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In 20 bis 40 Prozent der Fälle treten sie gemeinsam mit Wolke-Erde-Blitzen auf.

      • Ihre Größe beträgt zwischen Tischtennisballgröße und 50 Zentimetern. In 80 Prozent der Fälle sind sie kleiner als 30 Zentimeter.

      • In 90 Prozent aller Fälle erscheint nur ein einzelner Kugelblitz.

      • Seine Dauer beträgt nicht mehr als 20 Sekunden.

      • Er wird am häufigsten im Monat Juli gesehen (Grigoriev et al. 1991).

      • 90 Prozent der Beobachtungen werden zwischen 17 und 24 Uhr gemacht (Brand 1923).

      • In 70 bis 80 Fällen befindet sich ein Kugelblitz näher als 20 Meter vom Zeugen entfernt.

      • In 15 bis 20 Prozent aller Fälle macht ein Kugelblitz ein Geräusch.

      • In 30 Prozent aller Fälle zeigen die Kugelblitze eine leichte Rotation (Stachanow 1979).

      • Kugelblitze werden zu 35 Prozent im Gebäudeinneren gesehen (in Russland zu 50 Prozent)

      • Sie enden zu 60 Prozent mit einer Explosion.

      • In 99 Prozent der Fälle werden Kugelblitze in Bodennähe gesehen. Sie entstehen aber auch in Wolken, in Tornadorüsseln und können auch in geschlossenen Räumen, wie Flugzeugen (Sturrock 2015), erscheinen. Kugelblitze erzeugen keine Gammastrahlung. Sie sind in manchen Fällen mit einem Magnetfeld von 150 Gauß umgeben (Barry 1980).

      • Ihr Entstehen ist abhängig von hohen elektrischen Feldern und geladenen Luftteilchen. Daher entstehen auch häufig Kugelblitze in Tornadorüsseln, in denen ein Stromfluss von 400 Ampere und 2 × 1010 Watt elektrische Energie gemessen wurden (Altschuler 1968).

      • Ein Kugelblitz kann sich unabhängig von der Atmosphäre bewegen: Der Elektronik-Professor Roger Jennison, der am 19. März 1963 über der Ostküste der Vereinigten Staaten in einer Eastern Airlines Maschine selbst einem 20 Zentimeter großen Kugelblitz im Flugzeug begegnet ist, zitiert eine Sichtung aus einem Flugzeug heraus (Jennison 1969), in der ein etwa 20 Zentimeter großer Kugelblitz 50 Zentimeter über einer Tragfläche schwebte und sich langsam dem Flügelende näherte, ohne vom Fahrtwind davongeblasen zu werden.

       Abb. 1: Verteilung der Durchmesser und Lebensdauern von Kugelblitzen

      Ein etwa zehn Zentimeter großer Kugelblitz war 1936 in eine Regentonne mit 18 Litern Wasser gefallen. Das Wasser begann, mehrere Minuten lang zu kochen, und war 20 Minuten später noch so heiß, dass man die Hand nicht ins Wasser stecken mochte. Berechnungen ergaben, dass die Energie rund 107 Joule betragen haben müsste, das ist die Größenordnung der Explosionsenergie von 2 Kilogramm TNT (Altschuler 1968). Das entspricht auch der Größenordnung, die Wittmann 1971 für seine Beobachtung des Schmelzens von Asphalt durch Kugelblitze errechnet hatte (Wittmann 1976). Die durchschnittliche Energie eines Blitzes beträgt übrigens 109 Joule. Es gibt auch Beobachtungen, wonach ein Kugelblitz ins Wasser eintauchte und mehrmals wieder auf- und eintauchte, ohne dabei seine Leuchtkraft einzuschränken.

      Eine Abschätzung der Temperatur eines Kugelblitzes gelang im Sommer 1951 In St Petersburg, Florida, fand man eine ältere Frau zu Tode verbrannt in ihrem Sessel nahe dem offenen Fenster. Im Umkreis von einem Meter um die Frau gab es Anzeichen intensiver Hitze, zerbrochene Spiegel, geschmolzene Kerzen usw. Um diese Effekte zu erzeugen, wären 1400 °C erforderlich gewesen.

      Eine ähnlich hohe Temperatur muss auch ein Kugelblitz gehabt haben, der im Sommer des Jahres 1536 in Poictiers, Frankreich, gegen Mitternacht bei einem schlimmen Gewitter durch die Straßen zur Sankt Georgskirche raste, dort Gräber aushob und an einigen Stellen die Mauern zerriss. Als die Glocken läuteten, flog er im Turm hoch zu den Glocken. Diese steckte er »dermaßen in Brand, dass alle großen und kleinen Glocken zerschmolzen und das zerfließende Metall aus der Höhe herab auf den Boden der Kirchen fiel« (Francisci 1680).

      Was eine Theorie über Kugelblitze so erschwert, ist die Variabilität seiner Eigenschaften: Größe, Farbe, Bewegung, Energiedichte, Zerfallsmodus und Schallabgabe. Ein Beobachter aus nächster Nähe verspürt beispielsweise keinerlei Hitze, in einem anderen Fall entflammt die Hitze alles Brennbare. Weiße und bläulich-weiße Kugelblitze explodieren, gelblich-rötliche lösen sich dagegen einfach auf.

      Manche Kugelblitze wandern nur im Zimmer umher, andere zerstören ganze Häuser, verletzen und töten Tiere und Menschen. Man hat es wahrscheinlich mit ganz verschiedenen Typen von Kugelblitzen zu tun, für deren Erklärung unterschiedliche Theorien aufgestellt werden müssen. Mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass die Energie eines Kugelblitzes zwischen 1000 und 107 Joule beträgt (Altschuler 1968).

      Die Modelle zur Erklärung der Kugelblitze werden von Rakov und Ulman (2003) in folgende Kategorien eingeteilt.

      A. Modelle mit innerer Energiequelle

      1. Erhitzte Luft mit Verunreinigungen; Staub, Tröpfchen-Aerosole

      2. Chemische Reaktionen, Verbrennung, Plasma hoher Dichte

      3. Geschlossene Schleifen eines Stromflusses

      4. Luftwirbel mit leuchtendem Gas

      5. EM-Feld in einer dünnen Plasmahülle

      6. Kernreaktionen, Antimaterie-Reaktionen

      7. Kleinste Schwarze Löcher

      8. Ladungstrennung

      9. Maser-Theorie mit Wasserdampf

      B. Modelle mit äußerer Energiequelle

      1. Fokussierte atmosphärische Hochfrequenzfelder

      2. Stetiger, lokal fokussierter Stromfluss

      3. Fokussierte kosmische Strahlung

      4. Antimaterie-Meteorite

      5. Elektrische Felder am Boden nach Blitzeinschlag

      Diese Kategorien sind nicht vollständig, denn es gibt zusätzlich noch zwei »Sinnestäuschungs«-Modelle, die den Kugelblitz

      a) als optisches Blitz-Nachbild auf der Netzhaut oder

      b) als ein neurologisches Blitzartefakt – eine EM-Halluzination

      erklären wollen. Ihr skeptischer Reduktionismus vermag jedoch das gesamte Spektrum der Fälle und vor allem die fotografischen und Videoaufnahmen nicht zu erklären (Keul et al. 2008).

      Die Kugelblitz-Laborforschung entwickelte sich ebenso vielfältig in Versuchen, den Kugelblitz zu simulieren, wobei unklar ist, welches Phänomen erzeugt werden soll. In neueren Laborversuchen werden Lichtbogenentladungen auf Siliziumwafern untersucht (Piva et al. 2007) sowie brennbare Substanzen im Plasma (Ermelin et al. 1997, Dikthtyar & Jerby 2006).

      Besondere Beachtung hat die Theorie von John Abrahamson und James Dinniss gefunden. Sie denken, dass beim Einschlag eines Blitzes in den Boden die siliziumreiche Erde zu Nanomolekülen verdampft und in einem chemischen Oxidationsprozess leuchtende Gasbälle erzeugen könnte (Abrahamson und Dinniss 2000).

      Ihre Annahme wurde durch die erste gelungene Video-Aufnahme des Emissionsspektrums eines Kugelblitzes durch die chinesischen Forscher J. Cen, P. Yuan und S. Xue im Juli 2012 bestätigt (Cen, Yuan & Xue 2014).

       Abb. 2: Erste Aufnahme des Spektrums eines Kugelblitzes

      Die Blitzforscher hatten im Qinghai-Plateau im Norden Chinas, wo besonders häufig Gewitter entstehen, Spektrometer mit Videokameras aufgestellt, um gewöhnliche Blitzeinschläge zu dokumentieren. Während eines nächtlichen starken Gewitters im Juli 2012 schlug ein Blitz etwa 900 Meter von der Messapparatur ein. Kurz darauf bildete sich für 1,3 Sekunden ein Kugelblitz, dessen Entstehung und Spektrum während seines zehn Meter langen Fluges gefilmt werden konnte. Die aufgezeichnete

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