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Würde Jesus bei IKEA einkaufen?. Tobias Faix
Читать онлайн.Название Würde Jesus bei IKEA einkaufen?
Год выпуска 0
isbn 9783862567003
Автор произведения Tobias Faix
Жанр Религия: прочее
Издательство Bookwire
»Ein Haufen Radikaler«
Vorwort von Stephan Volke
Es ist so einfach, alles so zu machen, wie wir es gelernt haben. Es ist so einfach, sich gegen Veränderungen zu wehren und keine neuen Gedanken im Leben zuzulassen. Es ist so einfach, sich auch sein Leben mit Gott so einzurichten, dass es weder uns selbst noch anderen weh tut. Es ist so einfach, aber ist es auch richtig?
Viele Christen leben nach dem Motto: »Ich will so bleiben, wie ich bin«, und meinen dann, dass Jesus ihnen ins Ohr flüstert: »Du darfst«. Aber das ist ein Irrtum. Ich erinnere mich an das Erlebnis eines Freundes, dem ein langjähriger Christ einmal sagte: »Seit mehr als dreißig Jahren stehe ich nun in der Nachfolge!« Mein Freund merkte sofort, dass das sehr ernst gemeint war, denn sein Gesprächspartner stand tatsächlich. Und das sogar still, denn da bewegte sich nichts mehr! Aber ist es das, was Jesus meinte, als er Menschen aufforderte, ihm nachzufolgen?
Zum Glück ist Jesus kein hoher Offizier, der seine Truppe anbrüllt: »Steht bequem!« Genau das Gegenteil ist die Art Jesu. Er sagt: »Kommt mit, lernt von mir.« Das heißt zuerst einmal: »Bleibt nicht, wie ihr seid!«, »Steht nicht rum und auch nicht bequem, sondern seid in Bewegung!«
Es gibt viel zu entdecken, es gibt viel zu tun, also: Lasst uns aufbrechen! Jesus war kein Mensch, der die Bequemlichkeit liebte. Er war ein Radikaler – und die ersten Jünger waren es ebenfalls. Das Wort »radikal« kommt vom lateinischen Wort »Radix« – und das bedeutet »Wurzel«. Verwurzelt sein, ohne unbeweglich zu werden, darauf kommt es im Leben als Christ an. Jesus war kompromisslos in seiner Liebe zu den Menschen. Er war kompromisslos in seinem Urteil über Menschen, die Gesetze über die Liebe, Regeln über die Barmherzigkeit, Richtigkeiten über die Gnade stellen wollten. Auch dieses Urteil war radikal.
Wir müssen wieder neu lernen, radikal zu denken, zu handeln und zu sein. Nachfolge lässt sich nicht regeln, sondern nur leben. Dieses Buch gibt viele Denkanstöße, provozierende Impulse und jede Menge Stoff zum Nachdenken. Ob allen alles gefällt, ist dabei überhaupt nicht wichtig. Oft sind es gerade Gedanken, die weh tun, die uns am besten weiter bringen. Und es ist in der Nachfolge besser, wenn uns mal einer auf die Füße tritt, als dass wir immer auf derselben Stelle stehen und keinen Schritt vorwärts kommen.
Tobias Faix betätigt sich mit diesem Buch als provozierender »Auf-die-Füße-Treter«. Ich brauche so etwas von Zeit zu Zeit.
Einleitung: Über die Nachfolge
Ich kann mir kaum etwas Spannenderes und Schöneres vorstellen, als Jesus nachzufolgen. Ich dachte, das ist ein toller erster Satz für dieses Buch. Und es stimmt. Meistens. Nun ja, wenn ich ehrlich bin, dann könnte ich auch schreiben: Manchmal frustriert es mich total, Jesus nachzufolgen. Das ist kein so motivierender erster Satz für dieses Buch. Aber auch das stimmt. Manchmal. Jesus nachzufolgen ist auf alle Fälle spannend, aufregend und verändernd.
Nachfolge heißt: ganz folgen
Jesus folgen hat erstmal nichts zu tun mit Heiligung oder Jesus ähnlicher werden oder gar so werden wie Jesus. Nachfolgen heißt bei Jesus erstmal, dass die Jünger dahin gehen, wo Jesus auch ist. Ganz, so, wie sie sind, sollten sie ihm damals folgen. Alles stehen und liegen lassen. Arbeit, Familie, Vermögen – alles erstmal egal. Jesus hat Priorität. Da merke ich sofort, dass sich alles in mir zusammenzieht, ich anfange zu argumentieren, dass die heutige Situation anders ist (und das ist sie ja auch) und dass Jesus sicher nicht möchte, dass ich Frau und Kinder sitzen lasse (will er auch nicht). Und ich merke, wie spannungsgeladen das Thema Nachfolge ist. Dass es dabei nicht um eine theoretische Diskussion geht, sondern um mein praktisches Leben und zwar mit allem, was dazu gehört. Und es geht nicht um schnelle Antworten, sondern um ein Ringen auf allen Ebenen. Nachfolge ist ein ganzheitlicher Prozess, der alle Lebensbereiche einschließt, also nicht nur den Sonntagsgottesdienst und den Hauskreis, sondern vor allem Familie, Freunde und Arbeit. Nachfolge lässt sich nicht reduzieren auf Stille Zeit (wir finden keine Bibelstelle, dass Nachfolge sich darüber definiert, wie oft und regelmäßig und intensiv du Bibel liest oder sogar betest), sondern umfasst unser ganzes Leben und uns als ganzen Menschen (Geist, Seele und Leib). Dabei sind wir von einer bestimmten Kultur geprägt und leben in einem konkreten gesellschaftlichen Umfeld. Nachfolge hat auch damit zu tun und hinterlässt da, wo wir gehen, unsichtbare Fußabdrücke, die zu erkennen geben, wem wir nachfolgen und wie sich dies in unserem Leben und bei unseren Mitmenschen auswirkt.
Nachfolge heißt: handeln
Karl Liebknecht war ein feuriger Kämpfer für den Sozialismus am Anfang des 20. Jahrhunderts und einer der Gründer der Kommunistischen Partei, der 1919 aufgrund dieses Einsatzes zusammen mit Rosa Luxemburg umgebracht wurde. Oft traf Karl Liebknecht sich mit Studenten und linken Genossen zu Diskussionen, um seine Thesen und Visionen mit anderen zu teilen. Seine Anhänger besuchten ihn auch zuhause und als Liebknecht einmal mit einigen von ihnen spazieren ging, nahm er seinen Sohn mit. Karl Liebknecht setzte ihn sich auf seine Schultern, während er redete. Er kam so ins Erzählen und Diskutieren, dass er seinen Sohn ganz vergaß. Sie sprachen hitzig über Gleichheit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit und Liebknecht bemerkte nicht, dass sein Sohn dringend auf die Toilette musste und wild gestikulierte. Schließlich geschah es, sein Sohn pinkelte Liebknecht buchstäblich ins Genick. Der wurde daraufhin so zornig, dass er den Jungen vor den Augen seiner Zuhörer verprügelte.
Wir sollten aufpassen, dass es uns als Christen und Gemeinden nicht genauso ergeht. Dass wir bei all dem, was uns wichtig ist, worüber wir engagiert diskutieren, wofür wir Zeit und Geld investieren, nicht das praktische Handeln vergessen. Ich merke, wie leicht es mir fällt, Missstände anzuprangern und spannende Diskussionen zu führen – und wie schwer, das Diskutierte im Alltag zu leben. Veränderung beginnt mit Erkenntnis, mit einer Bewusstseinserweiterung (Römer 12,2) und führt dann zu verändertem Handeln (Matthäus 5–7). Denken und Handeln sind beide wichtig und gehören zusammen, sollen und können nicht getrennt werden.
Nachfolge heißt: Leben im Paradox
In der Nachfolge kommt es immer wieder zu Problemen. Probleme, die für mich kaum überwindbar sind. Ich möchte als Nachfolger Jesu radikal leben, alles verlassen, Wunder erleben und die Herrlichkeit Gottes soll täglich in ihrer ganzen Fülle über mich ergossen werden (natürlich bleibe ich dabei demütig, erwähne das höchstens ganz nebenbei). Gleichzeitig möchte ich ein sehr guter Ehemann und Vater sein. Immer da sein, kreativ und motivierend, ein Vorbild für die eigene Familie. Denn ich weiß: Das Reich Gottes beginnt in der Familie. Als Familienvater biete ich meinen Kindern, was sie brauchen, erziehe sie nach christlichen Maßstäben zu selbstständigen Persönlichkeiten. Da kollidiert dann leider freiwilliger Verzicht mit dem Wunsch nach Markenklamotten, und auch ich möchte mir ab und zu etwas gönnen (ein Apple-Notebook zum Beispiel), bekomme aber ein schlechtes Gewissen, wenn ich an die Millionen hungernder Kinder denke (dass diese Gedanken ausgerechnet im Computerladen verschwunden sind, muss ein Zeichen sein!).
Was tun? Das Paradox der christlichen Nachfolge liegt manchmal wie Blei über meinem Leben und doch weiß ich, dass dies eine kreative Spannung ist, die ich auf Erden niemals auflösen werde. Jesus sagt seinen Nachfolgern, dass das Reich Gottes auf dieser Erde mit ihm begonnen hat, aber noch nicht vollendet ist. Nachfolge heißt ein Leben im Jetzt und Noch-nicht. Ein Leben voller Spannungen, im Paradox des Glaubens. Ein Leben zwischen der vollkommenen Erlösung Christi und der Sündhaftigkeit unseres eigenen Lebens. Ein Leben zwischen heiligen Momenten und zerstörendem Egoismus. Zwischen heilender Gemeinschaft und heillosem Streit. Nachfolge zwischen dem Geschenk des Glaubens und dem Leben dieses Glaubens in unserem Alltag.
Jesus hat diese Spannung selbst in sich getragen, indem er ganz Gott und ganz Mensch war. Wir sind nur Menschen und das macht es manchmal schwierig. Aber wir sind auch Erlöste. Erlöste, die mit beiden Beinen in der Wirklichkeit dieser Welt stehen.