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Blick zu. „Gehen Sie die Treppe hoch. Sie sind Nummer zwölf.“

      Oh mein Gott, sie hatte es mir abgekauft. Ich frohlockte innerlich und lief die Treppe hoch, so schnell ich konnte. Das Pech machte eine Pause. Dafür würde ich sorgen. Das musste ich einfach.

      Die Tür öffnete sich und als eine hübsche junge Frau heraustrat, lächelte ich sie an. Sie zögerte, betrachtete mich von oben bis unten und setzte ebenfalls ein Lächeln auf, das ihre Augen aber nicht erreichte. Plötzlich befangen, blickte ich nach unten auf die gefalteten Hände auf dem Schoß. Das war immer so bei schönen Menschen. In meiner Brust spürte ich einen Stich. Mein Kopf redete mir ein, dass ich hier nicht hingehörte und ich brauchte einen Augenblick, um mich zu sammeln.

      Aber wen scherte es schon, wenn ich nicht hier hineinpasste? Ich war hier, um ein Bewerbungsgespräch zu führen und nicht um Freundschaften zu knüpfen. Das war nicht das Ziel. Ich meine, Freunde wären schon nett, waren aber nicht unbedingt notwendig. Ich hatte bis heute ohne Freunde gelebt.

      „Emily Aldrich“, rief eine männliche Stimme.

      Ich sah hoch, schnappte mir den Rucksack, warf ihn über meine Schulter und stand auf. Ich ging zu der offenen Tür und der Mann in mittleren Jahren dort schien etwas zu erbleichen, als er mich sah.

      Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Hallo. Ich bin Emily.“

      „Äh …“ Er sah mich noch mal von oben bis unten an. „Micah. Schön, Sie kennenzulernen.“

      Wir schüttelten uns kurz die Hände und als ich weiter in den Raum hineinging, hielt ich inne. Ein anderer Mann saß auf einem Drehstuhl, aber das war nicht der Grund, warum ich stockte. Der Mann war groß, muskulös und hatte Tattoos.

      Himmel.

      Ich schluckte hart. Er war unheimlich attraktiv. Ich versuchte, noch einmal zu schlucken, aber mein Mund war trocken und meine Zunge klebte fest.

      Du lieber Gott, warum? Er war einer von diesen schönen Menschen.

      Als er mich sah, stand er auf und wartete auf etwas. Mit Micah hinter mir, der sich räusperte, schoss ich nach vorn.

      „Oh, tut mir sehr leid.“ Ich streckte dem gut aussehenden Mann die Hand entgegen und versuchte mich an meinem strahlendsten Lächeln. „Hallo, ich bin Emily.“ Die riesige Hand des Mannes umschloss meine und ich konnte nur starren. Und weil mein Gehirn-zu-Mund-Filter noch nie richtig funktioniert hat, blubberte ich heraus: „Wow, große Hände.“

      Mir wurde klar, was ich gesagt hatte, und ich verzog das Gesicht. Ich sackte zusammen und stöhnte leise. Ich klang wie eine Idiotin. Meine Zeit auf dem College hatte sich ja echt gelohnt.

      Der Mann lachte leise und ich wurde knallrot. „Entschuldigung“, sagte ich kaum hörbar. Ich wrang mir die Hände. „Ich bin etwas aufgeregt.“

      „Kein Problem.“ Die Stimme des tollen Kerls war dunkel und rau, sodass ich sofort überall eine Gänsehaut bekam. Gott sei Dank trug ich eine Jacke. „Bitte, setzen Sie sich.“

      Ja. Sitzen war gut. Es gab nicht allzu viele peinliche Dinge, die ich im Sitzen tun konnte. Im Stehen waren die Möglichkeiten unendlich.

      Wir nahmen alle Platz und es ging sofort zur Sache. Micah sah den tätowierten Mann an und fragte: „Wo willst du anfangen?“

      He-Man sah auf seinen vollgeschriebenen Block und legte los. „Okay, nun, ich habe Ihre Bewerbungsunterlagen gelesen, Miss Aldrich, und …“

      „Oh, bitte sagen Sie doch Emily“, unterbrach ich ihn und der Mann lächelte höflich.

      „Emily. Und …“

      Und jetzt kommt es. Ich hatte diese komische Angewohnheit, wenn ich nervös war. Ich unterbrach die Leute. Heute war offensichtlich, und tragischerweise, keine Ausnahme.

      „Tut mir leid“, sagte ich. „Ich glaube, ich habe Ihren Namen nicht mitbekommen.“

      Der Mann grinste noch breiter. Doch dann, sehr langsam, versiegte sein Lächeln. Er sah stirnrunzelnd zu Micah und ich fragte mich, was ich gesagt hatte, dass er so reagierte. Wow. Ich bekam Magenschmerzen. Und was war das? Ganz genau. Ich schwitzte. Großartig. Micah verengte den Blick, als er mich wieder ansah und mir wurde klar, dass ich das Ganze hier komplett verhunzte. Jeden Augenblick würde mein eigenes, eifriges Lächeln versiegen. Meine Hände lagen auf meinem Schoß und ich begann am Daumennagel zu zupfen und das Knie wippte auf und ab.

      Was hatte ich nur getan? Die Stille brachte mich um.

      Alle Augen lagen auf mir und das gefiel mir gar nicht. Ich war lieber unsichtbar. Mein ganzes Leben über war mir das leicht gefallen. Doch heute hatte ich nicht viel Glück dabei. Die Männer suchten etwas in meinem Gesicht. Der tätowierte Mann räusperte sich und sah mich weiterhin seltsam an.

      „Ich muss mich entschuldigen, mein Name ist Noah.“

      Das war ein hübscher Name und aus welchen Gründen auch immer lächelte ich ihn aufrichtig an und sagte ihm genau das. „Das ist ein hübscher Name.“

      „Danke, Emily.“ Noah lächelte ebenfalls, das Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen und bevor ich mich versah, lachte er. „Das ist nett von dir.“ Sein Gelächter hielt eine Weile an und ich wollte einfach nur, dass sich vor mir ein dunkles Loch auftat, in das ich mich verkriechen könnte. Noch nie war ein Bewerbungsgespräch so unangenehm gewesen, und das Schlimme daran war, dass es komplett meine eigene Schuld war. Ich verschwendete hier diese gesegnete Möglichkeit und obwohl ich äußerlich halbwegs entspannt aussah, starb ich innerlich tausend Tode. Ich musste das besser machen. Okay.

      Noah lächelte auf seinen Block hinab. „Nun, Emily, ich sehe, du hast einen doppelten Abschluss.“

      „Das stimmt“, sagte ich und rutschte auf dem Stuhl umher. „Ich habe einen Bachelor in Betriebswirtschaft und einen in Kreativem Schreiben.“

      Noahs Zug um den Mund wurde weicher, bei dem Stolz in meinem Tonfall, und das veränderte sein gesamtes Gesicht. „Und was war dein berufliches Ziel?“

      Verdammt. Das war der Moment, in dem die meisten Leute anfingen, mich auszulachen. Ach, es würde schon schiefgehen. Ich hob den Kopf. „Ursprünglich wollte ich Autorin werden.“ Da lag es nun auf dem Tisch, für alle sichtbar. Ich hielt inne, damit sie mit dem Gelächter beginnen konnten. Nur lachten sie nicht. Stattdessen schien Noah sich dafür genauer zu interessieren. Er hob die Augenbrauen.

      „Wie schön. Liest du gern?“

      Okay, das war gut. Damit konnte ich arbeiten. Ich durfte ihn nur nicht mit meiner Merkwürdigkeit in den Wahnsinn treiben. Meine Antwort war enthusiastisch, gelinde gesagt. „Ich liebe es, zu lesen.“ Darüber zu reden fiel mir leicht. Ich lehnte mich neugierig vor. „Du auch?“

      Noah sah mich an und zog ganz kurz die Augenbrauen zusammen. „Absolut. Leider habe ich nicht mehr viel Zeit dafür.“

      Ich stützte mein Kinn auf der Hand ab und strahlte. „Was liest du denn gern?“

      Moment. Wer befragte hier denn wen?

      Noah lehnte sich zurück und grinste dann. Sein Lächeln war so hübsch wie sein Name. „Hauptsächlich Autobiografien. Und du?“

      Oh wie nett. Eine weitere Möglichkeit, ausgelacht zu werden. Aber ich musste einfach nur ich selbst sein. Noah machte nicht den Eindruck, als würde er über mich urteilen, obwohl er ein schöner Mensch war. Und ich wusste, wie falsch schöne Menschen sein konnten. Mein Lächeln versiegte etwas. „Science-Fiction, Fantasy und …“ Ich senkte den Blick. „Liebesromane“, gab ich zögerlich zu.

      Aus einem mir nicht verständlichen Grund notierte sich Noah etwas auf dem Block und nickte. „Sehr schön.“ Er schrieb noch etwas und strich das eben Geschriebene wieder durch. „Okay, Emily. Ich stelle dir jetzt ein paar Fragen, schnell hintereinander.“ Er legte seinen netten Blick auf mich. „Nicht denken, einfach antworten, so schnell du kannst, okay? Wir fangen mit etwas Leichtem an.“ Ich nickte und er legte los. „Das Letzte, was du im Fernsehen gesehen hast?“

      Das

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