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Geschichte und Region/Storia e regione 29/2 (2020). Группа авторов
Читать онлайн.Название Geschichte und Region/Storia e regione 29/2 (2020)
Год выпуска 0
isbn 9783706561181
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
Серия Geschichte und Region/Storia e regione
Издательство Bookwire
Manuel Fauliri, Das beneficium zwischen verhängnisvollen Tücken und regionalen Partikularismen. Ein methodischer Vorschlag für eine neue Periodisierung eines Beziehungsinstruments im regnum Italiae (8.–10. Jh.)
Das Problem der Periodisierung und regionalen Differenzierung zählt zu den Konstanten in der Beschäftigung mit Geschichte. In den letzten Jahren waren zahlreiche klassische Bereiche der Mediävistik zum Objekt heftiger Debatten geworden, die vor allem um das Thema der Transformationsprozesse der römischen Welt kreisten. Parallel dazu standen auch traditionsreiche Grundannahmen in der Mittelalterforschung, wie das Lehnswesen, im Kreuzfeuer der Kritik, die zu weniger rigiden Periodisierungsversuchen und stärkeren Nuancierungen führte. Im Kontext der intensiven Auseinandersetzungen mit Susan Reynolds Fiefs and Vassals soll in diesem Beitrag das in den letzten Jahren etwas vernachlässigte Thema des beneficium (ein auf Zeit gewährtes „Gut“) angegangen werden. Es handelt sich dabei um eine Form der Leihe, die gewöhnlich in den Bereich der Mündlichkeit angesiedelt und traditionell als Kompensation für militärische Erbringungen interpretiert wurde. Reynolds vermutete seinen Ursprung hingegen im kirchlichen Bereich als Anlehnung an die Vertragsform römischer Herkunft der precaria. Reynolds Interpretationsmodelle zum beneficium und seinem Verhältnis zur precaria sind letztens vor allem von Brigitte Kasten vertieft worden, während Paul Fouracre das beneficium vor dem Hintergrund anthropologischer Modelle zum Gabentausch untersucht hat, indem er auf das Modell der „paradoxen Dynamik“ von Annette Weiner zurückgriff, das mit dem Ausdruck keeping-while-giving auf den Punkt gebracht werden kann.
Vor dem Hintergrund dieser neuen Interpretationsansätze will dieser Beitrag das beneficium als ein Instrument der Beziehung in einem spezifischen geografischen Raum mit langobardischer Tradition, nämlich dem regnum Italiae, untersuchen, und zwar entlang einer Zeitspanne von zwei Jahrhunderten, die der klassischen historischen Epocheneinteilung entspricht. Dabei fällt auf, dass das beneficium im Langobardenreich nicht als Neuheit von den Franken nach der Eroberung von 774 eingeführt worden ist, sondern bereits der römischen juristischen Tradition bekannt war und auch in langobardischer Zeit ausgemacht werden kann, wenngleich sporadisch. Ab dem 9. Jahrhundert begegnen derartige Leihen in den Quellen häufiger, dabei weisen die sehr unterschiedlichen Kontexte ihrer Verwendung keineswegs auf einen einheitlichen Gebrauch dieses Instruments im regnum hin. Anhand einiger stichprobenweise aus umfangreichen und kontinuierlichen corpora entnommener Beispiele kann der Beitrag aufzeigen, wie verschieden das beneficium je nach regionalem Kontext verwendet worden ist: Die Beispiele beziehen sich auf die Klöster Farfa, im heutigen Lazium, und S. Ambrogio in Mailand sowie auf die Abtei Nonantola, wobei hier, zwischen Modena und Mantua, die Leihe von beneficia nur selten dokumentiert ist. Die untersuchten Beispiele liefern auch ein vielfältiges Bild der Beliehenen: Es finden sich fideles des Herrschers wie auch einfache Verwalter von Teilen des Klosterbesitzes. Die traditionelle Verbindung zwischen beneficium und Vasallität scheint demnach irreführend, da die Vasallen gewiss Güter in beneficium erhalten konnten, sie aber nicht die einzige Empfängergruppe darstellten.
Durch den anthropologischen Zugang kann der Beitrag auch in diesem Untersuchungsraum die Dynamiken eines keeping-while-giving-Prozesses beobachten. Das beneficium erwies sich nämlich als ein besonders flexibles und an verschiedene Situationen anpassungsfähiges Instrument, um Beziehungen mittels unveräußerlicher Güter zu stiften – ein Instrument, das (seiner Natur gemäß verschieden von einer tatsächlichen Gabe) eben dem ursprünglichen Inhaber weiterhin die Kontrolle über die abgegebenen Güter garantieren konnte, da sie am Ende in seine Hände zurückfallen mussten. Der Beitrag verweist auf die Notwendigkeit, klassische Periodisierungsschemata mit strikten Zeitrastern aufzubrechen, um den Ähnlichkeiten wie auch Differenzen in den verschiedenen regionalen Kontexten des regnum Italiae gerecht werden zu können.
1 Il primo volume della collana The Transformation of the Roman World fu pubblicato nel 1997: cfr. Walter POHL (a cura di), Kingdoms of the Empire. The Integration of Barbarians in Late Antiquity (The Transformation of the Roman World 1), Leiden 1997.
2 Per la proposta radicale di abolizione del concetto di feudalesimo cfr. Susan REYNOLDS, Fiefs and Vassals. The Medieval Evidence Reinterpreted, Oxford 1994.
3 Per una riflessione sul significato del passaggio dal dominio longobardo a quello franco cfr. Stefano GASPARRI (a cura di), 774: ipotesi su una transizione. Atti del Seminario di Poggibonsi, 16–18 febbraio 2006, Turhout 2008.
4 Walter POHL, Il V secolo e la trasformazione del mondo romano. In: Paolo DELOGU/Stefano GASPARRI (a cura di), Le trasformazioni del V secolo. L’Italia, i barbari e l’Occidente romano, Turnhout 2010, pp. 741–760, qui p. 741.
5 Julia M.H. SMITH, L’Europa dopo Roma. Una nuova storia culturale (500–1000), Bologna 2008, p. 12. [orig.: Europe after Rome: a New Cultural History, 500–1000, Oxford 2005].
6 Andrea GIARDINA, Esplosione di tardoantico. In: Studi Storici 40 (1999), 1, pp. 157–180, qui p. 164.
7 Charles S. MAIER, I paradossi del “prima” e del “poi”. Periodizzazioni e rotture nella storia. In: Contemporanea 2 (1999), 4, pp. 715–722, qui p. 719.
8 Ibidem, pp. 721–722.
9 Glen W. BOWERSOCK/Elio LO CASCIO, Riflessioni sulla periodizzazione dopo “Esplosione di tardoantico” di Andrea Giardina. In: Studi Storici 45 (2004), 1, pp. 7–13, qui p. 7.
10 Cfr. REYNOLDS, Fiefs and Vassals; per alcune reazioni alla pubblicazione del libro di Reynolds cfr. Giovanni TABACCO, Recensione a: Susan Reynolds, Fiefs and Vassals. The Medieval Evidence Reinterpreted, Oxford 1994. In: Rivista storica italiana 108 (1996), 1, pp. 363–365; Chris WICKHAM, Le forme del feudalesimo. In: Il Feudalesimo nell’Alto Medioevo (Atti delle settimane di studio del Centro italiano di Studi sull’Alto Medioevo XLVII), Spoleto 2000, pp. 15–46; Natalie FRYEDE/Pierre MONNET/Otto Gerhard OEXLE (a cura di), Die Gegenwart des Feudalismus/ Présence