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jedoch auf Redhorses Fähigkeit, einen Menschen richtig einzuschätzen.

      »Wie sieht es aus, Olivier?«, drang Redhorses Stimme in Doutrevals Gedanken.

      »Gut, Captain«, erwiderte Doutreval. »Wir fliegen jetzt direkt ins Zielgebiet hinein.«

      Brazos Surfat kam zu den Bildschirmen. »Glauben Sie, dass man schon nähere Einzelheiten erkennen kann, wenn wir den Flug innerhalb der Halbraumzone unterbrechen, Captain?«, fragte er.

      »Es kommt darauf an, was Sie erwarten«, entgegnete Redhorse. »Es ist immerhin möglich, dass die Sendestation auf einem kleinen Asteroiden montiert ist. Dann wird es noch einige Zeit dauern, bis wir sie finden. Auch dann, wenn wir auf ein größeres Sonnensystem stoßen sollten, wird es nicht einfach sein, den Sender bei den ständig durchdringenden Störgeräuschen zu lokalisieren.«

      »Es gefällt mir nicht, dass wir unter Umständen längere Zeit in der Nähe einer Hyperfunkanlage des Gegners verbringen sollen«, sagte Surfat.

      »Dann hätten Sie sich nicht freiwillig für dieses Unternehmen melden sollen«, warf ihm Redhorse vor.

      »Freiwillig?«, schnaubte Surfat entrüstet. »Mit Händen und Füßen habe ich mich dagegen gewehrt, an diesem Kommando teilzunehmen. Glauben Sie wirklich, Sir, dass ich mein Leben freiwillig aufs Spiel setzen würde?«

      Redhorse enthielt sich einer Antwort, denn die SJ-4C hatte inzwischen jenen markanten Punkt erreicht, den sie anfliegen sollte, und kehrte in den Normalraum zurück. Auf den Bildschirmen wurden wieder die Sternenballungen Andro-Betas sichtbar. Der Reliefschirm, auf dem während des Linearfluges die Zielsonne sichtbar war, erlosch.

      Redhorse konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf das Zielgebiet. Doch es war Doutreval, der etwas entdeckte, was zuvor auf dem Schirm nicht zu erkennen war. Der Zielstern entpuppte sich als eine Konstellation von drei Sonnen, die, wie an einer Perlenschnur aufgereiht, in einer Linie angeordnet waren. Er machte Redhorse darauf aufmerksam.

      »Drei rote Riesensonnen«, äußerte Redhorse beeindruckt. »Bestimmt ist es kein Zufall, dass sie eine derart ungewöhnliche Konstellation bilden.«

      »Denken Sie an die verschiedenen Transmitterstationen, Captain«, sagte Chard Bradon. »Auch dort fanden wir rätselhafte Sterngruppen.«

      »Ich denke immerzu daran«, sagte Redhorse grimmig. »Wahrscheinlich haben sich die Meister der Insel auch für ihre Sendestationen einige Todesfallen ausgedacht.«

      »Zum Glück brauchen wir uns die Sache nur aus der Ferne anzusehen«, sagte Surfat.

      »Ein bisschen näher müssen wir noch heran«, widersprach Doutreval. »Von hier aus ist der Standort nicht auszumachen.«

      Der Lärm, der aus den Funkempfängern der Space-Jet kam, hatte nicht nachgelassen. Die Störsender ächzten, pfiffen und heulten, so dass sich Redhorse fragte, wie Doutreval überhaupt die regelmäßigen Impulse in ihrem Zielgebiet registrieren konnte.

      Mit annähernd Lichtgeschwindigkeit raste die SJ-4C auf die drei roten Sonnen zu. Weitere Berechnungen wurden durchgeführt. Der Computer ermittelte, dass der Abstand zwischen den Sternen genau acht Milliarden 577 Millionen Kilometer betrug.

      Surfat gab der mysteriösen Konstellation den Namen Tri-System. Die Sonnen wurden mit Tri I bis III bezeichnet. Es war jedem Raumfahrer an Bord des Diskusschiffes klar, dass dieses System nicht auf natürliche Weise entstanden sein konnte. Alles deutete darauf hin, dass die mächtigen Meister der Insel auch hier ihre Hände im Spiel hatten.

      »Glauben Sie, dass wir die richtige Sendestation gefunden haben?«, fragte Bradon bedrückt.

      Redhorse konnte die Unsicherheit des jungen Mannes verstehen. Der Anblick der roten Riesen, die auf den Bildschirmen immer größer wurden, konnte den Glauben an die terranische Überlegenheit erschüttern. Ein Junge wie Bradon besaß diesen idealistischen Glauben.

      »Warten wir ab«, beantwortete Redhorse Bradons Frage ausweichend. »Dies ist nur einer von neun markanten Punkten. Es kann sein, dass es in den Operationsgebieten der anderen Jets noch verrückter aussieht.«

      »Das bezweifle ich«, sagte Gilliam. »Wir haben die Station gefunden, die für das Aufleben der Mobys verantwortlich ist.«

      Bradon drehte sich verwundert zu dem Sergeanten um.

      »Haben Sie plötzlich Ihre Sprache wiedergefunden?«, fragte er spöttisch.

      »Was für eine blödsinnige Frage«, konterte Gilliam. »Dabei fingen Sie gerade an, mir sympathisch zu werden.«

      Bradon wandte sich wütend von ihm ab.

      »Warum sind Sie so sicher?«, fragte Doutreval den Sergeanten.

      »Eine künstliche Konstellation von drei Sonnen ist auch für die Meister der Insel bestimmt eine gewaltige Arbeit. Das würden sie niemals für einen Pseudosender tun.«

      »Vielleicht hat Whip recht«, sagte Surfat. »Dann wird es Zeit, dass wir unsere Geschwindigkeit herabsetzen oder umkehren.«

      »Setzen Sie sich, Brazos«, befahl Redhorse. »Oder versuchen Sie wenigstens, Ihre Angst für sich zu behalten.«

      Für einige Minuten blieb es innerhalb der Kommandokanzel still. Redhorse ließ die Positronik ständig neue Berechnungen ausführen. Doutreval half ihm bei der Auswertung. Es bestanden jetzt keine Zweifel mehr, dass einer der neun Sender innerhalb des Tri-Systems montiert war. Redhorse überlegte angestrengt, wo sie die Station finden könnten. Vielleicht kreiste sie als künstlicher Satellit um eine der drei Sonnen. Doch dann hätte die Intensität der Impulse in regelmäßigen Abständen nachlassen müssen, wenn der Sender vom Standpunkt des Diskusschiffes aus hinter der Sonne verschwand. Dies war jedoch nicht der Fall. Eine weitere Möglichkeit war, dass der Sender still im Raum stand. Redhorse glaubte nicht daran, dass die Sonnen etwas mit den Funksignalen zu tun hatten, obwohl er diese Idee nicht außer acht lassen durfte.

      Das Tri-System lag rund 2500 Lichtjahre vom Standort der terranischen Schiffe im Leerraum entfernt. Redhorse war fast sicher, dass die SJ-4C von allen neun Diskusschiffen die weiteste Strecke zurückgelegt hatte.

      Er wandte sich an Doutreval. »Versuchen Sie, Verbindung mit einer anderen Jet herzustellen, Olivier.«

      Doutreval runzelte die Stirn. »Das wird nur mit Hyperfunk möglich sein«, sagte er. »Halten Sie das nicht für zu gefährlich?«

      »Im Augenblick droht uns keine Gefahr. Ich möchte wissen, ob eine der anderen Mannschaften etwas entdeckt hat, was mit den drei roten Sonnen zu vergleichen ist, die wir jetzt anfliegen.«

      Widerstrebend schaltete Doutreval den Hypersender ein. Kurz darauf strahlten die überlichtschnellen Impulse von der SJ-4C in den Raum hinaus. Redhorse hoffte, dass trotz der Störungen eine Verbindung zu anderen Space-Jets gelingen würde. Doutreval bemühte sich fast zehn Minuten, ehe die erste Antwort kam. Es war Captain Kagato, der sich meldete.

      Doutreval berichtete kurz, was sie gefunden hatten, dann sprach Kagato.

      »Ich glaube, dass die SJ-4C den Sender gefunden hat«, kam die Stimme des Offiziers verzerrt aus den Empfängern. »Wir stießen lediglich auf einen einsamen Stern, der mit der vermeintlichen Sendestation identisch ist. Diese Sonne besitzt eine künstlich aufgeladene Hypersphäre. Es handelt sich um eine Art Großreflektor, offensichtlich nur zu dem Zweck gebaut, die von einer unbekannten Sendestation ausgehenden Hyperwellen zu reflektieren. Innerhalb der Hypersphäre werden die Impulse verstärkt und schauerartig durch das gesamte Gebiet von Andro-Beta verstreut.«

      »Sie fanden also keinerlei Hinweise auf einen echten Sender?«, wollte Doutreval wissen.

      »Nein«, antwortete Kagato. Er sprach eine Weile, ohne dass er zu verstehen war. Nur einzelne Wortfetzen drangen durch. Die Männer innerhalb der SJ-4C warteten geduldig.

      Schließlich konnten sie Kagato wieder besser verstehen. Er sagte: »Wir haben mit drei anderen Mannschaften gesprochen. Auch sie stießen auf hyperinstabile Sonnen. Es sieht so aus, als hätte Redhorses Mannschaft das eigentliche Sendersystem gefunden. Wir wollen

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