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Der Boden war ebenfalls mit Marmor, der in verschiedenen Farben die schönsten Zeichnungen bildete, belegt, und über das Ganze jener Zauber des Geschmackes hingehaucht, der den Orientalen so eigen ist, und der dem Reichen, Prächtigen auch den Reiz des Anmuthigen zugesellt. Die Gemächer, wo die Frauen sich aufhalten, und ihre vertrauteren Besuche empfangen, sind ähnlicher Art, wie das eben beschriebene, doch etwas kleiner, nicht so reich ausgestattet und vorne ganz offen. Die übrigen Zimmer liegen gleichfalls um den Hof, zwar einfach aber freundlich und bequem eingerichtet.

      Wie wir es in diesen Häusern fanden, eben so sieht es in jenen der Orientalen aus, nur laufen die Eingänge der Frauengemächer in einen andern Hof, als jene der Männer.

      Nachdem wir Alles zu Genüge besehen und bewundert hatten, kehrten wir in unser gastliches Kloster zurück. Diesen Abend bewirtheten uns die geistlichen Herren. Eine ziemlich gute Mahlzeit nebst Wein und gutem Brote gab uns zum Theil die verlornen Kräfte wieder.

      In Beirut machte man uns ordentlich bange vor der Unzahl gewisser kriechender Thierchen, die sich gerne in jede Fuge der Bettstellen einnisten, so daß ich mich nur mit Überwindung und Abscheu zur Ruhe begab, aber unbelästigt verging diese und die folgende Nacht.

      4. Juli 1842.

      Damask ist eine der ältesten Städte des Orients, und doch sieht man keine Ruinen, ein Beweis, daß nie großartige Gebäude existirten, und daß an den Stellen der unbrauchbar gewordenen alten, gleich wieder neue erstanden.

      Wir besuchten heute den Sitz alles Reichthums, den großen Bazar. Er ist größtentheils gedeckt, aber nur mit Strohmatten oder Balken. Zu beyden Seiten sind hölzerne Buden an einander gereiht, die alle möglichen Artikel enthalten, vorzüglich aber Eßwaaren, deren Wohlfeilheit wirklich beispiellos genannt werden kann. Ganz besonders schmackhaft fanden wir die Mischmisch.

      Die kostbaren und werthvollen Waaren werden, wie in Konstantinopel, nicht ausgestellt, diese muß man in den verschlossenen Magazinen suchen. Die Buden gleichen ärmlichen Kramläden, der Kaufmann sitzt in der Mitte seines Waarenlagers. Wir durchschnitten den Bazar nur flüchtig, um bald zur großen Moschee zu gelangen, welche im Mittelpunkt desselben liegt. Da wir aber nicht einmal ihren Vorhof, viel weniger sie selbst betreten durften, so mußten wir uns begnügen, die großmächtigen Portale anzustaunen, und nur ganz verstohlne Blicke in den Vorhof hinein zu werfen. Diese Moschee war ursprünglich eine christliche Kirche, in ihr soll der heil. Georg enthauptet worden sein.

      Ausgezeichnet schön ist der Chan, ebenfalls in der Mitte des Bazars. Er soll der schönste im ganzen Oriente seyn. Das hohe kühn gewölbte Portal ist mit Marmor belegt und mit schönen Sculptur-Arbeiten verziert. Das Innere bildet eine großartige Rotunde, um welche in den höhern Räumen abgetheilte und mit Schreibtischen für die Kaufleute versehene Gallerien laufen, während unten in den Hallen die Waaren in Kisten und Ballen aufgeschichtet liegen, und an den Seiten die Gemächer für die reisenden Kaufleute angebracht sind. Boden und Wände sind größtentheils mit Marmor belegt.

      Überhaupt scheint man in Damask den Marmor sehr zu schätzen. Alles, was für schön und kostbar gilt, ist entweder aus reinem Marmor, oder doch zum Theil mit dieser Steinart ausgelegt. So ist ein niedlicher Springbrunnen auf einem kleinen Platze am Bazar aus Marmor aufgeführt, und ein Kaffeehaus gegenüber dieser Fontaine, das größte und besuchteste, mit einigen kleinen Marmorsäulen geziert. Doch alle diese Gebäude, selbst das große Badhaus nicht ausgenommen, würden nicht halb so gerühmt und betrachtet werden, wenn sie in einer bessern Umgebung ständen. So aber glänzen sie freilich aus den Lehmhütten und Lehmhäusern Damask's hervor.

      Nachmittags besuchten wir die Grotte des heil. Paulus, die gleich außerhalb der Stadt liegt. An der Stadtmauer zeigte man uns die Stelle, wo dieser Heilige zu Pferde über die Stadtmauer sprang, unbeschädigt den Boden erreichte, und sich vor seinen Feinden in diese nahe Grotte flüchtete, deren Eingang sich hinter ihm geschlossen, und erst, als die Verfolgung nachgelassen, wieder geöffnet haben soll. Jetzt ist von dieser Grotte nichts mehr zu sehen, als ein unbedeutender steinerner Bogen, gleich einer Brücke gespannt. Grabmäler neuerer Zeit, aus gemauerten, mit großen Steinplatten bedeckten Gewölben sieht man viele in der Nähe dieser Grotte.

      Wir statteten noch mehrere Besuche ab. Überall fanden wir dieselbe innere Pracht und Einteilung, nur in einem Hause mehr, in dem andern minder. Überall wurde mit Kaffee, Scherbet und Nargile aufgewartet, und in den Wohnungen der Türken ein langweiliges Gespräch durch den Dolmetsch geführt.

      Eigentliche Spaziergänge oder Belustigungsorte gibt es hier nicht. Die Zahl der Franken ist zu unbedeutend, als daß sie für sich einen Ort des gemeinsamen Vergnügens schaffen könnten, und der Türke fühlt ein solches Bedürfniß gar nicht. Er schlendert höchstens vom Bade in das Kaffeehaus, tödtet da in gedankenlosem Hinstieren seine Zeit, raucht dabei aus der langen Wasserpfeife und schlürft Kaffee dazu. Die Kaffeehäuser, obwohl sie im ganzen Oriente die am meisten besuchten öffentlichen Orte sind, gleichen überall wahren Baraken. Sie sind durchgängig klein und meist nur von Holz aufgeführt.

      Die Tracht der Bewohner von Damask ist die gewöhnliche orientalische, doch in keiner Stadt sah ich die Leute durchgehends so gut gekleidet wie hier. Die Frauen gehen theils verschleiert, theils auch mit unbedecktem Gesichte. Ich sah recht hübsche Physiognomien unter ihnen, aber ganz besonders viele schöne Kindergesichtchen lächeln Einem von allen Seiten neugierig entgegen.

      In Beziehung auf ihre Religion müssen sie sehr fanatisch und überhaupt auch den Fremdlingen nicht gewogen seyn. So wollte z. B. der Maler S. den Chan, den Springbrunnen und einige andere intressante Gegenstände oder Ansichten abzeichnen. Er setzte sich zu diesem Zwecke vor das große Kaffeehaus, um den Anfang mit dem Springbrunnen zu machen. Doch kaum hatte er die Mappe aufgerollt, und die Zeichnung halb entworfen, als sich eine Schaar Neugieriger um ihn gruppirte, und als sie seine Absicht gewahrten, ihn auf alle mögliche Art zu stören suchten. Erst stießen sie die ihm zunächst stehenden Kinder gegen ihn, daß er jeden Augenblick einen Stoß bekam und im Zeichnen gehindert wurde. Als er dessen ungeachtet fortarbeitete, stellten sich mehrere Türken knapp vor ihm hin, um ihn der Ansicht des Springbrunnens zu berauben. Als Herr S. noch immer nicht den Platz räumte, fingen sie an nach ihm zu spucken. Nun war es höchste Zeit sich zurück zu ziehen. Herr S. packte eilig zusammen, um nach Hause zn eilen. Da brach dann die volle Wuth des gemeinen Haufens aus. Man verfolgte ihn mit lärmenden Geschrei, ja einige warfen sogar mit Steinen nach ihm. Glücklicherweise erreichte er dennoch unbeschädigt unser Asyl, das Kloster.

      Während Herr S. in Konstantinopel, Brussa, Ephesus und mehreren andern Städten des Morgenlandes ungehindert zeichnen konnte, mußte er sich hier flüchten. So ist das hiesige, nach den Berichten mancher Reisenden gastfreundliche, gefällige Volk beschaffen.

      Des folgenden Morgens mit Sonnenaufgang begab sich Herr S. auf die Terrasse des Klosters, um eine Ansicht der Stadt aufzunehmen. Auch hier ward er entdeckt, zum Glück aber erst nach einigen Stunden, als er seine Arbeit schon geendet hatte, so daß er gleich beim ersten Steinwurfe ganz ruhig das Feld räumen konnte.

      5. Juli 1842.

      Wir trafen hier den Grafen Zichy, welcher mit seiner Dienerschaft einige Tage vor uns angekommen war, und heute die Reise nach Balbeck fortsetzen wollte.

      Graf Z. hatte eigentlich im Sinne, von hier einen Ausflug nach der weltberühmten Stadt Palmyra zu machen, eine Reise, die hin und zurück zehn Tage erfordert hätte. Er ersuchte den Pascha, ihm zu diesem Endzwecke eine sichere Eskorte zu geben. Sie wurde ihm aber versagt mit dem Bemerken, daß er, nämlich der Pascha, schon seit einigen Jahren Niemanden mehr die Erlaubniß zu dieser gefahrvollen Reise ertheilt, da bisher noch alle Reisenden von den herumstreifenden Beduinen ausgeplündert und wohl gar gemordet worden seien; eine so große Eskorte aber, die stark genug wäre, allen Angriffen siegreich zu widerstehen, vermöge er nicht zu geben. Nach dieser abschlägigen Antwort wandte sich Graf Z. an einige Häuptlinge der Beduinen, die ebenfalls keine sichere Reise verbürgen konnten und dennoch 6000 Piaster für die Begleitung forderten. Nun mußte wohl dieser Reise entsagt und dafür nach Balbeck und über die Höhen des Libanon zu den Cedern gegangen werden.

      Wir zogen nun in Gesellschaft des Grafen Z. um die Mittagsstunde, bei einer Hitze von 40 Grad R. aus den Mauern von Damaskus. Unser Zug bekam dießmal

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