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in Kategorien mit anderen Artikeln automatisch verknüpft. Neben Elementen, die auf die Wikisoftware zurückzuführen sind, weist ein WikipediaartikelWikipediaartikel den typischen Aufbau eines gedruckten Enzyklopädieartikels auf, erweitert diesen jedoch um textstrukturierende Elemente. Typische Elemente sind ein grafisch deutlich abgesetztes StichwortStichwort, eine ausformulierte Definition, ein einleitendes Resümee, ein Inhaltsverzeichnis, ein Textkörper mit einzelnen Kapiteln, Fußnoten, eine Bibliografie, Links, Einordnung in Portale und Kategorien, und ein Verweis auf die jeweilige Version. Auffällig sind ebenfalls zahlreiche Tabellen, Grafiken und Diagramme. Des Weiteren wird in WikipediaartikelnWikipediaartikel eine Vielzahl von Quellen angegeben, um die Glaubwürdigkeit der Informationen zu unterstreichen. Aufgrund der kollaborativenkollaborativ Erstellung ist die Abfolge der Themen in Wikipediaartikeln nicht immer stringent und es ergeben sich teilweise zirkuläre oder auch redundante Artikelpläne.

      In sprachlich-stilistischer Hinsicht orientieren sich WikipediaartikelWikipediaartikel am Modell der PrintartikelPrintartikel, weichen jedoch in einigen Punkten von diesen ab. Gemeinsam sind Print- und Wikipediaartikeln eine thematische Progressionthematische Progression mit durchlaufendem Thema, die wörtliche Wiederholung des LemmasLemma im Artikel und der weitgehende Verzicht auf pronominale Wiederaufnahmepronominale Wiederaufnahme, ein unpersönlicherUnpersönlichkeit Stil, der beispielsweise auf Frage- und Ausrufesätze verzichtet, sowie Verfahren der sprachlichen KondensationKondensation, die häufig zu einer erheblichen syntaktischen Komplexitätsyntaktische Komplexität führen. Unterschiede ergeben sich dadurch, dass in WikipediaartikelnWikipediaartikel der KopulasatzKopulaverb ausformuliert, das Lemma stets ausgeschrieben wird, und der Artikeltext zumeist weniger sprachlich verdichtet ist, was sich unter anderem am Einsatz von KonnektorenKonnektor zeigt, die in PrintartikelnPrintartikel häufig ausgespart werden. Kennzeichnend sind darüber hinaus überdeutliche Erläuterungen sowie Wortwiederholungen. In den untersuchten französischen Artikeln fallen zudem die geäußerten Vermutungen, sowie die Hervorhebung von Informationen durch die Verfasser auf. In den italienischen Artikeln und im von Tereszkiewicz (2010) untersuchten englischen Korpus treten zudem Verstöße gegen die sprachliche Norm auf, wohingegen die von Elia (2008) und Emigh/Herring (2005) untersuchten englischen Wikipediaartikel kaum Unterschiede im FormalitätsgradFormalität zu den PrintartikelnPrintartikel zeigen. Ein Spezifikum ausgewählter Wikipediaartikel ist zudem die Mischung verschiedener DiskursmusterDiskursmuster, wobei Reutner (2013b: 246) narrative Elemente und Tereszkiewicz (2010: 110) werbende und instruierende Muster in Wikipediaartikeln ermittelt.

      3.4 Print- und Wikipediaartikel im Vergleich

      Die vergleichende Analyse von Print- und Wikipediaartikeln stellt Veränderungen in der Kommunikationssituation und in der sprachlich-stilistischen Gestaltung der Artikel fest. Vor dem Hintergrund des theoretischen Konzepts der Diskurstradition wird das Zusammenspiel dieser einzelnen Beobachtungen deutlicher. Die Kommunikationsbedingungen prägen den Artikeln ein konzeptionelles Profilkonzeptionelles Profil ein, das bei Wikipediaartikeln im Vergleich zu den gedruckten Artikeln eine Tendenz in Richtung des nähesprachlichen Pols aufweist. Dies hat wiederum Veränderungen der Artikelgestaltung zufolge. Allerdings erklären Unterschiede in der Kommunikationssituation nicht alle Unterschiede zwischen einzelnen Enzyklopädieartikeln. Die Ausprägung einzelner Merkmale wird zudem durch die fachliche Zugehörigkeit von Artikeln, aber auch durch kulturelle Traditionenkulturelle Tradition geprägt.

      Abbildung 4:

      Print- und Wikipediaartikel (Parameterwerte nach Koch/Oesterreicher 2011: 13; Reutner 2013b: 237)

      Im konkreten Fall von Print- und Wikipediaartikeln ergeben sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten hinsichtlich der KommunikationssituationKommunikationssituation, in die die sprachlichen Erzeugnisse eingebettet sind: Sowohl ein gedruckter Enzyklopädieartikel als auch ein Wikipediaartikel sind größtenteils durch die Parameterwerte der kommunikativen Distanz geprägt. Beide Typen von Artikeln werden öffentlich rezipiert, die Kommunikationspartner kennen einander in den meisten Fällen nicht. Die Inhalte der Artikel sind von der Sprechsituation losgelöst und die Gegenstände, auf die im Artikel verwiesen wird, befinden sich weder in der Nähe des Verfassers noch des Rezipienten. Zudem sind beide Artikel streng monologisch angelegt. Geringfügige Unterschiede bestehen bei den genannten Parameterwerten lediglich, wenn keine weitestgehend abgeschlossenen Artikel betrachtet werden, sondern der Entstehungsprozess von Wikipediaartikeln fokussiert wird, indem beispielsweise die anfänglichen Versionen von Artikeln analysiert werden. In einem solchen Fall ist es möglich, dass sich Verfasser und Rezipient beide über die Wikipediagemeinschaft zumindest unter einem Pseudonym kennen und den Erstellungsprozess durch kollaboratives Rezipieren und Schreibenkollaboratives Schreiben koordinieren. Dieser Umstand würde implizieren, dass in manchen Fällen trotz einer physischen Distanz eine gewisse virtuelle NäheNähe– virtuelle angenommen werden kann. Zudem können Artikel zu aktuellen Ereignissen simultan zu diesen entstehen, womit zumindest ein zeitlich naher Bezug des Textes zum Ereignis gegeben wäre. Da in Wikipedia jedoch im Normalfall ein abgeschlossener Artikel konsultiert, und nicht die Entstehung eines Artikels verfolgt wird, ist davon auszugehen, dass sich Print- und Wikipediaartikel hinsichtlich der Handlungs- und SituationsentbindungHandlungs- und Situationsentbindung sowie der referenziellen Distanz ähneln. Deutlichere Unterschiede ergeben sich beim Grad der EmotionalitätEmotionalität, der in WikipediaartikelnWikipediaartikel punktuell höher liegen kann. Aufgrund der spontanen Abänderbarkeit liegen der Grad der Reflektiertheit,Reflektiertheit sowie der Grad der ThemenfixierungThemenfixierung in Wikipediaartikeln etwas niedriger. Der markanteste Unterschied zwischen Print- und Wikipediaartikeln liegt jedoch in den intensiven KooperationsmöglichkeitenKooperation, die Wikipedia über die WikiplattformWikiplattform geradezu einfordert. An die Stelle einer expertenbasierten Enzyklopädie tritt die Weisheit der Vielen, wobei multiple Perspektiven auf das Wissen auf den Begleitseiten der Artikel verhandelt werden. Die Möglichkeit zur Kooperation rückt WikipediaartikelWikipediaartikel minimal näher an den nähesprachlichen Pol heran, selbst wenn es sich insgesamt um eine Diskurstradition handelt, die nach wie vor von den Bedingungen der DistanzkommunikationDistanzkommunikation geprägt ist.

      Im Hinblick auf den Aufbau und die sprachlich-stilistische Gestaltung der Artikel lässt sich einerseits eine Orientierung am Modell gedruckter Artikel erkennen, andererseits lassen sich Innovationen finden, die auf die veränderte Kommunikationssituation zurückzuführen sind, wobei diese häufig fach- und kulturspezifisch ausgeprägt sind. Gemeinsam ist beiden Typen von Artikeln, dass ihre Kommunikationsfunktion in der Präsentation eines gesicherten Wissensstandes besteht. Der Aufbau von WikipediaartikelnWikipediaartikel orientiert sich am Modell gedruckter Artikel. Beide Typen enthalten ein grafisch hervorgehobenes StichwortStichwort, eine Definition und einen Textkörper, in dem Teilaspekte eines Themas entfaltet werden. Zudem werden Enzyklopädieartikel häufig in thematische Kategorien eingeordnet und mit Verweisen auf weitere Artikel ausgestattet. Im Hinblick auf die sprachliche Gestaltung sind beide Typen von Artikeln durch eine Progressionthematische Progression mit konstantem Thema gekennzeichnet, indem ein ständiger Bezug zum Lemma hergestellt wird. Dies geschieht durch die wörtliche Wiederholung des Lemmaswörtliche Wiederaufnahme und nicht durch PronominalisierungPronominalisierung. Zudem streben beide Typen von Artikeln einen unpersönlichen StilUnpersönlichkeit an, indem auf Pronomina der 1./2. Person, Frage- und Ausrufesätze verzichtet wird und PassivformenPassivform eingesetzt werden.

      Eine Besonderheit des Aufbaus gedruckter Artikel ist, dass die analogen Verweise durch kleine Symbole gekennzeichnet sind und dass am Artikelende teilweise ein Autor genannt wird. Insbesondere in gedruckten französischen Enzyklopädieartikeln sind vermehrt textstrukturierende Elemente wie Inhaltsverzeichnisse, Einleitungen und Zusammenfassungen zu finden, wohingegen italienische, aber auch englische und deutsche Artikel eine kurze und prägnante Darstellung bevorzugen, die teilweise ohne Absätze auskommt. Darüber hinaus gibt in den abschließenden Zusammenfassungen französischer Enzyklopädien häufig ein Experte eine Einschätzung ab, was in Artikeln anderer Sprachen kaum zu finden ist. In der Definition gedruckter Artikel wird das KopulaverbKopulaverb häufig ausgespart, das Lemma wird im fortlaufenden Text in abgekürzter Form wiederholt. Häufig ist die Information in gedruckten Enzyklopädieartikeln durch Einsatz des NominalstilsNominalstil stark verdichtet. Gedruckte Enzyklopädieartikel unterliegen

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