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Gästeliste unserer Gartenparty in alphabetischer Reihenfolge, weil ich sie alle lieb gewonnen habe und so stolz bin, dass sie uns die Ehre geben: Mohamad Ahansal (mit seinem Bruder Lahcen die erfolgreichsten Läufer in der Geschichte des Wüstenlaufs), Wolfgang Feil (Autor und Ernährungswissenschaftler), Jan Fitschen (Europameister über 10.000 m und Motivationscoach), Anne-Marie Flammersfeld (Gewinnerin des Zugspitz Ultratrail, der 4desert-Serie und Trainerin), Kilian Jornet (vielfacher Weltmeister), Sandra Mastropietro (Autorin, Ascis Frontrunner und Motivatorin), Marco Olmo (Ultratrail-Weltmeister), Dr. Frank Schmähling (Orthopäde und Ironman), Carsten Stegner (Trainer und Deutscher Meister über 100 km), Prof. Dr. Oliver Stoll (Psychologe und Ultraläufer).

KAPITEL 1 / GEDANKEN ZUM LAUFEN
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      LAUFEN – DIE BESTE ZEIT

      Es ist meine beste Zeit des Tages: mein Lauf. Ich könnte den ganzen Tag laufen. Schöner ist nur noch die Zeit mit meiner Familie und wenigen Menschen, die mir ganz nahestehen.

      Was kann Laufen? Es macht uns nachgewiesen glücklich. »Uns« sind 20 Millionen Menschen in Deutschland, die sich regelmäßig etwas Gutes tun, und ich sage es gern immer und immer wieder: Die Welt kann gerade in diesen Zeiten viele glückliche Menschen brauchen.

      Ansonsten sehe ich das so: Wir sind hier unter uns. Läufer. Das ist ein Buch für Läufer. Ich will an dieser Stelle nicht lange philosophieren und belegen, dass Laufen gut ist, gesund ist. Wissen wir alles längst!

      Passion Laufen ist eine Sammlung. Es will Geschichten erzählen, beinhaltet Gespräche, Erlebnisse, Tipps von den ganz Großen der Szene, Wissenswertes und Erklärungsansätze von Ärzten und Wissenschaftlern, die sich intensiv mit den Bedürfnissen von Läufern beschäftigen. Bedürfnissen von allen Läufern – wir wollen keine Unterschiede machen nach Straße oder Trail, und auch nicht nach Marathon oder weniger oder mehr.

      Auf eine gewisse Weise bin ich ja ein typischer Läufer. In der Jugend trieb ich Sport – dann machte ich ganz lange nichts, und erst mit Vierzig fing ich wieder an zu laufen. Es sind nicht wenige, die einen ähnlichen Weg genommen haben. Ich hab’ mir Mühe gegeben und mit meinen Mitteln für meine Möglichkeiten verhältnismäßig gut gearbeitet. Das geht aber noch besser. So haben wir uns bei Themen wie Training oder mentale Strategien gemeinsam folgende Ideen entwickelt: Wir nehmen die Konzepte von mir, als ambitioniertem Dauerläufer. Carsten Stegner und Prof. Dr. Oliver Stoll – also der Oli – nehmen dies als Grundlage und gehen darauf ein. Sie sagen, was gut ist daran ist (weil ich das gern höre), und sie zeigen, was man daran optimieren und zusätzlich noch rausholen kann (weil ich das auch gern höre).

       WENIGER ODER MEHR?

      Im Rahmen meiner Vorträge bei Firmen, Sportgalas oder auch in Kliniken für suchtgefährdete Menschen höre ich oft: »Ich würde auch gern solche Läufe machen, aber ich traue mir das nicht zu.« Andererseits habe ich gerade bei meinen letzten beiden Läufen in Sri Lanka und im Iran die Rookies genau beobachtet. Habe ihre unglaubliche Freude und Stolz erlebt, als sie die Ziellinie überquert haben. Dank dieser Erlebnisse entstand die Idee zum Little Desert Runners Club. Wir griffen einen Gedanken aus dem Podcast mit Philipp Jordan von Fatboysrun auf, es folgte ein dazugehöriger Aufruf. Ein weiterer kleiner Post auf Facebook war der nächste Schritt, und so kamen 15 Läufer zusammen, die noch niemals einen 250-km-Etappenlauf in der Wüste gemacht hatten. Wir gingen im Mai zusammen beim Sahara Race an den Start. Leute, Leute! Ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Kurz nach dem Ende des Rennens saßen einige von uns erstmal ratlos zuhause rum. Wir waren sprachlos in den ersten Tagen. Jetzt geht es wieder, und der Bericht fand – Gott sei dank – noch seinen Weg ins Buch.

      Die nun folgenden Beiträge haben mir als lesendem, laufendem Autor im Bereich Ernährung, Training oder Entwicklung neuer mentaler Strategien mächtig auf die Sprünge geholfen. Es hat mich tatsächlich aus einer gewissen »Im-Grunde-weiß-ich-doch-fast-alles-Lethargie« bzw. Überheblichkeit geholt. Beim Schreiben hat es ungewollt sofort den Läufer in mir gepackt, und ich fange gerade an, einige neue Ideen und Strategien anzuwenden. Einige Dinge greifen sofort.

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       Atacama Crossing/Chile.

      So habe ich einen Vortrag bei UltraSPORTS in Kusterdingen gehalten und hatte dort die Chance, andere Referenten zum Thema Ernährung zu hören. Und zum diesem Thema ein kleines, ganz simples Beispiel: Allein die Umstellung meiner Ernährungsstrategien vor und nach dem Training haben innerhalb weniger Wochen zu dem sensationellen Ergebnis geführt, dass ich mittlerweile morgens die steile Treppe von unserem Schlafzimmer zur Espressomaschine fehlerfrei und geschmeidig ’runterkomme. Ich könnte sogar laufen – aber ich will ja nicht übertreiben. Auf jeden Fall legt der Fuchsgruber diese Strecke und die ersten Schritte des Tages nicht mehr wie ein Kleinkind zurück (immer erst beide Füße auf die eine Stufe, dann erst die nächste usw.). So war das die Jahre zuvor!

      Die neuen Ideen und Anregungen aus dem Trainingsbereich werden ebenso ihre Früchte bringen – vielleicht benötigt deren Umsetzung ein wenig mehr Zeit.

      Auf der anderen Seite sind während der Arbeit am Buch Dinge passiert, die ich gar nicht auf dem Zettel hatte. Mein Besuch und das Gespräch mit Marco Olmo in Italien gehört mit Sicherheit dazu. Ich dachte, ich fahre dorthin, um den vielleicht besten Läufer der Welt zu seinen Erfolgen und seinen Strategien zu interviewen. Und wie kehrte ich zurück? Mit dem klarsten Bild, das ich je vom Laufen hatte. Meine grundsätzliche Frage lautet: Warum laufe ich überhaupt, und wo will ich mit dem Laufen hin? Seit diesem Gespräch bin ich der Antwort so nah wie nie zuvor – Grazie, Marco!

      HERE WE GO …

KAPITEL 2 / STARTLINIE
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      IL CAMPIONE: MARCO OLMO

      Endlich geht es los. Meine Bahnstation unten im Tal morgens um 5.30 Uhr. Der Bahnsteig, von dem aus ich fast alle meine weiten Reisen gestartet habe. Vertraute Wege am ICE und anschließend am Flughafen. Latente Aufregung, wie beim Start zu einem großen Rennen irgendwo in der Welt. Ich habe eine Verabredung mit Marco Olmo in Mailand.

      Marco ist mein persönlicher Hero. Ich habe es gar nicht so mit Vorbildern, hatte aber immer einen Riesenrespekt vor Lebensleistungen. Während meiner Zivildienstzeit habe ich viele alte Menschen kennengelernt. Einige habe ich über den mobilen sozialen Hilfsdienst zuhause unterstützt, andere wiederum im Heim intensiv gepflegt. Es geht hier nicht um die Umstände, in denen sie lebten, aber ihre Geschichten haben mich sehr interessiert. Bestürzend, berührend, erschreckend, aber oftmals erzählten die Geschichten der Menschen auch von der Kraft und Energie, mit der die Menschen gelebt haben. Manchmal war aber auch gar nichts da außer Geringschätzung über das eigene Leben – und Resignation. Es hat mich anfangs sehr verwirrt. Bald habe ich aber gemerkt, dass ich mich über jede steinalte Oma freute, die noch mit dem Bus in die Stadt fuhr, um ihre Besorgungen zu machen. Dieser Respekt begleitet mich schon ein Leben lang. Es geht nicht um Medaillen und Rekorde, sondern um den Wunsch, aus seinem Leben etwas zu machen.

      Ich treffe Marco Omo das erste Mal beim Marathon des Sables (MdS) 2007. Es ist mein erstes großes Wüstenrennen. Am Ende des Rennens gibt es auf der Terrasse einer großen Hotelanlage in Zagora die gemeinsame Siegerehrung. Lahcen Ahansal gewinnt, sein Bruder Mohamad Ahansal belegt Platz zwei. Kurz darauf kommt es zur Siegerehrung der Altersklassen. Volker Voss, der bei den deutschen Teilnehmern so etwas was wie ein Urgestein des MdS ist, macht mich schon vor der Ehrung auf Marco Olmo aufmerksam. Ein großer, hagerer Läufer, er steht zurückhaltend, fast ein wenig schüchtern, zwischen den hunderten von Läufern aus aller Welt. Als er aufgerufen wird als Gewinner der

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