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bedroht nach dem Weltrisiko-Index (https://weltrisikobericht.de/) insbesondere Küsten und Inseln in den Tropen. Staaten wie Vanuatu, Tonga, Dominica, die Salomonen und Fidschi werden als Erste betroffen sein. Die Temperaturen in dicht besiedelten Gebieten werden stärker als über den Meeren steigen, derzeit sind die Veränderungen in der Arktis am deutlichsten. Was das Auftauen des Permafrostes bedeuten wird, das ist selbst in der Wissenschaft noch umstritten. Extreme Wettereignisse, das zeigt schon die Gegenwart, werden stark zunehmen. Starkniederschläge mit Überschwemmungen auf der einen, Dürreperioden mit steigender Brandgefahr auf der anderen Seite sind zwei Ausdrucksformen eines sich wandelnden Klimas. Der Meeresspiegel steigt bereits bei 1,5 Grad auf fast bis zu 0,85 Meter an, bei 2 Grad sind es dann schon 0,9 Meter – so könnte er bis 2100 um 1 Meter oder 2 Meter ansteigen (Incropera 2016, 89 f.). Schwierig an solchen Berechnungen ist die Einschätzung des Abschmelzens der Eisschilde, was eine sehr viel größere Erhöhung bewirken könnte.

      Steigende Risiken entstehen bei der Erwärmung für die menschliche Ernährung und die Wasserversorgung, was für das Überleben und die Gesundheit vieler Menschen von Bedeutung ist. Mais, Weizen und Reis werden in den Erträgen insbesondere in Afrika, Südostasien und Lateinamerika gefährdet sein. Auch die Wasserversorgung, so sagen es Modellberechnungen, kann bereits ab 1,5 Grad nicht mehr sicher gewährleistet werden, doppelt so kritisch schon bei 2 Grad. Selbst bei einer von der Politik für mäßig gehaltenen Klimaerwärmung werden heute schon vorhandene Gesundheitsrisiken bestimmter Länder vor allem im globalen Süden zunehmen.

      Was vielfach vergessen wird, sind die Folgen des Klimawandels für die Bausubstanz auf der Erde. Straßen, Brücken, Gebäude und alle anderen Konstrukte unterliegen einem starken Verfall insbesondere durch Extremwettereignisse (Incropera 2016, 94 ff.). Die Haushaltskassen der Länder sind meist zu wenig auf solche Erneuerung ausgelegt und zeigen heute schon eine Tendenz, die bestehende Substanz vielfach verfallen zu lassen.

      Optimisten unter Wissenschaftlern und mehr noch in Wirtschaft und Politik setzen gern auf Technologien, die Klimagase eindämmen und die sie aus der Atmosphäre durch Geoengineering verringern sollen. So könnte beispielsweise durch Impfung mit Schwefeldioxid die Stratosphäre durch die Entstehung von Schwefelsulfaten über Aerosole die Sonneneinstrahlung ins All zurückreflektieren, um den Treibhauseffekt zu reduzieren; auch Nanopartikel ließen sich hierfür nutzen. Kritiker an diesem Optimismus verweisen darauf, dass dadurch weitere unberechenbare Klimaeffekte erzeugt werden, die für weitere Katastrophenszenarien sorgen könnten. Ganz abgesehen davon fehlt auch einfach die Zeit, solche Technologien umfassend in hinreichender Menge zu entwickeln und schnell einzusetzen. Dies gilt auch für die Erzeugung negativer Emissionen durch das Einfangen und Speichern von CO2 aus der Atmosphäre. Einfacher wäre es, wenn CO2 konsumierende Wälder und Pflanzen (Biomasse) sofort massenhaft angebaut würden, um das CO2 zu reduzieren. Die Begrenzung liegt hier im Privateigentum an Land- und Agrarflächen, an knappen Nährstoffen und in der Verfügbarkeit von Wasser. Zudem ist der Zeiteffekt nicht zu vernachlässigen, den das Wachsen solcher Biomasse voraussetzt. Auch wenn die Planung solcher Maßnahmen mit Langzeiteffekten arbeitet, so wären sie wahrscheinlich die realistischsten Maßnahmen der CO2-Reduktion in näherer Zukunft. Aber gegenwärtig beschäftigt sich die Menschheit noch damit, weitere Brandrodungen bestehender Wälder einzudämmen und dies noch nicht einmal mit großem Erfolg. Das noch größere Problem aber besteht darin, dass selbst bei wirksamen Klimaschutzmaßnahmen mit Abbau von CO2 ein weiteres zunehmendes Wirtschaftswachstum solche Effekte schnell konterkariert (Incropera 2016, 134).

      Es gibt mittlerweile sehr viele Zusammenstellungen zu weiteren Klimafakten. Eine Faktenliste, die ich hier zusammenfasse, findet sich in Climate G 20 (2017). Wichtige Eckpunkte sind:

      Lufterwärmung: Die mittlere globale Lufttemperatur liegt gegenwärtig um fast ein Grad höher als das Mittel im 20. Jahrhundert. Es gibt immer neue Rekordjahre der Jahresdurchschnitts- und Höchsttemperaturen in den letzten zehn Jahren. Die Mitteltemperatur der Luft hat stetig zugenommen. Jede Dekade ist wärmer als die vorhergehende. Die Dekade 2011 bis 2020 bildet einen neuen Höchststand. Temperaturrekorde sind ein Ausdruck hiervon.

      Wassererwärmung: Die Ozeane erwärmen sich ebenfalls. Allein von 1980 bis 2015 ist die Temperatur der oberen Wasserschichten um 0,5 Grad gestiegen. Klimaleugner führen gern an, dass in Teilen, wie etwa dem Nordatlantik, die Temperaturen auch gesunken sind, verschweigen aber dann den überproportionalen Anstieg in anderen Regionen. Schlimmer noch wiegt, dass das Abreißen des Golfstroms die sinkenden Temperaturen ausdrückt, was als Symptom einer großen Klimaverschiebung unvorhersehbare weitere Verschlechterungen bedingen könnte. Die Meere sind als globaler Wärmespeicher für 93 Prozent der Speicherung der Erderwärmung zuständig. Dagegen sind andere Speicher wie die Eisschmelze (3 %), die Erwärmung der Kontinente (3 %) oder der Atmosphäre (1 %) eher kleinere, aber durchaus wirksame Speicher.

      Eisschmelze: Gletscher und Schnee werden weniger, insbesondere der grönländische Eisschild schmilzt jährlich um 250 bis 300 Milliarden Tonnen. Auch das Meereis rund um den Nord- und Südpol wird immer weniger. Vier Fünftel der Gebirgsgletscher verlieren aktuell große Eismassen. Das Tempo des Eisverlustes beschleunigt sich.

      Hochwasser und schwere Wettereignisse: Großwetterlagen mit Hochwasserereignissen nehmen zu. In den letzten 30 Jahren haben sich solche Ereignisse um das Zwei- bis Dreifache erhöht. Die Versicherer solcher Schäden berichten ebenfalls von einer Verdreifachung der Schäden durch Gewitter. Wetterereignisse, ob große Hitze oder Starkregen, sind ein Ausdruck des Klimawandels, weil die Klimaereignisse länger andauern und die Wetterlagen nicht so schnell wie früher wechseln. Dies verstärkt die Wettereffekte.

      Hitze und Dürre: Die menschliche Existenz hängt von einer Umgebungstemperatur ab, die kühler als die Körpertemperatur ist und so einen Kühleffekt auf den Körper ausübt. Auch wenn gelegentliches Schwitzen angenehm sein kann, so benötigt der Mensch dauerhaft eine kühlende Umgebung. Die Einzigartigkeit des Planeten Erde im uns bekannten Kosmos besteht in seinem lebensförderlichen Klima. 2, 3 oder 4 Grad Klimaerwärmung hätten zunächst keine vernichtende Wirkung auf den Menschen, da zwar die Temperaturspitzen steigen, aber es zu 10 oder 11 Grad Durchschnittserwärmungen mit den damit verbundenen drastischen Folgen kommen müsste, um den Menschen unmittelbar in allen Regionen der Welt durch fehlende natürliche Abkühlung zu gefährden. Dennoch reichen wenige Grad heute schon aus, um regional gefährliche Hitze zu erzeugen, Dürre in bestimmten Regionen anwachsen zu lassen und Buschbrände zu vermehren. Besonders tragisch ist hierbei, dass die menschliche Gier negativ zu den Effekten beiträgt. Das Abbrennen großer Teile des Amazonas-Regenwaldes steht hier an der Spitze eines Verhaltens, das nicht nur unmittelbar Treibhausgase freisetzt, sondern dazu auch noch große CO2-Speicher dauerhaft vernichtet. Die Weltpolitik hat hierzu keine hinreichenden Sanktionen geformt, obwohl das Handeln die Menschheit insgesamt bedroht. Und selbst Australiens Regierung, die 2019–20 die größten Buschbrände der Neuzeit hinnehmen musste, löst sich nur zögerlich vom Klimaleugnen hin zu einer Politik, die einen Zusammenhang der Katstrophe mit dem Klimawandel für möglich hält. Selbst katastrophale Ereignisse reichen nicht hin, um der fossilen Wirtschaftsweise die Absage zu erteilen.

      Veränderungen in der Land- und Forstwirtschaft: Durch die Erwärmung verändern sich die Blüte- und Erntezeiten. Im Vergleich zu den 1970ern blühen Apfelbäume in Deutschland rund 20 Tage früher, obwohl es dann nachts leichter zu Frostschäden und späteren Ernteausfällen kommen kann. Zahlreiche Baumarten sind gefährdet, weil sie sich nur langsam an Klimaveränderungen anpassen können. Trockene Sommer mit erhöhter Waldbrandgefahr oder heftige Niederschläge mit Überschwemmungen bedrohen den Bestand. Zugleich wandern Insekten ein, die keine Fressfeinde haben, andererseits fehlen Insekten zur Bestäubung. Die Veränderungen überfordern die Land- und Forstwirtschaft, da die alten Modelle weder Risiken noch Chancen hinreichend abbilden können. Und auch eine ökologische Landwirtschaft wird durch den Klimawandel vor komplizierte Fragen der Wirtschaftlichkeit gestellt, weil die Konsumenten immer sparen wollen.

      Die Lebensmittelproduktion und ein dadurch möglicher Bevölkerungszuwachs hat zahlreiche Folgewirkungen, die insbesondere zu einer Erweiterung der Produktionsflächen, einer Verminderung der Anbauarten mit einer Vernichtung

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