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wird gerettet werden“. Gerade indem es heißt: „Und er nannte seinen Namen Enos, was Mensch bedeutet“ und gleich darauf folgt: „Dieser hoffte anzurufen den Namen Gottes des Herrn“, ist deutlich gesagt, daß der Mensch nicht auf sich selbst seine Hoffnung setzen soll; denn „verflucht ist jeder [wie es an anderer Stelle heißt[257] ], der seine Hoffnung setzt auf den Menschen“, und also darf er sie auch nicht auf sich selbst setzen, will er Bürger sein in jenem andern Staate, der nicht nach dem Sohne Kains geweiht wird in dieser Zeit, d. i. in dem dahineilenden Verlauf dieser vergänglichen Welt, sondern in der jenseitigen Unsterblichkeit einer ewigen Glückseligkeit.

      

       19. Die Bedeutung der Hinwegnahme Enochs.

      

      Der von Seth als seinem Stammvater ausgehende Zweig hat nämlich ebenfalls einen Weihenamen, und zwar in der siebenten Geschlechtsfolge von Adam ab, diesen mitgezählt. Der siebente von Adam her ist Enoch, was Einweihung bedeutet. Aber gerade er ist jener Hinweggenommene, den Gott hinwegnahm, weil er ihm gefiel, und er steht in der Folge der Geschlechtsreihen an bedeutsamer Zählstelle, an der siebenten von Adam ab, eine Zahl, durch die der Sabbat seine Weihe erhielt. Dagegen von dem Stammvater aus gerechnet, der am Anfang dieser von der Nachkommenschaft Kains gesonderten Geschlechtsreihen steht, d. i. von Seth aus, ist Enoch der sechste; am sechsten Tag aber ward der Mensch erschaffen und vollendete Gott alle seine Werke. Durch die Hinwegnahme dieses Enoch nun ist vorgebildet der Aufschub unserer Einweihung. Sie ist zwar bereits eingetreten bei Christus unserm Haupte, der so auferstanden ist, daß er fürder nicht mehr stirbt; aber auch er ward hin weggenommen; dagegen steht noch erst bevor eine andere Weihe des gesamten Hauses, dessen Grundstein wiederum Christus ist, und sie wird verschoben auf das Ende, wann die Auferstehung aller jener stattfinden wird, die ferner nicht mehr sterben sollen. Ob man nun dabei von einem Hause Gottes oder einem Tempel Gottes oder einem Staate Gottes sprechen will, es ist immer dasselbe, und der lateinische Sprachgebrauch gestattet das eine wie das andere. Nennt doch Vergil[258] einen sehr weithin gebietenden Staat das Haus des Assaracus, womit er die Römer meint, die ihren Ursprung ableiten von Assaracus über die Trojaner her; und ebenso nennt er sie das Haus des Äneas, weil unter seiner Führung die Trojaner nach Italien kamen, wo sie Rom gründeten. Der Ausdrucksweise der heiligen Schriften schloß sich hierin jener Dichter an; dort wird das schon mächtig herangewachsene Volk der Juden das Haus Jakobs genannt.

      

       20. Der Unterschied in der Zahl der Geschlechtsfolgen, wonach Kains Nachkommenschaft in acht Zeugungsreihen von Adam ab ihr Ende erreicht, während Noe bei dem andern Zweig von demselben Stammvater Adam ab der zehnten Zeugungsreihe angehört.

      

      Man kann die Frage auf werfen: „Wenn der Verfasser dieser Geschichte mit der Erwähnung der aus Adam über dessen Sohn Seth hervorgegangenen Zeugungsreihen zu Noe und damit zur Sündflut zu gelangen beabsichtigte, von wo aus wiederum die Stammtafel aufgestellt und verfolgt werden sollte bis herab auf Abraham, mit dem der Evangelist Matthäus seine Geschlechtsfolgen beginnen läßt, um schließlich zu Christus zu gelangen, dem ewigen König des Gottesstaates, was beabsichtigte dann der Verfasser mit den Zeugungsreihen aus Kain, und welches war der Zeitpunkt, bis zu dem er sie herabführen wollte?“ Darauf ist zu erwidern: Bis zur Sündflut, durch die das ganze Geschlecht des Weltstaates vernichtet ward; es lebte jedoch wieder neu auf unter der Nachkommenschaft Noes. Denn stets wird es diesen Weltstaat und die Genossenschaft von Menschen geben, die nach dem Menschen leben, und sie wird nicht aufhören bis zum Ende dieser Welt, das der Herr im Auge gehabt hat, als er sagte[259] : „Die Kinder dieser Welt zeugen und werden geboren“. Den Gottesstaat dagegen, der auf dieser Welt in der Fremde ist, führt eine Wiedergeburt in eine andere Welt, deren Kinder weder zeugen noch geboren werden. Hienieden also ist zeugen und geboren werden beiden Staaten gemeinsam, obschon der Gottesstaat auch hienieden viele tausend Bürger zählt, die sich des Zeugungswerkes enthalten; aber auch der Weltstaat zählt infolge einer Art Nachahmung solche Bürger, die freilich Irrwege wandeln. Denn zum Weltstaat gehören auch jene, die vom Glauben des Gottesstaates abwichen und verschiedenerlei Häresien gründeten; sie leben nämlich nach dem Menschen, nicht nach Gott. Auch die indischen Gymnosophisten[260] , die nackt in den Wildnissen Indiens philosophieren, wie man sich erzählt, sind Weltstaatbürger, und sie enthalten sich des Zeugens. Denn nur dann ist dies sittlich gut, wenn es geschieht im Glauben an das höchste Gut, das Gott ist. Indes hat vor der Sündflut niemand nachweislich solche Enthaltung geübt; vielmehr zeugte selbst Enoch, der siebente Abkömmling von Adam her, der Hinweggenommene, dem der Tod erspart blieb, Söhne und Töchter, ehe er hinweggenommen ward; darunter Mathusalam, über den die Reihenfolge der denkwürdigen Zeugungen läuft.

      Warum also wird eine so geringe Zahl von Geschlechtsfolgen angegeben in der von Kain ausgehenden Stammtafel, wenn diese doch bis zur Sündflut herabgeführt werden sollte und die der Geschlechtsreife vorangehende Lebenszeit nicht von langer Dauer war, so daß man etwa hundert Jahre und darüber nicht zu Nachkommenschaft gelangen konnte? Denn wenn der Verfasser dieses Buches nicht eine bestimmte Person im Auge hatte, auf die die Folge der Zeugungen auszumünden hatte, wie er in der von Seth ausgehenden Stammtafel auf Noe lossteuerte, von dem aus dann wieder eine gebundene Stammreihe folgen sollte, so fiel jeder Grund dahin, die erstgeborenen Söhne zu übergehen, um auf Lamech zu gelangen, mit dessen Söhnen dieser Stammbaum endigt, und zwar in der achten Geschlechtsfolge von Adam her und in der siebenten von Kain her; die ganze Nachkommenschaft Kains wurde ja durch die Sündflut vernichtet; es gab also weiter keine Möglichkeit, an dieses Stammbaumende wieder anzuknüpfen, um so auf das Volk Israel zu gelangen, in welchem selbst das irdische Jerusalem ein prophetisches Bild für den himmlischen Staat abgab, oder auf Christus, „dem Fleische nach, welcher ist Gott über alles, hochgelobt in Ewigkeit“[261] , Schöpfer und Regent des himmlischen Jerusalems. Man sollte darum meinen, daß in diesem Stammbaum jeweils die Erstgeborenen aufgezählt wären. Warum also sind ihrer so wenige? Es können doch bis zur Sündflut nicht bloß diese sieben oder acht gewesen sein, da die Urväter nicht bis zu hundertjähriger Dauer der Geschlechtsreife vom Zeugungswerke feierten und auch für damals nicht eine nach dem Verhältnis der Langlebigkeit erst spät eintretende Geschlechtsreife anzunehmen ist. Sie mögen also im Durchschnitt dreißig Jahre alt gewesen sein, als sie Kinder zu zeugen begannen, so ergeben sich 8 x 30 Jahre [da es, Adam miteingerechnet, bis herab zu den Kindern Lamechs acht Geschlechtsfolgen sind] = 240 Jahre; haben sie dann in der ganzen übrigen Zeit nach Ablauf dieser 240 Jahre bis zur Sündflut nicht mehr gezeugt? Und wenn, aus welchem Grund hat der Verfasser der Kainitenliste die späteren Zeugungsreihen nicht aufführen wollen? Von Adam bis zur Sündflut berechnen sich nach unserm Text 2262 Jahre, nach dem hebräischen 1656 Jahre. Halten wir nun die niedrigere Zahl für die richtigere, so sind von 1656 Jahren 240 abzuziehen; wie wäre es glaublich, daß Kains Nachkommenschaft die 1400 Jahre und etliche hindurch, die als Rest bleiben bis zum Zeitpunkt der Sündflut, von Zeugungen habe abstehen können?

      Indes erinnere sich, wer das befremdlich findet, an die doppelte Lösung, die ich vorgeschlagen habe[262] auf die Frage, wie es doch möglich sei, anzunehmen, daß jene Urzeitmenschen so viele Jahre hindurch von Erzeugung von Nachkommenschaft hätten Umgang nehmen können: entweder durch die Annahme spät eintretender Geschlechtsreife nach Maßgabe der damaligen Langlebigkeit, oder durch die Annahme, die in den Geschlechtsfolgen erwähnten Söhne seien nicht eben gerade die Erstgeborenen, sondern die, über welche allein der Verfasser zu dem gelangen konnte, auf den er lossteuerte, wie zu Noe in der Sethitenliste. Demnach wird bei der Kainitenliste, falls sich keiner darbietet, auf den der Verfasser abzielte, zu dem er unter Übergehung der Erstgeborenen nur über die aufgeführten Zwischenglieder gelangen konnte, eben nur die Annahme spät eintretender Geschlechtsreife übrig bleiben, so daß man also bei den Kainiten erst im Alter von etwas über hundert Jahren mannbar und zeugungsfähig geworden wäre, wobei dann die Reihe der Geschlechter über die Erstgeborenen liefe und bis zur Sündflut zu einer entsprechend großen Zahl von Jahren gelangte. Immerhin ist aber auch möglich, daß dieser Staat, den wir als Weltstaat bezeichnen, aus einem tiefer liegenden und mir unbekannten Grund in einer nur bis zu Lamech und dessen Kindern fortlaufenden Zeugungsfolge vorgeführt werden

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