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Research Council – quasi der »Wissenschafts-Vatikan« – von 1988 wird erklärt:

      »Den existierenden Beweisen, sowohl statistischen als auch andersartigen, auch unabhängig davon, wie stark sie sind, kann ohne eine überzeugende und umfassende Theorie keinerlei Wert beigemessen werden.«

      Was erlebt wird, existiert im wissenschaftlichen Sinne nur dann, wenn es eine theoretische Deutung dafür gibt!

      Weil dieses Vor-Urteil in der Wissenschaft allgemeine Gültigkeit hat, könnte man so vorgehen, dass man zunächst alle ungewöhnlichen Fakten ohne eine gründliche Untersuchung zu einem vorwissenschaftlichen Datenmaterial macht und mit diesem eine Erweiterung des bestehenden theoretischen Modells versucht. Ist dieses »überzeugend und umfassend«, dann erst kann mit einer tieferen finanzierten wissenschaftlichen Analyse der bis dahin ausgeschlossenen nicht-wissenschaftlichen Fakten begonnen werden.

       Demnach ist der erste Schritt, alle seltsamen Erscheinungen zu sammeln, spielerisch so zu tun, als seien sie exakt, und zu versuchen, ein theoretisches Modell für diese und alle anerkannten Phänomene aufzustellen. Jetzt muss man manche unglaublichen Fakten nicht mehr für Wissenschaftskollegen auf eine glaubhafte Weise hin reduzieren und sich dem Wissenschaftsbetrieb anbiedern – so, wie dies die wissenschaftlichen Parapsychologen tun müssen, um ernst genommen zu werden –, sondern man kann die seltsamsten Phänomene einer Datei zuführen. Denn die gesammelten Daten werden ja nicht als »wissenschaftlich« ausgegeben.

      1. Kugelblitze

      Im Folgenden sollen die vielen Beobachtungen flammender Lichterscheinungen zusammengestellt und untersucht werden, die wissenschaftlich noch nicht verstanden werden. Mit diesen muss eine theoretische Erweiterung der Physik vorgenommen werden, um sie zu erklären. Dabei wird vorausgesetzt, dass es sich bei diesen Berichten um nachgewiesene Fakten handelt, was in Anbetracht der gewaltigen Anzahl sich gegenseitig bestätigender Zeugen als gesichert werden kann.

      Das Phänomen der Kugelblitze wird heute allgemein noch immer nicht als ein Naturphänomen akzeptiert, weil es noch keine »überzeugende und umfassende« Theorie dafür gibt. Das mag daran liegen, dass die Kugelblitzforscher besonders unglaubliche Effekte, die von Kugelblitzen erzeugt werden, aus Glaubwürdigkeitsgründen verschweigen.

      Dr. Walther Brand hatte 1923 einen ersten zusammenfassenden Bericht über Kugelblitze in Deutschland publiziert. Aber er hatte nur 215 aus einer ihm vorliegenden Sammlung von rund 600 Fällen aus den Universitätsbibliotheken in Marburg, Berlin, Göttingen und aus dem Observatorium in Hamburg ausgewählt. Alle Berichte, die »unmögliche« Eigenschaften enthielten, sortierte er aus (Brand 1923). Diese verständliche Rücksichtnahme auf die Akzeptanz durch seine Wissenschaftskollegen müssen wir nicht einhalten, weil wir keine wissenschaftlichen Fakten anzubieten versuchen. Wir haben bei der MUFON-CES und IGAAP wiederholt über das Kugelblitzphänomen berichtet (Beck 1981, Brand 1923, von Ludwiger 1978).

      Im Jahr 1975 rief I. P. Stachanow in Russland seine Landsleute auf, ihm Erlebnisse, die sie mit Kugelblitzen hatten, zu schicken. Im Lauf von neun Monaten erhielt er bereits rund 1500 Berichte (Stachanow 1979). Bis zum Jahr 1980 gab es bereits 1600 Publikationen über Kugelblitze (Barry 1980). Mark Stenhoff zitierte 1999 bereits 2400 Veröffentlichungen (Stenhoff 1999). Bis 1980 wurden 60 Fotos von Kugelblitzen gemacht (Barry 1980).

      Seit 1988 gibt es alle zwei Jahre Kongresse über Kugelblitze mit wissenschaftlichen Vorträgen des International Committee on Ball Lightning (ICBL). In einem Handbuch über Kugelblitze sind die wesentlichen Erkenntnisse über Kugelblitze zusammengefasst (Rakov & Ulman 2003).

      Die weltweit geführten Datenbanken enthielten im Jahr 2013 bereits 4420 Kugelblitz-Beobachtungen. In Russland hatten 1989 das Ehepaar Grigoriev und O. Schireyaewa 5315 Fälle, hauptsächlich aus ihrer Heimat, zusammengetragen (Grigoriev et al. 1989). Eine Datenbank mit Berichten über Kugelblitz-Sichtungen in Deutschland und Österreich wurde 2006 veröffentlicht (Keul et al. 2006).

      Das Phänomen der Kugelblitze ist ein sehr seltenes Phänomen. Eine gewöhnliche Kugelblitz-Sichtung, die sich im Haus ereignet, läuft etwa so ab, wie in folgendem Beispiel, das ich mit Erlaubnis der Berichterstatterin hier wiedergeben darf:

      »Am 10. November 2013, ich war gerade im Urlaub, und meine beiden erwachsenen Kinder, damals 20 und 23 Jahre alt, blieben daheim. Ausgerechnet da ereignete sich ein ganz übles Gewitter über Witten. Beide bekamen eine leichte Panik, als sich der Himmel zuerst gelblich, später orange-gelblich über das ganze Gebiet hin verfärbte und auch nach Ende des Gewitters nur zögerlich zurückfärbte. Zu Beginn des ungewöhnlichen Unwetters rief mich meine Tochter an und schickte mir Bilder. Ich war ganz baff, aber auch besorgt, als ich einen solch gelb-orange farbigen Himmel sah. Da ahnte ich nicht einmal, was sonst noch passieren würde an diesem Tag.

      Mein Sohn Gordon, der direkt unter dem Dach wohnt, verließ sein Zimmer während des Gewitters gegen 16. 30 Uhr und kam eilig eine steile, offene Treppe herunter, um zu seiner Schwester zu gehen, deren Zimmer sich in der ersten Etage befindet. Fast unten angekommen, vernahm er plötzlich ein leise wisperndes Geräusch, das sich ihm auffällig von hinten näherte und allmählich ein wenig lauter wurde. Er schaute sich hastig um, während er bereits ein feines Kribbeln im Oberkörper und vor allem im Gesicht verspürte, so wie hauchfeine Stromstöße. Auch standen ihm sämtliche Haare auf den Armen zu Berge, berichtete er mir im Nachhinein.

      Er sah eine medizinballgroße Kugel durch die geschlossene Holztür meines Schlafzimmers fliegen oder schweben in etwa 1,60 bis 1,70 Metern Höhe. Sie flog in gleichbleibend rascher Geschwindigkeit durch den kurzen Flur, und das in etwa einem Meter Distanz an meinem panikgestimmten Sohn vorbei, der nicht schnell genug ins nahe Zimmer seiner Schwester kommen konnte. Er blieb lieber stehen, wo er gerade stand, und bewegte sich nicht von der letzten Stufe.

      Die große Kugel drehte sich ständig um die eigene Achse wie ein rollender Ball, beschrieb er sie mir, während sie zügig geradeausflog, wobei ein kleiner Hauch von Schweif kurzfristig sichtbar wurde. Im äußeren, bläulichen Bereich schien es unentwegt zu zischeln und zu arbeiten, während der wesentlich größere milchig weiße Innenteil unendlich viele winzige Pünktchen aufwies, die ebenfalls ständig fluktuierten. Der Kugelblitz sauste (zum Glück) stetig geradeaus in Richtung Treppe zum Parterre hin und verschwand dort nach wenigen Sekunden inmitten der gegenüberliegenden Wand.

      Ich sollte vielleicht noch anmerken, dass ich ein ziemlich großes Fenster in meinem Schlafzimmer habe. Auch dass sich das Fenster vis-à-vis zur Zimmertür befindet. Leider vermochte ich es nicht, meinem Sohn später zu erklären, wie ein Kugelblitz durch eine geschlossene Tür sausen kann, ohne sie im Geringsten zu beschädigen, während Blitze mit Leichtigkeit Bäume spalten oder gar in Brand setzen können.«

      Kugelblitze suchen gelegentlich die Nähe von Menschen. In Schellerten, zwischen Hildesheim und Braunschweig, gab es in der Nacht vom 12. zum 13. Mai 1920 ein starkes Gewitter. Eine Frau hatte sich gerade im Schlafzimmer in der Mansarde ins Bett gelegt, als eine feuerrote 50 bis 60 Zentimeter große leuchtende Kugel, begleitet von einer zweiten etwas kleineren, mehr im bläulichen Licht schimmernd, sich immer schneller um sich selbst drehend, von oben durch das geschlossene Fenster in schräger Linie auf sie zuflog. Sie blieb »kaum eine Handbreit« über ihrem Kopf schweben. Die Zeugin verspürte einen starken elektrischen Schlag, der ihren ganzen Körper lähmte. Dann gab es einen kurzen Knall. Blaue Funken flogen knisternd über die Zeugin hinweg, und die Kugel hüpfte mit ihrem Begleiter denselben Weg, den beide gekommen waren, zurück durchs Fenster Die Kugel war viel heller geworden, und ihre Farbe ging ins Violette über. Die Kugeln hinterließen einen außerordentlich starken Schwefelgeruch, der sich erst nach drei Stunden verzog (Friedrich 1921/22).

      Die allgemeinen Eigenschaften sollen hier kurz zusammengestellt werden (Keul 2013):

      • Sie erscheinen in 80 Prozent aller Fälle bei Gewitter: außerhalb dieser nur in 20 Prozent (in Italien: 40 Prozent).

      • Ihre Häufigkeit beträgt 1 Kugelblitz auf 10 000 Blitzentladungen (Barry 1980) Am Tag ist der Kugelblitz wahrscheinlich unsichtbar oder in Entfernungen von mehr als 40 Metern nicht mehr wahrnehmbar, was

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