ТОП просматриваемых книг сайта:
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, Band 2. Augustinus von Hippo
Читать онлайн.Название Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, Band 2
Год выпуска 0
isbn 9783849659837
Автор произведения Augustinus von Hippo
Жанр Документальная литература
Серия Die Schriften der Kirchenväter
Издательство Bookwire
14. Die Jahresdauer früherer Weltzeiten ist der heutigen gleich.
Nun aber wollen wir sehen, auf welchem Wege sich augenscheinlich dartun läßt, daß die Jahre in dem so lang sich hinziehenden Leben der Urzeitmenschen nicht so kurz berechnet sind, daß deren 10 auf ein heutiges gegangen wären, sondern gerade so, wie wir sie jetzt haben [Jahre, die bekanntlich der Sonnenumlauf bewirkt]. Im 600. Lebensjahre Noes, heißt es, fand die Sündflut statt. Da lesen wir[225] : „Und das Wasser der Sündflut strömte über die Erde im 600. Lebensjahre Noes, im 2. Monat, am 27. des Monats“. Wie könnte das sein, wenn es sich um Zwergjahre handelte, wovon 10 ein heutiges ausmachen und eines nur 36 Tage hatte? Ein so kleines Jahr, wenn es bei den Alten wirklich so bezeichnet wurde, hat entweder überhaupt keine Monate oder sein Monat ist von nur dreitägiger Dauer, weil es sonst keine zwölf Monate hätte. Wenn es also hier heißt: „Im 600. Jahre, im 2. Monat, am 27. des Monats, so setzt das voraus, daß die Monate damals so waren, wie sie jetzt sind. Ich wüßte nicht, wie es sonst heißen könnte, daß am 27. Tage des 2. Monats die Sündflut begann. Ferner ist weiter unten vom Ende der Sündflut also zu lesen[226] : „Und die Arche ließ sich im 7. Monat am 27. des Monats auf das Gebirge Ararat nieder. Das Wasser aber nahm ab bis zum 11. Monat, im 11. Monat aber, am 1. Tag des Monats, traten die Berggipfel hervor“. Wenn nun die Monate so waren wie die heutigen, dann natürlich auch die Jahre. Monate von Dreitagsdauer hätten doch keine 27 Tage haben können. Angenommen aber, man habe damals den 30. Teil eines Triduums Tag genannt, es hätten sich also alle Zeitmaße im gleichen Verhältnis verkleinert, so wäre ja jene gewaltige Sündflut, die nach dem Bericht in 40 Tagen und Nächten zustande kam, in weniger als 4 Tagen zustande gekommen! Wie ungereimt und innerlich unmöglich! Also weg mit diesem Irrtum, der durch eine falsche Annahme die Glaubwürdigkeit unserer Schriften stützen will und sie auf der andern Seite untergräbt! Genau so lang wie jetzt war auch damals ein Tag, den 24 Stunden im Tages- und Nachtlauf zu Ende bringen; so lang wie jetzt ein Monat, den Neumond und Vollmond abschließen; so lang wie jetzt ein Jahr, das 12 Mondmonate vollenden, wozu noch wegen des Sonnenlaufes 5 Tage kommen. Und im 600. Jahr von solcher Länge im Leben Noes war es der 2. Monat und in diesem der 27. Tag, als die Sündflut begann, in der ununterbrochen ungeheure Regenmassen fielen, wie erwähnt wird, 40 Tage hindurch, und diese Tage hatten nicht je zwei Stunden und etwas mehr, sondern 24, die in Tages- und Nachtzeit dahinflossen. Und sonach lebten die Urväter bis zu 900 und mehr so langer Jahre, wie die 170 Jahre waren, die nachmals Abraham lebte[227] , und die 180, die sein Sohn Isaak[228] , und die 150, die dessen Sohn Jakob[229] , und die 120, die nach Ablauf eines Weltalterteiles Moses[230] lebte, und die 70 oder 80 und einige darüber, die heutzutage die Menschen alt werden und von denen es heißt[231] : „Und was darüber geht, ist Mühsal und Schmerz“.
Was aber die abweichenden Zahlenangaben im hebräischen Text gegenüber dem unseren betrifft, so herrscht ja doch Übereinstimmung hinsichtlich der hier in Rede stehenden Langlebigkeit der Altväter, und wenn sich eine Abweichung zeigt von der Art, daß beide Lesearten zugleich nicht recht haben können, so hat man den wirklichen Verlauf der Begebenheiten aus dem Urtext zu erheben, aus dem das, was wir haben, übersetzt ist. Diese Möglichkeit bietet sich überall denen, die darauf ausgehen, und doch hat bisher niemand die 70 Übersetzer in den sehr zahlreichen Fällen, wo sie augenscheinlich Abweichendes sagen, aus dem hebräischen Text zu verbessern gewagt. Das hat seinen guten Grund. Man hat diese Unstimmigkeit eben nicht für Fehlerhaftigkeit erachtet; und auch ich bin der Ansicht, daß sie dafür durchaus nicht zu halten sei; vielmehr ist, soweit es sich nicht um Schreibfehler handelt, anzunehmen, daß die 70 Übersetzer etwas in anderer Weise ausdrücken wollten unter dem Einfluß des göttlichen Geistes, nach freier Prophetenart, nicht in ihrer Eigenschaft als Übersetzer, so daß dabei ein mit der Wahrheit übereinstimmender und die Wahrheit verkündender Sinn herauskam[232] . Mit Recht bedienten sich daher die für uns maßgebenden Apostel, wenn sie Zeugnisse aus der Schrift beibringen, nicht nur des hebräischen, sondern auch des Septuagintatextes. Doch darüber werde ich, wie ich in Aussicht gestellt habe[233] , an geeigneterer Stelle handeln, so Gott will; jetzt soll das erledigt werden, was uns hier beschäftigt. Kein Zweifel also, um wieder zurückzukommen auf das, wovon ich ausgegangen bin, der erste Mensch, der aus dem ersten Menschen hervorging, konnte bereits eine Stadt gründen bei der Langlebigkeit der damaligen Menschen, freilich nur eine irdisch gesinnte, nicht die, die Gottesstaat heißt, über die zu schreiben wir dieses große und mühsame Werk auf uns genommen haben.
15. Ob sich wohl die Menschen des ersten Weltalters bis zu den Lebensjahren, da von ihnen Kindererzeugung berichtet wird, der geschlechtlichen Vereinigung enthalten haben?
Nun wird man etwa fragen: „Soll man also glauben, daß ein Mensch, der Kinder zu erzeugen fähig war und sich nicht Enthaltsamkeit vorgenommen hatte, 100 und mehr Jahre oder, nach den Zahlenangaben des hebräischen Textes, nicht viel weniger, 80, 70, 60 Jahre den Beischlaf überhaupt nicht ausgeübt oder, wenn er ihn ausübte, keine Nachkommenschaft zu erzeugen vermocht habe?“ Diese Schwierigkeit läßt sich auf doppelte Art lösen. Entweder trat die Geschlechtsreife in demselben Verhältnis später ein, als das Gesamtleben länger währte, oder, was mich glaubhafter dünkt, es sind hier nicht die erstgeborenen Söhne erwähnt, sondern die[234] , deren Erwähnung durch die Abstammungsfolge gefordert wurde, wollte man auf Noe herabgelangen, von dem wir dann wieder die Abstammungsfolge auf Abraham herabgeführt sehen, und dann weiterhin bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, soweit es notwendig war, um auch durch Erwähnung der Geschlechtsfolgen den Verlauf des glorreichen, auf dieser Welt pilgernden und das himmlische Vaterland suchenden Staates zu kennzeichnen. Als erster von allen ging aus der Vereinigung von Mann und Weib Kain hervor; das läßt sich nicht in Zweifel ziehen. Denn Adam hätte nach seiner Geburt sonst nicht gesagt[235] : „Ich habe einen Menschen gewonnen durch Gott“, wenn Kain nicht der erste Mensch gewesen wäre, der sich zu beiden durch die Geburt hinzugesellte. Ihm folgte Abel, den der ältere Bruder erschlug, und er zuerst führt eine Art Vorbild des pilgernden Gottesstaates vor Augen, insofern dieser von Gottlosen und sozusagen Erdgeborenen, d. h. von solchen, die ihren irdischen Ursprung lieben und deren Freude das irdische Glück des Erdenstaates ist, ungerechte Verfolgung erleiden sollte. Wie alt jedoch Adam war, als er die beiden zeugte, ist nicht ersichtlich. Von da ab werden zwei Zeugungsreihen in ihrer Abstammungsfolge vorgeführt, die eine von Kain ausgehend, die andere von dem, welchen Adam zum Ersatz für den vom Bruder Erschlagenen zeugte und dessen Namen er Seth nannte, indem er sprach, wie geschrieben steht[236] : „Denn Gott hat mir einen andern Samen erweckt an Stelle Abels, den Kain erschlug“. Diese beiden Zeugungsreihen, die von Seth und die von Kain ausgehende, deuten durch ihre Sonderung die beiden Staaten an, von denen wir handeln, den himmlischen, der auf Erden in der Fremde ist, und den Weltstaat, der den irdischen Freuden, als wären sie die einzigen, nachjagt und anhängt. Daher ist bei der Nachkommenschaft Kains, obwohl sie mit Einschluß Adams bis zur achten Geschlechtsfolge aufgezählt wird, nirgends ausdrücklich angegeben, wie alt die einzelnen gewesen seien, als sie den erzeugten, der nach ihnen erwähnt wird. Es widerstrebte eben dem Geiste Gottes, bei den Zeugungen im Weltstaat vor der Sündflut Zeiten anzumerken, aber bei denen im himmlischen Staate tat er es gern, um anzudeuten, daß die Zeugungen denkwürdiger