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und hat den runtergeschmeisst .

      Abb. 4.2:

      Bildsequenz (nach Mayer 1969)

      Bei der PerfektbildungPerfektbildung der Kinder fällt auf, dass sie beim Partizip II nahezu konsequent dem Muster der schwachen Verben folgen: *gezieht, *runtergefallt, *gerennt, *runtergefallt, *geruft, *genehmt, *runtergeschmeisst. Sie haben das PräfixPräfix ge- und das SuffixSuffix -t als formbildend identifiziert und nutzen diese Markierung nun beharrlich für alle Verben. Das ist nur allzu verständlich, denn die Lernenden – auf der Suche nach transparenten Form-Funktions-Zusammenhängen – entdecken die regelhafte Partizipbildung der schwachen Verben recht schnell, während sich die Bildungsweisen der starken und der unregelmäßigen Verben deutlich schwerer erschließen, wobei das Suffix -en, das sich am Partizip II aller starken Verben findet, dem Lernenden wiederum leichter zugänglich ist als die verschiedenen VokalwechselVokalwechsel (schreibengeschrieben, singengesungen, treffengetroffen).

      In der ersten Erzählung fällt eine weitere zielsprachliche Abweichung bei der PerfektbildungPerfektbildung auf – ebenfalls sehr typisch für den ungesteuerten Deutscherwerb: Das Kind verwendet als Hilfsverb ausschließlich eine Form von haben (z. B. hat er runtergeplumpst, hab ich runtergefallt). Die Distribution von haben und sein hat sich das Kind bislang noch nicht erschließen können. Laut DUDEN „Die Grammatik“ (2016: 473) ist die Perfektbildung mit haben aber auch der Normalfall und die Perfektbildung mit sein der Sonderfall. Nach Fandrych & Thurmair (2018: 36) wird sein verwendet bei:

       Verben, die eine Orts- oder Positionsveränderung bezeichnen (Bewegungsverben): gehen, fahren, klettern, fallen, ankommen, umziehen, …

       Verben, die eine Zustandsänderung bezeichnen: aufwachsen, einschlafen, erblühen, verblühen, sterben, wachsen, …

       den Verben sein, werden, bleiben (ich bin gewesen, er war gewesen, sie sind geblieben)

      Bezogen auf den ausgewählten Bereich der Verbalflexion sei an dieser Stelle festgehalten, dass die Lernenden die Hauptregeln der PerfektbildungPerfektbildung entdecken und diese dann zunächst übergeneralisieren. Wie verhält es sich mit der NominalflexionNominalflexion? Die Bildergeschichte des zweiten Kindes, in der verschiedene Nomen Verwendung finden, ist hier besonders aufschlussreich. Wie am Artikelgebrauch zu erkennen, scheinen nicht alle grammatischen Kategorien Beachtung zu finden und dennoch lässt sich eine gewisse Systematik feststellen. Der nächste Abschnitt gibt Aufschluss darüber, wie sich Lernende das System der Nominalflexion erschließen.

      Aufgaben

       1.* Vor welchen Herausforderungen bzw. Umstellungen stehen Deutschlernende, deren Herkunftssprache zum agglutinierenden Typ gehört?

       2.** „Ich habe auf der Couch gelegen“ oder „Ich bin auf der Couch gelegen“? Welche der beiden Perfektbildungen bevorzugen Sie? Es handelt sich hier um regionale Varianten, die beide als richtig anzusehen sind.1 Wie würden Sie mit diesen Varianten im Deutschkurs umgehen?

      Partner- oder Gruppenaufgabe

       3.** Nachfolgend sehen Sie Auszüge zweier DaF/DaZ-Lehrwerke zur PerfektbildungPerfektbildung. Wie beurteilen Sie (aus der Lernendenperspektive) die Heranführung an die haben/sein-Distribution? Welche Aspekte der Übungen würden Sie als gelungen bezeichnen (bitte begründen) und wo sehen Sie Optimierungsbedarf? Tauschen Sie zu zweit und/oder in der Gruppe Ihre Meinungen aus.Abb. 4.3:Auszug aus: Prima ankommen. Deutsch. Arbeitsbuch DaZ 5-7, S. 26 © Cornelsen/ Gregor MecklenburgAbb. 4.4:Auszug aus: DaF kompakt A1-B1, Kursbuch, S. 40 © Ernst Klett Sprachen

      4.2 NominalflexionNominalflexion

      Unter NominalflexionNominalflexion (oder auch DeklinationDeklination) versteht man, wie es der Begriff selbst schon verrät, die FlexionFlexion der nominalen Wortarten. Hierzu gehören Nomen, Artikel, Adjektive und Pronomen. Diese Wortarten sind in Nominalphrasen (oder auch Nominalgruppen) anzutreffen. Den Kern (oder Kopf) einer Nominalgruppe (NG) bildet ein potenziell erweiterbares Nomen oder ein Pronomen, vgl. (1).

(1) NG[NG[Der kleine, noch ganz junge Hund] von NG[meiner großen Schwester]] ist gestern weggelaufen. NG[Sie] hat NG[ihn] schon überall gesucht.

      Nominale Wortarten flektieren nach Numerus, Kasus und Genus mit folgender Einschränkung: Ein Nomen flektiert nicht nach Genus. Das Genus ist dem Nomen inhärent. Innerhalb einer Nominalgruppe stimmen Artikelwörter und Adjektive mit dem Nomen in Numerus, Genus und Kasus überein. Man spricht von nominalgruppeninterner Kongruenznominalgruppeninterne Kongruenz. Ein Pronomen muss ebenfalls mit dem Bezugsnomen in Numerus und Genus übereinstimmen (= nominalgruppenexterne Kongruenznominalgruppenexterne Kongruenz), aber nicht im Kasus, vgl. (1), denn der Kasus wird im jeweiligen Satz durch das Verb oder durch eine Präposition bestimmt.

      Das Deutsche verfügt über ein umfangreiches Repertoire an Artikelwörtern und Pronomen, die die beschriebenen Kongruenzrelationen anzeigen müssen (siehe Tab. 4.1).

Artikelwörter Pronomen
indefiniter Artikel (ein Hund, eine Frau, ein Buch) Personalpronomen (er, sie, es)
definiter Artikel (der Hund, die Frau, das Buch) Relativpronomen (der, die, das, welcher, welche, welches)
demonstratives Artikelwort (DER Hund, dieser Hund, derselbe Hund) Demonstrativpronomen (der, dieser, derselbe, derjenige)
possessives Artikelwort (Das ist mein / sein / ihr Hund.) Possessivpronomen (Das ist meiner / seiner / ihrer.)
interrogatives Artikelwort (Welches Buch soll ich kaufen?) interrogatives Pronomen (Welches soll ich nehmen?)
indefinites Artikelwort kein Mann, keine Frau, irgendein Buch indefinites Pronomen keiner, keine, irgendeins

      Tab. 4.1:

      Artikelwörter und Pronomen (in Auswahl), in Anlehnung an DUDEN (2016: 251-253)

      Bereits an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass alle genannten Artikelwörter und Pronomentypen das grammatische Geschlecht spezifizieren. Das bedeutet, potenzielle Schwierigkeiten im Erwerb des Genussystems werden an all diesen Stellen zutage treten. Gleichzeitig kann dieses umfangreiche Set an Genusindikatoren aber auch genutzt werden, um die Genuskategorie wahrnehmbar zu machen, sie aufzubauen und zu stabilisieren. Wir kommen auf die Genuskategorie gleich noch einmal zurück, doch zuvor sei der Blick auf die Adjektivflexion gelenkt – für Deutschlernende wohl eine der größten Herausforderungen. Dies verwundert kaum, denn wie in (2) zu erkennen, flektiert

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