Magen. Er flatterte. Was sollte das denn? Der Mann trug schwarze, enge Jeans, ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt und man sah eine Fülle von Tattoos unter dem Halsausschnitt hervorschauen. Seine Turnschuhe gingen bis zu Knöcheln und waren ebenfalls schwarz. An der Seite der Jeans hing eine Stahlkette und am Mittelfinger der rechten Hand trug er einen silbernen Ring. Mit einem Totenschädel.

      Was meine Aufmerksamkeit aber am meisten erregte, war der kleine Dolch, der auf dem rechten Wangenknochen tätowiert war. Schnell wurde mir bewusst, dass ich ihn anstarrte, und ich sank in mich zusammen. Ich wiederholte dümmlich sein „Was geht“, nur, dass es bei ihm vollkommen selbstbewusst klang, während meine Stimme bebte.

      Noah trat dem Mann gegen das Schienbein und der Typ gab einen verdrießlichen Laut von sich. „Was sollte das denn?“

      Noah sah ihn finster an. Der Mann schnalzte mit der Zunge und blickte dann zu mir. So richtig. Oh Gott, bitte nicht. Ich spürte einen Kloß im Magen. Als er sprach, klang es gezwungen.

      „Ich bin Connor. Schön, dich kennenzulernen, Emily.“

      So wie er meinen Namen aussprach, klang es, als wäre ich die Plage seiner Existenz.

      „Gleichfalls“, murmelte ich so leise, wie es ging.

      Es fühlte sich an, als würde jeden Moment eine unangenehme Stille entstehen, als Lee mich direkt ansprach. „Wie alt bist du, Emily?“

      „Dreiundzwanzig.“

      „Siehst aber aus wie zwölf“, sagte Connor und starrte mich demonstrativ von oben bis unten an.

      Der

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