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aus meinem Büro!“

      Er wendet sich mir wieder zu. „Du wirst dich von dem Kerl fernhalten.“

      „Ich tue, was ich will!“, schreie ich und schlage mit der Hand auf den Schreibtisch.

      Seine Augen verengen sich, und an seiner Schläfe wird eine kleine Vene sichtbar, die extrem pocht. Er atmet tief durch die Nase ein und aus. „Der Kerl ist ein Spieler. Ein Sonnyboy und Womanizer.“

      Das soll wohl ein Witz sein. Der Wolf warnt das Schaf vor dem anderen Wolf. Ich kreuze die Arme vor der Brust und hebe eine Braue. „Welch Ironie!“

      „Layla! Treib es nicht zu weit!“

      Er droht mir? Ich lehne mich nach vorn, sodass ich ihm ganz nahe bin. Wir halten den Blickkontakt. Der Duft seines Aftershaves steigt mir in die Nase und für einen kurzen Augenblick muss ich an unsere Tage in Puerto Rico zurückdenken. Er hielt mich in seinen Armen und küsste mich leidenschaftlich. Oh nein! Nicht schwach werden. Schublade auf, Erinnerungen rein, Schublade wieder zu.

      „Du hast kein Recht, mir vorzuschreiben, was ich zu tun habe“, raune ich und lehne mich wieder zurück, um einen angemessenen Abstand zu ihm zu bekommen und seinen Duft nicht mehr in mich aufzunehmen. Ein paar Sekunden länger und dieser kleine Teil in meinem Gehirn könnte wieder anfangen, zu rebellieren, und ich würde die Kontrolle über meinen Körper verlieren und schwach werden.

      „Das werden wir noch sehen.“ Er bleckt die Zähne, und mit diesem letzten Satz, der wie eine Drohung rüberkam, wendet er sich ab und verlässt mein Büro.

      Zitternd und schwer atmend, lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen. Dieser Arsch! Nach allem, was er getan hat, wagt er es, herzukommen, um mir vorzuschreiben, was ich zu tun habe? Allein der Gedanke an jenen Nachmittag, an dem ich seine Wohnung für immer verlassen habe, macht mich rasend vor Wut. Ich zittere wie Espenlaub, und mir wird schlecht, als ich an diese Kylie denke.

      Ich eile zur Toilette und erreiche die Kabine, bevor sich mein Mageninhalt auf dem Boden verteilt. Als ich mich auf die Fliesen knie, höre ich, wie die Tür aufgeht.

      „Layla?“

      Oh Shit! Linda. Bestimmt fragt sie sich, was vorgefallen ist, da ich wie eine Verrückte zur Toilette gerannt bin.

      „Geht es Ihnen gut?“

      Mit einem Stück Papier wische ich mir den Mund ab. „Ja, Linda. Es geht schon. Ist vielleicht eine Magen-Darm-Grippe.“ Tolle Ausrede, aber ich kann ihr schlecht sagen, dass die Anwesenheit meines Fake-Ex-Mannes daran schuld ist.

      „Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie mich brauchen“, hallt ihre Stimme durch den leeren Raum.

      Ich nicke mehrmals. Was tue ich da bloß? Sie kann mich doch hier drinnen gar nicht sehen. Jetzt verliere ich anscheinend auch noch den Verstand.

      Zurück in meinem Büro werde ich von Linda mitleidsvoll angesehen. Vielleicht ist es besser, wenn ich nach Hause fahre und mich ausruhe. Ich nehme meine Tasche und ein paar Unterlagen, die ich mir ansehen möchte, in die Hand, und teile Linda mit, dass sie meine restlichen Termine für heute streichen soll.

      Statt mit dem Wagen zu fahren, lasse ich mir ein Taxi kommen. Mir ist immer noch übel und etwas schwindelig. Das Risiko, einen Unfall zu bauen, gehe ich nicht ein.

      Als ich in meiner Wohnung bin, mache ich mir einen Tee und setze mich auf die Couch. Doch statt mich auf die Unterlagen zu konzentrieren, wandern meine Gedanken zu Chris und seinem Besuch von vorhin. Er sah wirklich toll aus. Dieser leichte Bartschatten steht ihm unheimlich gut. Ich kann mir gut vorstellen, wie es kitzeln würde, wenn er … Stopp! Ein kleiner verräterischer Teil in meinem Hirn versucht tatsächlich, wieder die Oberhand zu gewinnen. Aargh!

      Nach einem Bad fühle ich mich wesentlich besser. Anscheinend hat Chris’ Aufkreuzen dafür gesorgt, dass mir übel wurde. Ich setze mich auf mein Bett und gehe die Unterlagen durch, die Roger mir hat zukommen lassen. Er will seinen Sohn Chase jedes zweite Wochenende sehen, bei der Wahl der Schule ein Mitspracherecht haben und zweimal im Jahr Urlaub mit ihm machen, wenn er ein angemessenes Alter erreicht hat. Chase soll alles erben, seine Mutter allerdings keinen Penny bekommen und keinen Zugang zu dem Treuhandkonto haben. Falls Roger irgendetwas passieren sollte, bevor sein Sohn volljährig ist, wird sich seine Anwältin – damit bin ich gemeint – um alles kümmern.

      Beim Durchsehen der Unterlagen fühle ich, wie meine Lider schwerer werden. Ich lege alles zur Seite und schlafe ein.

      Am nächsten Morgen fühle ich mich ausgeruht, voller Tatendrang und verbringe den ganzen Tag im Büro. Der Chris-Palmer-Virus ist wohl endgültig verschwunden. Zum Glück habe ich heute keine Gerichtstermine und kann mich völlig meinen Unterlagen und Beratungsterminen widmen.

      Gegen Mittag bekomme ich eine Nachricht von Allan.

      Essen heute Abend?

      Hätte er mich gestern gefragt, hätte ich definitiv Nein gesagt, so wie ich mich gefühlt habe. Da es mir heute wieder gut geht, werde ich die Einladung meines besten Freundes natürlich annehmen.

      Ich: Klar. Wo? Wann?

      Allan: Um 19:30 Uhr im La Table.

      Warum muss es ausgerechnet das La Table sein. Ein tiefer Seufzer entfährt mir. Ich weiß von Luke, dass Chris sehr gern dort essen gegangen ist. Die Betonung liegt auf gegangen. Ob er es immer noch tut, weiß ich nicht. Ich hoffe, er hat sich mittlerweile ein anderes Restaurant ausgesucht. Auf ein erneutes Treffen mit ihm habe ich nämlich keine Lust.

      Ich: Warum nicht bei Eddie? Das Essen dort soll echt gut sein.

      Allan: Das wird gerade renoviert.

      So ein Mist. Dann will ich nur hoffen, dass Chris heute Abend zu Hause bleibt und nicht mit Jeremy dort auftaucht. Vielleicht veranstaltet er ja mit Kylie eine kleine private Eisparty in seiner Wohnung. Mein Magen meldet sich wieder, und ich nehme zügig einen Schluck aus meiner Wasserflasche, um diesen bitteren Geschmack zurückzubefördern.

      Bevor ich mich am Abend mit Allan treffe, rufe ich Trish an, die zurzeit bei einem Anwaltskongress in Baltimore ist. Leider springt nur die Mailbox an. Ich hätte so gern mit ihr gesprochen und ihr erzählt, was gestern vorgefallen ist. Dann versuche ich es eben später noch mal oder warte einfach, bis sie sich bei mir meldet.

      Das La Table ist nicht besonders gut besucht und die Gästezahl überschaubar. Meine Augen schweifen herum, und ich sehe weder Chris noch Jeremy. Nur einen gutaussehenden Quarterback, der sofort lächelt, sobald unsere Blicke sich begegnen. Seine Anwesenheit lässt mich jeglichen Kummer vergessen.

      „Hallo, Rechtsverdreherin.“

      „Hör auf, mich so zu nennen, Supersportler.“

      Ja, wir haben schon komische Spitznamen füreinander. Das hat sich im Laufe der Jahre irgendwie so ergeben. Bei mir, weil er denkt, dass ich manchmal die Gesetze missachte und meine Fälle so hinbiege, wie es mir passt, und bei ihm, weil er nun mal der beste Quarterback der NFL ist.

      Nach einer kurzen Umarmung setzen wir uns und Allan sagt: „Ich habe dir schon mal ein Glas Tempranillo bestellt.“

      Ach, Allan weiß genau, was ich brauche, um nach einem anstrengenden Tag im Büro wieder runterzukommen. Er ist groß, hat einen wahnsinnigen Körper, dunkle Haare, rehbraune Augen und ein Lächeln, das Eis zum Schmelzen bringt. Warum muss er nur schwul sein? Das Leben ist unfair.

      „Wie war das Training heute?“, möchte ich wissen.

      „Gut. Wir haben ein paar neue Spielzüge ausgearbeitet. Der Coach meinte, wenn wir es schaffen, den Run-Block, Pull und QB Sneak zu kombinieren, sodass …“ Plötzlich hält er inne und sieht mich an. „Das interessiert dich doch gar nicht.“

      „Doch, doch, rede weiter.“

      „Lay“, Allan stützt die Ellbogen auf den Tisch und verschränkt die Finger, „du

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