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kommen heute von zwölf Pflanzen- und fünf Tierarten (Mauch 2019, 8 f.). Die Vernichtung der ökologisch bedeutsamen Regenwälder zeigen in dramatischer Weise, wie für Futtermittel ökologisch wertvolle und nicht wiederherstellbare Biotope zerstört werden. Für Kosten- und Nutzenmaximierung werden Herbizide, Pestizide und Antibiotika auf die Ökologie losgelassen, womit unwiederbringlich in die Kreisläufe der Natur eingegriffen wird. Dies geschieht, weil sich die menschliche Sorge im Laufe der Geschichte immer stärker auf die Maximierung der Gewinne und steigenden Wohlstand richtet, ohne die dabei erzeugten Nachhaltigkeitsfallen zu beachten. Wenn der wissenschaftliche Fortschritt etwa die Antibiotika als Segen für die Menschheit in der Bekämpfung von Krankheiten hervorgebracht hat, so riskiert der Mensch diesen Segen, indem er ihn für kurze Profitzwecke in massenhafter Tierhaltung in Resistenzbildungen treibt, die den Segen in einen Fluch verwandeln. Zwar gibt es viele Menschen, die sich hierüber Sorgen machen, es gibt Vegetarier und Veganer, aber in der Masse der Produktions- und Lebensweise reicht die Sorge bisher nicht aus, um den Fallen zu entkommen und diese effektiv zu beseitigen.

      Jenseits dieser Klimaveränderungen, aber mit ihnen in einem unlösbaren Zusammenhang stehend, gibt es weitere Veränderungen, die ich kurz in Betracht ziehen will. Sie zeigen auch, wie wenig der Klimawandel im Zusammenhang mit weiteren Faktoren gesehen wird. Dies betrifft vor allem die Messgrößen und Vergleiche, die sich konventionell herausgebildet haben. So messen wir zwar den negativen Fußabdruck, ohne dass in ihn aber alle relevanten Faktoren eingehen.

       Ressourcen und Böden

      In der Biosphäre gibt es viele erneuerbare Ressourcen, und so ist es ein oberstes Ziel nachhaltigen Wirtschaftens, diese zu nutzen und gleichzeitig in ihrer Potenz zu schützen. Dieses Ziel erzeugt höhere Kosten als eine Nutzung, der es nicht auf den Erhalt der Qualität der Ressourcen ankommt, sondern nur um kurzfristige Gewinne geht. Auch die Konsumenten sind Teil dieses Kampfes, der heute insbesondere zwischen Bio-Lebensmitteln und Billigware ausgefochten wird. Auch wenn die natürliche Reproduktion und die Evolution ein schier unendliches Reservoir an biologischer Erneuerung bietet, so können auch erneuerbare Ressourcen degradieren, an Qualität verlieren, überdüngt werden und den Phosphorkreislauf negativ bestimmen, sie können mit Schadstoffen angereichert werden, ausgelaugte Böden oder abgeholzte Wälder hinterlassen.

      Schlecht steht es um die nicht-erneuerbaren Ressourcen. Sie werden derzeit von Menschen ohne Rücksicht auf kommende Generationen massenhaft verbraucht. Bekannt sind aus den organischen Rohstoffen die fossilen Brennstoffe wie Kohle, Erdöl oder Gas, die seit der Industrialisierung verbraucht werden und zum Treibhauseffekt führen. Aber es gibt mittlerweile lange Listen von Mineralien und Stoffen aller Art, die nur in sehr langen Zeiträumen, wenn überhaupt, regenerieren. Was hier verbraucht wird, das steht später nicht mehr zur Verfügung.

      Die weltweite Ernährung von Milliarden Menschen wird derzeit mit einer Agrarindustrie bewältigt, die ihrerseits nicht unproblematisch für die Nachhaltigkeit ist. Ein Grundparadox der kapitalistischen Produktion ist hierbei, dass 70 Prozent der weltweit hungernden Menschen dort leben, wo Nahrungsmittel produziert werden. Trotz Überproduktion ist es bisher nicht gelungen, diese Menschen vom Hunger zu befreien. Sie dienen vielmehr überwiegend als billige Arbeitskräfte, um den Profit weniger Menschen zu erhöhen. Dabei sollen eine zunehmende Mechanisierung, der Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln, auch von genetisch manipuliertem Saatgut, helfen, die Erträge weiter zu steigern. Eine langanhaltende Bodenfruchtbarkeit, die Reinheit des Wassers und ein Erhalt der Artenvielfalt bleiben so auf der Strecke. Sehen wir auf die Getreideproduktion der Welt, so wird mehr als die Hälfte verfüttert, verheizt und immer mehr zu Treibstoff verarbeitet, wobei stets die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht. Mit Saatgut werden zwar Gewinne gemacht, allerdings oft auf Kosten der regional geeigneten Produkte, da die angebotenen Produkte für die heimischen Bedingungen (Böden, Schädlinge) nicht ausgelegt sind und so weitere Kosten für Dünger und Schutzmaßnahmen erzwingen. Daraus entstehen Abhängigkeiten, die von der Agrarindustrie als Gewinnstrategie umfassend bedient werden.

      In den Industrieländern wird pro Kopf deutlich mehr als in den ärmeren Ländern verbraucht. Während die reicheren Länder vor allem an der Wertschöpfung aus den weltweiten Rohstoffen beteiligt sind, müssen die weniger entwickelten Länder überproportional die ökologischen und sozialen Wirkungen der Rohstoffgewinnung, regionaler Verknappung und teurer Preise ertragen.

      Die Überproduktion der reichen Länder fließt in großen Teilen in die armen Weltregionen zurück, um dort zu Niedrigpreisen vermarktet zu werden. Dies vernichtet die lokalen Märkte, die damit nicht konkurrieren können. Die Scheinheiligkeit der reichen Länder ist offensichtlich. Wenn die Bauern in der EU etwa Überproduktion durch eine sehr intensive Agrarwirtschaft erzeugen, weil sie mehr Waren als benötigt produzieren und dabei auch noch subventioniert werden, dann exportiert die EU ihre Überschüsse in arme Länder. Dort zerstören diese Waren die lokalen Märkte. Aus dem Überfluss der einen entsteht der Hunger der anderen. Dies ist die kapitalistische Logik: Du musst etwas verkaufen, um selbst etwas kaufen zu können. Tritt ein Anbieter von außen ein, der billiger als du produzierst, dann mag dies kurzfristig vielen Käufern dienen, aber es untergräbt auf der anderen Seite die eigene Wirtschaftsweise und die regionale Nachhaltigkeit.

      Die Agrarproduktion ist immer unmittelbar mit der Natur vernetzt und hat Folgen für die Biodiversität, das Klima, den Erhalt oder die Vernichtung natürlicher Ressourcen. Zugleich existiert ein neoliberal geprägter Markt im Kapitalismus, der nicht nach Vernunft-, sondern nach Gewinnprinzipien reguliert wird. Für die reichen Länder ist deutlich geworden, dass sie nicht nur die Produktionsmengen senken müssten, die Bezahlung in der Landwirtschaft gerechter gestalten sollten, insgesamt eine Regulierung für mehr Nachhaltigkeit zu leisten hätten. Dies wird die Preise erhöhen. Zugleich müssten die Konsumenten sich auf einen nachhaltigen Konsum stärker regionaler Nahrung, ökologischer Bewirtschaftung und weniger Fleischkonsum einstellen, um eine solche Entwicklung von der Nachfrageseite her zu unterstützen. Der neoliberale Weg der ständigen Wachstumsförderung führt die Agrarwirtschaft zwangsläufig in die Überproduktion und dann in Subventionen und eine Weltmarktorientierung, die der globalen Welt mehr schadet als nutzt. Gleichzeitig erzeugt sie eine hohe Nitratbelastung und andere Schädigungen, insbesondere durch Pflanzenschutzmittel und ein damit zusätzlich beschleunigtes Artensterben, sie gefährdet zudem die Gesundheit von Menschen.

      Mit der Bevölkerungsdichte gehen bei steigendem Konsum ein enormer Ressourcenverbrauch und eine Verkleinerung verfügbarer Flächen einher. In der Agrarproduktion gilt das Ideal der natürlich nachwachsenden Ressourcen, bei den Rohstoffen wie Öl, Metallen, seltenen Erden und vielen anderen mehr muss eher von Ressourcenverbrauch und -vernichtung gesprochen werden. Natürliche Ressourcen sind sowohl materielle als auch energetische und räumliche Ressourcen des menschlichen Lebensstandards. Eine Inanspruchnahme solcher Ressourcen hat immer Folgen für die Umwelt und belastet diese. Insbesondere der Verbrauch nicht-regenerativer Ressourcen ist mit schädlichen Eingriffen in den Natur- und Wasserhaushalt verbunden, erfolgt meistens energieintensiv, führt zu Schadstoffen in Luft, Wasser und Böden.

      Jede Produktion hat eine Ökobilanz, auch regenerative Energien oder die sogenannte E-Mobilität sind davon nicht frei. Dabei machen kleine und große Produktionsmengen einen wesentlichen Unterschied aus. Wird beispielsweise vom Diesel- oder Benziner-Motor auf das Elektroauto massenhaft umgestellt, dann könnten die Folgen des Ressourcenverbrauchs für Batterien und deren Entsorgung zu in der Größe heute kaum berechenbaren neuen Risikofaktoren für Böden, Energiegewinnung, Wasserverunreinigungen und Ressourcenvernichtung bestimmter seltener Rohstoffe werden. Die Autoindustrie will nur verkaufen, sie macht sich keine Gedanken um Nachhaltigkeit. So wie sie schon mit Schummelsoftware den Diesel schönrechnete, so wird dies mit dem Elektroauto fortgesetzt werden. Denn die Ökobilanz des E-Autos mag zwar für die Luft günstiger sein, aber für den Ressourcenverbrauch und den erzeugten Müll gibt es noch keine hinreichend nachhaltigen Lösungen.

      Die Verschmutzung des Wassers und die Abnutzung der Böden sind graduelle Prozesse, die über einen längeren Zeitraum entstehen. Sowohl Industrie- als auch Agrarproduktion tragen hierzu ebenso bei wie die privaten Haushalte. Es ist die Summe aller menschlichen Handlungen, die das Schmelzen des Eises, das Auftauen des Permafrostes, die Zunahme der Treibhausgase

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