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Würde Jesus bei IKEA einkaufen?. Tobias Faix
Читать онлайн.Название Würde Jesus bei IKEA einkaufen?
Год выпуска 0
isbn 9783862567003
Автор произведения Tobias Faix
Жанр Религия: прочее
Издательство Bookwire
Aber vielleicht brauchten wir es wieder einfacher. Vielleicht sollte hier die »Revolte gegen das Zuviel« starten. In unserem Herzen. In unserem Handeln. In unseren geistlichen Prioritäten. Vielleicht sind die Grundbegriffe des Glaubens mal wieder dran. Gott lieben. Meinen Nächsten lieben. Ihm vorleben in Wort und Tat, was Christus mir bedeutet. Vergebung empfangen und anderen vergeben. Die ganz einfachen Dinge der Bibel wieder neu entdecken und neu aufatmen in der Gegenwart Jesu. Frommen Ballast abwerfen und meinen geistlichen Stolz besiegen. Die Bibel frei und unvoreingenommen neu entdecken und in Gottes offenen Armen grenzenlose Freiheit spüren. Das ist wahre Revolte!
Zum Weiterdenken:
• Bruder Lorenz, All meine Gedanken sind bei dir – In Gottes Gegenwart leben. Herausgeg. von Reinhard Deichgräber, Neufeld, Schwarzenfeld
• Richard J. Foster, Das Geschenk der Einfachheit – Wege zum erfüllten Leben, R. Brockhaus, Witten
»Deine Armut kotzt mich an!«
Manchmal fällt es mir schwer, mich an die Gebote unseres Herrn zu halten, vor allem, wenn es um Nächstenliebe oder sogar Feindesliebe geht. Natürlich bin ich ein friedliebender Christ. Aber es gibt Situationen, da wünschte ich mir eher den Inhalt eines Rachepsalms als die Seligpreisungen. So erging es mir, als ich kürzlich auf einem superedlen BMW 850 Coupé den Aufkleber: »Deine Armut kotzt mich an!« sah. Alles, was an Gerechtigkeitswahn in mir vorhanden war, bäumte sich auf und ich hatte den unbändigen Wunsch, den Besitzer dieses Wagens um genau diesen ärmer zu machen. Meine Gedanken blitzten sündig in mir auf und ich überlegte für den Bruchteil einer Sekunde, ob es verdient wäre, mit meinem Schlüssel neben seinen Aufkleber: »... und mich kotzt deine geistige Armut an!« in den Lack zu ritzen. Oder wenigstens die Reifen aufzuschlitzen. Zum Glück wurden meine autonomen Aussetzer schnell von meinem frommen Verstand besiegt und ich begann, für den Besitzer des Autos zu beten.
Nein, das hätte ich vielleicht machen sollen, habe ich aber nicht geschafft. Ich bin, um ehrlich zu sein, einfach wütend weggestapft und in meinem Hirn tanzten die verschiedensten Gedanken durcheinander. Nach einer Weile regte ich mich ab und es blieb die unangenehme Frage nach meiner sozialen Verantwortung, nach unserer Verantwortung als Christen gegenüber den Ärmsten der Armen. Klar, sie kotzen uns nicht an. Im Gegenteil, sie wecken unser Mitleid und, wenn es gut läuft, öffnen sie sogar unseren Geldbeutel. Aber ist es damit getan? Geht das Leben nicht so schnell weiter, dass wir uns um das normale Elend gar nicht kümmern können? Weiter bis zum nächsten Missionsvortrag, in dem einen die dickbäuchigen Kinder mit ihren fliegenverklebten Augen so notvoll anschauen, dass wir wieder unseren Geldbeutel öffnen, unser Gewissen beruhigen und ...
... und was sagt Jesus? Bitte, kein frommes Ende, kein moralischer Schluss; ist das Leben nicht hart genug? Ja, weil wir uns oft nur um uns selber drehen und die Augen verschließen vor denen, die Gott liebt. Wir kreisen um unsere Alltagsprobleme, sind dabei chronisch unzufrieden und versinken in Selbstmitleid. Dabei vergessen wir, dass wir unseren Glauben ohne Angst ausüben können, ohne bedroht, gefoltert oder getötet zu werden – im Gegensatz zu drei Milliarden Menschen auf der Erde. Wir vergessen, dass wir Essen im Kühlschrank, Kleider am Leib, ein Dach über dem Kopf und einen Platz zum Schlafen haben und somit reicher als 75 Prozent der Menschen dieser Erde sind. Dass – wenn wir Geld auf der Bank und in unseren Portemonnaies haben – wir zu den privilegierten acht Prozent dieser Welt gehören. Schon wieder vergessen?
Gott stellte sich sowohl im Alten als auch im Neuen Testament auf die Seite der Armen, der Ausgestoßenen, der Vertriebenen. Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit, auch der sozialen Gerechtigkeit. Gott freut sich nicht am Elend dieser Welt, sondern er hat uns den Auftrag gegeben, etwas dagegen zu tun! Wir haben Verantwortung, nicht nur für unser eigenes geistliches Süppchen, sondern auch für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Jesus identifiziert sich mit den Armen (den Asylbewerbern, den Alleinerziehenden, den Obdachlosen, den Einsamen, den Enttäuschten ...) und wird dich später mal fragen, ob du ihnen zu essen gegeben hast. Zu trinken? Kleider? Besucht? (Matthäus 25,31–46)?
Äh, nur mal so vorneweg: Hast du?
Zum Weiterdenken:
• Leonardo Boff, Dass ich liebe, wo man hasst – Das Friedensgebet von Assisi, Patmos, Düsseldorf
• Tobias Faix/Stephan Volke (Hrsg.), WELTBLICK — Was Christen über Armut denken ... Die Compassion-Studie, Neufeld, Schwarzenfeld
• René Padilla, Anstiftung – Evangelium für die armen Reichen, Brendow, Moers
Würde Jesus bei IKEA einkaufen?
Wie hieß noch das Thema eben? Da ging es doch um ..., genau, äh ... »Deine Armut kotzt mich an!« Danke, wusste ich’s doch. Irgendwas mit sozialer Verantwortung von uns Christen und dass es uns in Deutschland eigentlich besser geht, als wir manchmal zugeben wollen. Tja, so ist das: Gehört, kurz betroffen zu Boden geschaut und dann geht der Alltagstrott weiter. Sorry, dass ich dich damit jetzt wieder nerve. Aber das Thema ist zu wichtig, als dass es in Vergessenheit gerät.
Armut und unser Umgang als Christen damit? Berührt mich das überhaupt? Bin ich arm? Wenn ich ehrlich bin, eher nicht! Mir geht’s eigentlich ganz gut, auch wenn wir das manchmal im Konsumrausch unserer postmodernen Optionsgesellschaft vergessen. Wie gesagt: Wenn du Kleider am Leib, eine Wohnung und sogar etwas Geld in deinem Geldbeutel oder auf dem Konto hast, gehörst du zu den acht Prozent Privilegierten dieser Welt. Also: 92 Prozent der Weltbevölkerung geht es schlechter als dir. Das solltest du nicht vergessen, wenn es mal wieder nicht so rund bei dir läuft.
Aber ist das alles? Ist dieses Thema damit abgehakt? Wie bewusst lebe ich überhaupt? Interessiere ich mich nur für meinen Mikrokosmus oder schaffe ich es, einen Blick über den Tellerrand meiner eigenen kleinen Welt zu werfen? Wie gehe ich mit meinem Leben um? Wie verantwortlich bin ich und vor allem, wofür habe ich Verantwortung? Für das, was ich täglich mache? Für mein Geld? Wie ich es ausgebe? Was ich kaufe? Was kaufe ich denn? Ist mir das überhaupt klar? Wen unterstütze ich mit meiner Kaufkraft und wen beute ich dadurch aus?
Ich habe beim Schreiben dieses Abschnitts ein kleines Spiel gemacht, indem ich mich gefragt habe, in welchen Ländern wohl die meisten Gegenstände, Klamotten etc. aus meiner Wohnung hergestellt wurden (das »Made-in-Spiel«). Das Ergebnis war erstaunlich:
Mein IKEA-Regal kommt aus Polen, mein IKEA-Schrank aus China und Tschechien, mein Pullover aus der Türkei, meine Turnschuhe aus Südkorea, das (deutsche) Kinderbuch meiner Tochter aus China, meine Lautsprecherboxen auch aus China, meine IKEA-Deckenlampe auch aus China, meine Glühbirnen wieder aus China, das Quietsche-Entchen meiner Tochter, ja, genau ... China, mein Taschenrechner, schon wieder China, meine JesusHouse-Kappe, tut mir leid: auch China, meine Trinkbecher aus Thailand, mein Werkzeugkoffer aus Israel, mein Monitor aus Thailand, meine Schüsseln aus Malaysia, meine Vorhänge aus Rumänien, mein CD-Player aus Korea, meine Mexx-Jacke aus Hongkong. Und so könnte ich seitenweise fortfahren ...
Mach das kleine Spiel bei dir zu Hause auch mal. Woher kommen deine Klamotten und Einrichtungsgegenstände? Schau doch mal nach!
Es ist schon erstaunlich, was für Länder dabei herauskommen. Darunter sind Länder, in denen die Menschenrechte nicht gerade groß geschrieben werden. Länder, in denen es keinen Mindestlohn und keine Arbeitszeitbegrenzung gibt. Länder, wo selbst Kinder arbeiten müssen. Länder, wo Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Länder, in denen fast wahllos die Todesstrafe verhängt wird. Länder, in denen Menschen verhungern. Länder, in denen Krieg und Elend herrscht. Länder ...
Worauf kommt es mir beim Einkaufen an: »Hauptsache billig«? (Damit ich natürlich noch mehr Geld in die Mission geben kann!