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      Auf dem Vorgebirge des Libanon, gegen Cölesyrien, leben viele Drusen, — auch noch einige Stämme Mutualis. Erstere neigen sich ebenfalls zur christlichen Religion, und letztere nennt man Kalbsanbeter. Sie thun mit ihren Religionsgebräuchen so geheim, daß man nichts mit Gewißheit angeben kann; allein die allgemeine Vermuthung ist, daß sie ihre Gottheit unter der Gestalt eines Kalbes verehren.

      Unser Weg zog sich vom Dorfe Bscharai gegen drei Stunden in den romantischen Thälern des Libanons fort. Dann aber änderte sich die herrliche Natur, und wir kamen in unwirthbare Gegenden. Auch die Hitze fing an, uns stark zu belästigen. Doch Alles wäre leicht zu ertragen gewesen, hätten wir nicht einen bedenklichen Kranken unter uns gehabt.

      Herr Sattler füllte sich schon gestern etwas unwohl; heute verschlimmerte sich das Uebel so sehr, daß er sich nicht mehr auf dem Pferde erhalten konnte, und halb bewußtlos herab sank. Glücklicher Weise fanden wir in der Nähe einer Cisterne und daneben einige Johannisbrotbäume, unter deren Schatten wir den Kranken auf unsere Mäntel betteten. Etwas Wasser, gemischt mit einigen Tropfen starken Essigs, brachte ihn wieder zum Bewußtsein. Nach einer Stunde der Ruhe konnte er zwar die Reise fortsetzen, allein Mattigkeit, Kopfschmerz und Fieberschauer verließen ihn nicht, und wir hatten noch viele Stunden zu reiten, ehe wir in unsere Nachtstation kamen. ,Auf jeder Anhöhe, die wir erstiegen, lag uns das Meer so nahe, daß wir dachten, es leicht in der nächsten Stunde zu erreichen. An seiner Küste lag Batrun, der Ort unserer heutigen Bestimmung. Doch immer schob sich wieder ein Berg dazwischen, der neuerdings überschritten werden mußte. So ging es viele Stunden fort, bis wir endlich in ein ganz kleines Thal gelangten, in dessen Mitte ein einzelner, ganz frei stehender, hoher Felsblock lag, dessen ganze obere Fläche ein altes Kastell krönte. Eine in den Felsen gehauene Treppe führt hinauf. Von nun an ging es wenigstens auf besserem Wege, zwischen Obstbäumen und Wiesen dem Städtchen zu, das wir bey anbrechender Nacht erreichten. Lange hatten wir zu suchen, bis wir für unsern Kranken ein Zimmer fanden, das aber leider nicht die geringste Bequemlichkeit bot. Der arme Herr S. mußte, nach einem dreizehnstündigen Ritte mehr todt als lebendig, auf dem harten Boden sein Lager aufschlagen. Das Zimmer war ganz leer, die Fensterscheiben zerbrochen, die Thüre nicht zum schließen. Wir mußten erst einige Breter suchen, um die Fensteröffnungen zu vermachen, damit der Kranke wenigstens vor Zugluft geschützt war.

      Ich bereitete ihm Reiswasser mit etwas Essig, dieß war das Einzige, was wir Herrn S. verschaffen konnten.

      Wir, übrigen lagerten uns im Hofe. Die Angst, welche wir um Henn S. hatten, ließ uns wenig Ruhe. Er trug alle Anzeichen der Pest an sich, sein Gesicht war itn dieser kurzen Zeit ganz eingefallen und verändert; er konnte sich vor Mattigkeit und heftigen Kopfschmerzen gar nicht bewegen, und eine brennende Hitze verursachte ihm den heftigsten Durst. Da wir durch anderthalb Tage beständig in Gegenden herum gezogen waren, wo diese Seuche herrschte, so lag die Möglichkeit sehr nahe, auch davon erfaßt zu werden. Glücklicher Weise hatte Herr S. nicht die geringste Furcht und wir hüteten uns wohl, ihm unsere Besorgniß zu verrathen.

      9. Juli 1842.

      Gottlob, Herr S. befand sich heute besser, aber doch zu schwach, um die Reise fortsetzen zu können. — Herr De. und ich beschlossen, da wir Zeit genug hatten, auf einer Fischerbarke der Schwämmefischerei zuzusehen, ein Hauptnahrungszweig der armen Küstenbewohner Syriens.

      Wir fuhren mit einem Fischer ungefähr eine Viertelstunde weit in die See, bis zu einem Orte, wo er etwas zu finden hoffte. Hier ließ er ein Senkblei hinab und sondirte den Boden. Als er bemerkte, daß an der Stelle etwas zumachen sei, sprang er in das Meer, tauchte unter, blieb zwei oder drei Minuten unter dem Wasser, löste mit einem Messer oder scharfen Eisen die Schwämme von den Felsen, und kam mit seiner Beute empor. Diese losgelösten Schwämme sind gewöhnlich voll kleiner Steine oder Muscheln, und riechen unendlich stark und übel. Von all dem Unrathe müssen sie gesäubert, in Meerwasser recht ausgewaschen, und dann erst in süßes Wasser gelegt werden.

      Nach dieser kleinen Wasserfahrt besahen wir das Städtchen, das recht freundlich zwischen Maulbeerpflanzungen, nahe am Gestade des Meeres liegt. Die Weiber gehen hier nicht nur unverschleiert, sondern beinahe bis unter den Busen entblößt; besonders sahen wir sie so halb entkleidet in ihren Gärten mit Arbeit und Waschen beschäftigt. Wir besuchten den Bazar und wollten einige Gurken und Eier für unser Mittagmahl und einige Orangen für unsern Rekonvaleszenten kaufen. Doch alle Mühe war vergebens, und so geringe unsere Wünsche auch waren, wir konnten sie dennoch nicht befriedigen.

      Nachmittags befand sich Herr S. so weit gestärkt, daß er sich getraute, eine kleine Reise von fünf Stunden nach dem Städtchen Djäebbehl zu unternehmen. Diese Partie wurde unserm guten Herrn S. um so leichter, da sich ein sanfter Weg längs der Küste über eine schöne fruchtbare Ebene fortzog, und ein kühlender Seewind die Hitze erträglich machte. Der herrliche Libanon begränzte die Fernsicht auf der linken Seite, und manches Kloster blickte von der vordern Hügelkette dieses Gebirges in das weite Thal.

      Es war uns, als wären wir erst zu Pferde gestiegen, und schon sahen wir das Schloß über die Stadtmauer empor ragen. Wir hielten wenige Schritte von demselben an einem großen Chan. Geräumige Zimmer gab es genug, aber alle waren leer, nicht einmal die Öffnungen durch Glas oder Laden zu schließen.

      Man ist an dergleichen Orten nur vor Regen oder Sonnenschein geschützt. Wir nahmen für unser Nachtquartier eine große, ziemlich reinliche Vorhalle in Besitz, und richteten uns ein, so gut es gehen wollte.

      Graf Berchtold und ich gingen in die Stadt Djäebbehl (Byblus). Sie ist, wie schon erwähnt, mit einer Mauer umgeben und hat einen kleinen Bazar, wo wir ebenfalls nicht viel fanden. Die meisten Häuser stehen in Gärten von Maulbeerpflanzungen. Das Schloß liegt ziemlich hoch, und ist noch in demselben Zustande wie nach der Belagerung durch die Engländer im Jahre 1840; besonders an der Meeresseite ist es sehr beschädigt. Es wird nicht bewohnt, nur die untern Gemächer werden als Stallungen benützt. Unweit des Schlosses sahen wir einige Bruchstücke antiker Säulen; einst soll hier ein Amphitheater gestanden seyn.

      10. Juli 1842.

      Herr S. war heute ganz wohl, und wir konnten wieder, wie gewöhnlich, schon am frühen Morgen unsere Reise fortsetzen. Der Weg führte uns beständig an der Meeresküste hin. Die Ansichten blieben immer gleich schön und malerisch, wie von Batrun nach Djäebbehl, nur hatten wir heute noch die Annehmlichkeit, alle Augenblicke auf Bäche zu stoßen, die dem nahen Libanon entströmten, oder an Quellen zu kommen, die knapp am Meere entsprangen, und zwar eine darunter so nahe am Gestade, daß sie jeder Wellenschlag überdeckte.

      Nach einem Ritte von vier Stunden erreichten wir den sogenannten Hundsfluß, den größten und wasserreichsten Fluß auf der ganzen Reise. Auch er dankt dem Libanon seinen Ursprung und endet nach einem sehr kurzen Laufe seine Bahn im nahen Meere.

      Vor dem Eingange des Thales, aus welchem uns der Hundsfluß entgegen strömte, lag ein einfacher Chan. Wir machten Halt, um hier eine Stunde der Ruhe zu genießen.

      Gewöhnlich erhielten wir unter Tags nichts zu essen, weil wir selten oder nie an Ortschaften vorüber kamen, oder wann wir selbst welche trafen, so wurde uns höchstens schwarzer Kaffee gereicht; um so mehr erstaunten wir hier, frische Feigen, Gurken, saure Milch und Wein zu finden, in Syrien die Ingredienzien eines Göttermahles. Wir schwelgten in diesem unverhofften Genusse, und ritten dann in das Thal, das uns gar freundlich und anmuthig entgegen lächelte.

      Es mag höchstens neunzig bis hundert Klafter breit seyn. Von beiden Seiten ist es von hohen Felswänden umgeben, an deren linken Seiten sich Ruinen einer Wasserleitung hinziehen, die ganz mit Epheu umrankt sind. Dieser Aquädukt, ungefähr sieben- bis achthundert Schritte lang, reicht bis zu der Stelle, wo sich der Hundsfluß über Felsen und Gestein herabstürzt, und einen zwar niedern aber reichen Fall bildet. Gleich unterhalb desselben führt eine Brücke, ein Werk römischer Baukunst, hoch und kühn auf Felsenpfeiler gestützt an das jenseitige Ufer. Man gelangt zu ihr über eine breite steinerne Treppe, über welche uns die braven syrischen Pferde mit beispielloser Sicherheit sowohl auf- als abwärts trugen; ein schauerlicher, schwindelnder Weg. Der Fluß hat seinen Namen von einem Steine, welcher in ihm liegt und die Form eines Hundes haben soll. Steine und Felsstücke sahen wir wohl viele, an denen sich die Fluth oft schäumend bricht, allein von einer Ähnlichkeit

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