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das wirkte nach dem Gesagten nicht abstoßend.

      Mafikâsu glühte jetzt noch heftiger als bisher- so wie glühendes Eisen.

      Und er sprach leise und eindringlich:

      »Ihr wißt, es gibt drüben auf der anderen Seite des Mondes, die von der Erde und von uns niemals gesehen wurde, keine Luft. Wir können da nicht fliegen. Wir können schon hier nicht sehr hoch steigen - dort aber könnten wir nicht einmal auf den Händen kriechen. Nun ist es aber ein par Freunden der Weltsache gelungen, am Rande ein paar kurze Strecken mit Luftschläuchen auf Schienen in dem unbekannten Lande vorzudringen. Und da haben die Mutigen gefunden, daß dort der Boden überall aus durchsichtigen Glassteinen besteht. Und von diesen Glassteinen haben sie etliche mitgebracht. Und Rasibéff trägt nun immer welche bei sich. Daß die ganze andre Mondseite sich nur aus solchen durchsichtigen Glassteinen zusammensetzt - daran glaube ich. Nun besteht unsre Mondhälte fast nur aus großen und kleinen Grotten - darum dürften in der anderen Mondhälfte auch Grotten sein. Die müssen aber infolge der durchsichtigen Glasoberfläche Licht von außen bekommen. Da müssen eben wundervolle bunte Lichtgrotten sein - mit vollem Sonnenlicht. Ist das nicht großartig? Schon allein dieser Lichtgrotten wegen müssen wir den alten Mond im Mittelpunkte durchbohren. Vom Mittelpunkte aus müssen wir ja ganz bequem in die sonnigen Lichtgrotten hineinkommen; diese könnten auch in der Nacht sehr seltsam wirken. Wenn das große Teleskop nicht mehr ziehen will, so ziehen vielleicht die Glassteine.«

      »Und hier sind die Glassteine!« rief der ebenfalls glühende Rasibéff.

      Während dieser aus seinem Rucksacke kleine bunte leuchtende und funkelnde und glitzernde Steine hervorholte, liefen die beiden Müden und der Pflastermann rosarot an.

      Die Steine gingen von Hand zu Hand, und verschiedene funkelten im Sternenlicht- wie Brillanten.

      Und Rasibéff sagte erklärend:

      »Es sind auch wirkliche Brillanten unter den Steinen - daher das Funkeln - das bleibt auch im Dunkeln.«

      Nachdem die drei die Steine vielfach untersucht und bewundert hatten, verabschiedete sich der Rasibéff und flog rasch davon; er hatte noch viel vor.

      Indessen stiegen die vier andern, während sie lebhaft über die Existenz und über die Bewohnbarkeit der Lichtgrotten ihre Meinungen äußerten, langsam mit ihrem Ballonleibe, der sich durch einen Atemzug wieder füllte, empor - und schwebten über den Kraterrand.

      Im Krater wars dunkel.

      Und oben zogen die vier ihren Ballonleib wieder zusammen - und stürzten sich kopfüber in die Tiefe.

      Die Mondleute brauchten keine leuchtenden Wegweiser, denn sie waren ja selber fliegende Lampions, die alles hell machten.

      Und mit ihren Fühlhörnern, die jetzt steif wie ein Hörnerschmuck aus ihrem Rübenkopfe herausragten, konnten sie noch besser als mit den Augen alles Hindernde von ferne bemerken.

      Und sie sausten - hinab.

      Und unten im Krater gings durch und dann rechts und dann links.

      Und ein großes Grottenreich tat sich vor den vieren auf. Und da flogen sie hinein.

      Den Felsenwänden entströmte ein veilchenblaues Licht, das auch die Mondleute veilchenblau machte.

      Die Ballonbäuche wurden hier, wenn die Mondleute langsamer schweben wollten, lange nicht so weit aufgeblasen als auf der Oberfläche des Mondes, da die Luft in den Grotten dicker und schwerer ist.

      In stillen blauen Nischen saßen andre Mondmänner auf seltsam geformten Alabastersäulen - und ruhten sich aus und dachten an die Erde und an die große unendliche Welt.

      Und alles war sehr ruhig und - veilchenblau.

      Und die vier schwebten hinaus und weiter durch eine langgestreckte schwarze Grotte, deren Wände stellenweise als ganz glatte Flächen spiegelten. Die vier konnten sich in den schwarzen Spiegeln deutlich sehen, da die Körper der Mondleute in dunkleren Räumen noch heftiger leuchten; wie ferne Gespenster zogen die Spiegelbilder rechts und links dahin.

      Und aus den schwarzen Grotten gings in die hellen Bernsteingrotten, die mit dem Nebelkrater in Verbindung stehen.

      Hier gings lebhafter zu.

      Viele Mondleute sausten scharenweise aus dem großen Nebelkrater heraus - in die sehr tief gelegenen Bernsteingrotten hinunter - mit Glasplatten und Messinginstrumenten, Papierrollen und Beleuchtungsgeräten, mit Röhren und Schrauben, mit Chemikalien in flüssigem und festem Zustande, mit Kapseln und Schläuchen, Büchern und Handwerkszeug; verschiedene von diesen Sachen wurden immer zusammen von mehreren Leuten auf flachen Schalen aus Gummihäuten getragen.

      Andre Mondleute schwebten wieder scharenweise mit Aluminium-Fässern, Eisendrähten und Kupferstangen nach oben dem breiten Kraterloche zu, in das die Schlußapparate des kolossalen Fernrohrs wie mit langen Fühlhörnern sich hinunterreckten.

      »Mafikâsu! Mafikâsu!« ertönte es da von allen Seiten. Und der so Begrüßte wurde nun von vielen angesprochen, so daß er und seine drei Begleiter langsamer schweben mußten.

      Und im Fluge hörte der Führer der Weltfreunde ein paar Dutzend Neuigkeiten.

      »Du hast recht«, rief ein sehr korpulenter Mondmann dem Mafikâsu zu, »Deine Gedanken sind stets ganz außerordentlich praktisch. Wir sind Deinem Rate gefolgt und haben die Aufnahmebedingungen an unserm Rohr erleichtert und infolgedessen zweihundert Mann auf unsre Seite gezogen. Zweihundert Weltfreunde gibts jetzt wieder mehr.«

      Der Korpulente sauste so schnell wie ein Stück Gold mit schlappem Bauch in die Tiefe.

      »Wird hier«, fragte Nadûke, »die Erde gar nicht mehr beobachtet?«

      »Längst nicht mehr!« erwiderte der Pflastermann, »man merkt, daß Nadûke müde geworden ist; den Nebelkrater hätte so leicht keiner vergessen.«

      Und Klambatsch sagte lächelnd:

      »So hat mein Gedächtnis noch nicht gelitten. Und ich sehne mich doch auch nach dem Tode. Nadûke weiß nicht mehr, daß im Nebelkrater nur noch Nebelflecke beobachtet werden. So was!«

      Wie in einem Bienenkorbe wogte es in der Tiefe des Kraters auf und ab - und die Stimmen der geschäftigen Mondleute summten und brummten durcheinander; jeder hatte da seine bestimmten Obliegenheiten am Rohre - wie in den Salpeterkörben die blauen Käfer, die auf dem Monde Bienen heißen und den Moossamen zerreißen.

      Ein Teil der Mondleute war an den photographischen Apparaten tätig- ein andrer sorgte dafür, daß sich die Bewegung des Rohres stets in der gewünschten Weise vollzogeinzelne saßen abseits und rechneten - sehr viele hatten nur die verschiedenen Putzapparate zu beobachten und zu regulieren - und die komplizierte Beleuchtung nahm ebenfalls viele Hände und Köpfe in Anspruch.

      »Jetzt«, sagte Nadûke, der sich aufmerksam das ganze Treiben am Rohre angesehen hatte, »erinnere ich mich, und ich möchte nur wissen, ob hier auch noch das Farben- und Wärme-Spektrum untersucht wird.«

      »Das ist aufgegeben!« erwiderte der Pflastermann.

      Und die vier flogen schneller.

      Der Pflastermann fuhr leise fort:

      »Der Nadûke darf nicht vergessen, daß er sterben will. Die lebhafte Beteiligung an den Ereignissen unsrer Zeit ist den Müden nicht mehr erlaubt. Wer dem angenehmen Tode ins Auge blickt, soll nicht mehr so lebhaft sein.«

      »Na«, versetzte der Mafi, »so lebhaft ist der Nadûke doch nicht.«

      Schweigend schwebten die vier in die große Lesegrotte der Bibliothek. Da waren alle Wände weiß wie Schnee und leuchteten wie sonnenheller Tag. Hundert Ecken hatte die Grotte. Und die Mondleute saßen auf weißen Säulen, die überall in ziemlich gleicher Höhe vor den Wänden aus der Tiefe emporragten. In Nischen, die sich dicht hinter den Säulen in die Wände hineinwölbten, lagen dicke Bücher und Mappenwerke, vor denen die Mondleute - blätternd, lesend und schreibend - sich eifrig beschäftigten mit dem, was auf fernen Nebelflecken sich ereignete.

      Aufgestapelt

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