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und Frei­heit rau­ben, wenn er ihm bei­des so leicht wie­der­schen­ken konn­te? Er sah ja, dass der Leo­pard sich mit al­len vie­ren um sei­ne Frei­heit müh­te: Sie wa­ren also heil ge­blie­ben, und auch das Rück­grat schi­en un­ver­letzt. Da war nichts ge­bro­chen.

      Er tat den Pfeil in den Kö­cher zu­rück, hing den Bo­gen wie­der über die Schul­ter und trat noch nä­her an das ein­ge­klemm­te Tier her­an. Mit sei­nen Lip­pen ahm­te er das schmei­cheln­de Schnur­ren großer Kat­zen nach, mit dem sie ein­an­der ge­wöhn­lich ihr Wohl­be­ha­gen be­zeu­gen. Es schi­en ihm das der bes­te Weg, um sich mit Shee­ta freund­schaft­lich zu ver­stän­di­gen.

      Der Leo­pard ließ auch gleich sein Knur­ren und sah dem Af­fen­menschen fast fra­gend in die Au­gen.

      Wenn Tar­zan jetzt die wuch­ti­ge Last von Shee­tas Rücken wäl­zen woll­te, muss­te er un­be­dingt so nahe an das Tier her­an­ge­hen, dass es ihn in sei­ne lan­gen, schar­fen Kral­len be­kam. Dann wäre er ihm nach voll­brach­tem Werk auf Gna­de und Un­gna­de aus­ge­lie­fert … Doch Tar­zan kann­te kei­ne Furcht. Hat­te er sich ein­mal ent­schie­den, schritt er im­mer rasch und rück­sichts­los zur Tat.

      Ohne zu zö­gern, sprang er mit­ten in das wir­re Ge­äst dicht ne­ben den Leo­par­den. Im­mer noch klang das be­gü­ti­gen­de Schnur­ren von sei­nen Lip­pen. Die Kat­ze wand­te den Kopf und starr­te ihn fra­gend an. Ihre lan­gen Pran­ken wa­ren weit ge­öff­net, wie es ihm schi­en, mehr in Er­war­tung als zum An­griff be­reit.

      Tar­zan schob sei­ne rech­te Schul­ter un­ter den Stamm, ei­nes sei­ner nack­ten Bei­ne dicht ge­gen das sei­di­ge Fell der Kat­ze ge­presst.

      Lang­sam streck­ten sich sei­ne ge­wal­ti­gen Mus­keln, und im­mer mehr ho­ben sich Baum­stamm und wir­res Ge­zweig. So­wie der Leo­pard nicht mehr den vol­len Druck der Last ver­spür­te, kroch er schleu­nigst dar­un­ter her­vor. Tar­zan ließ den Stamm zur Erde zu­rück­fal­len, und die bei­den wil­den Tie­re stan­den sich Auge in Auge ge­gen­über.

      Ein grim­mi­ges Lä­cheln lag auf den Lip­pen des Af­fen­menschen, denn er wuss­te, dass er nun sein Le­ben ganz in die Hand je­nes furcht­ba­ren Dschun­gel­tie­res ge­ge­ben hat­te. Es hät­te ihn nicht ge­wun­dert, wenn sich die Kat­ze im glei­chen Au­gen­blick, in dem sie ihre Frei­heit wie­der­fühl­te, über ihn ge­stürzt hät­te.

      Doch sie tat es nicht; sie stand in ei­ni­ger Ent­fer­nung und schi­en zu war­ten, bis der Af­fen­mensch wie­der aus dem wil­den Durchein­an­der der Zwei­ge her­aus­kam. Jetzt war Tar­zan drau­ßen, nur drei Schrit­te vom Leo­par­den. Soll­te er in die Bäu­me hin­ter sich bis in die höchs­ten Kro­nen hin­auf­klim­men, weil Shee­ta ihm da­hin nicht fol­gen konn­te?

      Ir­gend­ei­ne Ein­ge­bung – fast war es Toll­kühn­heit zu nen­nen – be­stimm­te ihn, sich dem Tie­re freund­lich zu nä­hern und zu se­hen, ob in ihm so et­was wie Dank­bar­keit ste­cke. Dann konn­ten sie sich ja mit­ein­an­der ver­tra­gen.

      Er ging nä­her: Die große Kat­ze wich seit­lich aus, und der Af­fen­mensch folg­te ih­rer Fähr­te, nur einen Fuß­breit hin­ter ihr. Als er dann durch den Wald da­v­on­schritt, kam der Leo­pard ihm nach, wie ein Hund sich zu sei­nem Herrn hält.

      Tar­zan konn­te sich erst lan­ge nicht dar­über klar wer­den, ob das Tier ihm aus ei­ner ge­wis­sen dank­ba­ren An­häng­lich­keit folg­te oder um sich doch noch auf ihn zu stür­zen, so­bald der Hun­ger sich mel­de­te.

      Schließ­lich aber wur­de er von der Rich­tig­keit sei­ner ers­ten Ver­mu­tung über­zeugt.

      Am Nach­mit­tag schwang Tar­zan sich hin­auf in das Ge­äst der Bäu­me: Er hat­te einen Hirsch be­merkt, und schon saus­te sei­ne Sch­lin­ge um des Tie­res Na­cken. Dann rief er Shee­ta mit dem­sel­ben schnur­ren­den Laut, mit dem er heu­te den Arg­wohn die­ses wil­den Tie­res be­sänf­tigt hat­te. Nur et­was schril­ler klang es, so etwa, wie er es ge­hört hat­te, wenn Leo­par­den nach ge­mein­sa­mer Jagd sich in ihre Beu­te tei­len.

      Un­mit­tel­bar dar­auf krach­te es im Un­ter­holz, und der schlan­ke, ge­schmei­di­ge Leib sei­nes so ei­gen­ar­ti­gen Wan­der­ge­fähr­ten zwäng­te sich hin­durch.

      Wie er Bara er­blick­te, und ihm die Wit­te­rung fri­schen Blu­tes in die Nase stieg, gab er einen schril­len Laut von sich, und schon im nächs­ten Au­gen­blick stürz­ten sich bei­de zu wil­dem Schmau­se über die zar­te Fleisch­beu­te.

      Ei­ni­ge Tage streif­ten die son­der­ba­ren Jagd­ge­nos­sen zu­sam­men durch den Dschun­gel. Ei­ner teil­te des an­de­ren Beu­te, und so »speis­ten« sie oft und reich­lich.

      Sie wa­ren ei­nes Ta­ges ge­ra­de da­bei, einen von Shee­ta er­leg­ten Eber zu ver­zeh­ren, als plötz­lich Numa, der Löwe, schreck­lich und furcht­bar durch das hohe Gras nah­te.

      Mit Ge­brüll sprang er her­vor. Er schi­en es vor al­lem auf die saf­ti­ge Beu­te sei­ner Nach­barn ab­ge­se­hen zu ha­ben. Shee­ta flüch­te­te in das nahe Dickicht, wäh­rend Tar­zan mit ei­nem Satz in den un­te­ren Äs­ten ei­nes Bau­mes ver­schwun­den war.

      Hier nahm er sein Grasseil von der Schul­ter und mach­te sich zum Wurf be­reit. Numa stand stolz und her­aus­for­dernd auf den Res­ten des Ebers, doch da wand sich auch schon das fes­te Wurf­seil um Mäh­ne und Hals. Tar­zan zog mit ei­nem hef­ti­gen Ruck die Sch­lin­ge straff zu und riss den Lö­wen, trotz­dem er sich ver­zwei­felt zu weh­ren such­te, mit al­ler Ge­walt nach oben, bis er kaum noch mit sei­nen Hin­ter­pran­ken den Bo­den be­rühr­te.

      Rasch das Seil an ei­nem star­ken Ast fest­ge­macht – und schon war Shee­ta un­ten zur Stel­le, den er in­zwi­schen mit ei­nem schril­len Schrei zu­rück­ge­ru­fen. Tar­zan sprang zur Erde und so­gleich auf Numa, den Wü­ten­den, um ihm mit sei­nem lan­gen Stein­dolch den Garaus zu ma­chen. Shee­ta kam von der an­de­ren Sei­te zu Hil­fe; sei­ne Tat­zen gru­ben sich tief in die Wei­chen des Lö­wen.

      Und noch ehe der Kö­nig der Tie­re mit sei­nen mäch­ti­gen Kral­len die Fes­seln zer­fet­zen konn­te, hing er tot in der Sch­lin­ge.

      Wie aus ei­ner Keh­le er­hob sich das Sie­ger­ge­brüll des Af­fen­menschen und des Leo­par­den über den Dschun­gel. Und als es in ei­nem lang­ge­zo­ge­nen fürch­ter­li­chen Kla­ge­schrei erstarb, da horch­te eine bunt­be­mal­te Krie­ger­schar un­ten am Stran­de auf: Sie hat­ten eben das lan­ge Boot ans Land ge­zo­gen und woll­ten in den Dschun­gel rücken – –

      So oft Tar­zan bis­her das gan­ze Küs­ten­ge­biet der In­sel durch­streift hat­te und dann an ei­ni­gen Stel­len auch ins In­ne­re ein­ge­drun­gen war, wur­de es ihm im­mer wie­der zur Ge­wiss­heit, dass hier kein mensch­li­ches We­sen wohn­te.

      Ein Irr­tum schi­en ihm aus­ge­schlos­sen, denn nie konn­te er auch nur die ge­rings­te Spur ent­de­cken, die we­nigs­tens auf einen vor­über­ge­hen­den Auf­ent­halt von Men­schen an die­sen Ge­sta­den hät­te schlie­ßen las­sen. Er wuss­te al­ler­dings auch, dass die üp­pi­ge Tro­penve­ge­ta­ti­on all­zu rasch al­les und je­des un­ter sich be­gräbt, was nicht als fest­ge­grün­de­tes und hoch­ra­gen­des Wahr­zei­chen schaf­fen­der Men­schen­hand län­ge­re Le­bens­dau­er ver­spricht.

      Am Tage nach Nu­mas Tod stie­ßen Tar­zan und Shee­ta auf Akut und des­sen Stamm. Als die­se den Leo­par­den er­blick­ten, nah­men sie Reiß­aus, doch

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