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Akut in Freund­schaft mit ihm oder – tot, ge­nau so ins Jen­seits be­för­dert wie er es eben bei sei­nem bis­her un­be­sieg­ten Kö­nig ge­se­hen hat­te.

      »Ka-goda?« raun­te Tar­zan dem Af­fen zu.

      Die­sel­be Fra­ge hat­te er einst an Ter­kop ge­rich­tet. In der Af­fen­spra­che be­deu­tet das so viel wie: Er­gibst du dich?

      Akut däm­mer­te auf, wie er vor­hin Mo­laks Wir­bel kra­chen ge­hört, und ein ei­si­ges Schau­dern über­lief ihn. Er zö­ger­te noch. Soll­te er so auf sein Kö­nigs­recht ver­zich­ten? Doch alle Be­frei­ungs­ver­su­che wa­ren ver­geb­lich. Ein plötz­lich ver­stärk­ter Druck auf sein Ge­nick zwang das »Ka-goda!« von des zu Tode Ge­quäl­ten Lip­pen.

      Tar­zan lo­cker­te ein we­nig die ei­ser­ne Klam­mer. Akut, du sollst Kö­nig sein, sag­te er. Sag­te Tar­zan dir nicht, dass ihn nicht nach der Kö­nigs­wür­de ver­langt? So oft nur je­mand dein Recht an­zu­tas­ten sucht: Tar­zan wird dir ein Hel­fer im Strei­te sein.

      Der Af­fen­mensch er­hob sich, und Akut kam lang­sam wie­der in die Höhe. Zor­nig schüt­tel­te er sein Haupt und trot­te­te zu sei­nen Stam­mes­ge­nos­sen. Er mus­ter­te einen nach dem an­de­ren, be­son­ders die stär­ke­ren un­ter ih­nen; viel­leicht, dass er auch dort einen Ri­va­len fürch­te­te?

      Aber kei­ner rühr­te sich, sie wi­chen ihm förm­lich aus und ver­schwan­den fast au­gen­blick­lich in der Rich­tung, aus der sie ge­kom­men, zu­rück in den Dschun­gel … Und Tar­zan war wie­der al­lein am Stran­de.

      Die Wun­den, die Mo­lak ihm ge­schla­gen, schmerz­ten wohl et­was, doch was küm­mer­te ihn das? Ge­las­sen und tap­fer er­trug er es, wie die wil­den Tie­re auch. Die hat­ten ihn ge­lehrt, im Dschun­gel so zu le­ben, wie es alle ta­ten, die dort ihre Hei­mat hat­ten.

      Vor al­lem brauch­te er jetzt frei­lich Waf­fen zu An­griff und Ab­wehr; das war ihm klar. Ge­nug­sam war er ge­warnt: Der Zwi­schen­fall mit den Af­fen und das wil­de, wenn auch noch fer­ne Brül­len Nu­mas, des Lö­wen, und Shee­tas, des Leo­par­den! Wohl­be­ha­gen und be­que­me Si­cher­heit wür­de es hier fürs ers­te nicht ge­ben …

      Ja, das war ein­fach Rück­kehr zu sei­nem al­ten Le­ben, zu im­mer neu­en Ge­fah­ren, zu Ja­gen und Ge­jagt­wer­den. Furcht­ba­re Tie­re wür­den sich an ihn her­an­schlei­chen, ganz wie da­mals, und nie­mals – nicht bei hel­lich­tem Tage noch in stock­dunklen Näch­ten – wür­de er jene ein­fa­chen Waf­fen bei­sei­te­le­gen kön­nen, die er sich jetzt wie­der mit blo­ßer Hand aus dem, was die Na­tur zu bie­ten hat­te, zu­recht­bas­teln muss­te. Am Stran­de stieß er auf ein halb­ver­wit­ter­tes brü­chi­ges Fels­stück; un­ter un­säg­li­chen Mü­hen und nach vie­len Fehl­schlä­gen ge­lang es ihm, ein schma­les Stück gleich­sam her­ab­zu­split­tern: Etwa fünf­und­zwan­zig Zen­ti­me­ter lang war es und da­bei nur etwa drei­vier­tel Zen­ti­me­ter im Durch­mes­ser. Nach dem einen Ende zu ver­jüng­te es sich fast zu ei­ner rich­ti­gen Spit­ze: kein Zwei­fel, er hat­te ein Ding, das die Diens­te ei­nes Mes­sers ver­se­hen konn­te. Nun ging’s auf die Su­che in den Dschun­gel. Da war ein Hart­holz­baum ir­gend­wo vom Stur­me zu Fall ge­bracht! Ein schma­ler, gut­ge­wach­se­ner Ast wur­de mit der lei­der recht stump­fen Waf­fe ab­ge­sägt. Dann bohr­te er ein en­ges run­des Loch in den Stamm des Waldrie­sen und stopf­te tro­ckene Bor­ken­split­ter hin­ein. Ritt­lings auf dem Stam­me sit­zend, führ­te er nun sei­nen Stab mit der Spit­ze in die Höh­lung und dreh­te ihn in ra­schem Wir­bel zwi­schen den dicht und doch lose an­ge­leg­ten Hand­flä­chen hin und her.

      Nicht lan­ge, da rin­gel­te leich­ter blau­er Rauch aus dem Zun­der her­vor, und einen Au­gen­blick spä­ter schon lo­der­te ein hel­les Flämm­chen. Ein paar Zwei­ge und dür­re Äste nähr­ten das Feu­er, und bald sah Tar­zan, wie es sich in des Bau­mes mor­scher Höh­le im­mer mehr ent­fal­te­te.

      In die­sen Flam­men ließ er von sei­ner Mes­ser­klin­ge, die er hin und wie­der be­feuch­te­te, klei­ne Tei­le ab­split­tern.

      Auf sol­che Wei­se woll­te er sei­nem all­zu un­fer­ti­gen Jagd­mes­ser eine ei­ni­ger­ma­ßen schar­fe Schnei­de ge­ben. Nicht auf ein­mal wür­de ihm dies Kunst­stück ge­lin­gen, das wuss­te er, und so war er heil­froh, als er end­lich we­nigs­tens eine schar­fe Schnei­de­flä­che von etwa zehn Zen­ti­me­ter Län­ge ge­schaf­fen hat­te. Nun konn­te er das Mes­ser bes­ser brau­chen und schnitt sich da­mit denn auch gleich einen lan­gen elas­ti­schen Bo­gen, einen Mes­ser­griff, einen hand­fes­ten Knüt­tel und vie­le Pfei­le zu­recht.

      In den Zwei­gen ei­nes mäch­ti­gen Bau­mes, der in der Nähe ei­nes klei­nen Flus­ses gen Him­mel rag­te, barg er dies al­les und rich­te­te sich dort oben ein von Pal­men­blät­tern über­dach­tes La­ger her.

      Schon kro­chen die Schat­ten der Däm­me­rung her­auf. Tar­zan ver­spür­te hef­ti­gen Hun­ger.

      Wäh­rend ei­nes kur­z­en Ab­ste­chers über den Fluss ent­deck­te er in ei­ni­ger Ent­fer­nung von sei­nem Bau­me eine Trän­ke, wo sich – nach den Fuß­spu­ren im schlam­mi­gen Bo­den zu ur­tei­len – eine Fül­le der ver­schie­dens­ten Tie­re re­gel­mä­ßig tum­mel­ten. Dor­thin trieb der Hun­ger den Af­fen­menschen.

      Er schwang sich leicht und be­hän­de wie ein Äff­chen durch die Baum­kro­nen, und, so schwer auch al­les, was er in den letz­ten Ta­gen und Wo­chen er­lebt, auf sei­nem In­ne­ren las­te­te, er emp­fand es doch als ein Glück, der al­ten Frei­heit sei­ner Ju­gend­jah­re wie­der­ge­ge­ben zu sein. Au­gen­blick­lich ver­fiel er wie­der in die tau­sen­der­lei klei­nen Ge­wohn­hei­ten zu­rück, die wohl in Wirk­lich­keit mehr ein Teil sei­ner selbst wa­ren als jene dün­ne Tün­che, die we­ni­ge Jah­re der Zi­vi­li­sa­ti­on und Ge­mein­schaft mit der wei­ßen Welt über ihn ge­zo­gen hat­ten. Ja, ein dün­ner An­strich war es wohl nur ge­we­sen, der die Ecken und Kan­ten die­ses Tier­menschen, der sich Af­fen-Tar­zan nann­te, über­deckt hat­te.

      Mäu­schen­still duck­te er sich jetzt im un­te­ren Ge­äst ei­nes Baum­rie­sen dicht über dem Wild­pfad, sei­ne schar­fen Au­gen bohr­ten sich in das Dickicht, aus dem je­den Au­gen­blick sein Op­fer und da­mit das er­wünsch­te Nachtes­sen her­vor­bre­chen konn­te.

      Er brauch­te nicht lan­ge zu war­ten.

      Kaum hat­te er es sich auf sei­nem Baum­sitz ein we­nig be­quem ge­macht und die ge­len­ki­gen Bei­ne dicht an den Kör­per her­an­ge­zo­gen, da duck­te sich un­ten auch schon der Löwe zum Sprun­ge, denn Bara, der Hirsch, war zur Trän­ke un­ter­wegs, um end­lich den Durst zu stil­len.

      Doch nicht Bara al­lein. An­de­re folg­ten ihm, von de­nen Bara nichts ahn­te.

      Tar­zan aber ent­ging von sei­nem er­höh­ten Hin­ter­hal­te aus kei­ne Be­we­gung. Er wuss­te ge­nau, was es mit dem auf sich hat­te, der sich im­mer etwa hun­dert Me­ter hin­ter dem arg­lo­sen Tie­re durch das Dschun­gel­ge­strüpp vor­ar­bei­te­te: Ir­gend­ein Raub­tier war es, das eben­so beu­te­hung­rig wie Tar­zan dem flin­ken Bara nach­stell­te. Aber wer?

      Numa viel­leicht? Oder Shee­ta, der Leo­pard?

      Es könn­te noch so wer­den, dach­te Tar­zan, dass ihm sei­ne Mahl­zeit ent­schlüpf­te, wenn Bara jetzt nicht et­was schnel­ler zur Trän­ke zog.

      Und es kam auch so. Der Hirsch moch­te ir­gend­wie sei­nen Ver­fol­ger ge­wit­tert ha­ben, denn plötz­lich hielt er zit­ternd inne und brach dann

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