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einer Ordnung unter sich, und diese

      Ist es, durch die das All Gott zu vergleichen.

      Hier sehn die hohen Wesen alle Spuren

      Der ewigen Kraft, die selber dient zum Ziele,

      Zu dem die obige Ordnung ward geschaffen.

      Zu dieser Ordnung, wie ich sage, neigen

      Nun alle Wesen nach verschiednen Losen,

      Und ihrem Ursprung näher oder ferner.

      Darum ziehn sie auch nach verschiednen Häfen

      Im großen Meer des Seins, und jedes Wesen

      Von einem angebornen Trieb getragen. […]

      Gewiß, wie oftmals nach dem innern Willen

      Der Kunst die Formen sich nicht fügen mögen,

      Dieweil die Stoffe keine Antwort geben,

      So können auch von diesem Lauf die Wesen

      Bisweilen weichen, denn mit solchem Triebe

      Sind sie noch fähig, seitwärts abzubiegen.«279

      Im Folgenden sollen die einzelnen Himmelssphären in den Blick genommen werden. Beatrice begleitet Dante dabei, um ihn in die Geheimnisse der Himmel und der Vollendung des Menschen einzuweisen.

       3.3.1 Das verklärte Scheitern oder der Mondhimmel

      Von Beatricens gottschauenden Augen beflügelt (s. o.) wird Dante in den ersten Himmel emporgehoben, den Mondhimmel : Beatrice in suso, ed io in lei guardava.280 Die Bewegung durch die einzelnen Sphären wird auf die im Menschen innewohnende Sehnsucht nach der Gottesschau281 zurückgeführt (desiderium naturale ; la concreata e perpetua sete del deiforme regno)282. In Par. III, 7 ff. begegnet Dante den ersten Seelen des Paradiso, qui rilegate per manco di voto (»sie sind hier, weil sie ihr Gelübde brachen«), perchè fur negletti li nostri vòti, e voti in alcun canto (»weil wir die Gelübde versäumt und irgendwie gebrochen haben«).283 Die Aufforderung Beatricens parla con esse e odi e credi284 gilt für alle Begegnungen mit den gottschauenden Seelen in den (ihren) jeweiligen Himmelssphären als Einladung zu Gespräch und Austausch. Sprechen (Anreden), Hören (das Sichbelehrenlassen)285 und Glauben (dadurch sich immer mehr für Gott bereiten)286 sind die Kennzeichen der Pilgerfahrt Dantes in der ganzen DC (in Infernum und Purgatorium geschieht dies allerdings auf die negative Art der abschreckenden bzw. mahnenden Gegenbeispiele). Entsprechend der hohen Bedeutung, die Dante seiner DC gemäß Purg. XXXII, 104 zuschreibt, und die ihn zur Benennung nur damals allgemein bekannter Persönlichkeiten und großer Gestalten der Geschichte veranlasst, spricht er – als Vertreterin des Mondhimmels – mit Piccarda Donati (die wiederum in Par. III, 118 ff. auf die einer Legende nach – wie sie selbst – aus einem Kloster entführte Kaiserin Konstanze verweist, Gemahlin Kaiser Heinrichs VI. und Mutter Friedrichs II.), einer Klarissin, die von ihrer Familie wider ihren Willen aus dem Kloster (Par. III, 107 : la dolce chiostro) geholt und daraufhin mit Rossalino della Tosa vermählt wurde (Par. III, 46 ff. und 97 ff.).287

      Kernfrage dieser Himmelssphäre ist die vermeintliche Inferiorität der Seligen des Mondhimmels gegenüber denen höherer, Gott näherer Sphären. Aufgrund eines (unfreiwilligen) Gelübdebruches (bzw. -versäumnisses) ist ihnen dieses Los (sorte che par giù cotanto ; Par. III, 55) beschieden. Dante erkundigt sich :

      »[…] Ihr, die ihr hier glücklich lebet,

      Geht euer Wunsch nach einem höhern Orte,

      Um mehr zu sehn, euch enger zu befreunden ?«288

      Der folgende Monolog Piccardas ist als eine Kurzpredigt über die Selbstbescheidung des in Christus seines Heiles sicheren Erlösten zu verstehen. Die Problematik der Gradualität der Gottesschau der Heiligen lässt sich demnach unschwer auf die Unterschiedlichkeit der Begnadung und Christusnachfolge auf Erden übertragen. Es geht darum, die verschiedenen zur Heiligkeit führenden Wege des Menschen zu Gott in den Blick zu nehmen, ohne einer Beliebigkeit das Wort zu reden, die die persönliche Freiheit und Verantwortlichkeit gegenüber der eigenen Berufung zum Heiligungsdienst der Welt außen vor lässt. Nicht die Frage, welcher Weg der bessere, sondern welcher der jeweils eigene ist, wird dabei zum Hauptkriterium der individuellen Entschiedenheit im Konkreten. Aus gnadentheologischer Perspektive heraus ist alle Wertung unterschiedlicher Nachfolgewege in der DC eine für den Menschen niemals zum Selbstlob verleiten wollende Anerkennung der persönlichen Zuwendung Gottes gegenüber dem Einzelnen. Piccardas Rede richtet sich daher an alle, die sich ob ihrer Religiosität brüsten (vgl. etwa Mk 9,33 ff.) und anderen dementsprechend ihr Seelenheil – wie die Arbeiter in Mt 20 – implizit absprechen wollen, genauso wie an jene, die sich der (vermeintlich) ausgewichenen Nachfolge bezichtigen, an alle also, die sich die Frage nach der eigenen Berufung über Gebühr zu eigen machen :

      »Mein Bruder, unser Wille wird gestillet

      Durch Kraft der Liebe, sie läßt uns nur wünschen

      Das, was wir haben ; andrer Durst entschwindet.

      Wenn wir nach einem höhern Ort uns sehnten,

      Dann wären nicht in Einklang unsre Wünsche

      Mit dessen Willen, der uns hierher sendet.

      Das kann in diesen Kreisen nicht geschehen,

      Wenn wir hier in der Liebe leben sollen

      Und die Natur der Liebe du betrachtest.

      Vielmehr ist dieses Seligsein gebunden,

      Sich drin zu halten in dem göttlichen Willen,

      Damit sich unser aller Wille eine.

      So daß es, da wir Stuf um Stufe stehen

      In diesem Reich, dem ganzen Reiche recht ist,

      Gleichwie dem König, der uns lenkt den Willen.

      In seinem Willen finden wir den Frieden,«289

      Exkurs : Willensfreiheit und Gnadenwahl in der Divina Commedia

      Das ewige Schicksal ist an die Freiheit des Menschen geknüpft. Die Gnade Gottes korrumpiert nicht diese Freiheit und Verantwortlichkeit, sondern baut darauf auf. Die Theologie K. Rahners verdeutlicht diese Zusammenschau von Gnade (bzw. der Liebe Gottes)290 und Freiheit und vermag damit die Aussagen der DC in einen existentiellen Horizont zu rücken und so die eschatologische Vorstellungswelt Dantes für die Gegenwart zu erhellen. Nach Rahner steht der theologische Begriff des Heils für die »Endgültigkeit des wahren Selbstverständnisses und der wahren Selbsttat des Menschen in Freiheit vor Gott durch die Annahme seines eigenen Selbst, so wie es ihm in der Wahl der in Freiheit interpretierten Transzendenz eröffnet und übereignet ist. Die Ewigkeit des Menschen kann nur verstanden werden als die Eigentümlichkeit und Endgültigkeit der sich ausgezeitigt habenden Freiheit.«291 Das eschatologische Heil des Menschen ist dementsprechend an seine individuelle Geschichte gebunden. In die Ewigkeit mit hineingenommen wird somit auch und v. a. die personale Freiheit, in der die einzelnen Lebensentscheidungen erst ihre Würde, aber auch Tragik erhalten. So wie das Leben des einzelnen Menschen von seiner personalen Freiheit wesentlich bestimmt und geprägt wurde, so ist auch die endgültige, da jegliche Zeit freiheitlicher Entscheidungen hinter sich lassende, Ewigkeit Erfahrung der sich darin widerspiegelnden Freiheitsgeschichte.

      Dante selbst stellt den Zusammenhang von freiheitlicher Lebensgestaltung und ihrem Niederschlag in der Ewigkeit in jedem Gesang seiner Divina Commedia heraus. Das eigene, in Freiheit und Verantwortung gestaltete Leben entscheidet über das jenseitige Schicksal. Allerdings wird diese Freiheit als eine gerichtete interpretiert : Frei ist der Mensch zu wählen, seine Freiheit erfährt aber in der jeweiligen Ausrichtung

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