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werde«, stellte Gilliam leidenschaftslos fest.

      »Vielleicht weiß niemand Ihre Qualitäten zu schätzen«, meinte Redhorse mit Nachdruck.

      Gilliam grinste, schwang seine langen, mageren Beine aus dem Bett und stand auf. Er war fast so groß wie Redhorse. Redhorse schaute zu, wie sich Gilliam langsam durch die Kabine bewegte und schließlich vor dem Warmwasserzubereiter haltmachte. Als der Sergeant sich bückte, traten seine Rückenmuskeln hervor. Redhorse hörte das Wasser aus dem Zapfhahn strömen. Gilliam ließ einen Becher vollaufen und trank.

      Dann erst blickte er wieder zur Tür.

      »Was soll's denn sein?«, fragte er.

      »Ein Ausflug«, erwiderte Redhorse. »Mit einer Space-Jet.«

      Gilliam begann sich unter der rechten Achselhöhle zu kratzen. »Im Raum von Andro-Beta wimmelt es von tollgewordenen Mobys, Sir.«

      »Das stimmt«, gab Redhorse zu.

      Gilliam zerknüllte den Becher und warf ihn in den Abfallschacht.

      Redhorse bewegte sich nicht. Whip Gilliam war kein Mann, der sich drängen ließ. Natürlich hätte Redhorse ihm den Befehl zum Mitkommen geben können, doch Gilliam war nur halb soviel wert, wenn er etwas nicht freiwillig tat. »Also gut«, seufzte Whip Gilliam schließlich. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn's soweit ist.«

      Redhorse lächelte und schloss die Tür. Gemächlich ging er an den einzelnen Kabinen vorbei. Wenn Redhorse eine Mannschaft zusammenstellte, dann tat er das auf ungewöhnliche Art. Nicht immer besaßen Redhorses Begleiter einen guten Ruf, doch das kümmerte den Cheyenne wenig.

      Als Redhorse abermals vor einer Kabine anhielt, stieß er nicht einfach die Tür auf, sondern klopfte behutsam an. Erst als ihn eine Stimme zum Eintreten aufforderte, öffnete er und trat ein.

      Ein kleiner, schwarzhaariger Mann, der lesend am Tisch saß, sprang auf und salutierte, als er Redhorse erkannte.

      »Captain!«, rief er überrascht. »Es ist eine Freude, Sie hier zu sehen.«

      Redhorse dankte lächelnd. Er wusste, dass Olivier Doutreval ein höflicher Mann war und viel Wert darauf legte, höflich behandelt zu werden. Doutreval war schwarzhaarig und wirkte gepflegt. Nur in den schwarzen Augen des Mannes lag etwas verborgen, das davor warnte, in ihm nur einen gutaussehenden Mann zu sehen.

      »Nehmen Sie doch Platz, Captain«, forderte Doutreval seinen Besucher auf.

      Ohne Hast ließ sich Redhorse nieder. Er streckte die Beine unter den Tisch und wartete, bis Doutreval ihm den unvermeidlichen Kaffee gebracht hatte.

      Schließlich sagte Redhorse: »Ich möchte, dass Sie mir helfen, Olivier.«

      »Aber natürlich. Sie wissen, dass Sie immer mit mir rechnen können, Captain«, sprudelte der Funker hervor.

      Redhorses hageres Gesicht blieb ausdruckslos. »Es handelt sich um eine schwierige Aufgabe, bei der ich nur Männer brauchen kann, auf die ich mich vollkommen verlassen kann. Sie sind ein solcher Mann, Olivier.«

      Doutreval war viel zu erfahren, um zu zeigen, dass ihn die Worte des Captains erfreuten. So fragte er nur: »Wobei kann ich Ihnen helfen, Captain?«

      »Wir müssen nach Andro-Beta zurück«, sagte Redhorse langsam. »Mit einer Space-Jet.«

      Olivier Doutreval stieß einen leisen Pfiff aus. Nach Redhorses Meinung sprach es nicht gegen Doutreval, dass dieser sich zurücklehnte und mit geschlossenen Augen nachdachte. Jeder vernünftige Mann überlegt es sich zweimal, bevor er sein Leben riskiert.

      »Das kann ziemlich wild werden«, bemerkte der Funker nach einer Weile.

      »Ich dachte, das gefällt Ihnen«, sagte Redhorse.

      Doutreval zeigte seine makellos weißen Zähne. Da wusste der Captain, dass Olivier Doutreval mitmachen würde. Die folgenden Minuten blieb er nur noch aus Höflichkeit bei Doutreval. Sie sprachen über belanglose Dinge, bevor Redhorse die Kabine des Funkers wieder verließ.

      Redhorse benutzte den nächsten Antigravschacht zum Versorgungslager. Als er das Waffenmagazin betrat, traf er Major Bernard inmitten von halbleeren Munitionskisten an.

      »Guten Tag, Major«, grüßte Redhorse freundlich. »Machen Sie Inventur?«

      Von allen Menschen, die Bernard zu sehen wünschte, war Redhorse der letzte.

      »Woher wollen Sie wissen, dass jetzt Tag ist?«, giftete er Redhorse an. »Und selbst wenn Ihre Unterstellung zuträfe – warum sind Sie so sicher, dass es ein guter Tag ist?«

      »Ihr fröhlicher Gesichtsausdruck hat mich zu dieser Feststellung bewogen, Major«, erklärte Redhorse. »Darf ich Sie jetzt bitten, mir über den Verbleib Ihres Assistenten Chard Bradon Auskunft zu geben?«

      »Reden Sie immer so geschwollen?«, erkundigte sich Bernard gereizt.

      »Nur beim Umgang mit höhergestellten Offizieren, Sir«, sagte Redhorse respektvoll.

      »Bradon ist in der Kleiderkammer«, sagte Bernard bereitwillig.

      Redhorse setzte sich in Bewegung. »Versuchen Sie nicht, ohne Anforderungsschein irgend etwas bei ihm herauszuholen!«, rief Bernard ihm nach.

      »Ja, Sir«, seufzte Redhorse.

      Captain Don Redhorse fand Bernards Assistenten beim Sortieren von Uniformjacken. Bradon war ein junger Mann von vierundzwanzig Jahren, und die Arbeit, die Major Bernard ihm übertragen hatte, schien ihm keinen besonderen Spaß zu machen.

      »Verwechseln Sie die einzelnen Größen nicht, Chard«, sagte Redhorse anstelle einer Begrüßung. Bradon ließ das Kleiderpaket aus seinen Händen fallen und ging auf Redhorse zu. Sein Gesicht rötete sich.

      »Captain!«, rief er. »Wie ist es möglich, dass der Major Sie ohne Sonderbewachung zu mir lässt?«

      »Wahrscheinlich ist er der Überzeugung, dass mein Bedarf an Einheitshosen der Solaren Flotte hinreichend gedeckt ist«, antwortete Redhorse lächelnd. »Chard, hätten Sie Lust, diesen Laden für ein paar Tage zu verlassen?«

      »Jip-Jip-Jip!«, schrie Bradon. »Entschuldigen Sie die Frage, Sir: sind Sie ein Engel?«

      »Vielleicht halten Sie mich für das Gegenteil, bevor wir zurückkommen«, sagte Redhorse. »Wir starten mit einer Space-Jet zu einem gefährlichen Unternehmen.«

      »Ist die Mannschaft schon komplett?«, fragte Bradon.

      »Einer fehlt noch«, sagte Redhorse.

      »Wer ist das, Sir?«

      »Brazos Surfat«, antwortete Redhorse ruhig.

      Chard Bradon richtete seine Blicke dorthin, wo sich auf der Erde der Himmel befindet und rief erschüttert: »Ach du meine Güte!«

      Redhorse verließ grinsend die Kleiderkammer und ging mit einem kurzen Gruß an Major Bernard vorbei. Der Versorgungsoffizier würde noch früh genug erfahren, dass ihm Bradon für einige Zeit fehlen würde.

      Redhorse gelangte durch den nächsten Antigravschacht in den oberen Teil des Flaggschiffes. Dort durchquerte er einige Gänge, bis er vor einer kleinen Kabine von einem Posten angehalten wurde.

      »Halt, Sir!«, sagte der bewaffnete Sergeant. »Ohne Ausweis darf ich Sie nicht durchlassen.«

      Redhorse kannte die Befehle des Mannes, aber er heuchelte Erstaunen.

      »Warum so streng, Sergeant?«

      Der Raumfahrer deutete mit dem Daumen auf die Kabinentür. »Surfat hat drei Tage Bordarrest. Während dieser Zeit darf er mit niemandem sprechen.«

      »Es sei denn«, fügte Redhorse hinzu, »er würde zu einem dringenden Sondereinsatz abberufen.«

      Der Sergeant lachte schallend. »Wer wollte Brazos Surfat schon zu einem Sonderauftrag abberufen?«

      »Ich, zum Beispiel«, eröffnete Redhorse und schob den Sergeant zur Seite.

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