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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan
Читать онлайн.Название Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)
Год выпуска 0
isbn 9783845333458
Автор произведения Perry Rhodan
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Paket
Издательство Bookwire
»Du lügst«, sagte er.
»Praktizierst du nebenbei auch noch als Kosmopsychologe oder gar als Prophet, Doktor Spand?«
»Ich nutze lediglich meinen gesunden Verstand. Du hast abgenommen, und das in zu großem Maß.«
»Was geht dich mein Gewicht an?«
»Ich bin dein Arzt«, sagte er trocken.
»Wir drehen uns im Kreis. Und wenn ich ehrlich sein soll, bist du mir zu exzentrisch, als dass ich mich dir anvertrauen könnte.«
»Ich?« Er klang aufrichtig irritiert. »Wieso?«
»Der Kittel. Das Stethoskop um deinen Hals. Dein Beharren darauf, Doktor genannt zu werden.« Giuna winkte ab. »Muss ich weitermachen?«
»Diese Dinge stehen in meinem Vertrag. Er verlangt von mir, so aufzutreten.«
Das verschlug ihr die Sprache. Ihr fiel nur ein verblüfftes »Was?« ein.
»Die TREU & GLAUBEN gehört Kondayk-A1. Das dürfte dir nicht neu sein. Falls du jemanden exzentrisch nennen willst, dann bitte ihn. Er hat all diese Punkte vertraglich fixiert. Wenn du mich fragst, sollte er lieber Handel treiben, als sich in medizinische Belange einzumischen, denn das kann er. Dafür ist er berühmt. Und weil ich – von solchen Äußerlichkeiten abgesehen – ein guter Arzt bin, ordne ich hiermit an, dass du etwas essen musst. Ich hingegen kümmere mich um meinen Patienten.« Er wies in Richtung Ausgang. »Raus hier! Sofort!«
Giuna ergriff die Hand ihres Mannes und drückte sie. Er reagierte nicht. Sie ging nach draußen, und wie immer, sobald sie die Medostation verließ, fühlte sie sich verloren.
Nach Lankos Deportierung hatte sie ein klares Ziel verfolgt – ihn zu befreien. Das war gelungen, wenn auch nicht so wie erhofft. Wegen der verzweifelten Aktion musste sie ganz nebenbei ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. Die Cairaner kannten ihren Namen, wussten, dass sie ihren Mann befreit hatte.
Damit galt sie als vogelfrei, durfte sich weder im akonischen Etappentransmitter noch sonst irgendwo in der Milchstraße frei bewegen. Die Cairaner und ihre Spione waren überall.
Dass Giuna in der TREU & GLAUBEN Zuflucht gefunden hatte, sah sie als wahren Segen an, denn das Schiff war mehr als das, was es zu sein schien. Der Kommandant Kondayk-A1 und dessen Buchhalter Cyprian Okri gehörten dem Nachrichtendienst Ephelegon an – dem Geheimdienst der Liga Freier Galaktiker, der im Geheimen gegen die Cairaner arbeitete. Das wusste nicht einmal die sonstige Besatzung, die glaubte, im Handelsschiff eines extrem erfolgreichen Barniters Dienst zu schieben.
Kondayk und Okri hatten geholfen, Lanko zu befreien. Zum Glück waren die beiden dabei unentdeckt geblieben, sodass die TREU & GLAUBEN nach wie vor einen sicheren Hort bildete und nicht im Fokus ihrer Gegner stand.
Aber dieser Zufluchtsort beschränkte Giuna auch. Gewissermaßen war sie eine Gefangene, die weder in ihr altes Leben zurückkehren noch den Raumer verlassen durfte.
Sie schob die Grübeleien wegen ihrer unsicheren Zukunft beiseite. Was sollte sie als Nächstes tun? Tatsächlich etwas essen, wie Doktor Spand es ihr befahl?
Kaum dachte sie darüber nach, knurrte ihr der Magen. Aber sie wollte die Zeit nicht allein verbringen. Ihre Gedanken befanden sich in einer Abwärtsspirale, seit die Umstände sie zum Nichtstun als Partnerin eines Komapatienten zwangen. Sie sehnte sich danach, die Dinge anzupacken, die Lage zu ändern, vielleicht gegen Cairaner zu kämpfen, bis sie unterging ...
Stattdessen saß sie in diesem Schiff fest und wartete.
Und wartete.
Sie hasste es.
Sie hob den Arm und tippte den Notfallcode in das Kommunikationsarmband, der eine Verbindung zum wichtigsten Mann der TREU & GLAUBEN aufbaute: dem äußerlich so unauffälligen Anführer des geheimen Agentenduos.
»Ja?«, meldete sich Cyprian Okri, offiziell der terranische Buchhalter, Diener oder Sklave des barnitischen Kapitäns, je nachdem, wen man fragte. Gut kam er dabei sehr selten weg, was ihn jedoch nicht im Geringsten scherte.
»Ich bin's«, sagte sie. Ihren Namen musste sie nicht nennen.
»Ich weiß. Du bist die Einzige, die diesen Notfallcode nutzen kann. Aber du klingst nicht, als gäbe es einen echten Notfall.«
Giuna dachte an Lankos regloses, eingefallenes Gesicht. »Oh doch. Den gibt es. Mein Arzt sorgt sich um mich und hat mir eine Mahlzeit verschrieben. Hast du Zeit?«
*
Das Brotgebäck verschwand in der kochenden Sauce. Eine Luftblase stieg auf und platzte. Es roch nach Birnenpilzen – und einem Hauch Alkohol.
Cyprian Okri stocherte mit einer Langgabel in der dunkelblauen, zähen Flüssigkeit. Der eher schmächtig gebaute Terraner war – anders, als sein Anblick vermuten ließ – ein geübter und geschickter Kämpfer. Er trug das Haar grau gefärbt, um älter und damit harmloser zu wirken – eben ein Buchhalter, den man sofort vergaß, nachdem man an ihm vorbeigelaufen war. Er fand das Stück wieder, spießte es auf, zog es zurück und drehte es bedächtig in der Luft. Es dampfte und verbreitete einen verführerischen Duft.
»Also, Giuna, worum geht es?«
Sie hatte ihr bestelltes Essen bisher nicht erhalten. Ob es Zufall sein konnte? Oder erhofften sich die Restaurantbetreiber einen Pluspunkt beim Buchhalter des Kapitäns?
»Wir müssen etwas tun, Cyprian«, sagte sie, während ihr Magen so laut knurrte, dass es ihr peinlich war. »Ich muss etwas tun. Sonst verliere ich den Verstand. Ich kann mich nicht länger hier verstecken wie ...« Sie brach ab.
Er legte die Gabel vor sich ab. »So wie ich?«
Sie saßen in einer abhörsicheren Nische des exklusiven Restaurants Brilagg, was in einem nahezu vergessenen barnitischen Dialekt Geschmack bedeutete – oder Abzocke, wenn man einem bösartigen Gerücht Glauben schenken wollte. Es lag in einem der beiden an den Handelsraumer angedockten Container, genau wie Kondayks riesiges Privatquartier.
Der übergroße, einen halben Kilometer durchmessende Container diente zudem als Ort für die nahezu ständig stattfindenden opulenten Feste, mit denen der Kommandant gute Vertragsabschlüsse und prächtige Gewinne feierte. Dort stellte er den Besuchern an jeder Ecke seinen Reichtum zur Schau, den er seinen genialen Fähigkeiten als Händler verdankte – und die blieben ihm trotz seiner Geheimidentität als NDE-Agent unbenommen. Obwohl es also meistens eine Menge Gäste im Container gab, erhielten nur die wenigsten Zutritt in dieses Restaurant.
Weil Giuna schwieg, wiederholte Cyprian: »So wie ich? Ist es das, was du sagen wolltest? Du kannst dich nicht länger verstecken, so wie Kondayk und ich?«
»Es liegt mir fern, euch ...«
»Hör mir zu!« Er hob die Gabel wieder auf. Ein tiefblauer Saucenfleck blieb auf der Tischplatte zurück. Er aß, kaute ... und spannte sie auf die Folter. »Die Dinge sind nicht so einfach, wie es uns manchmal vorkommt«, fuhr er schließlich fort. »Was genau sollen wir denn tun, deiner Meinung nach?«
»Jedenfalls habe ich mir das Leben von Agenten des terranischen Untergrund-Geheimdienstes nicht so vorgestellt wie eures.«
»Es gibt Zeiten für alles. An einem Tag wird man aktiv und bricht in einer waghalsigen Aktion in ein Straflager der Cairaner ein. An einem anderen gilt es, abzuwarten, bis ein ehemaliger Gefangener aus dem Koma erwacht, und zu hoffen, dass er über weitere Informationen verfügt.«
»Und dann gibt es die Zeit«, ergänzte Giuna, »in der sich dieser andere Tag wochenlang hinzieht und man nicht länger warten kann, ohne verrückt zu werden, weil es einen innerlich zerreißt.« Sie presste die Lippen aufeinander. »Ich bringe es nicht mehr über mich, am Bett meines Mannes zu sitzen und ihn anzustarren. Ich erzähle ihm Dinge, die wir gemeinsam erlebt haben, als würde er sie hören, aber die verfluchten Geräte messen seine Gehirnströme, und dort tut sich nichts.«
»Doktor Spand wird ...«