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von weiß zu rötlich.

      Das Spektrum zeigt verschiedene Emissionslinien von Silizium (Si), Eisen (Fe) und Kalzium (Ca) – alles Elemente, die in Erdmineralien gebunden sind, neben Sauerstoff (O) und Stickstoff (N):

       Abb. 3: Verteilung der Elemente im Spektrum eines Kugelblitzes

      Diese Ergebnisse liefern Hinweise auf experimentelle Tests zur Erzeugung von Plasmabällen. Aber sie sind noch keine Hinweise darauf, welche der Kugelblitztheorien die richtige ist, sagt der Blitzspezialist Martin Uman (Niemitalo 2014).

      In den Zeitungen liest man immer wieder, dass nun endlich der experimentelle Beweis für Kugelblitze im Labor gelungen sei. Kugelförmige Lichterscheinungen lassen sich auf verschiedenste Weise generieren. Doch bisher ist noch keine dieser leuchtenden Kugeln länger als eine Sekunde sichtbar geblieben. Das Problem ist, eine Theorie zu finden, bei der die Rechnungen eine mehrere Sekunden lange Lebensdauer des leuchtenden Kugelvolumens ergeben. Am Erfolg versprechendsten sind Theorien, in denen nichtlineare Solitonen-Schwingungen in kleinen Luftbereichen analysiert werden (z. B. Auerbach 2017).

      Es wird noch längere Zeit dauern, bis eine Theorie gefunden und im Experiment bestätigt wird, welche nicht nur die lange Lebensdauer, sondern auch die ganz merkwürdigen und sich widersprechenden Eigenschaften der Kugelblitze verständlich macht.

      Der französische Astronom Camille Flammarion (1842–1925) war einer der ersten Wissenschaftler, die Berichte über Kugelblitz-Sichtungen sammelten. Seine Berichte klangen vielfach unglaublich. In einem Fall soll ein Kugelblitz eine Tür aufgedrückt haben, um ins Haus zu gelangen, in einem anderen Fall kam der Kugelblitz durch das geschlossene Fenster. Einmal explodierte der Kugelblitz und tötete die Katze im Schoß eines Mädchens, ohne dieses selbst zu verletzen.

      Im Jahr 1888 erschien in Marseille eine feurige Kugel über der Spitze eines Baums und riss beim Herunterkommen Ast für Ast des Baums ab. Dann flog er langsam über einen Garten auf die Tür eines Hauses zu, vor der zwei Kinder standen. Eines der Kinder kickte den Ball mit seinem Fuß fort, woraufhin der Ball mit einer schrecklich lauten Explosion verschwand. Die beiden

      Kinder blieben unverletzt, aber mehrere Tiere im nahe gelegenen Stall wurden getötet (Flammarion 1904).

      Es ist unverständlich, wieso ein Kugelblitz einmal zerstörerisch wirkt, aber in einem anderen Fall die Zeugen umschließt, ohne dass ihnen etwas passiert. Ein Beispiel für den ersteren Typ stammt aus dem Jahr 1849 aus Paris:

      Es war ein heißer Tag bei ruhiger Wetterlage. Mehrere Zeugen bemerkten einen großen roten Ball am Himmel, der sich 5 bis 6 Meter über einen Baum hinabsenkte. Aus dem Objekt kamen Flammen, und plötzlich erfolgte eine fürchterliche Detonation. Lichtblitzartige Kugeln wurden in alle Richtungen »verschossen«, die in Zickzackkursen auf den Boden zusteuerten. Eine von diesen traf ein Haus und schlug ein Loch in die Wand, groß wie eine Kanonenkugel. Drei Menschen wurden umgeworfen. Der Vorfall dauerte etwa eine Minute lang.

      Andererseits wird von einem Vorfall berichtet, der sich 1904 in Norddeutschland ereignet haben soll und der einen Ingenieur und dessen Frau zu Zeugen hatte:

      Es war ein scheußliches Wetter. Es regnete, hagelte, schneite und stürmte. Etwa 30 Meter seitlich des Weges in 6 Metern Höhe tauchte ein etwa 4 Meter großer heller Ball auf (mit einer geschätzten Leuchtstärke von 34 Candela). Dieser senkte sich auf das Paar und umschloss es. Die beiden standen in einem »dicken weißen See aus Licht« und spürten weder den Sturm noch Hitze und Geruch. Nach etwa 4 Sekunden verschwand die Blase in zehn Metern Entfernung im Hagelschauer (Singer 1971).

      Wie kommt das Erscheinen von Kugelblitzen bei heiterem Himmel zustande? Der Blitzforscher I. Galli widmet diesem Phänomen ein ganzes Kapitel (Galli 1911). In einem anderen Kapitel behandelt Galli solche Kugelblitze, die Metall schmelzen und verflüchtigen. Sie entfachen mechanische Kräfte, können dicke Mauern oder einen Granitblock durchlöchern, schleudern Gegenstände und Menschen beiseite oder heben sie an. Gelegentlich scheinen sie regelrecht gewisse Ziele zu suchen. In 15 Fällen berichtet Galli, dass die Kugelblitze durch den Schornstein ins Haus kamen.

      Manche Kugelblitze verändern auch ihre Gestalt, um durch Öffnungen in Häuser zu gelangen. An einem Abend im Jahr 1953 erlebten dies Mrs F. Blumenthal und ihr Gast in Washington, D. C., während eines Gewitters:

      Sie hörten zunächst ein zischendes Geräusch hinter der Tür. Dann sahen sie, wie aus dem Schlüsselloch der Tür ein bleistiftdünner und ebenso langer Lichtstrahl drang. Als er im Zimmer war, wurde der kurze Lichtstrahl zu einer 25 Zentimeter großen Kugel. Diese verharrte kurz zischend in der Luft, dann flog sie über die Köpfe der Zeugen hinweg und explodierte, als sie auf die Kacheln des Kamins traf (Edwards 1964).

      Gelegentlich werden Zeugen verfolgt. W. Moufang (1960) berichtet zum Beispiel von einem seiner Bekannten, dass dieser im Wald einer bläulichtransparenten fußballgroßen Kugel durch Laufen mit Hakenschlagen zu entkommen versuchte. Die Kugel explodierte schließlich, einen bunten Funkenregen hinterlassend.

      Manchmal fuhren Kugelblitze den Zeugen unter die Kleider, oft mit sehr fatalen Folgen (Jewremov 1972): Am 29. August 1791 näherte sich nach einem Gewitter in der Nähe von Pavia eine 20 bis 30 Zentimeter große Feuerkugel auf einer Wiese »am Boden kriechend« einer Gänsemagd und lief auf die nackten Füße des Mädchens zu, kroch unter dessen Kleider und kam in der Mitte des Mieders wieder zum Vorschein, um geräuschvoll in die Luft aufzusteigen. Die Kugel zerriss das Hemd und verbrannte Oberschenkel, Unterleib, Bauch und die Brustmitte des Mädchens. Die Wiese zeigte keinerlei Brandspuren (Brand 1923).

      In den Midlands von England drang am 8. August 1975 gegen 19.45 Uhr eine etwa zehn Zentimeter große hellblaue Kugel, die von einem flammenden Halo umgeben war, in die Küche eines Hauses in Smethwick, Warlex, ein. Die Kugel bewegte sich auf die Frau des Hauses zu und traf diese unterhalb der Gürtellinie. Die Frau wehrte die Kugel mit der Hand ab, die in diesem Moment verschwand. Rock und Mieder der Zeugin wurden versengt, ihr Oberschenkel und die linke Hand waren nur leicht gerötet, während sich ihr Ehering in den Finger eingebrannt zu haben schien (Stenhoff 1976).

      Gelegentlich entstehen die Kugelblitze auch mit einem Donnerschlag, wie in einem in »Hobby«, Nr. 8, 1978, erwähnten Bericht, in dem es heißt, dass nach einem Krachen eine Feuerkugel unter dem Fernsehgerät hervorkommend auf eine junge Frau zukam. Die Feuerkugel rollte an den nackten Beinen der Frau hoch, bis sie den unteren Rand des Strickkleids erreicht hatte Dort löste sie sich diskret auf.

       Abb. 4: Zeichnung einer typischen Verhaltensweise einer Zeugin beim Eindringen eines Kugelblitzes in die Wohnung (Zeichnung aus Internet).

      Nach Brand (1923) sollen 1872 einem Bauern in Frankreich durch einen Kugelblitz kunstgerecht die Nähte seiner Hose aufgetrennt worden sein, sodass er »im Freien« stand, denn Schuhe und Strümpfe waren ihm überdies abgestreift und mehr als 50 Meter weit fortgeschleudert worden. Sonst war dem Mann nichts geschehen. Boschke weiß einen ähnlichen Fall zu berichten, wonach ein Blitz zwei Menschen die Kleider vom Leib gerissen, sie selbst jedoch unverletzt gelassen hatte (Boschke 1975).

      Der Ärger mancher Blitzforscher über seltsame Kugelblitz-Berichte ist nur allzu verständlich, wenn es sich um solche handelt, bei denen schnelle Erklärungsversuche gänzlich versagen, sodass nur der Rückzug beziehungsweise die Flucht vor diesen Tatsachen übrig bleibt. So wird berichtet, dass in seltenen Fällen Kugelblitze ein »Gedächtnis für das Vorgefallene« zu haben scheinen und dasselbe Spektakel wiederholen beziehungsweise von ihren Nachfolgern nachvollzogen werden.

      Der Astronom Dr. A. Wittmann hat 1971 beobachtet, wie sich ein heller, weißgelber Plasmaball von 50 bis 100 Metern Durchmesser aus 16 Metern Höhe auf die Äste eines etwa neun Meter hohen Baumes niedersenkte. Beim Erreichen der Zweige teilte sich die Kugel in acht bis elf kleinere

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