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zur Unehre gemacht. Zuerst aber ward gemacht ein Gefäß zur Unehre, und nachher erst ein zweites zur Ehre, weil auch am Einzelmenschen, wie gesagt, das Verworfene das erste ist, wovon wir notwendig ausgehen, worin wir aber nicht notwendig verharren müssen, und nachher erst das Gute kommt, zu dem wir durch Fortschreiten gelangen und bei dem wir dann auch beharren sollen. Es wird also zwar nicht aus jedem bösen Menschen ein guter werden, aber jeder gute Mensch war vorher böse; je bälder indes einer sich bessert, um so schneller kann man ihn nach dem bezeichnen, wonach er greift, und deckt er sonach die frühere Benennung durch die spätere zu. Es steht nun geschrieben von Kain, daß er einen Staat gründete[166] ; Abel dagegen als Fremdling gründete keinen. Denn der Staat der Heiligen ist jenseitig, obwohl er hienieden Bürger erzeugt, in denen er in der Fremde pilgert, bis die Zeit seines Reiches herbeikommt, da er alle in den eigenen Leibern Auferstehenden sammelt, wenn ihnen das verheißene Reich wird gegeben werden, wo sie mit ihrem Fürsten, dem König der Ewigkeit[167] , ohne Zeitenende herrschen werden.

      

       2. Kinder nach dem Fleische und Kinder der Verheißung.

      

      Ein Schatten nun dieser heiligen Stadt und ein prophetisches Vorbild diente auf Erden mehr zu ihrer Andeutung als zu ihrer Darstellung, in jener Zeit, da auf sie nur erst hingewiesen werden sollte, und dieses Vorbild hieß selbst auch „die heilige Stadt“, jedoch nur in seiner Eigenschaft als andeutendes Vorbild, nicht als wäre es die wirkliche heilige Stadt gewesen, wie sie sein wird. Von diesem dienenden, unfreien Vorbild und von der freien Stadt, die dadurch angedeutet wird, spricht der Apostel zu den Galatern also[168] : „Saget mir, die ihr gewillt seid unter dem Gesetze zu sein, habt ihr das Gesetz nicht gehört? Es steht doch geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd, und einen von der Freien. Aber der von der Magd ist nach dem Fleische geboren worden, dagegen der von der Freien durch die Verheißung; das bewegt sich im Sinnbild. Das sind nämlich die zwei Testamente, das eine vom Berge Sina, zur Knechtschaft gebärend, und das ist Agar; denn Sina ist ein Berg in Arabien, das in gleicher Reihe steht mit dem Jerusalem von heute; es ist nämlich dienstbar mitsamt seinen Kindern. Dagegen das Jerusalem oben ist frei, und das ist unsere Mutter. Denn es steht geschrieben: Freue dich, Unfruchtbare, die du nicht gebierst, frohlocke und juble, die du keine Wehen hast; denn zahlreich sind die Kinder der Vereinsamten, mehr denn jener, die den Mann hat. Wir aber, Brüder, sind wie Isaak Verheißungskinder. Aber wie damals der, der nach dem Fleische geboren war, den verfolgte, der es nach dem Geiste war, so auch jetzt. Was sagt jedoch die Schrift? Wirf hinaus die Magd und ihren Sohn; denn nicht wird der Sohn der Magd Erbe sein mit dem Sohne der Freien. Wir aber, Brüder, sind nicht Kinder der Magd, sondern der Freien, eine Freiheit, zu der uns Christus befreit hat“. Diese Auffassungsweise, aus apostolischer Maßgebung herfließend, eröffnet uns den Weg zum richtigen Verständnis der Schriften beider Testamente, des alten und des neuen. Ein Teil des Erdenstaates[169] ist also Vorbild des himmlischen Staates geworden, indem er nicht auf sich selber, sondern auf den andern hinwies, deshalb dienend, unfrei. Denn er ward eingesetzt nicht um seiner selbst willen, sondern um einen andern anzudeuten, und da ihm seinerseits auch eine Andeutung vorausging, so ist der vorbildende Staat wiederum vorgebildet worden. Agar nämlich, die Magd der Sara, und ihr Sohn war eine Art Vorbild dieses Vorbildes; und weil die Schatten verschwinden sollten beim Hervorbrechen des Lichtes, deshalb sagte die freie Sara, die den freien Staat bedeutete, den wieder auf andere Weise vorzudeuten auch sie als Schatten diente[170] : „Wirf hinaus die Magd und ihren Sohn; denn nicht wird der Sohn der Magd Erbe sein mit meinem Sohne Isaak“, was der Apostel so ausdrückt: „mit dem Sohn der Freien“. Wir finden also im Erdenstaat zwei Formen, eine, in der er sein Vorhandensein dartut, und eine, gemäß der er durch sein Vorhandensein zum Vorbild für den himmlischen Staat dient. Dem Erdenstaat werden die Bürger geboren von der durch die Sünde verderbten Natur, dem himmlischen Staat dagegen von der die Natur von der Sünde erlösenden Gnade; weshalb die einen Gefäße des Zornes, die andern Gefäße der Erbarmung genannt werden[171] . Angedeutet ist das auch in den beiden Söhnen Abrahams, und zwar darin, daß der eine, Ismael, von der Magd, die Agar hieß, nach dem Fleische geboren ist, der andere aber, Isaak, von der freien Sara nach der Verheißung. Der eine wie der andere stammte aus Abrahams Samen; aber den einen erzeugte, hinweisend auf das Natürliche, geschlechtlicher Umgang, den andern dagegen schenkte, die Gnade vorbedeutend, die Verheißung; dort wird menschlicher Brauch vor Augen geführt, hier die göttliche Wohltat betont.

      

       3. Saras Unfruchtbarkeit und ihre Befruchtung durch Gottes Gnade.

      

      Sara war bekanntlich unfruchtbar, und da sie die Hoffnung auf Nachkommenschaft aufgegeben hatte, wollte sie das, was sie aus sich selbst nicht gewinnen konnte, wenigstens durch ihre Magd gewinnen und gab sie daher zur Befruchtung dem Manne, von dem sie selbst hatte gebären wollen, aber nicht können. Sie forderte also auch da von ihrem Gemahl nur die eheliche Pflicht, indem sie von ihrem Recht Gebrauch machte in einem fremden Schoße. Und so ward Ismael nach Menschenart geboren durch Vereinigung der beiden Geschlechter, nach dem gewöhnlichen Gesetz der Natur. Deshalb heißt es von ihm, er sei „nach dem Fleische“ geboren. Natürlich handelt es sich auch hier um Wohltaten von seiten Gottes und Gott wirkt dies, dessen allwaltende Weisheit, wie geschrieben steht[172] , „von einem Ende zum andern reicht in Kraft und alles lieblich ordnet“; aber wo es Gottes Gabe vorzubilden galt, das Geschenk freier Gnade an die Menschen über alle Schuldigkeit hinaus, da mußte in einer Weise, die dem Verlauf der Natur nicht geschuldet ward, der Sohn geschenkt werden. Die Natur versagt Kinder einer solchen Vereinigung von Mann und Weib, wie sie zwischen Abraham und Sara sein konnte in jenem vorgeschrittenen Alter, wozu auch noch die Unfruchtbarkeit des Weibes kam, das selbst zu einer Zeit nicht gebären konnte, da nicht der Fruchtbarkeit die Jahre entgegenstanden, sondern den Jahren die Fruchtbarkeit mangelte. Wenn nun ihrer also beschaffenen Natur keine Frucht der Nachkommenschaft beschieden sein konnte, so bedeutet dies, daß die menschliche Natur, durch die Sünde verderbt und darum mit Recht verdammt, kein wahres Glück weiterhin mehr verdiente. Mit Recht also sinnbildet Isaak, der auf Verheißung hin Geborene, die Kinder der Gnade, die Bürger des freien Staates, die Genossen eines ewigen Friedens, wo nicht die Liebe zum eigenen und sozusagen selbstischen Willen herrscht, sondern eine Liebe, die sich des gemeinsamen und zugleich unwandelbaren Gutes freut und aus vielen ein Herz und eine Seele macht, d. i. ein vollkommen einträchtiger Liebesgehorsam.

      

       4. Des irdisch gesinnten Staates (Im ganzen Kapitel ist nicht vom politischen Staat an sich die Rede, sondern von Strebungen der „Erdenbündler“, wie Scholz einmal die Gesamtheit der irdisch gesinnten Menschen nennt. Nur soweit es sich um Staaten handelt, in denen die Erdenbündler den Ausschlag geben, also nur unter ganz bestimmter Voraussetzung, nicht als solcher ist der politische Staat mitverstanden.) Kampf und Friede.

      

      Der irdisch gesinnte Staat, der nicht von ewiger Dauer sein wird[173] , hat hienieden sein Gut und freut sich der Teilnahme daran mit einer Freude, wie man sie eben an solchen Dingen haben kann. Und da dieses Gut nicht von der Art ist, daß es seinen Liebhabern keine Beengungen verursachte, so ist dieser Staat zumeist wider sich selbst geteilt durch Streit, Krieg und Kampf und durch das Verlangen nach verderbenbringenden oder doch vergänglichen Siegen. Denn so oft er sich in einem Teil von sich wider einen andern Teil von sich im Krieg erhebt, sucht er Besieger von Völkern zu sein, obwohl Sklave von Lastern; und wenn er sich als Sieger hochmütig übernimmt, so ist der Sieg auch verderbenbringend; wenn er dagegen in Erwägung der Lage und der Wechselfälle, wie sie sich immer wieder begeben, eher sich beunruhigt über das Unheil, das eintreten kann, als sich aufbläht über den Erfolg des Augenblickes, so ist ein solcher Sieg nur vergänglich. Denn nicht ewig wird die Herrschaft dauern über die durch Sieg Unterworfenen. Unrichtig wäre es indes, den Dingen, wonach dieser Staat verlangt, die Eigenschaft von Gütern abzusprechen, wenn nur er selbst, soweit er das Menschengeschlecht umfaßt[174] , nicht zu schlecht ist. Er verlangt nämlich nach einer Art irdischen Friedens im Bereich selbst der

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