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Familien- und Erwachsenenbildung einen bedeutenden Platz in der Qualifizierung „Elternbegleiterin/Elternbegleiter“ des Bundesprogramms „Elternchance“ bekommen hat.

      Im Sommer 1996 entstehen erste Skizzen dieses Buches. Seitdem sind bis heute sind viele Jahre des Nachdenkens und der Auseinandersetzung mit dem Dialog ins Land gegangen, in denen ich meine Erfahrungen und mein Wissen aus Begegnungen mit Menschen in Seminaren und aus Büchern zusammengetragen habe.

      [14] Vorwort zur 6. Auflage

      Liebe Leserin und lieber Leser

      Es hat sich viel entwickelt. Vierzehn Jahre ist es her, dass ich die erste Auflage dieses Buches veröffentlicht habe. „Elternbildung“ wurde oft missverstanden als Programme, die Eltern „fortbilden“ sollen. Uns aber geht es darum, Dialog-Räume zu schaffen. Räume, in denen Eltern Kraft und Hoffnung für sich schöpfen und mit ihrer Intuition, ihrem tiefen Wissen in Kontakt kommen. Ich freue mich inzwischen sehr darüber, die Wörter Haltung und Gleichwürdigkeit in der einschlägigen Literatur als die meist genutzten diesbezüglichen Vokabeln zu finden.

      Anforderungen haben sich geändert, Herausforderungen sind dazu gekommen, Worte haben an Aktualität verloren. Erfahrungen und Inspirationen der letzten Jahre haben auch meinen Blickwinkel verändert. An die Zeit angepasst habe ich das vorliegende Werk aktualisiert, erweitert oder Teile ersetzt durch Erfahrungswissen, neue Erkenntnisse und Ideen für die Arbeit in Dialogkreisen, neue Impulse aus der und für die Dialogpraxis. Und neue Geschichten hinzugefügt.

      Sicherlich werden auch Sie merken, dass vormals männlich dominierte Sprache nun eine geschlechterbewusste ist. Mir erschien es mehr als überfällig, das zu ändern.

      Der Einstieg ins Kapitel 3 „Der Dialogkreis und die Aufgabe der Dialogbegleitung“ wurde von Jana Marek mitgeschrieben und unterstreicht die Intention dieses Buches, dass dialogisch zu leben und zu arbeiten nicht auf Eltern beschränkt ist.

      Die im fünften Kapitel beschriebenen Seminarabläufe habe ich mit dem Fokus auf die Salutogenese überarbeitet. Der Titel „Kraft schöpfen für den Alltag“ atmet dementsprechend mehr Entspannung, Lebenskraft und Leichtigkeit aus. Und es wirkt hoffentlich so „ansteckend gesundend“, wie ich die Salutogenese für mich gern „übersetze“.

      Je länger und bewusster ich als Dialogbegleiter agiere, desto weniger kann ich das Wort „Erziehung“ noch vertreten. Das Zusammenleben der Eltern und Kinder [15] fordert schließlich, dass Erwachsene lernen, bewusst und verantwortlich zu führen. „Erziehung“ jedoch wird noch immer mit „Gehorsam“ und „Beibringen“ konnotiert. Dem habe ich in diesem Kontext (für mich) ein Ende gesetzt. Den Geist des Begriffes Gleichwürdigkeit habe ich in diesen Texten auch in der Wortwahl an die Stelle des Begriffes „Erziehung“ gesetzt. Schließlich: „Die Beziehung zu einem Kind ist keine Einbahnstraße.“ sagte einst Jesper Juul. „Das Kind soll nicht nur das entgegennehmen, was wir ihm geben wollen. Wir müssen auch bereit sein, das entgegenzunehmen, was unsere Kinder uns geben“.

      Fühlen Sie sich eingeladen, das Buch, auch, wenn Sie es schon zu kennen glauben, noch einmal neu unter diesem Aspekt zu lesen.

      Sollte ich mit der Lektüre dieser Neufassung Interesse geweckt haben, das zu vertiefen, was wir die „Dialogische Haltung“ und die Dialogkreis-Begleitung nennen, gibt es eine gute Möglichkeit: Sie könn(t)en sich berufsbegleitend als Dialogbegleitung zertifizieren zu lassen. Unser Konzept für diese Weiterbildung entwickeln Jana Marek und ich stetig weiter und aktualisieren es regelmäßig.

      Sowohl über die Internetseite des Vereins Im Dialog e.V. (https://im-dialog-ev.de) als auch über die Adresse http://johannes.schopp.de erfahren Sie mehr über Weiterbildungen, Angebote und Aktionen des 2013 gegründeten Vereins „Im Dialog e.V.“

      Ansonsten: Mögen Sie sich angesteckt fühlen von der Experimentierfreude und der Neugier, die es braucht, um neue, berührende dialogische Erfahrungen zu machen. Es lohnt sich!

      Johannes Schopp

      Hagen, Juli 2019

      [16] Vorwort zur 4. Auflage

      Gerald Hüther

      Es freut mich sehr, dass dieses Buch von Johannes Schopp nun in einer neuen Auflage vorliegt. Nicht nur deshalb, weil es einen sehr praktischen Ansatz für die Arbeit mit Eltern vorstellt, der zu einer nachhaltigen Veränderung ihrer Beziehung zu ihren Kindern führt. Diese Neuauflage ist in meinen Augen auch Ausdruck einer anhaltenden und sich weiter verstärkenden Suche nach solchen Hilfestellungen für Eltern, die sich nicht mehr länger in der Präsentation eines Sammelsuriums von Ratschlägen und Rezepten zur Verbesserung elterlicher Erziehungskompetenz erschöpfen, sondern die es stattdessen Eltern ermöglichen, ihren Kindern auf eine andere Weise als bisher zu begegnen: Mit einer dialogischen, oder – einfacher ausgedrückt – mit einer liebevolleren, achtsameren und respektvolleren Haltung.

      Dass es die inneren Einstellungen und Haltungen sind, die darüber entscheiden, wie ich mich verhalte, was ich sage, was ich tue, was ich wie bewerte, worauf ich achte, worum ich mich kümmere und wie ich anderen Menschen begegne, ist eine relativ neue Erkenntnis. Bisher ging man davon aus, dass es das Ziel pädagogisch-therapeutischer Bemühungen sein müsse, ungünstige Verhaltensweisen durch günstigere zu ersetzen. Durch Aufklärungs- und Trainingsprogramme sollten Eltern dazu gebracht werden, neue Verhaltensmuster einzuüben und dann auch zu Hause, in der Familie einzusetzen, sogar „Elternschulen“ wurden eingerichtet und die Super-Nanny führte im Fernsehen exemplarisch vor, wie sich Eltern ihren Kindern gegenüber zu verhalten haben.

      Genützt hat all das wenig, und inzwischen wissen wir auch weshalb: Weil es etwas gibt, was das Verhalten steuert und was sich eben nicht durch kluge Ratschläge und Trainingsprogramme verändern lässt. Es ist die dem jeweiligen Verhalten zugrundeliegende und dieses Verhalten steuernde innere Haltung. Die müsste sich ändern, wenn man erreichen möchte, dass sich jemand künftig anders verhält.

      Niemand kommt aber mit seinen ungünstigen inneren Einstellungen und Haltungen zur Welt. Die erwirbt man erst, und zwar durch ungünstige eigene Erfahrungen. Und die ungünstigste Erfahrung, die ich als Mensch machen kann und die viele [17] schon sehr früh zu machen gezwungen sind, ist die so genannte Opferhaltung, also die innere Überzeugung, ich bin inkompetent, ich kann nichts gestalten, ich bin den Verhältnissen hilflos ausgeliefert. Verbunden ist diese Haltung mit dem Gefühl eigener Schwäche und Bedürftigkeit.

      Das aus dieser inneren Einstellung resultierende Verhalten ist selten günstig. Für Kinder ist das, was ihre Eltern aus einer solchen Einstellung heraus tun und sagen, was sie daraus lernen und welche Schlussfolgerungen sie daraus für sich selbst ziehen, eine Katastrophe.

      Wer sich selbst nichts zutraut, traut auch anderen nichts zu. Wer sich selbst als Opfer erlebt, macht auch andere zu Opfern, wer selbst ratlos ist, macht auch andere ratlos.

      Weil es immer Beziehungserfahrungen sind, die zu solch ungünstigen inneren Einstellungen und Haltungen führen, müssten Eltern und Kinder Gelegenheit bekommen, andere, günstigere Erfahrungen im Umgang miteinander zu machen. Diejenigen, die solche günstigeren Beziehungserfahrungen ermöglichen könnten, sind die Eltern, nicht die Kinder. Damit aber Eltern diese Rolle übernehmen können, brauchen sie Stärkung, brauchen sie Kraft und Zuversicht, brauchen sie genug (Selbst-)Vertrauen, dass ihnen diese Art von Beziehungsgestaltung auch gelingt. Und genau das, die Stärkung dieser elterlichen Gestaltungskompetenz und ihres Selbstwirksamkeitsgefühls ist es, was Johannes Schopp mit diesem Ansatz der dialogischen Haltung in seiner beraterischen und begleitenden Tätigkeit erreicht und in diesem Leitfaden beschreibt. Glücklicherweise nicht als graue Theorie, sondern in einer leicht verständlichen Sprache und mit vielen praktischen Beispielen und Anregungen für die konkrete Umsetzung. Deshalb handelt es sich bei diesem Buch nicht um einen weiteren Ratgeber auf dem ohnehin schon mit Tipps und Ratschlägen überfüllten Büchermarkt, sondern es beschreibt einen ganz anderen, einen zukunftsweisenden Ansatz.

      Ein Ansatz, der nicht auf kurzzeitige Effekte und

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