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Fangen wir mit Noah an. Leadsänger und Gitarrist“, sagte sie und ich schnappte mir wieder ihren Fuß, um sie weiterzumassieren. „Noah Gamble ist so etwas wie der Vater der Band. Ohne ihn wäre Left Turn nichts und die Jungs wissen das auch. Er hat sich den Hintern aufgerissen, um sie an den Punkt zu bringen, wo sie jetzt sind. Er ist ein ernster Typ, jeder von ihnen spielt eine wichtige Rolle, aber er ist so etwas wie der Boss. Dann haben wir Lee Vegas, Bass und Backgroundsänger. Er und Noah sind zusammen aufgewachsen, gingen aufs gleiche College und haben ihren Abschluss in Musik. Er hat diese coole Guter-Junge-vonnebenan-Sache am Laufen. Meistens bleibt er für sich, hasst Ungerechtigkeit gegenüber Frauen und mischt sich manchmal in Dinge ein, die ihn nichts angehen. Aber er arbeitet daran“, wisperte sie verschwörerisch.

      „Dann kommt unser großer Teddy Bär, Helmer Novak. Schlagzeug. Du hast ihn ja gesehen. Er ist riesig. Aber der Liebste von allen. Mit ihm kann man sehr gut reden. Wenn du kannst, versuche ihn näher kennenzulernen. Er ist ein offenes Buch, sehr liebenswert und gütig. Und ziemlich oft …“, sie lächelte, „wirst du mehr als eine Frau aus seinem Zimmer heraus komplimentieren müssen. Er schwört Stein und Bein, dass er nicht darauf steht, also habe ich keine Ahnung, was die alle die ganze Nacht lang treiben. Ich weiß nur, dass die Frauen alle mit einem Ausdruck im Gesicht nach Hause gehen, der besagt, dass der Himmel auf Helmer Novaks Zunge liegt.“ Sie zwinkerte. „Wenn du verstehst, was ich meine.“

      Ich las Liebesromane. Also verstand ich, was sie meinte.

      „Last but not Least ist unser ewig grantiger Connor Clash.“ Ihre Lippen wurden schmal. „Erwarte nicht zu viel von ihm. Er hat Probleme. Hatte noch nie eine Beziehung und liebt Groupies. Er gibt nicht vor mehr zu sein, als er ist. Er ist nicht nur sarkastisch, sondern auch unheimlich zynisch. Im besten Fall geht er dir aus dem Weg und lässt dich deinen Job machen. Allerdings möchte ich dich warnen.“ Sie blickte zur geschlossenen Tür und öffnete gerade den Mund, um weiterzusprechen, als sich besagte Tür öffnete.

      Wovor hatte sie mich warnen wollen? Ich blickte fast finster zur Tür. Ich wollte diese Warnung hören. Amber setzte sich auf und lächelte ihren Ehemann gezwungen an. Als Micah auf meine Hände auf ihrem Fuß blickte, zeigte sie auf mich.

      „Sie hat es selbst angeboten.“

      Micah blinzelte mich an. „Sie müssen das nicht tun.“

      Micahs Reaktion ließ erahnen, dass Amber sich wohl gern in Schwierigkeiten brachte. Aber auch, wie sehr er seine Frau liebte.

      „Ich weiß“, sagte ich und lächelte Amber an. „Sie hat recht, ich habe es ihr angeboten.“ Ich massierte den Fuß weiter. „Ich mag es nicht, wenn jemand unnötige Schmerzen hat.“

      Micah lehnte sich an die Tür und sah uns an. „Ihr zwei scheint euch gut zu verstehen.“

      „Sie ist wie die Schwester, die ich nie hatte“, sagte Amber und warf mir ein Küsschen zu.

      Ich kicherte leise.

      Micahs Augenbrauen hoben sich. „Amber. Du hast drei Schwestern.“

      „Ja“, sagte Amber trocken. „Und sie sind alle fies und gemein.“

      Micah sah seine Frau zärtlich an und wendete sich dann an mich. „Wir haben alles, was wir brauchen, Sie können aber gern so lange bleiben, wie Sie möchten, Emily.“

      „Danke.“ Ich sah auf meine Armbanduhr und erschrak. „Ich muss aber meine Nanna besuchen. Sie ist im Krankenhaus.“

      „Soll ich Sie hinfahren?“

      „Fahr sie hin“, sagten Micah und Amber gleichzeitig.

      Ich winkte ab und stand auf. „Nein, nein. Das ist schon in Ordnung. Ich kann laufen.“

      Micah sah nicht froh darüber aus. „Sicher?“

      Amber sah verdrießlich drein. „Wirklich? Ich hasse Laufen.“

      „Wirklich“, versicherte ich beiden. „Alles gut.“ Sie waren so süß, dass ich lachen musste. „Aber vielen Dank für das Angebot.“

      Amber gab mir alle ihre Telefonnummern und ich musste ihr versprechen anzurufen, ganz egal wegen was, denn ihr sei die ganze Zeit über so verflucht langweilig. Sie überraschte mich damit, dass sie mich zum Abschied umarmte, und als Micah mich zurück ins Erdgeschoss begleitete, betrachtete er mich seltsam. Ich sah ihn fragend an und er schüttelte den Kopf.

      „Sie sind nicht so, wie ich dachte.“

      Ich hielt einen Moment inne, bevor ich ihm antwortete. „Das sind die wenigsten Menschen.“

      „Touché“, erwiderte er.

      Als wir wieder zurück in das Zimmer gingen und ich die muskelbepackte Truppe an einem Tisch sitzen sah, wo sie irgendwelche Papiere lasen, fühlte sich mein Magen an, als hätte er einen Karatehieb erhalten. An dieser Art von Reaktion musste ich wirklich arbeiten.

      „Ähm“, begann ich leise und die ganze Band sah zu mir. Ich versuchte sie alle anzusehen, aber mein Kinn senkte sich, während ich sprach. „Es war schön, euch kennenzulernen.“

      Noah stand auf. „Soll ich dich fahren?“

      „Nein, danke.“ Ich zeigte mit dem Daumen über die Schulter. „Micah hat das schon angeboten.“ Ich holte meinen Rucksack. „Ich schätze, wir sehen uns dann in zwei Wochen.“

      „Erscheinen Sie sonst weinen Sie“, sagte Lee zog mit dem Zeigefinger eine imaginäre Tränenlinie über seine Wange.

      Hell grinste. „Mach dir keinen Stress. Das wird lustig, ehrlich.“

      „Okay“, lachte ich leise und schob mir die Brille hoch.

      Noah kam zu mir. „Ich begleite dich zur Tür.“

      „Danke.“ Ich verließ das Zimmer und rannte dann schnell wieder zurück und winkte eifrig. „Bis dann.“

      „Bis dann, Emmy“, rief Hell.

      Beim Hinausgehen hörte ich ihn. „Erzähl mir nicht, dass mit der was nicht stimmt.“

      Connor. Nein. Er schwang nicht mit auf der Emily-Welle.

      Draußen angekommen, sah Noah mein ernstes Gesicht. „Nimm es nicht persönlich. Connor ist ein Arschloch. Der typische mürrische Künstlertyp eben. Er kann niemanden richtig gut leiden.“

      „Aber klar“, sagte ich, denn so lieb Noah auch war, glaubte ich das nicht wirklich.

      „Wie kommst du nach Hause?“

      „Mit dem Bus.“

      Noah verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Ich kann dich fahren.“

      „Das geht schon. Es ist nicht weit“, log ich, wandte aber den Blick ab, um mich nicht zu verraten.

      Noah öffnete das schwere Tor. „Dann bis zum vierzehnten April, in aller Früh.“

      „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, erwiderte ich aus irgendeinem dummen Grund, doch sowie ich das gesagt hatte, schloss ich die Augen, klatschte mir die Hand vor die Stirn und seufzte.

      Noahs Lachen war so tief, es fühlte sich an, als tanzte es um mich herum.

      Wie peinlich.

      „Okay, ich geh dann besser mal“, sagte ich, lief rückwärts mit knallrotem Kopf und justierte meinen Rucksack. Noah steckte den Kopf aus dem Tor hinaus und sah zu, wie ich ging.

      Ich lief etwas schneller.

      „Sie sind alle wirklich nett. Dass ich mich in ihrer Nähe nicht sonderlich wohlfühle, liegt nur an mir, fürchte ich“, erklärte ich Jim, als ich mich auf dem Stuhl zurücklehnte und es mir bequem machte.

      „Okay“, sagte er mit einem Stirnrunzeln. „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass du mit ein paar Taugenichtsen in der Weltgeschichte herumgondelst.“

      Oje. Manchmal merkte man Jim sein Alter an. „Das

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