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fühlen

      7. Ignoriert werden

      8. Dunkelheit

      9. Menschen mit Deformierungen

      10. Fehler machen

      11. Albern aussehen

      12. Die Kontrolle verlieren

      13. Mit Entscheidungen beauftragt oder dafür verantwortlich sein

      14. Geisteskrank werden

      15. Schriftliche Tests machen

      16. Von anderen berührt werden

      17. Sich anders als die anderen fühlen

      18. Allein sein

      19. An einem fremden Ort sein

      20. Öffentlich reden

      21. Schlechte Träume

      22. Fehlschläge

      23. Einen Raum betreten, in dem schon andere Menschen sitzen

      24. Von hohen Gebäuden herunterschauen

      25. Fremde

      26. Sich ärgerlich fühlen

      27. Autoritätspersonen

      28. Gesprächspausen

      29. Kriechende Insekten

      Die Ergebnisse dieses Fragebogens deuteten auf den gleichen Trend wie bei den persönlichen Wachstums-Items hin, jedoch nicht in der gleichen Größenordnung. Bei neun Items berichteten die Patienten von größerer Angst seit dem Ausbruch des Krebses; bei einem Item gab es eine gleichmäßige Umverteilung (genauso viele Patienten berichteten von weniger Angst »jetzt«, wie von mehr Angst »jetzt«); und bei neunzehn der neunundzwanzig Items berichteten mehr Patienten von weniger Ängsten »jetzt« als »vor« dem Ausbruch ihrer Krebskrankheit.

      Die meisten Therapeuten können anekdotisches klinisches Material beisteuern, um das zu veranschaulichen. Viele Therapeuten haben mit Patienten gearbeitet, die mitten in der Therapie eine Auseinandersetzung mit dem Tod hatten, was zu einem raschen Wandel in der Lebensperspektive und zu einer Neuordnung der Prioritäten im Leben führte. In der Literatur gibt es kaum weitere Untersuchungen über dieses Phänomen. Einige Studien22 wurden bei hospitalisierten Patienten, die dem Tode nahestanden, durchgeführt und berichten von viel negativeren Befunden als in unserer Studie; aber solche Patienten sind oft isoliert, kachektisch und haben große Schmerzen. Vor kurzem nahm sich ein Krebspatient Kübler-Ross wegen eben dieser Angelegenheit vor und betonte, dass die »Stadien« des Sterbens bei Kübler-Ross durch eine kachektische Krankenhauspopulation verzerrt würden und sie die »goldene Periode« übersah, die sich ereignet, wenn ein Patient Zeit hat, um seine Begegnung mit dem Tod zu assimilieren.23

      Schmitt hatte eine Patientin, die ein Nierenversagen extrem nah an den Tod herangeführt hatte. Nach einer langen Periode der Nierendialyse hatte die Patientin eine erfolgreiche Nierentransplantation und kehrte mit einem Gefühl sowohl physischer wie psychischer Wiedergeburt in das Leben zurück. Sie beschreibt ihre Erfahrung:

      Wirklich die einzige Möglichkeit, wie ich mich beschreiben kann, ist, dass ich von mir selbst glaube, zwei Leben gehabt zu haben. Ich nenne sie sogar die erste und die zweite Kathy. Die erste Kathy starb während der Dialyse. Angesichts des Todes konnte sie es nicht länger durchstehen. Eine zweite Kathy musste geboren werden. Das ist die Kathy, die mitten im Tod geboren wurde … die erste Kathy war eine frivole Göre. Sie lebte immer nur von einer Minute zur anderen. Sie stritt sich über kaltes Essen in der Cafeteria herum, über die Langweiligkeit chirurgischer Vorlesungen für Krankenschwestern, über die Unfairness ihrer Eltern. Ihr Ziel im Leben war es, am Wochenende Spaß zu haben … die Zukunft war weit weg und von nur geringem Interesse. Sie lebte nur für Trivialitäten.

      Aber die zweite Kathy – das bin ich jetzt. Ich bin verrückt nach Leben. Schau dir die Schönheit des Himmels an! Er ist herrlich blau! Ich gehe in einen Blumengarten, und jede Blume nimmt so fantastische Farben an, dass ich von ihrer Schönheit benommen bin … Eines weiß ich: Wäre ich meine erste Kathy geblieben, hätte ich mein ganzes Leben verspielt und ich hätte niemals gewusst, was Freude am Leben bedeutet; ich musste dem Tod Auge in Auge begegnen, bevor ich leben konnte. Ich musste sterben, um zu leben.24

      Eine ungewöhnliche Begegnung mit dem Tod bewirkte einen Wendepunkt im Leben Arthurs, eines Alkoholpatienten. Der Zustand des Patienten ver schlechterte sich ständig. Er hatte mehrere Jahre lang stark getrunken und hat keine Periode der Nüchternheit gehabt, die lang genug gewesen wäre, um effektiven psychotherapeutischen Kontakt zu ermöglichen. Er kam in eine Therapiegruppe, und eines Tages kam er so vergiftet in die Sitzung, dass er bewusstlos wurde. Die Gruppe setzte ihr Treffen fort, mit dem bewusstlosen Arthur auf der Couch, diskutierte darüber, was sie mit Arthur tun sollten, und brachten ihn schließlich geschlossen von der Sitzung ins Krankenhaus.

      Glücklicherweise wurde die Sitzung auf Video aufgenommen, und später, als Arthur das Videoband ansah, hatte er eine tiefe Begegnung mit dem Tod. Alle hatten sie ihm jahrelang gesagt, dass er sich zu Tode trinken würde. Aber bis zu dem Zeitpunkt, als er das Videoband sah, hatte er dies niemals wirklich für möglich gehalten. Das Videoband von ihm selbst, ausgestreckt auf der Couch, und den Gruppenmitgliedern, die um seinen Körper herumstanden und über ihn redeten, hatte eine unheimliche Ähnlichkeit mit dem Begräbnis seines Zwillingsbruders, der ein Jahr zuvor an Alkoholismus gestorben war. Er stellte sich selbst bei seiner eigenen Totenwache vor, auf einer Bahre ausgestreckt und umgeben von Freunden, die über ihn redeten. Arthur war von der Vision tief erschüttert, begann die längste Periode der Nüchternheit, die er in seinem Erwachsenenleben hatte, und ließ sich zum ersten Mal auf therapeutische Arbeit ein, die schließlich sehr nützlich für ihn war.

      Mein Interesse an existenzieller Therapie wurde zu einem großen Teil dadurch geweckt, dass ich vor vielen Jahren Zeuge der Wirkung des Todes auf eine meiner Patientinnen war. Jane war eine fünfundzwanzigjährige ewige Collegestudentin, die in die Therapie kam, weil sie niedergeschlagen war, schwere gastritische Funktionsstörungen hatte und sich dauernd hilflos und nutzlos fühlte. In ihrer ersten Sitzung präsentierte sie ihr Problem in diffuser Weise und jammerte wiederholt: »Ich weiß nicht, was los ist.« Ich wusste nicht, was sie mit dieser Aussage meinte, und weil sie in eine lange Litanei der Selbstabwertung eingeflochten war, vergaß ich sie bald. Ich führte Jane in eine Therapiegruppe ein, und in der Gruppe hatte sie wieder ein starkes Empfinden davon, dass sie nicht wusste, was los war. Sie wusste nicht, was mit ihr geschah, warum die anderen Mitglieder so desinteressiert an ihr waren, warum sie eine Gesprächsparalyse entwickelte, warum sie masochistische Beziehungen mit anderen Mitgliedern herstellte, warum sie so fixiert auf den Therapeuten war. Das Leben war zu einem großen Teil ein Geheimnis, etwas »außerhalb«, das ihr zustieß, etwas, das auf sie herabregnete.

      In der Therapiegruppe war Jane ängstlich und langweilig. Jede ihrer Aussagen war vorhersagbar; bevor sie sprach, suchte sie das Meer der Gesichter in der Gruppe nach Anzeichen darauf ab, was andere wollten, und dann formte sie ihre Aussage so, dass möglichst viele Leute erfreut waren. Alles nur um zu vermeiden, dass andere beleidigt oder abgestoßen waren. (Was natürlich geschah, war, dass die Leute sich abwendeten, nicht aus Ärger, sondern aus Langeweile.) Es war klar, dass sich Jane chronisch vom Leben zurückzog. Jeder in der Gruppe versuchte, »die wirkliche Jane« in dem Kokon der Fügsamkeit, den sie um sich gesponnen hatte, zu finden. Sie versuchten, Jane zu ermutigen; sie drängten sie, Gesellschaft zu suchen, zu studieren, das letzte für ihre Graduierung nötige Examenspapier zu schreiben, sich Kleider zu kaufen, ihre Rechnungen zu bezahlen, sich zu pflegen, ihr Haar zu kämmen, ihren Lebenslauf zu schreiben, sich nach Jobs umzusehen.

      Diese Ermahnungen, wie die meisten Ermahnungen in der Therapie, waren nicht erfolgreich, und deshalb versuchte die Gruppe eine andere Taktik: Sie drängten Jane, sich die Verlockungen und den Segen des Versagens vor Augen zu führen. Was hatte sie davon? Warum war das Versagen so lohnenswert? Diese Fragerichtung war produktiver, und wir erfuhren, dass der Lohn beträchtlich war. Zu versagen hielt Jane jung, hielt sie geschützt, hielt sie davon ab, Entscheidungen zu treffen. Die Idealisierung und Anbetung des Therapeuten diente demselben Zweck.

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