Скачать книгу

Ich nickte ernst.

      Er sah mich einen Moment an. „Vorschlag. Lass uns einen Deal machen. Du kommst auf der Teilstrecke für eine Stunde aus deinem Versteck und ich verrate niemandem, dass das St. Judes beim Label angerufen hat, damit sie für den Betreuungsplatz deiner Nanna bürgen, da du dir ihre Pflege kaum leisten kannst.“

      Ich fühlte, wie mir jegliche Farbe aus dem Gesicht wich und der Puls höher schlug. Oh Gott. Noah musste bemerkt haben, dass mir das Atmen nicht leicht fiel und legte eine Hand auf meine Schulter.

      „Das geht in Ordnung. Micah hat die Papiere unterzeichnet. Alles ist gut.“ Sein Blick wurde sanft. „Ich wünschte, du hättest mir davon erzählt.“

      Ich versuchte meine trockenen Lippen zu benetzen und mied seinen Blick. „Bitte, sag niemandem etwas davon.“

      „Das ist nichts, wofür man sich schämen muss, Emmy. Was du da versuchst, ist bewundernswert.“

      Er verstand es nicht. Niemand tat das. Das hier war mein eigener Kampf und den musste ich selbst kämpfen. Genau wie Nanna es getan hatte, als meine Mutter starb. Ich wiederholte meine Bitte und Noah seufzte leise.

      „Ich würde es nie jemandem sagen. Ich bitte dich nur, uns eine Chance zu geben. Lerne uns kennen. Komm heraus und unterhalte dich mit uns. Wir werden jetzt drei Monate lang jeden Tag zusammen sein. Wir möchten dich auch gern näher kennenlernen. Ich weiß, dass die Jungs ein wenig ungehobelt daherkommen. Aber ich versichere dir, dass du nie ehrlichere Menschen kennenlernen wirst.“

      Oh nein. Ich war extrem unschlüssig.

      „Na komm schon“, sagte Noah. „Was sagst du?“

      Noah war ein lieber Kerl und ich war dankbar für sein Taktgefühl. Ehrlich gesagt, fürchtete ich mich vor den anderen. Sie waren so weit abseits der Norm, dass mir jetzt schon klar war, dass ich nichts mit ihnen gemein hatte. Es war weder deren noch meine Schuld. Es war einfach so. Aber ich konnte es versuchen. Und das würde ich auch.

      „Okay. Ich werde sie kennenlernen“, sagte ich lächelnd.

      Noah knuffte mich sanft an der Schulter. „Prima. Gutes Mädchen.“ Er hielt mir die Hand entgegen und ich betrachtete sie einen Augenblick, bevor ich sie ergriff. Noah half mir aus meinem Versteck und legte die Hände auf meine Schultern, um mich nach vorn zu schieben. „Nutze die Chance, Emmy. Nutze sie und halte sie mit beiden Händen fest, hörst du mich? Es könnte dein Leben verändern.“

      Es könnte mein Leben verändern.

      Eine Prophezeiung. Eine, die keiner von uns beiden als solche realisierte, bis unsere Welten so hart beben würden, dass unsere Köpfe wackelten.

      Draußen vor dem Bus reckte und streckte ich mich. Ich wusste nicht, wo wir uns befanden, aber ich musste zugeben, dass es schön war, aus meiner kleinen Koje herauszukommen. Noah ging zu dem Laden der Raststätte und ich folgte ihm hinein. Ich nahm mir Zeit, die Regale abzulaufen und entschied mich für eine Packung Twizzlers, da ich nur fünfzehn Dollar im Geldbeutel hatte. Das Geld musste mir wenigstens bis zum nächsten Gehaltsscheck reichen. Ich konnte es ein wenig strecken, aber zwei Wochen? Das war ein bisschen lang. An der Kasse stand Connor und sprach mit dem Kassierer.

      „Ja, ich nehme diesen ganzen Kram hier.“ Er legte ein paar Schokoriegel, Getränke und Kaugummi auf den Ladentisch. „Und was für Erwachsenenmagazine habt ihr hier? Ich meine Pornos.“

      Ich weitete die Augen und drehte mich um, um zu gehen. Aber eine Hand zog mich an der Schulter zurück. Connor zog mich an sich, nahm mir die Twizzler-Packung ab und legte sie zu seinen Sachen dazu. Der Kassierer kam mit einem Stapel Magazine zurück, die in Plastikfolie eingezogen waren. Mein Herzschlag ging von null auf hundert und ich wurde so schnell rot, dass ich befürchtete, vor Blutmangel ohnmächtig zu werden.

      Connor ging die Magazine durch. „Welches würden Sie denn empfehlen, mein Lieber?“

      Der reifere Herr zeigte auf ein Magazin mit dem Namen Lux und als ich den Mund öffnete, um etwas zu sagen, legte Connor den Finger auf meine Lippen. „Pst, Baby. Die Erwachsenen unterhalten sich gerade.“

      Connor sah sich die Magazinempfehlung durch und wägte ab. „Ich weiß nicht recht. Ich meine, klar, sie ist heiß und so, aber ich suche nach etwas mit dem gewissen Etwas, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

      Der Kassierer verschwand kurz, um dann mit einem weiteren Magazin wieder aufzutauchen. Er legte es auf den Tisch. Es hieß Moi.

      „Das ist es“, sagte Connor und tippte auf das Cover unter der Plastikfolie. „Sie ist es.“ Er nahm dem Verkäufer das Magazin ab. „Sie sieht wie ein nettes Mädchen aus. Hilfsbereit. So, als würde sie immer ihr Bett machen, obwohl die Sachen, die sie darin anstellt, ihre Mutter sicherlich enttäuschen würden. Genau.“ Er nickte und legte es zu den Sachen auf dem Ladentisch. „Das nehme ich.“

      Der Mann addierte alles auf und nannte den Preis. Connor griff in den Kühlschrank neben uns und legte noch etwas dazu, während er mich frech angrinste.

      „Und eine Schokomilch fürs Baby.“

      Ich vermute, ich hätte beleidigt sein sollen. Das ging aber nach hinten los, denn ich liebte Schokomilch.

      Der Kassierer packte alles in eine Papiertüte und überreichte sie Connor, der sie mir in den Arm drückte. Ich hielt sie in den Armen, aber als wir aus der Tür gingen, hielt er mich zurück.

      „Das ist ein Basketballkorb. Wir brauchen einen Ball.“

      Er eilte wieder in den Laden und ließ mich mit einer Tüte voller Unsinn und einem Titti-Magazin hier stehen. Ich stellte die Tüte ab. Als er wieder herauskam, hielt er einen alten, verkrusteten Basketball in den Händen.

      Er lächelte, tippte den Ball ein paarmal auf und nickte. „Wollen wir eine Runde?“

      War das sein Ernst? „Ich weiß nicht, wie man spielt.“

      „Hm. Okay.“ Er sah sich um. „Hey Lee“, rief er. Lee drehte sich um und Connor zeigte auf mich. „Emmy will eine Runde Basketball spielen. Sie sagt, sie ist echt gut darin. Machst du mit?“

      Okay. Es sah so aus, als ob mich alle jetzt Emmy nannten. Außerdem, was? Ich hatte nichts dergleichen gesagt. Ich blinzelte ihn an. Er grinste nur und zwinkerte mir zu.

      Herrgott, was ein Arsch.

      Lee kam herüber gejoggt und Hell folgte ihm.

      „Ich … kann überhaupt nicht spielen“, stotterte ich.

      Connor lachte leise tief im Hals und legte den Arm um mich, zog mich an seine Seite und meinen Kopf an seine Brust. „Du bist so ein Scherzkeks, Emmy.“ Er schüttelte mich langsam an den Schultern. „Hört nicht auf das, was sie sagt. Emmy hat es voll drauf.“

      Lee lächelte. „Du weißt wirklich nicht, wie man spielt, oder Kleines?“

      Ich schüttelte den Kopf und Connor riss den Mund auf. „Lügnerin. Ich hab’s gesehen, sie ist gut, ich schwöre.“

      Hell grinste und wusste ganz genau, dass Connor Blödsinn redete. „Na dann, wollen wir? Wir müssen gleich wieder in den Bus steigen.“

      Offenbar spielten wir etwas, das Half Court hieß. Als es Lee gelang, Connor den Ball abzunehmen, warf er ihn mir zu. Ich hielt ihn fest und rannte.

      „Warte, du machst Schrittfehler“, rief Lee lachend.

      Ich hielt den Ball weiter fest und sah ihn an. „Ich mache was?“

      „Du musst den Ball prellen während du rennst. Wenn du das nicht tust, zählt das als Schrittfehler und das andere Team erhält den Ball.“

      Ach so. „Okay.“ Ich blickte zu ihm hoch. „Kann ich noch mal anfangen?“

      „Nein“, rief Connor.

      „Du machst das super, versuch es noch mal“, sagte Hell.

      „Danke, Hell.“ Aber sowie ich den Ball einmal auftippte, nahm Connor ihn mir ab.

Скачать книгу