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führte uns der Weg über einen Theil des Bazars, dann gelangten wir auf eine große herrliche Straße, welche die ganze Stadt durchschneiden und über eine deutsche Meile lang seyn soll. Sie ist so breit, daß bequem drei Wagen neben einander fuhren könnten, ohne die Fußgeher zu belästigen. Nur Schade, daß diese Straße, gewiß die schönste im ganzen türkischen Reiche, so unbenutzt bleibt, denn Wägen gibt es hier eben so wenig, wie im übrigen Syrien.

      Kaum verläßt man diese Bahn, so reitet man neben Gärten und Wiesen fort, zwischen welchen hin und wieder Sommersitze der Städter liegen. Auch auf dieser Seite strömen Bäche die Wege entlang, und bewässern die üppigen Rasenteppiche und Haine. Wir überschritten den größten der Flüsse, den Barada, (der aber nicht so breit und wasserreich ist, wie der Jordan) auf einer ganz einfach gemauerten Brücke.

      Doch auch diese schönen Bilderlagen uns bald im Rücken und unsere Straße führte in die traurige Wüste. Wir zogen an mehreren Santons-Gräbern vorüber, deren viele zerstreut auf den Sandebenen und Sandhügeln herumliegen. Auf der Spitze einer der Berge wies man uns ein kleines Denkmal, es sollte das Grab Abrahams bezeichnen. — Stundenlang ritten wir nun fort über Flächen, Berge und Hügel von Sand und lockerem Gestein, — und so ermüdend der Tag unserer Ankunft zu Damask war, eben so beschwerlich war auch der heutige. Von zwölf Uhr Mittags bis ungefähr fünf Uhr Abends ging es immer fort in dieser Wüstenei; wir litten unaussprechlich von der Hitze. — Nun aber hörte die Wüste auf, und Plötzlich entfaltete sich vor unsern Augen ein Bild, so schön, so großartig, daß wir uns in die romantischen Gegenden der Schweiz versetzt glaubten. Ein Thal mit allen Reizen einer herrlichen Natur geschmückt, umsäumt von gigantischen, wunderbar geformten Felsmassen, breitete sich vor uns aus. Stürmisch brauste ein Wildbach von Fels zu Fels und brach sich schäumend an gewaltigen Blöcken, die sich einst von der Höhe losgerissen, und hier auf ewig ihr Grab gefunden haben. Eine natürliche Felsbrücke führte über die tosende Flut. Manch freundliche Hütte, deren Bewohner neugierig und halb verborgen, vor der Hausflur auf uns seltene Gäste blickten, lag zwischen den Felswänden. So ging es fort, Thal reihte sich an Thal, und das uns stets begleitende Flüßchen führte uns an Dörfern und Gärten, an himmlisch schönen Gegenden vorüber, auf herrlichen Pfaden nach dem großen Dorfe Zabden, wo wir nach einem unausgesetzten Ritte von zehnthalb Stunden endlich Halt machten.

      Die Eskorte, welche uns begleitete, bestand aus zwölf Mann, einem Ober- und Unteroffizier. Oft boten sie einen malerischen Anblick, wenn sie, uns zum Vergnügen, auf ebenen Wegen kleine Evolutionen ausführten, ihre bebenden Pferde tummelten, sich gegenseitig angriffen, dann die Einen flohen, und die Andern sie als Sieger verfolgten.

      Der Charakter dieser Naturmenschen ist im Ganzen recht gemüthlich. Freundlich und gefällig betrugen sie sich gegen uns, sie brachten uns Früchte und Wasser, so oft sie selbe erlangen konnten, sie führten uns sorgfältig die besten Wege, und zeigten eine Aufmerksamkeit, trotz Europäern. Nur der Begriff von Mein und Dein scheint ihnen nicht immer deutlich zu seyn. So z. B. kamen wir an Feldern vorüber, auf welcher eine Pflanze wuchs, die in verkleinertem Maßstabe ganz unseren Erbsen glich. An jeder Pflanze befanden sich mehrere Schoten, jede derselben enthielt zwei Erbsen. Unsere Begleiter eigneten sich eine tüchtige Portion davon zu, speisten diese Frucht mit besonderem Vergnügen, und theilten auch uns ihre Beute mit wahrer Herzlichkeit mit. Ich fand diese Erbsen nicht so zart und schmackhaft, wie die unsrigen, und gab sie dem Soldaten, der sie mir gegeben hatte, mit dem Bedeuten zurück, daß ich lieber Mischmisch haben möchte. Sogleich sprengte er davon, nach einer Weile kam er wieder und brachte mir eine ganze Ladung Mischmisch und kleine Äpfel, die er vermuthlich auch aus einem der nächsten Gärten auf ewige Zeiten geborgt hatte. Ich führe dergleichen Kleinigkeiten an, weil sie mir charakteristisch scheinen. Herr G. hätte in Damaskus bald das Schicksal des heil. Stephan gehabt, weil er einige Skizzen entwerfen wollte, und bei andern Gelegenheiten sind diese Menschen wieder so gut und herzlich.

      In diesen Gegenden herrscht ein ungemeiner Reichthum an Obst und ganz vorzüglich an Mischmisch oder Aprikosen. Die schönen darunter werden gedörrt, die überreifen und halb verfaulten in großen Kesseln zu einer Salse gekocht, die dann ungefähr eine Linie dick, auf lange glatte Breter gestrichen, und in der Sonne getrocknet wird. Diese Flecken, die wie grobes braunes Leder aussehen, werden dann zusammen gelegt, und bilden nebst dem gedörrten Mischmisch starke Handelsartikel, welche weit und breit verführt werden. In Konstantinopel, ja sogar in Serbien sah ich solche Flecken, die aus diesen Gegenden kommen.

      Die Türken nehmen diese getrocknete Salse besonders gern auf Reisen mit. Sie schneiden sie dann in kleine Stücke, geben dieselben in eine Schale Wasser, lassen sie durch mehrere Stunden aufweichen, und genießen dann dieses wirklich sehr gute, aromatisch schmeckende Getränk mit etwas Brot.

      Von Damaskus bis Balbeck hat man 18 Stunden zu reiten. Graf Z. wollte des folgenden Tages um Mittag schon in Balbeck seyn; es wurde uns daher nur eine kurze Frist zur Nachtruhe vergönnt.

      Die Nacht war so mild und schön, daß wir der Zelte ganz entbehren konnten und unser Lager am Ufer eines Bächleins, unter einem großen Baum aufschlugen. Lange floh uns der Schlaf, denn unserm Lager gegenüber war ein Kaffeeschank, vor welchem es bis tief in die Nacht hinein äußerst lebhaft zuging. Kleine Karavanen trafen ein, andere zogen wieder fort, und so gab es keine Ruhe. Erst in später Stunde wiegte uns die große Ermüdung in sanften Schlummer, aus dem wir jedoch schon nach einigen Stunden aufgeschreckt wurden, um unsere angestrengte Reise fortzusetzen.

      6. Juli 1842.

      Wir ritten acht Stunden unausgesetzt, abwechselnd in schönen Thälern, dann wieder durch kahle, einförmige Gegenden, zwischen und auf den Höhen des Antilibanons. Um die Mittagsstunde erreichten wir den letzten Hügel, und Heliopolis (Balbeck), die Sonnenstadt, lag vor uns.

      Wir traten in ein Thal, welches von den höchsten schneebedeckten Bergen des Libanon und Antilibanon eingefaßt wird, es ist bis über drei Stunden breit und sechs bis acht Stunden lang, und gehört zu Cölesyrien. Viele Reisende rühmen es als eines der schönsten in Syrien.

      Den Namen des „merkwürdigsten" Thales verdiente es mit Recht, denn solche erhabene Reste des Alterthums, wie hier, sind nur noch in Palmyra und Theben zu finden, die Bezeichnung: ,,des schönsten« kommt ihm jedoch meiner Meinung nach nicht zu. Die Gebirge rings umher sind kahl und öde. Die unermeßliche Ebene ist spärlich bebaut und noch spärlicher bevölkert. Außer der, auf den alten Trümmern neu erstandenen Stadt Balbeck sieht man weder Dörfer noch Hütten. Das Getreide, welches wir noch stückweise auf dem Felde sahen, stand schütter und niedrig. Die Flußbette waren ausgetrocknet, das Gras verdorrt. Nur der Anblick der großartigen Ruinen, deren man sogleich ansichtig wird, wenn man die Spitze des letzten Berges erstiegen hat, entschädigte uns, aber auch nur zum Theile, weil wir nicht halb so viel sahen, als wir vermutheten.

      Steinige Pfade führten uns an mehreren Steinbrüchen vorüber, den Ruinen zu. Wir stiegen schon bei den Steinbrüchen von den Pferden, um jene in der Nähe zu betrachten.

      In den rechtseitigen liegt ein Felsenkoloß, von allen Seiten gehörig behauen und bearbeitet, der 60 Schuh in der Länge, 18 in der Breite, und 13 im Durchmesser hat. Vermuthlich war er für die Cyklopen-Mauer bestimmt, welche die Sonnentempel umgibt, denn wir sahen später in derselben einige solche Felsenkolosse, von gleicher Größe und Breite. Ein anderer Steinbruch, auf der linken Seile des Weges, zeichnete sich durch mehrere Grotten und ziemlich hübsch gruppirte Felsentrümmer aus.

      Wir hatten unsere Pferde nach dem Kloster geschickt, und schritten eilig den Ruinen der Tempel zu. Am Fuße einer kleinen Anhöhe zog sich eine Mauer hoch und riesig, zusammengefügt aus den kolossalsten Felsenmassen, die durch ihre Schwere aufeinander lasten und nicht mit Mörtel verbunden zu seyn scheinen. Drei Steine darunter waren genau so groß wie jener, den wir im Steinbruche sahen. Viele mochten an 30, auch 40 Schuh lang und verhältnismäßig breit und hoch seyn. Dieß ist die Cyclopen-Mauer, die den Hügel umschließt, auf welchem die Sonnentempel stehen. Ein beschwerlicher Weg über aufgehäufte Marmorstücke, Felsentrümmer und Schutt dient als natürliches Bollwerk gegen den Zugang von Pferden und Kameelen, sonst wären auch diese Göttersitze der Heiden in schmutzige Ställe umgewandelt worden. Dieß Bollwerk überstiegen, und Überraschung, Entzücken und Bewunderung hemmten unsere Schritte. Immer riefen wir uns zu: ,,Haben

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