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soll­te, das schi­en selbst über die Kraft des Af­fen­menschen zu ge­hen.

      Tar­zan hat­te un­ter sei­nen be­kann­ten Waf­fen einen hand­fes­ten Knüt­tel; den nahm er jetzt und be­ar­bei­te­te mit ihm das knur­ren­de Kat­zen­tier, nach­dem er ihm zur Si­che­rung sei­ne Sch­lin­ge um den Hals ge­wor­fen hat­te. Er woll­te so dem Tie­re gleich­sam ein­häm­mern, dass es die großen zot­ti­gen, men­schen­ähn­li­chen Ge­schöp­fe auf kei­nen Fall an­grei­fen dür­fe. Die­se rück­ten noch nä­her her­an, als sie die Be­deu­tung der Sch­lin­ge um Shee­tas Na­cken er­fasst hat­ten.

      Es war wie ein Wun­der, dass die Kat­ze sich nicht mit ra­scher Wen­dung auf Tar­zan stürz­te und ihn zer­riss; doch lag das wohl dar­an, dass der Af­fen­mensch zwei­mal ihr dro­hen­des Ge­knurr mit ei­nem mäch­ti­gen Schlag auf ihre emp­find­li­che Nase be­ant­wor­tet hat­te. Er rech­ne­te da­mit, ihr so am bes­ten nach­hal­ti­gen Re­spekt vor dem Knüt­tel und den Af­fen­tie­ren, die hin­ter ihm stan­den, ein­zu­flö­ßen.

      Frag­lich scheint es je­doch, ob die ur­sprüng­li­che Ver­an­las­sung der An­häng­lich­keit des Tie­res an Tar­zan auch hier noch dem Leo­par­den deut­lich be­wusst war, wenn auch zwei­fel­los hier­bei un­ter­be­wuss­te Strö­mun­gen – durch das ge­mein­sa­me Le­ben er­hal­ten und ge­för­dert – eine große Rol­le spiel­ten. Denn je­dem an­de­ren wür­de Shee­ta an den Hals ge­sprun­gen sein, wenn er ihm zu­ge­mu­tet hät­te, sich durch Züch­ti­gung mit blo­ßer Hand ein­schüch­tern zu las­sen.

      Dann moch­te auch die un­heim­li­che Macht mensch­li­chen Ver­stan­des ihre un­sicht­ba­ren Fes­seln die­ser Krea­tur auf­ge­zwun­gen ha­ben; in ihr lag letz­ten En­des über­haupt der Schlüs­sel zu der ei­gen­ar­ti­gen Über­le­gen­heit Tar­zans über Shee­ta wie über all die an­de­ren wil­den Tie­re des Dschun­gels, die in ihm ih­ren un­über­wind­li­chen Be­herr­scher er­ken­nen muss­ten. – Sei dem wie ihm wol­le: Leo­pard und Groß­af­fen durch­streif­ten ihre Jagd­grün­de Sei­te an Sei­te, grif­fen ge­mein­sam ihre Op­fer und teil­ten sich in die Beu­te.

      Und kei­ner von dem gan­zen wil­den Trupp tat schreck­li­cher in al­lem mit, als die­ses glat­thäu­ti­ge, mäch­ti­ge Tier, das noch vor ei­ni­gen Mo­na­ten eine be­kann­te und be­lieb­te Er­schei­nung in der Lon­do­ner Ge­sell­schaft ge­we­sen.

      Bis­wei­len trenn­ten sich die Tie­re auch für ein paar Stun­den oder einen Tag, wenn sie ir­gen­det­was Be­son­de­res vor­hat­ten. So war der Af­fen­mensch ein­mal auf hal­ber Höhe der Bäu­me durch den Wald nach dem Stran­de ge­klet­tert und hat­te sich dort in der hei­ßen Mit­tags­son­ne in den Sand ge­streckt.

      Zwei schar­fe Au­gen lug­ten von ei­nem nied­ri­gen Hü­gel am Was­ser auf ihn her­ab …

      Fürs ers­te füll­ten die­se Au­gen sich mit ei­nem Aus­druck des Er­stau­nens: Was soll­te die­ser stark­kno­chi­ge wei­ße Mensch hier in der glü­hen­den Tro­pen­son­ne? Wa­rum war er nackend und ging wie ein Wil­der da­her? Dann wur­de ein Zei­chen nach rück­wärts ge­macht; so­gleich rich­te­ten sich zwei an­de­re Au­gen hin­un­ter auf den Af­fen­menschen, und im­mer mehr und mehr tauch­ten auf, bis ein gan­zer Trupp bunt auf­ge­putz­ter Krie­ger auf dem Bau­che lie­gend den Kamm des Hü­gels säum­te. Kampf­lüs­tern mach­ten sie sich an den weiß­häu­ti­gen Fremd­ling her­an.

      Der Wind kam ih­nen ent­ge­gen und trug Tar­zan des­halb ih­ren Ge­ruch nicht zu. Er lag halb mit dem Rücken ge­gen sie, merk­te es also nicht, als sie vom Hü­gel her­ab und durch das hoch em­por­ge­wu­cher­te Gras auf sein Strand­la­ger zu schli­chen. Es wa­ren al­les zu­sam­men wil­de, un­ge­schlach­te Bur­schen: Ihr fremd­ar­ti­ger Kopf­putz, die gro­tesk be­mal­ten Ge­sich­ter und das gan­ze Drum und Dran von Me­tall­schmuck und bunt­schil­lern­den Fe­dern ver­stärk­ten die­sen Ein­druck noch. Als sie den Hü­gel hin­ter sich hat­ten, rück­ten sie vor­sich­tig Schritt für Schritt in ge­duck­ter Hal­tung nä­her und nä­her an den wei­ßen Mann her­an, der sich so ah­nungs­los im San­de sonn­te. Dro­hend schwan­gen sie ihre schwe­ren Kampf­keu­len.

      Tar­zan litt wie­der ein­mal sehr un­ter sei­ner ihn tief be­drücken­den Schwer­mut, die in den Sor­gen um sein und der Sei­nen Schick­sal ihre Nah­rung fand und sei­ne sonst so schar­fen Sin­ne gleich­sam um­schlei­er­te. Da­her hat­te er es auch gar nicht be­merkt, dass er nicht mehr al­lein am Stran­de war; ja um ein Haar wä­ren die Wil­den un­be­merkt über ihn her­ge­fal­len … Er war je­doch so­fort auf den Bei­nen, als er mit ei­nem Male merk­te, dass ir­gen­det­was hin­ter sei­nem Rücken vor­ging; denn et­was Ver­däch­ti­ges hö­ren und im Bruch­teil ei­ner Se­kun­de mit al­len Fa­sern zum Han­deln be­reit zu sein, das steck­te ihm in Fleisch und Blut. Mit gel­len­dem Ge­schrei und ge­schwun­ge­nen Keu­len stürm­ten die Wil­den her­an, doch gleich den vor­ders­ten er­le­dig­te er mit ei­nem ge­wal­ti­gen Schlag. Schon um­ring­ten sie den hoch­ra­gen­den, seh­ni­gen Geg­ner, doch des­sen wuch­ti­ger Knüt­tel saus­te rechts und links und über­all auf sie nie­der und warf ihre Rei­hen in wil­der Pa­nik zu­rück.

      In ei­ni­ger Ent­fer­nung be­rie­ten die Über­le­ben­den, was nun zu tun sei. Der Af­fen­mensch er­war­te­te je­doch ru­hig und mit ver­schränk­ten Ar­men ih­ren neu­en An­griff. Dies­mal rück­ten sie mit ih­ren ver­der­ben­brin­gen­den Spee­ren an, und bald hat­ten sie Tar­zan in ei­nem en­gen Halb­kreis vom Dschun­gel her um­zin­gelt.

      Wenn sie ihn jetzt alle auf ein­mal mit ei­nem Ha­gel von Spee­ren über­schüt­tet hät­ten, wäre er kaum le­bend da­von­ge­kom­men. Woll­te er also nicht die Ket­te der Wil­den in ra­sen­dem An­sturm durch­bre­chen, so blieb ihm nur das Meer in sei­nem Rücken als ein­zi­ger Ret­tungs­weg.

      Sei­ne Lage war ge­ra­de­zu ver­zwei­felt. Doch plötz­lich ver­zog sich das Lä­cheln, das im­mer noch nicht von sei­nem Ge­sicht ge­wi­chen war, zu ei­nem brei­ten La­chen. Die Schwar­zen hiel­ten sich im­mer noch zu­rück: Mit großem Ge­tö­se und un­ter gel­len­dem Ge­heul spran­gen sie in wil­dem Kriegs­tan­ze auf und nie­der; man hör­te da­zwi­schen deut­lich, wie die nack­ten Füße klat­schend den Bo­den be­rühr­ten. Ein selt­sa­mes Schau­spiel!

      Doch mit ei­nem Male er­hob der Af­fen­mensch sei­ne Stim­me zu ei­nem lan­gan­hal­ten­den un­heim­li­chen Kampf­ruf. Wie vom Schla­ge ge­rührt bra­chen die Schwar­zen ihre Tan­ze­rei ab, und ängst­lich fra­gend such­te ei­ner des an­de­ren Blick. Das war ein Brül­len, wie sie es bis­her noch nie ver­nom­men hat­ten, ein Brül­len, dem selbst ihr wü­ten­des Kampf­ge­heul nicht gleich­kam. Kei­ner Men­schen­keh­le konn­te solch furcht­ba­rer Ruf sich ent­rin­gen, das muss­te ein Raub­tier ge­we­sen sein –, und doch sa­hen sie es mit ei­ge­nen Au­gen, wie der wei­ße Mann im­mer noch aus weit ge­öff­ne­tem Mun­de den schre­cken­ge­bie­ten­den Kampf­ruf über den Dschun­gel jag­te.

      Nach ein paar Se­kun­den frei­lich wich die Er­star­rung, und in ge­schlos­se­ner Ket­te tanz­ten sie ih­rem Op­fer im­mer nä­her und nä­her. Ein plötz­li­ches Bre­chen im Dschun­gel­ge­strüpp rück­wärts hemm­te von Neu­em ihre Schrit­te. Was da auf­tauch­te, ließ ih­nen vor Ent­set­zen fast die Au­gen aus ih­ren Höh­len tre­ten, und wohl manch mu­ti­ge­res Herz, als es den Wa­gam­bi in der Brust schlug, wür­de bei die­sem An­blick auch ge­zit­tert ha­ben.

      Ein statt­li­cher Leo­pard sprang mit fun­keln­den Au­gen und kampf­wü­ti­gen Pran­ken vom Dschun­gel­ran­de her­ab, und hin­ter ihm pol­ternd

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