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-theoretischen Grundlagen, die im 18. Jahrhundert gelegt wurden und auf denen die Missionsbewegung des 19. Jahrhunderts beruhte. Aufgrund der engen Verbindungen, welche die Basler Mission mit den englischen Missionsgesellschaften, allen voran mit der Church Missionary |24| Society, pflegte, kommt zunächst die Ausgangssituation in England in den Blick (3.1.1.). Die 1699 und 1701 gegründeten Society for Promoting Christian Knowledge und Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts (SPG) hatten ihre Arbeit in den englischen Kolonien ursprünglich nicht als Heidenmission angelegt. Die planmäßige protestantische Missionsarbeit der Dänisch-Halleschen Mission (3.1.2.) begann etwa zeitgleich auf dem Kontinent, wenig später folgte die Herrnhuter Mission (3.1.3.). Sowohl die englischen als auch die deutschsprachigen Missionsgesellschaften des 18. Jahrhunderts setzten mit ihrer Arbeit und ihrem Verhältnis zu Kirche und Obrigkeit Maßstäbe, welche von den späteren Missionsgesellschaften aufgenommen und transformiert wurden.

      In seinem Rückblick auf das ‹Missionsjahrhundert› stellte Hesse fest, dass die Missionsgesellschaften ganz selbstverständlich nicht nur den direkten Kontakt zu den zu missionierenden Menschen pflegten, sondern dass sich Mission in starkem Maße auch über das geschriebene Wort inszenierte und ereignete. Dies geschah vor allem im Medium der Zeitschrift.15 Die Zeitschriften der Missionsgesellschaften spielten bei der Vernetzung untereinander, aber auch der Abgrenzung voneinander, bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden und bei der Schaffung einer medialen Missionsgemeinde eine zentrale Rolle. Nach einer Einführung in Pietismus und Erweckung (3.2.1.) sowie einer Reflexion über den Begriff ‹Missionsjahrhundert› (3.2.2.) beschreibt das Kapitel 3.2 deshalb sowohl Geschichte und Charakter der Missionsgesellschaften als auch deren Missionszeitschriften.16 Dabei macht das Verhältnis von Missionen zu Kirche und Obrigkeit verschiedene Missionstypen sichtbar, mit deren Hilfe eine gewisse Systematisierung und Bündelung dieses vielgestaltigen Phänomens möglich wird (3.2.3.1–3.2.3.5.).

      Kapitel 4 bietet einen Überblick über die Geschichte der Basler Mission im 19. Jahrhundert, ihre Entstehung und Vernetzung (4.1.), ihre pietistisch-erweckliche bzw. überkonfessionelle Ausrichtung (4.2.), ihre hierarchische Organisationsstruktur (4.3.) und den langen Weg zu einer eigenständigen Frauenmission (4.4.).

      Im 5. Kapitel richtet sich der Fokus auf Publikationen aus dem Umfeld der Basler Mission, allen voran die Hauptquelle dieser Untersuchung, das |25| Evangelische Missions-Magazin (5.1.1.). Die enge Vernetzung der Missionsgesellschaften bzw. pietistisch-erwecklichen Organisationen überhaupt hatte auch eine enge Vernetzung ihrer Publikationen zur Folge. So bilden der Evangelische Heidenbote (5.1.2.), die Missionszeitschriften der englischen London Missionary Society (LMS) und Church Missionary Society (5.1.3.), das Calwer Missionsblatt (5.1.4.) und die Allgemeine Missionszeitschrift (5.1.5) wichtige Referenzpunkte und Ergänzungen zum Missions-Magazin. Die christliche Glaubenslehre (5.2.) sowie Missionstraktate (5.3.) fügen der Untersuchung weitere Dimensionen hinzu.

      Das breite Themenspektrum der Zeitschriften und periodischen Veröffentlichungen zeigt dabei, dass missionstheoretische und -praktische Fragen im 19. Jahrhundert zunächst weniger in systematischen Monografien behandelt wurden, sondern sich aktuelle Diskurse, Berichte und Erbauliches vor allem in den Zeitschriften fanden. Sie waren die zentrale Schnittstelle von Missionsfeld und Heimat, von Leitungsgremien, Mitarbeitern und Unterstützergemeinde. Mission stellte sich in ihren Zeitschriften nicht nur dar, sondern in und durch die Zeitschriften ereignete sich Mission selbst. |26|

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      Teil I

       Grundlegungen: Verortung der Basler Mission und ihrer Publikationen in ihrem geistes- und theologiegeschichtlichen Kontext

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      2. Zeitschriften als Quelle kirchen­geschichtlicher Forschung

      2.1. Forschungsstand

      Zu kirchlichen und theologischen Zeitschriften als Quelle und Medium der historischen Forschung gibt es bislang nur wenige Untersuchungen, obwohl bibliografische Gesamtübersichten zu Zeitschriften schon seit Ende des 17. Jahrhunderts, also fast genauso lange wie die Zeitschriften selbst vorliegen.17 Ins Blickfeld der Wissenschaft gelangten Zeitschriften erst im 20. Jahrhundert, als sie getrennt von Zeitungen betrachtet wurden. Die Untersuchungen konzentrierten sich vor allem auf Zeitschriften als Massenmedien sowie auf praktisch- und systematisch-theologische Aspekte von Zeitschriften. Friedrich Wilhelm Graf beklagt, «daß der außerordentlich hohe Quellenwert der reichen Zeitschriftenüberlieferung für diskurs-, ideen-, begriffs- und mentalitätshistorische Studien zu den religiösen Kulturen der Moderne bisher kaum wahrgenommen wurde».18 Zudem fehlten bibliografische Hilfsmittel sowie Angaben über Auflagen, Leserschaft, Verbreitung und Autorenschaft.19 |28|

      Im Bereich der Missionsgeschichte bietet sich das gleiche Bild: Es wird vor allem mit und nicht über Zeitschriften als Quellen gearbeitet.20 Von Terry Barringer und Rosemary Seton, welche die 1997 entstandene Missionary Periodicals Database initiiert haben und betreuen, stammen auch einige der wenigen Aufsätze über Missionszeitschriften als Quelle.21 Das Projekt von Seton und Barringer beschränkt sich auf Zeitschriften, die zwischen dem 18. Jahrhundert und den 1960er Jahren von Auslandsmissionen in Großbritannien herausgegeben wurden. Sie machen deutlich, dass Missionszeitschriften als Quelle zwar einerseits nicht unkritisch gelesen werden dürfen, da sie trotz aller Selbstreflexion aus einem ganz speziellen Anliegen heraus und mit einer bestimmten Motivation entstanden und von Organisationen herausgegeben wurden, die auf Spenden angewiesen waren. Zudem waren sie meist in einer anderen Sprache geschrieben, als die Kultur, über die sie berichteten.22 In Kombination mit anderen Quellen können Missionszeitschriften andererseits aber ein detailliertes Bild von außereuropäischen Menschen, Religionen, Kulturen und Gesellschaften zeichnen.23 Dabei zeigen sie, wie sich das missionarische Selbstverständnis und die Selbstdarstellung über einen längeren Zeitraum verändert.24 |29|

      Mit der Frage nach dem methodisch angemessenen Umgang mit bildhaften Quellen aus der Mission hat sich Paul Jenkins intensiv beschäftigt. Er rief auch die Internet-Datenbank Basel Mission Picture Archive mit ins Leben, welche die Missionsfotografien aus dem Archiv der Basler Mission erfasst und öffentlich zugänglich gemacht hat.25

      Der Quellenbestand bei Missionszeitschriften ist sehr unterschiedlich. Viele Missionsquellen sind nicht nur an verschiedenen Orten, sondern auch in verschiedenen Ländern oder sogar Kontinenten aufbewahrt. Wenn – wie im Fall der Basler Mission – eine Missionsgesellschaft hierarchisch aufgebaut und bürokratisch geführt wurde, sind Quellenlage und Archivierung deutlich besser als bei den dezidiert unbürokratischen Glaubensmissionen.26

      Die Geschichte der Zeitschrift begann mit dem seit 1665 von Denis de Sallo in Paris edierten Journal des Sçavans, einem universalwissenschaftlich ausgerichteten Rezensionsblatt.27 Die frühen Zeitschriften waren in den Gelehrtensprachen Latein oder Französisch geschrieben – oder in einem diese nachahmenden Deutsch. 1688 brachte Christian Thomasius seine Monatgespräche28 in deutscher Sprache heraus, was zu einem Bruch mit der Gelehrtenschaft führte.29

      Die Entwicklung des Zeitschriftenwesens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war eine Reaktion auf die Fülle neuer und neuester Erkenntnisse. Die Zeitschrift war ideal als Publikationsorgan für kurze Aufsätze und Mitteilungen, die schnell verbreitet wurden. Der Aufwand war geringer als der einer Buchpublikation und der Stand aktueller. Kritische Rezensionen und referierende Bibliografien ermöglichten schnelle und zuverlässige Informationen darüber, was im eigenen Fachgebiet wichtig war. Themen aus der aktuellen Nachrichtenpresse wurden aufgegriffen und – im Rahmen der Zensur – reflektiert und analysiert, vergleichbar mit den Nachrichtenmagazinen im |30| Fernsehen heute. In Abgrenzung von der Zeitung besitzt Aktualität für die Zeitschrift nur eine relative Bedeutung. «Behandelt werden zwar auch immer Fragen der Gegenwart. Vorausgesetzt dabei wird aber fast immer die Kenntnis der tatsächlichen Geschehnisse und ihrer Abläufe. […] Es wird mehr Wert auf Genauigkeit gelegt als auf Neuigkeit.»30

      Die frühen Zeitschriften erschienen im

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