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      Für das Europabild des 19. Jahrhunderts wichtiger als die »Heilige Allianz« war der ebenfalls auf dem Wiener Kongress gegründete »Deutsche Bund«. Als größter Staatenbund, den der Kontinent bis dato gesehen hatte, umfasste er sämtliche deutschen Fürstentümer, große Teile der Habsburgermonarchie, die bis 1806 zum Heiligen Römischen Reich gehört hatten, die Niederlande und Dänemark. Als eine Art völkerrechtlicher Vertrag sollte er für die innere und äußere Sicherheit der Mitgliedstaaten sorgen. Neben einem Rat der elf größten Staaten und einem Plenum existierte ein ständig tagender Gesandtenkongress in Frankfurt/Main, der sogenannte Bundestag.

       Utopien und Friedensprojekte

      Den bisher besprochenen Europaplänen war – trotz sehr unterschiedlicher geopolitischer Ausrichtungen – eines gemeinsam: sie bauten sich an einem Feindbild auf, das durchgehend anti-osmanisch/türkisch/muslimisch geprägt war und sich bis auf eine Ausnahme (Leibniz) auch gegen Russland wandte. Im Übrigen beruhten die französischen oder deutschen Europaträume auf einem einheitlichen Raum, dessen Erweiterungs- oder Konsolidierungspläne auf Kosten des jeweils anderen umgesetzt werden sollten. Um derlei Europaphantasien ins Werk zu setzen, galt Krieg als zentrales Mittel.

      Dass es auch Europaideen ganz anderer Art gab, soll hier nicht verschwiegen werden, wenngleich utopische und pazifistische Projekte von der meisten Literatur mangels Durchsetzungsfähigkeit oft nicht ernst genommen und nicht unter dem Stichwort »Europa« vermerkt werden.

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